: Die blinden Flecken der 68er-Bewegung. . Stuttgart 2018 : Klett-Cotta, ISBN 978-3-608-98141-4 521 S. € 25,00

: Writing the Revolution. The Construction of "1968" in Germany. Rochester 2016 : Camden House, ISBN 978-1-57113-954-2 XII, 315 S. £ 75.00

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Alexander Kraus, Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation der Stadt Wolfsburg

In einem 1988 verfassten Essay, der als „Kritischer Rückblick“ am 3. Dezember des Jahres in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gekürzt erschien, formulierte die Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen eine prägnante Positionierung für den damals entbrannten Erinnerungskampf um das epochemachende Jahr 1968, in dem sie aktiv mitgewirkt hatte: „Schon aus Gründen der Eitelkeit sollten wir hoffen, daß uns diese Erfahrung nicht ewig auf die Stirn geschrieben bleibt, denn so groß und so umwälzend war das Ereignis nun auch wieder nicht, daß sich die geistige und emotionale Nahrung für ein ganzes Leben aus ihm ziehen lassen könnte.“1 Der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar (geb. 1948), selbst involvierter „68er“, nimmt hierzu offenbar eine entgegengesetzte Position ein – jedenfalls liegt ein solcher Schluss nahe, angesichts der Vielfalt seiner Publikationen zum Thema und der ausdauernden Arbeit am und zugleich gegen den „Mythos 1968“. Hatte Kraushaar schon ein gutes Jahrzehnt vor Bovenschen seine ersten „Notizen zu einer Chronologie der Studentenbewegung“ publiziert2, veröffentlicht er seit 1992 kontinuierlich in der Zeitschrift „Mittelweg 36“ seine Beiträge „Aus der Protest-Chronik“. Das Opus magnum dieser Sammeltätigkeit hat er soeben mit „Die 68er-Bewegung. Eine illustrierte Chronik 1960–1969“ vorgelegt – in vier voluminösen Bänden mit insgesamt rund 2.000 Seiten und etwa 1.000 Abbildungen.3

Mit seiner einige Monate früher erschienenen Buchpublikation „Die blinden Flecken der 68er-Bewegung“ verfolgt Kraushaar indes ein anderes Ziel als das der Chronistik. Auch möchte er mit den insgesamt 18 Aufsätzen erklärtermaßen kein neues Gesamtbild der Bewegung zeichnen; vielmehr versteht er diese Texte als „historiographische Sonden, mit denen es möglich ist, in bislang verborgene Tiefendimensionen der damaligen Bewegung vorzustoßen, und dadurch möglicherweise Teile ihres bislang vorherrschenden Verständnisses erschüttern und vielleicht Anstoß zu einer zwingenderen Neuinterpretation bieten zu können“ (S. 25). Dass Kraushaar seine Tiefenbohrung nicht unbedingt distanziert vollzieht, verdeutlicht bereits die Einleitung, in der er unter anderem in der Rolle des Enthüllers auftritt. So schreibt er zur Entstehung seines Buches „Die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus“ (Hamburg 2005): „Ich war nun dazu in der Lage, mit dem Geständnis des unmittelbaren Täters und dessen Hinweisen auf seinen Hintermann ein Buch zu schreiben, mit dem dieser Fall endlich aufgeklärt werden konnte.“ (S. 23). Da der Politikwissenschaftler zu Beginn noch zwei weitere Texte aufführt, mit denen es ihm in den letzten Jahren geglückt sei, Erkenntnislücken offenzulegen und Kurskorrekturen in der Rezeptionsgeschichte vorzunehmen, wird deutlich, dass nicht alle Beiträge für diese Publikation neu verfasst wurden. Im Gegenteil, bei der Hälfte der hier versammelten Aufsätze handelt es sich um Wiederabdrucke von Arbeiten, die zwischen 1992 und 2017 veröffentlicht wurden. Einstmals „blinde Flecken“ sind mitunter keine mehr – viele Themen sind längst in den Überblicksdarstellungen angekommen. Dies eröffnet allerdings zugleich eine alternative Lesart des Buches, denn so rückt in den Blick, wann welche Fragen in der Forschungsgeschichte aufgegriffen wurden. Kraushaar fokussiert dabei zumeist auf die zentralen Akteure, auf intellektuelle Wegbereiter und spektakuläre Aktionen – „Das andere Achtundsechzig“, etwa das Entstehen der neuen Frauenbewegung, deren Relevanz Christina von Hodenberg jüngst betont hat, findet bei ihm jedoch keinen Raum.4

