Die Revolution 1848/49. Wie nach 175 Jahren an den Meilenstein der Demokratiegeschichte erinnern?

Die Revolution 1848/49. Wie nach 175 Jahren an den Meilenstein der Demokratiegeschichte erinnern?

Organisatoren
Gedenkort Friedhof der Märzgefallenen, Berlin; Bundesarchiv Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Rastatt
Ort
Rastatt
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.11.2021 - 05.11.2021
Url der Konferenzwebsite
Von
Felix Gräfenberg, Historische Kommission für Westfalen, Münster

2023/24 jährt sich zum 175. Mal die Revolution 1848/49, die sowohl einen Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte markiert als auch die erste europaweite Bewegung für Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit darstellte. Der Friedhof der Märzgefallenen in Berlin, zweifelsohne ein zentraler Erinnerungsort der Revolution in Deutschland, hat dies zum Anlass genommen, das Jubiläumsnetzwerk 1848/49 zu initiieren. Bereits im Sommer und Herbst letzten Jahres konsolidierte sich das Netzwerk im Rahmen von fünf Regionaltreffen, an denen 170 Personen aus etwa 90 Institutionen teilnahmen. Das Netzwerk bringt Akteur:innen aus der Geschichtswissenschaft, der historisch-politischen Bildung, der Erinnerungsarbeit, dem Museumswesen und der Zivilgesellschaft zusammen und befördert so den bundesweiten Austausch zur erinnerungskulturellen und geschichtspolitischen Aufbereitung der Revolution.

Bei der zentralen Auftaktveranstaltung diskutierten rund 70 Teilnehmer:innen aus dem gesamten Bundesgebiet über Formen und Inhalte des Revolutionsjubiläums. Im Vordergrund stand der Austausch über konkrete Möglichkeiten der Erinnerungsarbeit und der politischen Bildung im Rahmen des Revolutionsjubiläums. Praxisorientiert konzipiert, folgten auf die Begrüßung und zwei programmatische Überblickssektionen drei Sektionen, bei denen konkrete, anlässlich des Revolutionsjubiläums angedachte Projekte präsentiert und diskutiert wurden. Jeweils drei Impulsreferate widmeten sich den Themenkomplexen „Biografisches Erinnern“, „Formate des Erinnerns“ und „Digitales Erinnern“, die im Anschluss in Arbeitsgruppen weiter diskutiert wurden. Angesichts der Bedeutung der konzeptionellen Vorträge für die Programmatik und weitere Arbeit des Netzwerks liegt der Fokus des Berichts auf den darin vorgestellten Thesen und Leitlinien. Darüber hinaus werden die Trends und Tendenzen aus der Praxis skizziert, die Gegenstand der Impulsreferate waren.

ELISABETH THALHOFER (Rastatt), Leiterin der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, begrüßte die Teilnehmer:innen und betonte die Bedeutung des Tagungsorts für die Revolution als Ort der Demokratiegeschichte, den sie mit einem historischen Abriss der Revolutionsereignisse in der Bundesfestung Rastatt unterstrich. Sie führte auf zwei programmatische Leitlinien des Netzwerks und der Tagung hin: Zum einen stellte sie die Arbeit des Netzwerks unter das Credo des amtierenden Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier: „Ehrt mir die Demokraten!“ Zum anderen gab sie mit der Leitfrage „Wie erinnern?“ die praxisbezogene und erinnerungskulturelle Ausrichtung der Tagung vor.

SUSANNE KITSCHUN (Berlin), Leiterin des Friedhofs der Märzgefallenen, verwies auf das Potential der Tagung, die Vernetzung unter Institutionen voranzutreiben, die sich programmatisch mit der Revolutionsgeschichte beschäftigen. In diesem Kontext betonte sie die grundsätzliche, gesellschaftspolitische Bedeutung der Demokratiegeschichte im Allgemeinen und die Relevanz der Revolution 1848/49 für die Demokratiegeschichte im Besonderen. Sie verwies auch auf das wiedererstarkte gesellschaftliche Bewusstsein für Freiheitsrechte infolge der andauernden Covid19-Pandemie und auf die Vereinnahmung der entsprechenden Diskurse durch antidemokratische Bewegungen.

