Deutsche und Juden im östlichen Europa

Workshop und Nachwuchstagung "Deutsche und Juden im östlichen Europa"

Organizer
Themendossier "Deutsche und Juden im östlichen Europa – Aspekte einer historischen Verflechtung?" (Prof. Dr. Anke Hilbrenner, Prof. Dr. Katrin Steffen, Dr. Alexis Hofmeister / Veranstaltungsort: Nordost-Institut (IKGN e. V.) an der Universität Hamburg)
Host
Prof. Dr. Anke Hilbrenner, Prof. Dr. Katrin Steffen, Dr. Alexis Hofmeister / Veranstaltungsort: Nordost-Institut (IKGN e. V.) an der Universität Hamburg
Venue
Nordost-Institut (IKGN e. V.) an der Universität Hamburg
Funded by
Bundesbeauftragte für Kultur und Medien (BKM)
ZIP
21335
Location
Lüneburg
Country
Germany
From - Until
09.06.2021 - 10.06.2021
Deadline
31.01.2021
By
Alexis Hofmeister, Departement Geschichte, Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte (Prof. F. Benjamin Schenk), Universität Basel

Deutsche und Juden im östlichen Europa

Workshop und Nachwuchstagung "Deutsche und Juden im östlichen Europa"

Germans and Jews in Eastern Europe

Young Scholars Workshop "Germans and Jews in Eastern Europe"

Workshop und Nachwuchstagung "Deutsche und Juden im östlichen Europa"

[Der Workshop / die Nachwuchstagung findet in Abhängigkeit von den Kontaktbeschränkungsmaßnahmen während der COVID19-Pandemie entweder hybrid oder online statt. Eine Entscheidung darüber wird bis Mitte April bekanntgegeben.]

Bewerbungsschluss: 31. Januar 2021

Deutsche und Juden prägten das östliche Europa vom Spätmittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg. Die historische Rolle beider ethno-konfessionellen Gruppen sowie ihre Verflechtungsgeschichte unter (post)imperialen Vorzeichen wurden in der Forschung von der Gewaltgeschichte des Holocaust überlagert. Im Zuge kulturwissenschaftlich geprägter Überlegungen zur Geschichte Osteuropas wurde die bi-polare Gegenüberstellung von Mehrheit und Minderheit kritisiert und teilweise aufgegeben. Stattdessen rückten Prozesse in den Vordergrund, die das alltägliche Zusammenleben der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen im östlichen Europa stärker berücksichtigen und die Vielfalt der Erfahrungen in den Vordergrund rückten. Diese Prozesse sind von gegenseitigen Aneignungen, von Überlagerungen und von Abgrenzungen gekennzeichnet. Diesen Forschungen sieht sich die angekündigte Nachwuchstagung verpflichtet.

Mögliche Themen sind die Geschichte der Kolonisation und des Landesausbaus in Ostmitteleuropa als Verflechtungsgeschichte oder shared history, die Besiedlung der Steppengebiete im Russischen Reich seit der Regierungszeit Katharinas II. und die damit verbundene Kolonisation der Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres. Doch nicht nur im Zarenreich fallen historische Parallelitäten zwischen deutscher und jüdischer Bevölkerung auf. Auch die Geschichte von Deutschen und Juden in den postimperialen Nationalstaaten weist bei allen Unterschieden erstaunliche Ähnlichkeiten auf. Deutsche und jüdische Politiker aus dem östlichen Europa kooperierten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Rahmen des Europäischen Nationalitätenkongresses. Das unabhängige Polen beherbergte – neben Deutschen und Juden, die sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts kulturell an die polnische Nation angenähert hatten und sich häufig mehrfach zugehörig fühlten –jüdische und deutsche Bevölkerungsgruppen, die ein signifikantes politisches, ökonomisches und kulturelles Eigenleben pflegten. In der frühen Sowjetunion wurde bis zur Stalinisierung in den 1930er Jahren die kulturelle Autonomie von Deutschen und Juden unter kommunistischem Vorzeichen gefördert. 1924 rief man eine sowjetische Republik der Wolgadeutschen aus, während die territoriale Komponente der jüdischen Kulturautonomie in den 1930er Jahren in Birobidžan realisiert werden sollte.
Nicht nur in den Anfängen war die Geschichte von Deutschen und Juden in Osteuropa aufeinander bezogen, sondern auch in ihrem Ende durch Völkermord, Flucht und Vertreibung im extremen 20. Jahrhundert. Nach der Auflösung der Sowjetunion erwachte das Interesse an der transnationalen Geschichte sowie dem Erbe der kulturellen Vielvölkerlandschaften des östlichen Europas von Neuem. Insbesondere durch die Zuwanderung aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion wurde die deutsche Mehrheitsgesellschaft in Form deutscher und jüdischer Zuwanderer_innen mit postsowjetischen Verhältnissen konfrontiert.
Mit dem Call for Papers fordern wir Nachwuchswissenschaftler_innen zur Bewerbung auf, die sich in ihren akademischen Qualifikationsarbeiten oder anderen Forschungsprojekten mit diesen oder verwandten Themen der Geschichte der deutschen und/oder jüdischen Bevölkerungsgruppen im östlichen Europa beschäftigen – es sind ausdrücklich Teilnehmer_innen willkommen, in deren Arbeiten ein entsprechender Vergleich nicht geleistet wird. Die vorzustellenden Texte sollen im Voraus eingereicht werden, so dass sich die Präsentationen auf 20 Minuten beschränken können. Neben Historiker_innen sind auch Ethnolog_innen, Literatur- und Migrationswissenschaftler_innen sowie Politolog_innen nach Lüneburg eingeladen. Die Tagung findet als Kooperation des von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) geförderten Themendossiers „Deutsche und Juden im östlichen Europa – Aspekte einer verflochtenen Geschichte?“ [https://www.osmikon.de/themendossiers/shared-histories], dem Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen, dem Nordost-Institut (IKGN) sowie der University of Sussex (DAAD Chair of European and Jewish History and Culture) statt. Reichen Sie bitte bis zum 31. Januar 2021 neben einem akademischen Lebenslauf (max. 2 Seiten) ein Exposee des geplanten Beitrages (max. 750 Wörter) ein und senden Sie diesen per mail an Dr. Alexis Hofmeister (alexis.hofmeister@unibas.ch).