Ungeachtet dessen beeindruckt der Politikwissenschaftler mit seinen quellennah und dicht erarbeiteten Analysen – beispielsweise mit seiner minutiösen Darstellung der Position Rudi Dutschkes zur deutschen Zweistaatlichkeit, trat jener unermüdliche Vertreter eines Internationalismus nach der Ratifizierung des Grundlagenvertrags zwischen der DDR und der Bundesrepublik doch ebenso vehement wie beständig für eine sozialistische Wiedervereinigung ein („Rudi Dutschke und die Wiedervereinigung“, S. 427–446). Nicht minder anschaulich und interessant gerät Kraushaars Darlegung der Kampagne gegen die Notstandsgesetze, die von zahlreichen Akteuren als „Instrumentarium der Machtergreifung“ gedeutet wurden („Das Gespenst von einem ‚neuen 33‘“, S. 135–148, hier S. 138). Die letztlich vergeblichen Protest- und Widerstandsaktionen sollten demnach ein zweites 1933 verhindern. Wurde die Verabschiedung der Notstandsgesetze seitens der Protestierenden auch als Niederlage auf ganzer Linie empfunden, für Kraushaar ein zentraler Kippmoment der Bewegung, so betont er nichtsdestotrotz, dass sich die zuvor erfolgten Grundgesetzänderungen auch „als ein Teilerfolg der APO begreifen“ lassen: „Die Wellen ihrer Proteste führten, verbunden mit der Expertenkritik ihrer Sachverständigen im Detail, zu erheblichen Veränderungen.“ Nur mochte keiner der Akteure dies seinerzeit so sehen (S. 143). Mit einer weiteren Detailstudie ergründet der Autor die Bedeutung der Gewaltfrage, die letztlich zur Spaltung der Studentenbewegung geführt habe. Dabei zeichnet Kraushaar Schritt für Schritt nach, wie erste Tabubrüche und verschiedene Formen des zivilen Ungehorsams einer – jedenfalls für einen radikalen Kern der Bewegung – zunehmenden Entgrenzung der Gewalt den Weg bereiteten. Einmal mehr macht er Rudi Dutschke als „Schlüsselfigur“ aus, da dieser nicht nur prominentes Opfer wurde, sondern zugleich auch einer der maßgeblichen „Protagonisten“ des Gewaltdiskurses war – und dies in Wort und Tat. Als ein Wortführer „des bewaffneten Kampfes auch hierzulande“, der zur „Bildung einer Stadtguerilla aufgerufen hatte“ (S. 286), war Dutschke zudem zweimal in den Transport von Sprengstoff verwickelt („1968 und die Gewaltfrage“, S. 262–289).

Mitunter wirkt es allerdings, als platziere Kraushaar seine „historiographische[n] Sonden“ außerhalb der Forschung, wenn nicht gar losgelöst von dieser. So entfaltet er zwar anhand der Frage „Wie subversiv war der Sound der Sixties? Zum Verhältnis von Popmusik und Protestbewegung“ (S. 290–336) ein eindrückliches Panorama an Zugängen – von der Bedeutung einzelner Clubs in Liverpool und Hamburg für die Popgeschichte über Maßstäbe setzende Bands bis hin zur entstehenden Protestsongkultur und ihren Orten –, webt diese Perspektiven aber erstaunlicherweise nicht in bestehende Forschungsdiskurse zur Popgeschichte ein.5 Zudem entpuppt sich mancher „blinde Fleck“ als Etikettenschwindel: Deutlich wird dies in Kraushaars Interpretation der 68er-Bewegung als einer Revolte, die zahlreiche Anleihen bei der Romantik genommen habe, was indes von den Akteuren unterschlagen oder gar nicht erst wahrgenommen worden sei. Da der Autor aber zahlreiche zeitgenössische Kritiker zitiert, die den rebellierenden Studierenden just deren romantisch aufgeladenen Zugang zum Vorwurf machten, scheint die Bedeutung der Romantik schon für Zeitgenossen evident gewesen zu sein („Die romantische Revolte“, S. 27–48). Und warum Kraushaar noch einmal seine umfassende Kritik an Götz Alys zehn Jahre zuvor publiziertem Buch „Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück“6 abdruckt, in der er dessen Arbeit nach allen Regeln der Kunst auseinandernimmt, erschließt sich nicht. Durch den Verzicht auf einige Beiträge hätte so manche Redundanz innerhalb des Bandes verhindert werden können.

