Fürstliche Residenz und städtische Gesellschaft (1350-1650)

Fürstliche Residenz und städtische Gesellschaft (1350-1650)

Veranstalter
Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München; Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Veranstaltungsort
Historisches Kolleg, Kaulbachstraße 15, 80539 München
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
31.03.2020 - 02.04.2020
Deadline
15.03.2020
Von
Seibert, Hubertus

Im städtischen Raum trafen in Spätmittelalter und früher Neuzeit zwei dynamische Entwicklungen aufeinander, sie traten zueinander in Konkurrenz, beeinflussten sich wechselseitig und verknüpften sich auf vielerlei Weise: der Vorgang der rechtlichen und politischen Ausgestaltung einer sozial differenzierten städtischen Gesellschaft und die dauerhafte Verlagerung des fürstlichen Herrschaftssitzes in die Stadt, die Residenzbildung.
Mit der Verankerung der fürstlichen Residenz in der Stadt und der nahezu ständigen Gegenwart des fürstlichen Stadtherrn traten fürstlicher Hof und städtische Gesellschaft in ein wechselseitiges, überaus dynamisches Beziehungsgefüge, dessen Komplexität, spezifische Ausgestaltung und Wirkungsweise den Untersuchungsgegenstand der interdisziplinären Tagung bilden. Im Zentrum stehen die Interaktionen und Interferenzen zwischen Hofgesellschaft und Stadtgemeinde, die an ausgewählten Residenzorten des Alten Reiches und Italiens in vergleichender Perspektive beleuchtet werden. Als Raster und Orientierungsrahmen dienen folgende Leitfragen:
1. Welche Vorstellungen, Interessen, Ansprüche und Ziele bestimmten das Bezugssystem Stadt – Hof, strukturierten und veränderten es?
2. In welchen Bereichen riefen die Handlungsweisen der städtischen und der höfischen Akteure und die gezielte Durchsetzung eigener Interessen Dissens und Konflikte hervor? Wie wurden diese Störungen der öffentlichen Ordnung in der Stadt beigelegt?
3. In vielen Residenzorten im Alten Reich vollzog sich ein Wandel von der „bürgerlichen“ Stadt des 15. Jahrhunderts hin zur „fürstlichen“ Stadt der frühen Neuzeit. Welche Vorgänge und Faktoren lösten ihn aus, welche Akteure wirkten auf diesen Prozess ein? Lief dieser Vorgang in allen Territorien auf die gleiche Weise ab?
4. Welche Strategien verfolgte der fürstliche Hof im städtischen Raum? Betrieb er eine Politik der Exklusion oder der Integration?
5. In vormodernen Residenzstädten wurde die soziale und politische Ordnung durch spezielle Techniken und Praktiken repräsentiert. Welche symbolisch-rituelle Formen, materialisierte Medien und Zeichensysteme nutzten Hof und Stadtgesellschaft zur Wahrung der eigenen Identität und zur Inszenierung ihres Rangs und Status?

Programm

Dienstag, 31. März 2020
14:00-14:30
Prof. Ferdinand Kramer: Begrüßung
Dr. Hubertus Seibert: Einführung in das Tagungsthema

Sektion I: Höfische Zentralität und kommunale Formierung
14:30-15:30
Prof. Mark Hengerer: Zwei Seiten einer Medaille? Zur Rolle der Stadt in der europäischen Hofforschung
15:30-16:30
PD Dr. Tobias Daniels: Kunstwerke? Oberitalienische Höfe zwischen kommunaler und fürstlicher Dominanz: Mailand und Mantua im Vergleich
Kaffeepause
17:00-18:00
Hans-Joachim Hecker: Stadtschreiber und Jurisprudenz – Dr. Nikolaus Zyner und sein Münchner Privilegienbuch von 1532
19:00-21:00 Öffentlicher Abendvortrag
Alter Rathaussaal der Landeshauptstadt München, Marienplatz 1, 80538 München
Prof. Gerhard Fouquet: Der Münchner Ratsherr Jörg Kazmair und seine Denkschrift über die Unruhen in der bayerischen Residenzstadt zwischen 1397 und 1403

Mittwoch, 01. April 2020
8:30-9:30
Dr. Michael Stephan: Ratsverfassung und Münchner Patriziat im Wandel
9:30-10:30
Dr. Sven Rabeler: Herrschaft – Rat – Gemeinde. Formen politischer Interaktion in norddeutschen Residenzstädten während des späten Mittelalters
Kaffeepause

Sektion II: Gesellschaftliche Strukturen und Lebensbedingungen
11:00-12:00
Dr. Lorenz Maier: Sozialtopographie: München
12:00-13:00
Dr. Bettina Pfotenhauer: Gesundheit, Umwelt, Nahrung – Lebensbedingungen in der Residenzstadt München um 1500
Mittagspause
14:00-15:00
Dr. Christian Hagen. Funktionsträger, Familie und Vermögen im Wandel. Städtische Führungsgruppen in Brixen und Innsbruck
15:00-16:30
Dr. Sonja Breustedt: Konflikte Stadt/Handwerker: Innerstädtische Einungsverbote im Spätmittelalter und die Rolle der Handwerker – ein Vergleich
Emanuel Lechenmayr: Konflikte Hof/Stadt: Die innerstädtischen Konflikte in München um 1400 und die Politik der Stadtherren
Kaffeepause

Sektion III: Stadt, Wirtschaft und Konsum
17:00-18:00
Prof. Hiram Kümper: Gesalzene Rechnungen und manche versalzene Suppe: der Münchner Salzhandel in Spätmittelalter und früher Neuzeit
18:00-19:00
Dr. Karl Gattinger: Hofbrauerei/Hofbräuhaus und Stadt
19:00-20:00
Dr. Cornelia Oelwein: Die Versorgung von Stadt und Hof mit Speisefischen am Beispiel München

Donnerstag, 02. April 2020

Sektion IV. Die geistliche Stadt: Kirche und Bildung
8:30-9:30
Prof. Dr. Jörg Schwarz: Kollegiatstift und Residenzbildung in Wiener Neustadt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
9:30-10:30
Prof. Dr. Dieter Weiß: Residenzstift und Landesbistum: München
Kaffeepause
11:00-12:00
Dr. Gerhard Immler: Hofklerus und Klöster in München
12:00-13:00
Prof. Dr. Klaus Wolf: Hof und Universität als Katalysatoren für Bildung, Humanismus und Theater. München, Ingolstadt, Heidelberg und Wien im Städtevergleich
Mittagspause

Sektion V: Repräsentation und Performanz
14:00-15:00
Prof. Dr. Stephan Hoppe: Architektur: Neuveste und Residenz in München
15:00-16:00
Dr. Thorsten Huthwelker: Repräsentation von Macht und Herrschaft: Die Grablegen der Wittelsbacher in Heidelberg und München im Vergleich
Kaffeepause
16:30-17:30
Dr. Manfred Heimers: Stadtkultur in Zeiten der Krise. Die Haupt- und Residenzstadt München unter der Regentschaft Maximilians I.
17:30-18:30
Dr. Matthias Weniger: Der Festsaal des Alten Rathauses – höfische versus städtische Repräsentation
Zusammenfassung – Schlussdiskussion

Kontakt

Historisches Seminar der LMU
Mittelalterliche Geschichte
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München

+49 (0) 89 / 2180 - 5448

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