Dass seit „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ (1833) das Interesse an Rahel Varnhagen von Enses Schriften lebendig geblieben ist, bezeugen zahlreiche Editionen und eine wachsende Anzahl wissenschaftlicher Studien, die sich der Autorin und ihren in diskursiven Formationen der Aufklärung und Romantik verankerten Schriften widmen. Ins Blickfeld kam „Rahel“ als Denkerin, Jüdin, Salonière, Wegbereiterin der weiblichen Emanzipation und Identifikationsfigur bedeutender Autorinnen bis in die Gegenwart durch das postum unter ihrem Vornamen erschienene "Buch des Andenkens für ihre Freunde"..
Aus Anlass ihres 250. Geburtstages im Jahr 2021 haben das Institut für Germanische Philologie der Jagiellonen-Universität Krakau, die Varnhagen Gesellschaft e. V., das Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln und die Jagiellonen-Bibliothek eine wissenschaftliche Tagung ausgerichtet. Untersucht wird das Oeuvre im Kontext seiner Überlieferung, der Varnhagen-Sammlung, und zwar an dem Ort, wohin die Handschriften nach zwei Weltkriegen und Holocaust gelangt sind, in der Jagiellonischen Bibliothek in Krakau.
In acht Kapiteln widmen sich Vorträge von zwanzig internationalen Expertinnen und Experten dem Denken und Schreiben Rahel Varnhagens, ihrer gelebten und artikulierten Identität als Frau, Jüdin und Deutsche, ihrer Naturauffassung und Krankheitsleiden, die ihr Werk ebenso bestimmten wir Freundschaftskult, Emanzipationsdiskurse oder die Beziehung zu Zeitgenossen wie Alexander von Humboldt oder Ignaz Paul Vital Troxler. Die Tagung schließt mit europäischen und transatlantischen Perspektiven, die durch die Nichten des Ehepaars Varnhagen, Ottilie und Ludmilla Assing, repräsentiert sind, sowie mit einem Ausblick auf die Editions- und Wirkungsgeschichte unter Einbeziehung ihres Hauptwerks „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“.
Begleitet wird die Tagung von einer Ausstellung, die signifikante biografische und diskursive Verflechtungen anhand von Originalhandschriften, Erstausgaben, Objekten, Porträts aus der Epoche und weiterer visueller Materialien veranschaulicht und deren Finissage gefeiert werden soll. Zudem wird im Lauf der Tagung ein Gedenkort für die Stifterinnen und Stifter der Varnhagen-Sammlung im Handschriftenlesesaal der Jagiellonen-Bibliothek der Öffentlichkeit übergeben.
Aus rechtlichen und organisatorischen Gründen wird für die Teilnahme eine Tagungsgebühr in Höhe von 25 Euro erhoben. Es wird damit ein Teil von Organisationskosten und der angestrebten Publikation gedeckt.
Die Tagung wird hybrid – nach Maßgabe der aktuellen pandemischen Lage – in den Räumen der Jagiellonischen Bibliothek durchgeführt; einzelne Vorträge werden online stattfinden. Für Interessenten, die über entsprechende technische Ausrüstung verfügen, ist die Teilnahme über teams möglich.