Im Gegensatz zu Kraushaar wählt Ingo Cornils, Senior Lecturer in German an der University of Leeds, in seinem bereits 2016 publizierten Buch „Writing the Revolution. The Construction of ‚1968‘ in Germany“ einen deutungszentrierten Zugang. Weder versucht er sich an einer Rekonstruktion einzelner Ereignisse, noch fragt er nach Hintergründen oder strebt nach einem tieferen Verständnis der 68er-Bewegung. Vielmehr rückt er diejenigen Akteure in den Fokus seiner Untersuchung, die ihm zufolge maßgeblich daran beteiligt waren – im Übrigen eine verblüffend geringe Anzahl –, dass „1968“ und die Studentenunruhen seit nun 50 Jahren „historicized, memorialized, sensationalized, romanticized, analyzed, mythicized, theorized, dramatized, aestheticized, vilified, and glorified“ wurden (S. 222). An diesem fortwährenden Prozess des Konstruierens, Dekonstruierens und Rekonstruierens der damaligen Bewegung wirkten, so Cornils, ehemalige Aktivisten, Zeitzeuginnen, Schriftsteller und Historikerinnen ebenso mit wie Künstler und verschiedene Medien, so dass die Erfahrung von „1968“ letztlich – um mit Silvia Bovenschen zu sprechen – nicht nur den Aktiven, sondern der ganzen Bundesrepublik „ewig auf die Stirn geschrieben“ zu sein scheint.

Als zentralen Ort des Geschehens, an dem die Kämpfe um die Deutungshoheit über „1968“ ausgefochten werden, hat Cornils den „Schreibtisch“ ausgemacht (S. 8). Entsprechend sieht der Literaturwissenschaftler „books, articles, and newspapers“ als „battleground“ (ebd.); „the written page“ diene gleichermaßen als Rückzugsort wie als Medium zur „Attacke“, zur „Denunziation“ oder um die „68er“ zu verlachen. Zunächst exemplifiziert Cornils seine These der permanenten Konstruktion der rebellischen Vergangenheit anhand des wohl naheliegendsten Zugangs über – mehr oder weniger – imaginierte Biografien der damaligen Heroen und Märtyrer der Bewegung: Benno Ohnesorg, Rudi Dutschke, Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bandit sowie Ulrike Meinhof, die über die Jahrzehnte zu perfekten „Imaginationsobjekten“, ja wahren „Projektionsflächen“ (S. 35f.) der 68er-Rebellion verkommen seien. In den folgenden beiden Kapiteln gibt Cornils im Grunde einen klassischen Überblick zur ausufernden (Forschungs-)Literatur – zunächst seitens der „Chroniclers and Interpreters“ (Kap. 2), bei denen auch Kraushaar eine größere Rolle spielt, dann seitens der „Critics and Renegates“ (Kap. 3). Beide Kapitel sind so klar strukturiert, dicht gewoben, mit messerscharfen Analysen versehen und prägnant auf den Punkt gebracht, dass kaum Fragen offenbleiben. Dabei zeigt Cornils, dass die Kritiker der „68er“ ihre jeweiligen Agenden und Zielsetzungen deutlich stärker offenlegen als die von ihm analysierten Geschichts- und Politikwissenschaftler, obgleich letztgenannte am Kampf um die Deutungshoheit und am geschichtspolitischen Agenda Setting nicht weniger partizipieren.