Die erste Sektion fragte nach der Aktualität von 1848/49 in der Wissenschaft und politischen Bildungsarbeit. Zwei Fragen waren dabei instruktiv: Warum ist die Revolution 1848/49 aktuell? Und: Was sind aktuelle Perspektiven auf ebendiese? MICHAEL PARAK (Berlin) skizzierte zur ersten Frage gleich drei Antworten. Zum einen würden Jubiläen und Jahrestage grundsätzlich Anlass des Erinnerns kreieren, damit vordergründig Aktualität erzeugen und Aufmerksamkeit für ein historisches Thema schaffen. Zum anderen könne das Wissen um die Revolution 1848/49 als beutender Teil des kulturellen Wissens gezählt werden. Drittens leiste die Beschäftigung mit der Revolution 1848/49 als demokratiehistorisches Ereignis einen Beitrag zur Stärkung der heutigen Demokratie. Gleichzeitig gab Parak zu bedenken, dass die ersten zwei Antworten für sich allein keine Beschäftigung mit den beiden Revolutionsjahren erzwingen. Jubiläen dürften kein Selbstzweck sein. Vielmehr gelte es die spezifischen gesellschaftlichen Aufmerksamkeitsstrukturen zu nutzen, um relevante Inhalte zu vermitteln. Andererseits sei die Konkurrenz dessen, was als kulturell bedeutendes Wissen angesehen wird, so groß, dass sich eine Beschäftigung mit der Revolution 1848/49 nicht von sich aus ergäbe. Parak begründete daher die Beschäftigung mit der Revolution mit dem Gegenwartsbezug, der sich aus der Demokratiegeschichte ergäbe. Zwar sei kein unmittelbarer Transfer von 1848/49 auf die heutige Gesellschaft möglich, dennoch täten sich Chancen für die historisch-politische Bildung auf. Diese führte er entlang von fünf Thesen aus. Demnach hälfe die Beschäftigung mit der Revolution zu verdeutlichen, dass es 1) unterschiedliche Vorstellungen von Demokratie gäbe, die miteinander konkurrieren und Gegenstand gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse seien; dass 2) die Entwicklung eines demokratischen Systems unterschiedliche Phasen durchlaufe (namentlich: erkämpfen, etablieren, gestalten, verteidigen), wobei der Fokus der Revolutionsgeschichte als Demokratiegeschichte von 1848/49 auf den ersten beiden Phasen liegen müsse; dass es 3) gelingen könne, dass immer mehr Menschen politische Rechte wahrnehmen und politisch partizipieren könnten; dass 4) auch für einzelne Akteur:innen Handlungsoptionen bestünden und individuelles Handeln eine gesellschaftliche Bedeutung habe, so dass individuelle Handlungsmacht einem fatalistischen Politik- und Gesellschaftsverständnis entgegen gestellt werden könne. Dabei gab Parak allerdings auch 5) zu bedenken, dass unterschiedliche Menschen von unterschiedlichen Ansätzen der politischen Bildung erreicht würden, somit die Beschäftigung mit 1848/49 – trotz des grundsätzlichen Potentials – nicht bei allen gleichermaßen auf Anklang stoßen würde. Abschließend betont Parak, dass Demokratiegeschichte – mithin auch die historische Auseinandersetzung mit der Revolution 1848/49 – einen maßgeblichen Beitrag für die politische Bildung und die Selbstreflexion der demokratischen Gesellschaft leiste. Das Begehen des Jubiläums sei in diesem Zusammenhang nicht Selbstzweck, sondern könne als Vehikel dieser Bildungs- und Reflexionsprozesse verstanden werden.

