‘Mehr als Koggen und Kaufleute‘ IV: 4. Internationaler Nachwuchsworkshop zur Hansegeschichte

‘Mehr als Koggen und Kaufleute‘ IV: 4. Internationaler Nachwuchsworkshop zur Hansegeschichte

Veranstalter
Organisationsteam Nachwuchsworkshop vom Hansischen Geschichtsverein
Veranstaltungsort
Braunschweig
Ort
Braunschweig
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.05.2016 - 16.05.2016
Deadline
31.01.2016
Von
David Michael Weiss

Seit 2010 gibt es alle zwei Jahre im Vorfeld der Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins einen internationalen Workshop für NachwuchswissenschaftlerInnen zur Geschichte der Hanse. Der nächste Workshop findet am 15. und 16. Mai in Braunschweig statt

Der vierte von DoktorandInnen und graduierten Studierenden selbst organisierte Nachwuchsworkshop zur Hansegeschichte verfolgt das zentrale Anliegen, den wissenschaftlichen Austausch zu hansischen Forschungsthemen über nationale Grenzen hinweg zu beleben.

Programm


15.05.2016: Am ersten Tag stellen alle TeilnehmerInnen im Rahmen einer kurzen Präsentation (max. 10 Min.) eigene Arbeitsprojekte (Seminar-, Bachelor- oder Masterarbeiten, Aufsätze oder laufende Dissertationsprojekte etc.) vor. Anschließend wird im Plenum circa fünf Minuten über die Vorhaben diskutiert. Das Ziel ist es, durch konstruktive Anregungen den Beiträgern bei ihren Arbeiten zu helfen und einen kleinen Einblick in die aktuelle hansische Forschungslandschaft zu gewinnen.

16.05.2015: Der zweite Tag steht im Zeichen der beiden Arbeitsgruppen. In getrennten Kleingruppen wird nach einem Impulsvortrag den Fragestellungen der beiden Workshops nachgegangen. Die erste Gruppe beschäftigt sich mit dem Thema Titel Die Große Schicht von Braunschweig (1374) und die Hanse. Die zweite Gruppe befasst sich mit Normierungsbestrebungen im Hansischen Handel. Am Ende des Tages stellen die Workshops sich gegenseitig ihre Ergebnisse vor. Diese werden zudem auch auf der Pfingsttagung präsentiert.

Zielgruppe

Der Workshop richtet sich länderübergreifend an Studierende und DoktorandInnen der Geschichtswissenschaften und der Nachbardisziplinen. Die Tagungssprache ist Deutsch bzw. Englisch – zumindest gute passive Deutschkenntnisse sind erforderlich.

Information und Anmeldung

Zur Teilnahme reichen Sie bitte bis zum 31.01.2016 ein Motivationsschreiben inklusive kurzer Projektskizze (ca. 600 Wörter in Deutsch oder Englisch) sowie einen knappen Lebenslauf (Hochschule/Universität, Studienstatus/Abschluss, Sprachvermögen in Deutsch oder Englisch) ein. Bitte geben Sie zusätzlich an, in welcher Arbeitsgruppe Sie mitarbeiten möchten und ob Sie mit der Weitergabe Ihrer Kontaktdaten an die anderen Workshop-TeilnehmerInnen einverstanden sind. Voraussichtlich Mitte März erhalten alle angemeldeten TeilnehmerInnen eine Anmeldebestätigung mit weiteren Informationen.

Die angenommenen TeilnehmerInnen reichen bitte bis zum 15.04.2016 ein Abstract (Deutsch oder Englisch) von max. 350-400 Wörtern nach, das das eigene Forschungsthema für den Workshop umreißt. Wir erbitten die Anmeldungen und Abstracts per E-Mail an hanseworkshop(at)t-online.de im gängigen Dokumenten-Format (.docx, .odt, *.pdf).

Wir bemühen uns, eine Unterstützung zu den Reisekosten zu ermöglichen.