Das eigentliche Herzstück von „Writing the Revolution“ ist das – auch umfangreichste und im Kap. 9 noch einmal fortgeschriebene – Kap. 4, in dem Cornils literarische Adaptionen aus der Feder von Hans Magnus Enzensberger, Peter Schneider, Uwe Timm, Friedrich Christian Delius, Erasmus Schöfer und Jochen Schimmang analysiert; also von Schriftstellern, die mit Romanen zu „1968“ berühmt geworden sind. Diese zum Teil autobiografisch-fiktionalen Texte seien bislang – sehr zu Cornils’ Verwunderung – von Historikern, Soziologinnen und Politikwissenschaftlern weitestgehend übersehen worden, obgleich sie einen Zugang zum kommunikativen wie emotionalen Gedächtnis öffneten, der sich nicht über Archive erschließe (S. 94). Denn solche Literatur sei nicht lediglich eine Repräsentation, sondern auch eine Wieder-Erfindung: „a reconstruction of the past in order to make it understandable, meaningful for the present, and useful for the future“ (S. 98). So liest Cornils in jedem einzelnen Werk eine individuelle Rekonstruktion einer „kollektiv erfahrenen Vergangenheit“ (ebd.). Wie er überzeugend zu zeigen vermag, begann dieser literarische Konstruktionsprozess bereits deutlich vor der Historisierung der 68er-Bewegung durch die Wissenschaften. So versteht Cornils die Romane als Spiegel der gesellschaftlichen Debatten und unterschiedlichen Zuschreibungsphasen. Die literarischen Repräsentationen reflektierten „a continuing and powerful need to canonize the movement as a vital part of modern German heritage“ (S. 137). Die hellsichtigen Analysen und Interpretationen hätten noch an Tiefenschärfe und Überzeugungskraft gewonnen, wenn Cornils über die Romane und deren Rezeption in der Presse hinaus auch den beteiligten Verlagen und Agenten sowie insbesondere der Höhe und Anzahl der erschienenen Auflagen Beachtung geschenkt hätte. Denn an verkauften Exemplaren und damit an der Breite der potentiellen Leserschaft vermag es wohl keine der geschichtswissenschaftlichen Darstellungen mit den von Cornils diskutierten Romanen aufzunehmen – ein starkes Argument für deren Wirkmächtigkeit im 68er-Gedächtnis.

Da hier leider nicht auf alle Kapitel näher eingegangen werden kann, sollen noch zwei kritische Schlaglichter eingeworfen werden. In seinem Kapitel „Women of the Revolution“ gelingt es Cornils zunächst, über den ebenso simplen wie originellen Schachzug der Vorstellung bekannter „Female Faces“ das „männlich dominierte und konstruierte Narrativ von ,1968‘“ ins Leere laufen zu lassen (S. 140f.). Dass Frauen trotz ihrer faktischen Sichtbarkeit und Relevanz für die Bewegung im Nachgang meist marginalisiert worden sind, führt der Autor auf meistens durch eine männliche Sichtweise geprägte Beschreibungen zurück, in denen die Aktivistinnen und die Frauenbewegung häufig in separaten Kapiteln dargestellt sind: als „Abgrenzungsbewegung“, „Revolte in der Revolte“ oder „Entmischungsprodukt“ (S. 144). Aufgrund des langfristigen Erfolgs der Frauenbewegung mögen die Akteurinnen, so seine These, weniger Anlass für Nostalgie gehabt haben (S. 149f.). Doch bleibt an dieser Stelle kritisch zu fragen, ob Cornils mit der separaten Darstellung in einem eigenen Kapitel nicht just die Tendenz fortschreibt, die er selbst moniert.