Anschließend führte THEO JUNG (Freiburg) in die Forschungsperspektiven der Geschichtswissenschaften auf die Revolution 1848/49 ein und zeigte dabei Anknüpfungspunkte für die erinnerungskulturelle Arbeit des Jubiläumsnetzwerks auf. Kulminationspunkt der historischen Forschung zur Revolution 1848/49 war demnach bisher das 150jährige Revolutionsjubiläum 1998/99, das – im Geist der Post-Wende-Zeit – von der Rückbesinnung auf die Demokratiegeschichte zum einen und der Suche nach gesamtdeutschen Erinnerungsorten zum anderen geprägt war. Das Revolutionsjubiläum sei bestimmt gewesen von theoretischen Grabenkämpfen in der Geschichtswissenschaft: Tonangebend seien die „klassische“ Verfassungs- und Politikgeschichte einerseits, die Historischen Sozialwissenschaften andererseits und schließlich die neu aufkommende Kulturgeschichte gewesen. Obgleich die Forschung zu 1848/49 zu Beginn des neuen Jahrtausends merklich abgeflacht sei, führte sie – wie Jung darlegte – anlässlich des Jubiläums aufgestellte Stränge fort. Die nach dem Jubiläum erschienenen Arbeiten hätten die neuen Ansätze weiterentwickelt und trügen mit empirischen Studien zu ihrer Tragkraft bei. Wenngleich hier wichtige Arbeit geleistet worden sei, blieb die Resonanz für diese Forschung sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Geschichtswissenschaft weitestgehend aus. Für den Erfolg der Arbeit des Netzwerkes sei es nun von zentraler Bedeutung, laufende Debatten im Fach wieder stärker aufzugreifen. Mit der – bereits von Susanne Kitschun und Michael Parak adressierten – Demokratiegeschichte einerseits und der Verflechtungsgeschichte andererseits identifizierte Jung zwei Forschungsstränge, an die das Netzwerk anknüpfen könnte, um 1848/49 wieder auf die Agenda zu setzen. Eine demokratiehistorische Betrachtung der Revolution stehe dabei vor der Herausforderung, nicht bloß eine teleologische Erfolgsgeschichte der demokratischen Gesellschaft zu erzählen, sondern die Kontingenz der Situation von 1848/49 und den voraussetzungsvollen Charakter von Demokratie sichtbar zu machen. Zwar lasse sich die Revolution – nicht zuletzt mit Blick auf die Forderungen – als Ausgangspunkt einer demokratischen Entwicklung fassen. Dabei gelte es allerdings, die Revolution nicht per se als demokratische Bewegung zu beschreiben, sondern zu benennen, dass Demokrat:innen nur eine kleine, radikale Gruppe darstellten. Es sei erforderlich, die Ambivalenzen der Revolution anzuerkennen, etwa auch als Ursprung des modernen Konservativismus und Antisemitismus. Erstmalig, so betonte Jung, kristallisierten sich 1848/49 die inneren Konflikte heraus, die in unserem Verständnis von Demokratie vorherrschen. Neuere Ansätze der Geschichtswissenschaft ermöglichen es, Demokratie als Praxis zu begreifen, so dass auch die antidemokratische Bewegung der Post-Revolution nicht als bloße Restauration erscheine – hätten doch auch antidemokratische Akteur:innen Errungenschaften der Revolution für ihre Zwecke eingesetzt. Der Blick durch die verflechtungshistorische Brille auf die Revolution offenbare demgegenüber sowohl diachrone als auch synchrone Verflechtungen. Diachron betrachtet erscheine 1848/49 als Mimesisgeschichte der Revolution. Imitation und Adaptation historischer Vorbilder stünden im Fokus der diachronen Verflechtungsgeschichte der Revolution. Demgegenüber betont eine synchrone Betrachtung den europäischen und globalen Charakter der Revolution. Durch eine solche Perspektive gerieten transnationale Netzwerke der Revolution, aber auch der antirevolutionären Bewegung ebenso in den Blick der Revolutionsgeschichte wie die Übernahme und Adaptation politischer Symbole.

CONSTANZE ITZEL (Brüssel) knüpfte in der zweiten Sektion mit ihrem Vortrag zur internationalen Dimension der Revolution 1848/49 an Jungs Überlegungen zur Verflechtungsgeschichte an und wandte sich vor allem der Frage nach der Möglichkeit einer europäischen Erinnerungskultur zu. So erachtet sie es als zentrale Aufgabe europäischen Erinnerns, Geschichte transnational zu betrachten, auch wenn klar zu sein scheint, dass nicht alle Perspektiven integriert werden können. Die Revolution 1848/49 deutete Itzel als Ausgangspunkt einer europäischen Demokratiegeschichte. Für die Herausarbeitung eines transnationalen Narrativs stellen jedoch die spezifisch nationalen Erzählungen und die verschiedenen Nationalsprachen eine enorme Herausforderung dar. Ein vielversprechender Umgang mit den daraus resultierenden Problemen sei, in der erinnerungskulturellen Erzählung zu betonen, dass die Nationalgeschichte und die nationale Geschichtsschreibung Teil und Charakteristikum der europäischen Geschichte seien. Die Revolution 1848/49 als Ausgangspunkt einer transnationalen, europäischen Geschichte unterstreiche das nationalstaatliche Organisationsprinzip Europas.