Organisationsteam

Wir (Maartje A.B., Anna Binde, Michael Meichsner, Lena Mühlig, David Weiss) sind selbst ehemalige TeilnehmerInnen der Nachwuchsworkshops. Uns gefielen die Idee, die Umsetzung und der interdisziplinäre Rahmen für NachwuchswissenschaftlerInnen. Verteilt über Dänemark, die Niederlande und Deutschland arbeiten wir daran, mit Euch 2016 spannende und hoffentlich ergiebige Tage in Braunschweig erleben zu können.

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Workshop 1:
Die Große Schicht von Braunschweig (1374) und die Hanse

1374 erhob sich die Stadtgemeinde Braunschweigs gegen den gemeinen Rat der Hansestadt. Die Kämpfe waren kurz und blutig. Zehn Mitglieder des Rates wurden öffentlich hingerichtet, der Rest des Führungsgremiums konnte sich zur hansischen Tagfahrt retten, die man eilends von Stralsund nach Lübeck verlegt hatte. Hier lieferten die Geflüchteten einen erschütternden Bericht über die Gewalt, die sie erlebt hatten. Flehentlich bat man die Hansestädte, dass die große Gewalt gesteuert werde und dass man nicht ohne Schuld jämmerlich vertrieben und ehrlos bleibe. 1

Die Ereignisse, die unter dem Namen Große Schicht Eingang in die Geschichtsschreibung fanden, brannten sich tief in das kollektive Gedächtnis des Hanseraums ein. Die lübische Detmar-Chronik schildert beispielsweise, 1374 sei der Teufel losgewesen in der Stadt Braunschweig.2 Zum ersten Mal entschied sich die Hanse, in größerem Umfang in eine innerstädtische Auseinandersetzung zu intervenieren. 1375 wurde Braunschweig „verhanst“ – also aus dem Bund der Kaufleute und Städte ausgeschlossen. Erst 1380 wurde Braunschweig wieder in den Kreis der Hansestädte aufgenommen.

Vergessen konnte das Geschehen jedoch anschließend niemand: Die Hanse verankerte die „Verhansung“ als Strafe für aufständische Gemeinden, die sich gegen ihren Rat stellten, in den sogenannten Aufruhr-Statuten des Jahres 1418. Die sächsischen Städte, die sich zu einem regionalen Sonderbündnis zusammengeschlossen hatten, gingen noch einmal deutlich weiter, um sich gegenseitig im Notfall beizustehen. Sie einigten sich auf aktive Hilfeleistungen. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts bemühten sich die sächsischen Städte zudem, ihre weitergehenden Regeln auch für die Gesamthanse umzusetzen. 1447 war man schließlich zumindest zeitweilig erfolgreich.

Der Workshop

Die Große Schicht von Braunschweig gehört zu den am besten erforschten innerstädtischen Auseinandersetzungen des Spätmittelalters. Gerade deshalb bietet sie sich an, um exemplarisch an ihr zu arbeiten. Die Teilnehmer des Workshops bewegen sich dabei aber nicht auf bereits bekannten Pfaden. Bis heute ist noch nicht zufriedenstellend geklärt, weshalb die Hanse sich entschied, in das Geschehen einzugreifen.

Der Workshop verfolgt drei Ziele. Die TeilnehmerInnen sollen

1. erarbeiten, welche Gründe zum Ausbruch der Schicht führten und aus welchen Gründen diese wie weiterverlief

2. ermitteln, weshalb die Hanse intervenierte

3. herausarbeiten, wie sich die Haltung der Hanse durch neue Geschehnisse veränderte – die „Verhansung“ wurde beispielsweise bereits 1380 aufgehoben, obwohl die Auseinandersetzungen erst 1386 förmlich beigelegt wurde. Was also überzeugte den Bund der Kaufleute und Städte, Braunschweig nicht länger verstoßen zu wollen?

1 Hanse Rezesse 1.2: Nr.78, S.91.

2 C. Hegel: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck – erster Band, Leipzig 1884, S.549.

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Workshop 2:
Normierungsbestrebungen im hansischen Handel

Die wirtschaftlichen Vorteile, die die Hanse ihren Mitgliedern zu verschaffen suchte, waren vielfältig: Von Bedeutung war u.a. eine Reduzierung der Transaktionskosten im Handel. Dies wurde auch auf Hansetagen thematisiert. Transaktionskosten konnten u.a. durch die Normierung von Maßen und Gewichten, durch Vereinheitlichung von Produktionsnormen im Gewerbe oder durch Qualitätskontrollen minimiert werden. Mit solchen Eingriffen zur Normierung und Regulierung der Grundbedingungen des Handels, konnten die Geschäftskosten des einzelnen Kaufmanns reduziert werden, da jener nicht mehr selbst für die Prüfung der Waren sorgen musste.1 Auch Rechtssicherheit bzw. -angleichung und Vereinheitlichung von Währungen fallen in den größeren Rahmen dieser hansischen Bestrebungen.

Im Workshop sollen Normierungsbestrebungen der Hanse exemplarisch am Beispiel des Bierhandels untersucht werden. Bier war im Spätmittelalter eins der wichtigsten Exportprodukte des norddeutschen Raums. Besonders Bremen, Hamburg, Wismar und Lübeck traten als Bier exportierende Städte hervor, doch auch der Brauereibetrieb binnenländischer Hansestädte wie z.B. Braunschweig ist bekannt. Zahlreiche städtische Quellen bieten einen Einblick in die lokalen Bestimmungen zum Brauwesen verschiedener Städte, wohingegen Zolllisten und Rechnungsbücher Anhaltpunkte zum Umfang des Exports geben. Das Bierbrauen und der Bierhandel sind von verschiedenen Forschern eingehend untersucht und beschrieben worden (u.a. Unger, Blanckenburg, Stefke), einen Überblick über Normierungsbestrebungen seitens der Hanse für dieses Handelsbereich gibt es aber noch nicht.

Ähnlich wie in Workshop 1 stehen die Beziehungen zwischen Stadt, Region und Hanse auch bei diesem Thema im Vordergrund. Welche Normierungsversuche lassen sich lokal in den Städten ausmachen, welche wurden stadtübergreifend auf regionalen Städtetagen thematisiert, und in welche Fragestellungen griff die Hanse diesbezüglich überregional auf Hansetagen ein? Wir hoffen, dass der Diskurs zwischen städtischen, regionalen und „hansischen“ Quellen neue Impulse zur Fragestellung nach der Rolle der Hanse in den Normierungsbestrebungen bieten kann.

Der Workshop

Die Normierungsbestrebungen im hansischen Handel sind in den letzten Jahren mit einem verstärkten Forschungsfokus auf die wirtschaftlichen Funktionen der Hanse deutlich ins Blickfeld der Forschung gerückt (Jahnke, Selzer, Huang etc.). Der Bierhandel bietet sich für eine beispielhafte Untersuchung von Regulierungsbestrebungen an, da er relativ gut erforscht ist und die Ausgangslage in verschiedenen Braustädten relativ unterschiedlich war. Außerdem gibt es genügend Quellen, die einen Einblick in die Brauereiregelungen verschiedener Städte bieten.

Auf dem Workshop möchten wir uns mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

1. Welche Bestrebungen zur Regulierung und Normierung von Bierproduktionen wurden auf städtischer, regionaler und „hansischer“ Ebene getroffen?

2. Ging der Impuls zu Normierungsbestrebungen von der lokalen städtischen Ebene aus und griff erst später auf den hansischen Rahmen über, oder waren es umgekehrt die Hansetage, die solche Maßnahmen an die Städte weitergaben?

3. Welchen Einfluss hatten die Absatzmärkte auf Normierungen an den Produktionsorten?

4. Zielten die Normierungsbestrebungen immer auf eine Minimierung der Transaktionskosten im Nah- oder Fernhandel ab, oder waren auch andere Ziele, z.B. die Ausschaltung innerstädtischer Konkurrenz im lokalen Ausschank, für solche Bemühungen ausschlaggebend? Wie lassen sich unterschiedliche Motivationen voneinander trennen?

1 S. Selzer 2010, S.93f.

Kontakt

David Weiss

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
26129 Oldenburg
0441/798-2395

hanseworkshop@t-online.de

http://www.uni-oldenburg.de/hansischer-nachwuchsworkshop/
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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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