Suggested Panels
A) Economic, social, and cultural history
B) Exposure to war and violence in the „Century of Extremes"
C) History of remembrance and public history
D) The history of languages and literature
E) German and Jewish life in Eastern Europe today

Gastgeber

Prof. Dr. Anke Hilbrenner
Universität Göttingen
Professur für Neuere Geschichte Osteuropas
(anke.hilbrenner@uni-goettingen.de)

Prof. Dr. Katrin Steffen
University of Sussex
DAAD Chair of European and Jewish History and Culture
(K.Steffen@sussex.ac.uk)

Dr. Alexis Hofmeister
Universität Basel
Department Geschichte
(alexis.hofmeister@unibas.ch)

Germans and Jews in Eastern Europe / Young Scholar’s Workshop IKGN Lüneburg, June 9th–10th 2021

[The event will either take place as a hybrid workshop or entirely online, depending on the respective measures for the prevention of the spread of the COVID19 disease. A decision will be communicated in April 2021.]

Deadline: January 31st, 2021

From the late Middle Ages up until the Second World War, German and Jewish population groups constituted a formative element in many regions of Eastern Europe. In the shadow of the holocaust, the role of both groups as imperial or post-imperial minorities and their temporary entanglement as well as historical parallels did not received the attention they deserved. Recent studies, mainly informed by paradigms of cultural research, tried to abandon the problematic bi-polar juxtaposition of minority and majority. Instead, researchers took greater account of the constant and daily negotiation of coexistence in Eastern Europe and put more emphasis on the manifold individual experiences during various historical regimes. The young-scholars-conference to be announced here is dedicated to these newer trends in research.
We are welcoming contributions concerning the settlement of the fertile black soil regions in the Russian Empire since the reign of Catherine the Great and other related subjects like internal colonization in the perspective of shared history or histoire croisée. Similarities and historical parallels of the historical experience of Germans and Jews certainly were not only noticeable in the Tsarist Empire. After the end of the First World War German and Jewish politicians from Eastern Europe worked hand in hand to assert that respect be accorded to minority rights they had been assured of in the Paris Peace Conference. Independent Poland after 1918 accommodated significant Jewish and German minorities with distinct ways of pursuing their own language, culture or religion. In the early Soviet Union the cultural autonomy of Jews and Germans was promoted especially in the 1920ies under the banner of the communist policy of “korenizacija”. In 1924, a Soviet Volga German Republic was established while the territorial component of cultural autonomy in the case of the Jews was about to be realized at the beginning of the 1930s in Birobidzhan.
Not only the beginnings of the history of Germans and Jews in Eastern Europe were firmly interconnected, but so was their abrupt end with genocide, ethnic cleansing and eviction in the 20th century, too. After the disintegration of the Soviet Union, there is a newly awakened interest in the transnational history and the heritage of the multi-ethnic cultural landscapes of Eastern Europe. While German and Jewish immigrants from the states of the former Soviet Union in considerable numbers live in Germany today, the German public is confronted with post-Soviet realities.
We seek to engage young scholars who study Germans and/or Jews as minority groups in Eastern Europe in their academic theses or other academic projects and are interested in presenting and commenting on their findings within the framework of an international workshop. Scholars who are dealing with one of the two groups only, are explicitly welcomed too. The texts to be presented will be submitted in advance so that presentations can be limited to 20 minutes each. Historians, ethnologists, scholars of literature and migration as well as political theorists are invited to attend the workshop in Lüneburg, which is organised in cooperation with the thematic dossier “Germans and Jews in Eastern Europe – aspects of an entangled history?” [https://www.osmikon.de/themendossiers/shared-histories] – funded by the Federal Government Commissioner for Culture and the Media as well as the chair for East European History at the University of Göttingen, the Nordost Institute in Lüneburg (IKGN) and the University of Sussex (DAAD chair of European and Jewish History and Culture). Please send your academic CV (1–2 pages) as well as a proposal for your planned contribution (no more than 750 words, please) no later than until January 31st, 2021 to Dr. Alexis Hofmeister (alexis.hofmeister@unibas.ch).

Hosts
Prof. Dr. Anke Hilbrenner
University of Göttingen
Chair for East European History
(anke.hilbrenner@uni-goettingen.de)

Prof. Dr. Katrin Steffen
University of Sussex
DAAD Chair of European and Jewish History and Culture
(K.Steffen@sussex.ac.uk)

Dr. Alexis Hofmeister
University of Basel
Department of History
(alexis.hofmeister@unibas.ch)

Contact (announcement)

Prof. Dr. Anke Hilbrenner, Universität Göttingen, Professur für Neuere Geschichte Osteuropas (anke.hilbrenner@uni-goettingen.de)

Prof. Dr. Katrin Steffen, University of Sussex, DAAD Chair of European and Jewish History and Culture (K.Steffen@sussex.ac.uk)

Dr. Alexis Hofmeister, Universität Basel, Department Geschichte (alexis.hofmeister@unibas.ch)