Die Sektionen 3 bis 5 zielten darauf ab, mittels konkreter Projekte aufzuzeigen und zu diskutieren, wie die insbesondere von Michael Parak und Theo Jung formulierten Herausforderungen in der Gedenk- und Ausstellungsarbeit umgesetzt werden können. In Sektion 3 standen biografische Ansätze im Fokus. Die Werkstattberichte von JAN RUHKOPF (Stuttgart) und ELISABETH THALHOFER (Rastatt) zeigten eindrücklich, wie Biografien für die demokratiehistorische Vermittlung gewinnbringend genutzt werden können. Während beim Revolutionsjubiläum 1998/99 ereignis- und strukturhistorischen Ansätze dominierten und dadurch die Akteur:innen der Revolution zumeist „seelenlos“ blieben, ermöglichen Biografien als roter Faden von Vermittlungskonzepten, Geschichte durch „Zeitzeugen, die aus dem Nähkästchen plaudern“, greifbar zu machen. Die Gegenüberstellung unterschiedlicher Biografien schafft die Möglichkeit, verschiedene Stränge der Revolution niedrigschwellig und leicht verständlich aufzuzeigen. Biografien werden als vielversprechende Möglichkeit identifiziert, den mehrdimensionalen Charakter von Geschichte zu vermitteln, für 1848/49 die Ambiguität und Kontingenz der Revolution sichtbar zu machen und ein umfassendes Bild der gesellschaftlichen Bedeutung der Revolution zu zeichnen. Wie auch die Diskussionen immer wieder hervorhoben, erlaube der biografische Ansatz auch zu verdeutlichen, dass sich nicht alle Akteur:innen großen, ideellen Zielen verschrieben hatten, wie ideengeschichtliche Überblicke zur Revolution schnell nahelegen könnten, sondern dass Revolutionär:innen in Teilen durchaus auch normale Menschen des Alltags waren – und dass große Teile der Bevölkerung zwar durchaus von der Revolution und ihren Auswirkungen betroffen, aber nicht zwangsläufig Teil entsprechender politischer Bewegungen und Aktion waren. Migrantische Biografien rückten darüber hinaus – wie HELÉNA TOTH (Bamberg) aufzeigte – auch den transnationalen Charakter und die verflechtungshistorische Dimension der Revolution ins Blickfeld.

In den beiden nächsten Sektionen ging es um konkrete Formate der Vermittlung und der Arbeit an den laufenden Projekten im Netzwerk. Sektion 4 befasste sich mit analogen Formaten der Vermittlung der Revolutionsgeschichte und wandte sich dabei besonders der Ortsgebundenheit historischen Erzählens zu. So berichtete DOROTHEE LINNEMANN (Frankfurt am Main), wie das Historische Museum Frankfurt den Herausforderungen, die eine diverse (Stadt-)Gesellschaft an narratives Erzählen stellt, mit dezentralen Gesprächs- und Partizipationsangeboten in den Stadtteilen begegnet. Demgegenüber betonte KATERINA ANKERHOLD (Offenburg) die Möglichkeiten des Lernens am historischen Ort. Die wechselvolle Vergangenheit zwischen Revolution und Pogrom erlaube es, am Salmen als Ort der Demokratiegeschichte in besonderer Weise die Fragilität von Demokratie zu vermitteln. Demgegenüber verfolgen OLIVER HERMANN und MARKUS VOIGT (beide Hamburg) einen Ansatz der szenischen Inszenierung zur Geschichtsvermittlung, der hochgradig auf Mobilität ausgelegt ist.

In Sektion 5 wandten sich die Referent:innen digitalen Vermittlungsformaten zu. ULF KERBER (Karlsruhe) führte zunächst die Bandbreite an pädagogischen Vermittlungsformaten vor, die sich insbesondere in der Arbeit mit Schüler:innen bewährt haben. Dieselbe Zielgruppe nahmen JUDITH VÖLKER und VALERIE VON BOEHN (beide Hamburg) in ihrem Konzept der cross-medialen Vermittlung in den Blick. Sie planen über Social-Media-Kanäle historische Inhalte zu vermitteln, indem sie Influencer:innen mit Kulturschaffenden in Kontakt treten lassen. Demgegenüber stellte das von FELIX FUHG (Berlin) vorgestellte Themenportal zur Revolutionsgeschichte ein ambitioniertes Serviceangebot dar. Erklärtes Ziel ist es, einerseits einen umfassenden Überblick über die Revolution entlang der Stränge „Orte“, „Akteure“ und „Ereignisse“ zu liefern, andererseits eine biografische Datenbank für die weiterführende Forschung bereitzustellen und schließlich eine Übersicht über die Aktivitäten des Netzwerks und seiner Mitglieder zu bieten.

In seinem Abendvortrag verortete PETER STEINBACH (Berlin) die Revolution 1848/49 in der deutschen Demokratie- und Revolutionsgeschichte. Dabei nahm er insbesondere die von Theo Jung angesprochenen diachronen Verflechtungen innerhalb der demokratischen und sozialen Bewegungen im 19. und 20. Jahrhundert in den Blick.

Weil der Austausch über die laufende Arbeit zu 1848/49 und die Vernetzung unter den einzelnen Mitgliedern des Netzwerks Leitgedanke der Konferenz war, kann die Auftakttagung als Erfolg angesehen werden. Dabei erwies sich gerade die Verknüpfung einer programmatischen Einführung mit der Arbeit der Arbeitsgruppen als ein fruchtbarer Arbeitsmodus. Insbesondere mit dem biografischen Erzählen konnte ein Ansatz identifiziert werden, der den eingangs formulierten Ansprüchen der historisch-politischen Bildung gerecht wird und sich gleichzeitig für die Vermittlung von demokratie- und verflechtunghistorischen Erkenntnissen anbietet.

Dass es bei den verfolgten Projekten eine gewisse Unwucht hin zur Demokratiegeschichte gibt, mag angesichts der grundsätzlichen Ausrichtung des Netzwerkes nicht verwundern und stellt sicherlich kein Manko dar. Auffällig ist allerdings, dass als Zielgruppe – in den Projekten, wo explizit benannt – quasi ausschließlich jüngere Menschen, zumeist Schüler:innen, adressiert werden sollen, während der Rückhalt demokratischer Institutionen gerade in anderen Altersgruppen schwindet. Möchte das Netzwerk dem Anspruch gerecht werden, durch historisch-politische Bildung einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und einer gesellschaftlichen Selbstreflexion zu leisten, sollte überlegt werden, wie auch ältere Menschen adressiert werden können; dies gilt insbesondere für digitale Angebote, die in der aktuellen Planung oftmals noch stärker als analoge Formate auf junge Zielgruppen ausgerichtet sind.

Videos der zentralen Beiträge sind auf der Homepage des Friedhofs der Märzgefallenen frei abrufbar. Die nächste Netzwerktagung soll am 22. und 23. September 2022 stattfinden.

Konferenzübersicht:

Grußwort und Einführung

Susanne Kitschun (Friedhof der Märzgefallenen, Berlin)

Elisabeth Thalhofer (Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte, Rastatt)

Sektion 1: Zur Aktualität der Revolution 1848/49
Moderation: Kristian Buchna, Stiftung Hambacher Schloss

Michael Parak (Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Berlin): Warum heute noch an 1848/49 erinnern?

Theo Jung (Universität Freiburg): Aktuelle Forschungsperspektiven, neue Forschungsansätze

Sektion 2: Europäisches Erinnern an die Revolution 1848/49
Moderation: Gregor Papsch, SWR

Constanze Itzel (House of European History, Brüssel): Europäische (& globale) Dimension und Erinnerungskulturen einschließlich Wandel

Sektion 3: Personen – was wäre möglich 2023?

Jan Ruhkopf (Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart): Vierzehn „Köpfe der Demokratie“ und eine Revolution. Biographien als Vermittlungsansatz für die Demokratiegeschichte?

Elisabeth Thalhofer (Erinnerungsstätte Rastatt): Aus dem Nähkästchen geplaudert – die Rolle von Biographien in der künftigen Dauerausstellung

Heléna Tóth (Universität Bamberg): Fallstudie zur Rolle von und Arbeit mit Biographien (globale Dimension)

Abendveranstaltung: Revolution in der Demokratiegeschichte? Demokratie stärken durch Demokratiegeschichte

Hans Jürgen Pütsch (Oberbürgermeister von Rastatt): Begrüßung

Peter Steinbach (Wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin): Deutscher Widerstand und Kuratorium Friedhof der Märzgefallenen

Gunter Kaufmann (Förderverein Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte e.V.): Dankesworte

Oliver Hermann, Angelina Kamp, Markus Voigt (Theater Axensprung, Hamburg): Musikalische Umrahmung mit Demokratie- und Revolutionsliedern

Sektion 4: Formate – was wäre möglich 2023?

Dorothee Linnemann (Historisches Museum Frankfurt am Main): Narratives Ausstellen 1848 – Kanonisierte Erzählungen und/oder Sichtbarmachung von Fremdheit, Marginalisiertem und Verdrängtem

Oliver Hermann (Theater Axensprung, Hamburg): 1848 szenisch erzählen

Katerina Ankerhold (Salmen, Offenburg): 1848 lernen an historischen Orten

Sektion 5: Digital – was wäre möglich 2023?

Ulf Kerber und Sophia Ketterer (Pädagogische Hochschule Karlsruhe): Möglichkeiten digitaler Vermittlung

Felix Fuhg (Friedhof der Märzgefallenen, Berlin): Vorstellung des Online-Themenportals 1848/49

Judith Völker und Valerie von Boehn (moving story productions, Hamburg): Revolution to go, Crossmediale Angebote


Redaktion
Veröffentlicht am