Angesichts der Brillanz einiger Kapitel ein wenig enttäuschend ist seine Analyse von „1968“ in den Künsten (Kap. 7), die er auf lediglich elf Seiten versucht. Dabei nimmt Cornils jeweils auf kaum anderthalb Seiten Museen, Theater, filmische Adaptionen, Gemälde, Popmusik, Fotografie und die Druckerpresse in den Blick – ein Unterfangen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Wären die Auseinandersetzungen in der Kunstgeschichte über die Vielzahl an künstlerischen Positionen aus7 und über „1968“ nicht ebenfalls eine umfangreichere Analyse wert gewesen? Wie sinnvoll ist zudem ein Unterkapitel zur künstlerischen Repräsentation von „1968“ im Theater, wenn Cornils mit Volker Ludwigs 1980 uraufgeführtem Werk „Eine linke Geschichte“ nur ein Bühnenstück diskutiert? Wie vielschichtig und facettenreich die Darstellungsformen und Narrative der Protestgeschichte im Medium Film sein können, hat unlängst Martin Stallmann in seinem Buch „Die Erfindung von ‚1968‘. Der studentische Protest im bundesdeutschen Fernsehen 1977–1998“ dargelegt.8 Die hier vorgebrachte Kritik an einzelnen Überlegungen von Ingo Cornils ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass er mit „Writing the Revolution“ ein erhellendes Buch geschrieben hat, das sogar nach 2018 eine Fortschreibung verdient hat, denn: „If it is true that history is written by the victors, then the 68ers – and their tale spinners – seem not to have heard the news.“ (S. 222). Die Rekonstruktion von „1968“ ist demnach noch längst nicht vorbei.

Anmerkungen:
1 Zit. nach Anna Kinder, Ereignis und Eigensinn. Wie Silvia Bovenschen über 1968 erzählt, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 12 (2018), H. 3, S. 93–108, hier S. 102.
2 Wolfgang Kraushaar, Notizen zu einer Chronologie der Studentenbewegung, in: Peter Mosler, Was wir wollten, was wir wurden. Studentenrevolte zehn Jahre danach. Mit einer Chronologie von Wolfgang Kraushaar, Reinbek 1977, S. 249–295.
3 Ders., Die 68er–Bewegung. Eine illustrierte Chronik 1960–1969, 4 Bde., Stuttgart 2018.
4 Christina von Hodenberg, Das andere Achtundsechzig. Gesellschaftsgeschichte einer Revolte, München 2018. Siehe dazu die Rezension von Anna von der Goltz, in H-Soz-Kult, 12.07.2018, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-27771 (19.10.2018). Zwar konstatiert Kraushaar, dass „die weibliche Seite in der bisherigen Geschichtsschreibung unterbelichtet gewesen“ sei, schreibt dann jedoch unmissverständlich: „Um es auf den Punkt zu bringen: Die 68er-Bewegung war in ihrem Kern keine Frauenbewegung, sondern eine Studentenbewegung, und die war damals männlich dominiert. Ob einem das gefällt oder nicht. Es war einfach so. Und sie lässt sich auch im Nachhinein nicht zu einer Studentinnenbewegung umschreiben.“ Wolfgang Kraushaar, Umso schlimmer für die Tatsachen. Die Erinnerung an die Revolte von 1968 lädt zu vielem ein – auch zu neuer Mythenbildung. Eine vorläufige Diskursgeschichte des Jubiläums, in: Süddeutsche Zeitung, 25.04.2018, S. 9, https://www.sueddeutsche.de/kultur/zeitgeschichte-umso-schlimmer-fuer-die-tatsachen-1.3956594 (19.10.2018). Es ließe sich allerdings fragen, wie es zu dieser männlichen Dominanz kam…
5 Detlef Siegfrieds Arbeiten zur politisierten und polarisierenden Jugendkultur finden bei Kraushaar beispielsweise keine Beachtung. Siehe besonders Detlef Siegfried, Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre, Göttingen 2006, 3., um ein Nachwort ergänzte Aufl. 2017.
6 Götz Aly, Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück, Frankfurt am Main 2008, durchgesehene und erweiterte Ausg. 2009.
7 Einen Überblick dazu gibt der Katalog der Ausstellung im Ludwig Forum Aachen: Andreas Beitin / Eckhart J. Gillen (Hrsg.), Flashes of the Future. Die Kunst der 68er oder Die Macht der Ohnmächtigen, Bonn 2018. Aktuell zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg die Ausstellung „68. Pop und Protest“: https://www.mkg-hamburg.de/de/ausstellungen/aktuell/68-pop-und-protest.html (19.10.2018).
8 Martin Stallmann, Die Erfindung von „1968“. Der studentische Protest im bundesdeutschen Fernsehen 1977–1998, Göttingen 2017. Siehe dazu die Rezension von Gerrit Dworok, in H-Soz-Kult, 09.04.2018, https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-28186 (19.10.2018).