Halle Lecture: Philosoph Georg Bertram über unser Verhältnis zur Welt

Vortrag von Prof. Dr. Georg W. Bertram (Berlin): „Dinge im Konflikt. Für eine Hermeneutik der Improvisation“

Veranstalter
Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung (IZP); Franckesche Stiftungen zu Halle; Interdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA); Alexander von Humboldt-Professur für neuzeitliche Schriftkultur und europäischen Wissenstransfer; Landesforschungsschwerpunkt «Aufklärung–Religion–Wissen»
Veranstaltungsort
online
PLZ
06110
Ort
Halle (Saale)
Land
Deutschland
Vom - Bis
26.11.2020 -
Von
Thomas Ruhland, Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Befinden wir uns in einer Welt, in der wir nicht mehr über die „eigentlichen“ Dinge sprechen, sondern uns in Diskussionen darüber verlieren? Gibt es dafür einen Ausweg? Diesen Fragen geht am 26. November 2020 Prof. Dr. Georg W. Bertram vom Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin im Rahmen der „Halle Lectures“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) nach.

Vortrag von Prof. Dr. Georg W. Bertram (Berlin): „Dinge im Konflikt. Für eine Hermeneutik der Improvisation“

Donnerstag, 26. November 2020, 18.00 Uhr
Zugang zum Livestream über: https://izp.uni-halle.de/

Abstract:
Die geistige Situation gegenwärtiger Gesellschaften ist, gängigen Theorien zufolge, durch umfassende Ästhetisierungen, durch Digitalisierung und durch Postkolonialität geprägt. Dies suggeriert, dass Individuen und Dinge von umfassenden diskursiven Zusammenhängen durchdrungen sind, von denen sie bestimmt werden. Heißt das, dass wir Dinge und ihren eigenständigen Ausdruck verloren haben? In dem Vortrag geht es mir darum, zu überlegen, wie sich gegen einen solchen drohenden Verlust andenken lässt. In diesem Sinn plädiere ich dafür, unsere Praxis als von Improvisation und Konflikt geprägt zu begreifen. In einer so verstandenen Praxis gewinnt der Ausdruck der Dinge ein Eigenrecht. Gefordert ist eine Hermeneutik, die nachvollzieht, wie wir uns in unseren Praktiken an den Dingen entwickeln.

Über die HALLE LECTURES:
Die Erforschung des 18. Jahrhunderts spielt in Halle eine herausgehobene Rolle, an den Forschungszentren der Universität ebenso wie in den Franckeschen Stiftungen. Betrieben wird diese Forschung in dem Bewusstsein, an den Grundlagen der modernen Gesellschaft zu arbeiten und mit der Historie immer auch ein Stück unserer Gegenwart zu kritisieren und damit ‚aufzuklären‘.

In jüngster Zeit ist die Maßgeblichkeit der Aufklärung sowohl in wissenschaftlichen als auch in gesellschaftlichen Debatten in die Kritik geraten. Wieviel Selbstüberschätzung steckt im Anspruch der Aufklärer? Ist Aufklärung nicht – wie die christlich-pietistische Mission – trotz der von ihr beanspruchten Universalität ein partikulares Projekt, das die Vorherrschaft Europas mehr gestärkt als in Frage gestellt hat? Wieviel taugen die kritischen Verfahren, die anthropologischen Leitbilder und die politischen Ideale des 18. Jahrhunderts noch in einer Zeit, in der sich partikulare und nationalistische Tendenzen rapide auszubreiten scheinen?

Um solchen Fragen nachzugehen, haben die in Halle ansässigen Forschungseinrichtungen, die zentral mit dem 18. Jahrhundert befasst sind, eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Jährlich zwei herausragende, international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden gebeten, ihre Sicht auf die Erforschung des 18. Jahrhunderts und deren Bedeutung im Kontext der aktuellen Weltlage darzulegen. Historische Fundierung und gegenwartsbezogene Problematisierung sollen dabei verbunden werden, ebenso lokale, nationale, europäische und globale Perspektivpunkte.

Die Vorträge richten sich sowohl an Forscher und Studierende als auch an die weitere Öffentlichkeit.

Weiter Informationen unter: https://izp.uni-halle.de/veranstaltungen/hallelectures/

Kontakt

Thomas Ruhland, Interdisziplinäres Zentrum für Pietismusforschung
thomas.ruhland@izp.uni-halle.de

https://izp.uni-halle.de/