Vom Körperhaben und Leibsein in der Feldforschung online – aktuelle Herausforderungen in der ethnografischen/anthropologischen Forschung

Vom Körperhaben und Leibsein in der Feldforschung online – aktuelle Herausforderungen in der ethnografischen/anthropologischen Forschung

Veranstalter
Ina Tanita Burda, Universität Koblenz-Landau; Jana Kluge-Wirz, Hochschule Koblenz
Veranstaltungsort
online
PLZ
56070
Ort
Koblenz
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.03.2021 - 08.03.2021
Deadline
31.12.2020
Von
Jana Kluge-Wirz, Hochschule Koblenz

Feldforschung zeichnet sich klassischerweise durch die unmittelbare leiblich-sinnliche Erfahrung der Forschenden im Kontakt mit den Forschungsteilnehmer/innen aus. Wie lässt sich dieses gemeinsame Erleben vor dem Hintergrund der Covid 19-Pandemie auf online Forschung übertragen?

Vom Körperhaben und Leibsein in der Feldforschung online – aktuelle Herausforderungen in der ethnografischen/anthropologischen Forschung

Seitdem Bronislaw Malinowski Anfang des 20. Jahrhunderts seine Arbeiten über indigene Gruppen veröffentlichte, festigte sich das Bild der um die Welt reisenden Ethnolog/innen. Die Feldforschungen und Ethnografien, die nach diesem Vorbild entstanden, zeichnen sich durch die unmittelbare Erfahrung der Forschenden im Feld aus. Auch wenn sich im Zuge postkolonialer Diskussionen und Kritik an der Disziplin die Praxis veränderte, unterstreichen Breidenstein et al. (2015) in ihrem bekannten Einführungswerk Ethnographie: Die Praxis der Feldforschung die Relevanz des Aufenthalts im Feld im Kontakt mit den Forschungspartner/innen. Deutlich wird dabei, dass die Wahrnehmung des Forschenden, aber auch der Forschungspartner/innen, nicht nur als kognitives, sondern auch leiblich-sinnliches Phänomen zu verstehen ist. Die leiblich-sinnliche Erfahrung ist damit durch nichts zu ersetzen und zentraler Bestandteil des Forschungsprozesses. Erst mit der körperlichen Teilhabe der Forschenden am Geschehen können auch die Facetten von Kultur aufgedeckt werden, die der Kognition nur begrenzt zugänglich sind. Das bedeutet, es geht wie es ethnografische und phänomenologische Herangehensweisen betonen um gemeinsames Erleben, und nicht nur darum Leiblichkeit zu verbalisieren. Bis März 2020 wurden diese Annahmen zumindest weitestgehend nicht hinterfragt. Mit dem coronabedingten ‚Lockdown‘ in Deutschland, vielen Grenzschließungen und internationalen Reisewarnungen sowie Einreiseverboten geriet auch die ethnografische Feldforschung in eine noch nie dagewesene Krise. Laufende Forschungsprojekte konnten nicht weitergeführt werden, andere nicht wie geplant anlaufen. Die Übersetzung dieser Arbeiten in den digitalen Raum, auch um eine kulturwissenschaftliche Dokumentation des Pandemiegeschehens zu ermöglichen, schien ein logischer Schritt zu sein, wenn persönliche Treffen fast durchweg untersagt wurden. Das methodische Vorgehen in diesen neuartigen Forschungszusammenhängen ist - mehr noch als ohnehin schon - geprägt von Improvisationen: Wie können Forschende durch den Einsatz digitaler Medien weiterhin am beforschten Feld teilhaben? Welche Rolle kommt hierbei den beteiligten Körpern zu? Wie kann in einem Online-Setting jenseits des Fokus‘ auf sprachliche Zeichen und Verbalisierungen Leiblichkeit erforscht werden? Diesen und ähnlichen Fragen und Herausforderungen möchte sich das Kolloquium „Vom Körperhaben und Leibsein in der Feldforschung online – aktuelle Herausforderungen in der ethnologischen/anthropologischen Forschung“ widmen. Dabei sollen in einem digitalen Slow Colloquium (01.03.2021, 04.03.2021 und 08.03.2021, online) nicht nur die Arbeiten von Nachwuchswissenschaftler/innen (Doktorand/innen und frisch Promovierte) vorgestellt werden und Raum entstehen, diese zu diskutieren, sondern auch die Möglichkeit geben, theoretische Fragen zu reflektieren. Slow Colloquium meint, dass es trotz des digitalen Formates die Möglichkeit für persönlichen Austausch, gemeinsames Kaffeetrinken und informelle Gespräche geben wird. Deswegen ist das Kolloquium auf drei Termine in zwei Wochen verteilt. Kontakte, die im Rahmen der Veranstaltung entstehen, können so in der Zwischenzeit vertieft werden.

Insgesamt werden sechs im weitesten Sinne ethnografische/sozial-/kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte vorgestellt und diskutiert. Sollten Sie Interesse daran haben, Ihr Projekt in diesem Rahmen zu präsentieren, dann reichen Sie bitte ein Abstract von ungefähr 300 Wörtern ein. Gehen Sie hierbei bitte auf folgende Punkte ein:
1. Kurze thematische Vorstellung des Projektes
2. Kurze Vorstellung der verwendeten Methoden
3. Skizze, warum das Projekt im Rahmen des Kolloquiums diskutiert werden sollte
4. Hinweis auf einzureichendes Material, das als Diskussionsgrundlage dienen soll
Dieses senden Sie bitte bis spätestens 31.12.2020 per Mail an die Adresse izeien@uni-koblenz.de ein. Bis zum 30.01.2021 werden Rückmeldungen versendet. Wir freuen uns über kreative und innovative Beiträge.

Kontakt

izeien@uni-koblenz.de

Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung