Vierte Schweizerische Geschichtstage: Formen der Macht. Call for Panels

Vierte Schweizerische Geschichtstage: Formen der Macht. Call for Panels

Veranstalter
Schweizerische Gesellschaft für Geschichte / Universität Lausanne
Veranstaltungsort
Ort
Lausanne
Land
Switzerland
Vom - Bis
09.06.2016 - 11.06.2016
Deadline
15.05.2015
Von
Schweizerische Gesellschaft für Geschichte

Die Universität Lausanne führt im Juni 2016 die Vierten Schweizerischen Geschichtstage durch. Die alle drei Jahre stattfindenden Geschichtstage stehen unter der Ägide der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte (SGG) und sind seit ihrer ersten Durchführung 2007 in Bern ein bedeutender Treffpunkt für Historikerinnen und Historiker unabhängig ihrer epochalen und thematischen Forschungsbereiche. An der Organisation sind zehn Abteilungen/Institute aus fünf Fakultäten (Philosophische Fakultät, Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaft, Fakultät für Rechtswissenschaften und Kriminologie, Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften, Fakultät für Biologie und medizinische Wissenschaften) beteiligt, was dazu beiträgt, dass die Geschichtstage 2016 für eine Vielfalt methodischer Zugänge und epochaler Schwerpunkte offen sind. Die Geschichtstage bieten Professorinnen und Professoren, Doktorierenden und Studierenden zudem die Möglichkeit, sich auch über den akademischen Kreis hinaus mit Lehrpersonen, Geschichtsvereinen sowie den Berufsverbänden der Bibliothekarinnen und Archivare zu vernetzen.

Panels und Vorträge zum Thema «Formen der Macht» bilden den Kern der Schweizerischen Geschichtstage 2016. Die Veranstaltung bietet zudem Raum für den Austausch und Diskussionen über historische Themen in Verbindung mit dem aktuellen Tagesgeschehen und forschungspolitischen Fragen.
Dieser «Call for Panels» dient der Auswahl der interessantesten und relevantesten Themenvorschläge innerhalb der allgemeinen Thematik. In einem zweiten Schritt bietet ein «Call for Papers» allen interessierten Personen die Möglichkeit, sich um einen Beitrag in einem Panel zu bewerben.

Das Tagungsthema: «Formen der Macht»
Machtverhältnisse stehen im Zentrum der Geschichte von Gesellschaften, die ihrerseits durch vielfältige, sich überlagernde und nebeneinander bestehende Netzwerke sowie durch sozio-räumliche Wechselwirkungen konstituiert sind. Macht, definiert als Fähigkeit einer Person oder einer Gruppe, auf das Verhalten anderer einzuwirken, kann sozialer, politischer, wirtschaftlicher, kultureller, physischer, symbolischer oder ideologischer Natur sein. Die möglichen Fragestellungen zu diesem Thema sind vielfältig: Wie wird Macht ergriffen? Und wie gelingt es den Akteuren in der Folge, diese Macht über andere zu erhalten? Wie wird Macht ausgeübt und welchem Wandel unterliegen ihre Formen und Orte in einer diachronen Perspektive? Wie wird sie reproduziert und welcher Vermittlungs- und Reproduktionsträger bedient sie sich? Was kann Macht entgegengesetzt werden? Und welche Möglichkeiten gibt es, sich ihr zu entziehen?
Besonders fruchtbar ist der Machtbegriff für die Analyse historischer Prozesse: Er lässt sich durch alle Epochen hindurch anwenden, auf der Makroebene zur Beschreibung von historischen Kontinuitäten und Zäsuren ebenso wie in Untersuchungen zu historischen Mikroprozessen, die soziale Beziehungen im Blick haben. Der Machtbegriff lässt sich in verschiedene methodologische Ansätze einbringen, so etwa in Netzwerkanalysen oder in eine Historische Soziologie des Politischen. Und schliesslich kann die Frage der Macht in allen historischen Forschungsfeldern untersucht werden, von der Geschlechtergeschichte über die Kultur- und Sozialgeschichte bis hin zur Politik- oder Religionsgeschichte.
Darüber hinaus lässt das Thema Überlegungen zur Macht der Geschichte als Disziplin sowie als Triebfeder für gesellschaftliche und politische Debatten zu. In diesem Sinne sind die Schweizerischen Geschichtstage 2016 ein wichtiger Anlass für die Gemeinschaft der Historikerinnen und Historiker, um über ihre Identität und ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft nachzudenken.

Institutionen und Orte der Macht
Auf einer ersten Reflexionsebene sollen die traditionellen, wenn auch ständig im Wandel begriffenen Machträume analysiert werden. Im Zentrum können dabei die Organisation und die Funktionsweise von Institutionen wie etwa der zivilen Behörden, Bistümer, Ordenskapitel und Kirchengemeinden, militärischen und rechtlichen Hierarchien, inter- und transnationalen Organisationen, Universitäten und Schulen, Träger von Biomacht etc. stehen. Neben den symbolträchtigen Orten der Souveränität sollen auch die Entstehungsbedingungen und die Rolle kollektiver Akteure näher beleuchtet werden, die im Namen sektoraler Interessen oder alternativer Werte Einfluss auf die Machtrepräsentanten nehmen. In einer solchen Perspektive lassen sich Studien zusammenfassen, die sich beispielsweise mit Parteien, Ordensgemeinschaften oder Interessensgruppen aller Art beschäftigen. Ein komplementärer Ansatz soll sich der dia- und synchronen Analyse der Gegenmächte und ihrer Interaktionen widmen. Diesbezüglich wird oft auf die Rolle der Medien als «vierte Macht» verwiesen, aber auch andere Handlungsträger oder Formen rechtlicher, wirtschaftlicher, politischer oder kultureller Macht können aus einer ähnlichen Perspektive betrachtet werden. Und schliesslich kann auch der Begriff «Ort der Macht» unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert werden. Hier stellt sich die Frage, wie regionale, nationale und supranationale Orte der Macht interagieren und wie sich solche Verflechtungen beispielsweise im Kontext von Kolonisation oder Globalisierung entwickeln.

Modalitäten der Entscheidungsfindung und deren Durchsetzung
Neben den Organisationsformen der Macht eröffnet sich durch die Betrachtung der Entscheidungsfindungsmodalitäten auf der Mikro- und Makroebene ein weiterer Ansatzpunkt möglicher Analysen. Bei der Machtausübung, sei es innerhalb der Familie, der Politik oder der Wirtschaft, kommt oft ein komplexer Prozess in Gang, der sich nicht nur innerhalb der expliziten rechtlichen, institutionellen oder gewohnheitsmässigen Regeln und Verantwortlichkeiten abspielt. Entscheidungen bleiben nie auf eine einseitige Handlung beschränkt, die von oben nach unten ausgeführt wird; sie durchlaufen vielmehr verschiedene Stadien und gehen mit Verhandlungsphasen einher, die die erwarteten Reaktionen betroffener Personen oder sozialer Gruppen berücksichtigen und antizipieren. Nicht selten stehen die am Entscheidungsprozess beteiligten Akteure ausserhalb der führenden Organe einer Gruppe und handeln diskret oder sogar im Geheimen. Es handelt sich hierbei um das weite Feld der Einflussnahme, zu dem beispielsweise Korruptionsmechanismen gehören.
Ein komplementäres Forschungsgebiet bilden die verschiedenen Formen der Kommunikation und der Ausführung von Entscheidungen, die oft mit den religiösen, militärischen oder auch politischen Instrumenten der öffentlichen Gewalt verbunden sind. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung kultureller Objekte und Praktiken, die eng mit der Machtausübung und -erhaltung verknüpft sind, so beispielsweise Rituale, ihre Embleme und Repräsentationen. Darüber hinaus stellt die symbolische oder charismatische Dimension der Macht ein besonders dynamisches Forschungsgebiet der aktuellen Geschichtsschreibung dar, in dem Hofzeremonien der Feudalgesellschaften ebenso untersucht werden wie modernere Arten der Propaganda, der politischen Kommunikation und der kulturellen Diplomatie (Soft Power).

Institutionalisierung und Bekämpfung von Machtformen
Welche Positionierungen zur Macht gibt es? Die Bandbreite reicht von überzeugter Zustimmung oder erduldeter Tolerierung über Formen der Opposition und des Widerstandes bis hin zu verschiedenen Umgehungsarten. Die Mechanismen des Gehorsams oder der Zustimmung werfen die Frage nach der Legitimität von Machtformen auf: Macht kann von einer Instanz oder einer Gruppe autoritär aufgezwungen werden oder aber auf einer vertraglichen Basis beruhen, der das Kollektiv freiwillig zustimmt. Hierbei gilt es, die Macht – oder vielmehr die Formen der Macht – in ihrer Vielfältigkeit und ihren zahlreichen sozialen Interaktionen zu betrachten.
Selbst ausgehandelte Formen der Macht kennen Gegner und Kritiker. Ein weiterer Ansatz hinterfragt die Strategien der Opposition – seien diese nun institutionalisiert oder nicht, legal oder illegal, friedlicher oder gewalttätiger Natur – sowie die Bedingungen ihrer Umsetzung und die damit verbundenen Formen der Mobilisierung. Die Analyse soll sich dabei nicht auf den politischen Rahmen beschränken, sondern auch Formen des Ungehorsams in ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Arbeitswelt, der Kunst, der Schule, der privaten Umgebung, den Geschlechterbeziehungen oder dem intellektuellen und wissenschaftlichen Milieu berücksichtigen. Ein Ansatz, der die «Umgehung» von Macht in den Blick nimmt, erlaubt es, die institutionelle Perspektive mit dem Interesse an Praktiken und Bräuchen zu kombinieren und so die Vielfältigkeit der Verhaltensweisen und der Haltungen gegenüber der Macht und ihren Normen aufzugreifen.

Organisation
Die Panelvorschläge müssen sich auf das Tagungsthema beziehen. Jedes Panel darf maximal drei Referate umfassen plus optional einen Kommentar. Die Gesamtdauer des Panels darf nicht mehr als 90 Minuten betragen.
Die Bildung der Panels erfolgt in zwei Schritten. Vorschläge können bis zum 15. Mai 2015 eingereicht werden. Anfang Juni 2015 erfolgt die Auswahl der Panels durch die Kommission Geschichtstage der SGG, in der alle historischen Institute der Schweizer Universitäten vertreten sind. Anschliessend folgt ein «Call for Papers», um die ausgewählten Panels mit weiteren Referaten zu ergänzen.

Abgabe der Panelvorschläge
Vorschläge für Panels können über die Website www.geschichtstage.ch eingereicht werden. Die Abstracts dürfen maximal 3'000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.
Bitte beachten Sie die folgenden Voraussetzungen:
- Es dürfen maximal zwei Referierende für ein Panel vorgeschlagen werden, so dass mindestens ein Platz für Bewerbungen im Rahmen des «Call for Papers» frei bleibt. Zusätzlich kann eine Person für einen Kommentar vorgeschlagen werden.
- Jede Referentin und jeder Referent darf nur an einem Panel teilnehmen. Ausnahmen bestehen für die Funktionen der Panelverantwortung und des Kommentars, sie können zusätzlich zu einem Referat wahrgenommen werden.
- Die Organisierenden der Tagung begrüssen Panelvorschläge, an denen sich Forschende aus verschiedenen Sprachregionen, mehreren Universitäten und mit unterschiedlichem akademischem Grad sowie Frauen und Männer beteiligen.
- Die Tagungssprachen sind Deutsch, Französisch und Italienisch. Referate können auch auf Englisch präsentiert werden.
- Die Panelteilnehmenden zahlen einen ermässigten Tagungseintritt. Sie sind dazu aufgefordert, bei ihrem Institut, einer Stiftung oder einem anderen Sponsoren ein Gesuch für die Übernahme der Reise- und Übernachtungsspesen einzureichen. Nur wenn diese das Gesuch ablehnen, kann bei der Tagungsorganisation um eine Finanzierung angefragt werden.

Programm

Kontakt

Peppina Beeli

Schweizerische Gesellschaft für Geschichte, Villettemattstrasse 9, 3007 Bern

0041 31 381 38 21

generalsekretariat@sgg-ssh.ch

www.geschichtstage.ch
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Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch
Sprache der Ankündigung