Das Achtzehnte Jahrhundert und Österreich 21 (2006)

Titel der Ausgabe 
Das Achtzehnte Jahrhundert und Österreich 21 (2006)
Weiterer Titel 
Aloys Blumauer und seine Zeit

Erschienen
Erscheint 
jährlich
ISBN
978-3-89911-077-7 (Kt.); 978-3-89911-093-7 (Gb.)
Anzahl Seiten
274 S.
Preis
€ 34,00 (Kt.); € 52,00 (Gb.)

 

Kontakt

Institution
Das Achtzehnte Jahrhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Achtzehnten Jahrhunderts
Land
Deutschland
c/o
Redaktion: PD Dr. Thomas Wallnig (Obmann), Universitätsring 1, A-1010 Wien <thomas.wallnig@univie.ac.at>; Rezensionsredaktion: Dr. Sandra Hertel <sandra.hertel@iserlohn.de>
Von
Verlag Dr. Dieter Winkler

Franz M. Eybl, Wynfrid Kriegleder, Johannes Frimmel (Hg.)
ALOYS BLUMAUER UND SEINE ZEIT
Mit Beiträgen von Gerhard Ammerer, Michaela Baumgartner, Gudrun Debriacher, Franz M. Eybl, Margret Friedrich, Johannes Frimmel, Christoph Gnant, Katrin Keller, Wynfrid Kriegleder, Petr Mata, Werner Michler, Thomas Olechowski, Ilona Pavercsik, Ines Peper, Helmut Reinalter, Ritchie Robertson, Martin Scheutz, Ernst Seibert, Reinhart Siegert, Reinhard Stauber, Michael Wögerbauer, Norbert Christian Wolf, Renate Zedinger

Das vorliegende Jahrbuch widmet sich einem der großen Literaten Österreichs: Der „wunderbare Aloys Blumauer“, wie ihn Benedikt Erenz anlässlich seines 200. Todestages in der Zeit nannte, war einer der führenden Schriftsteller der josephinischen Aufklärung. Sein Hauptwerk, Virgils Aeneis travestirt, das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. nicht nur im deutschen Sprachraum für Furore sorgte und in viele europäische Sprachen übersetzt wurde, wurde zuletzt 2005 ediert. Obwohl im literarischen Betrieb der Gegenwart vielfach aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängt, wird seine spitze Feder, die auch vor zeitgenössischen Größen nicht kuschte, in Literaturgeschichten zur Parodie anerkennend gewürdigt.

Die vorliegenden Beiträge widmen sich Blumauers Werk nicht nur in germanistisch-literaturwissenschaftlicher Perspektive, sondern nehmen auch das politische, wirtschaftliche und soziokulturelle Umfeld der Zeit in den Blick. Die von Joseph II. – in Fortführung der von seiner Mutter Maria-Theresia eingeleiteten Staatsreformen – forcierte Etablierung gewinnorientierter Unternehmensformen führte auch zu tief greifenden Veränderungen im Buchhandels- und Verlagswesen, deren Bedeutung für die deutschsprachigen Länder als bisher unterschätzt nachgewiesen wird. Blumauer selbst allerdings, dessen Arbeit als Antiquar gerühmt wurde, konnte als Buchhändler unter den neuen Umständen nicht reüssieren. Trotz seiner weit reichenden geschäftlichen Kontakte – der hier erstmals publizierte Briefwechsel mit dem ungarischen Kaufmann Andreas Sinkenthaler dokumentiert das – verlor er sein Geschäft und starb überschuldet.

In das politisch-gesellschaftliche Leben war Aloys Blumauer sowohl durch seine Mitgliedschaft in führenden Freimaurerlogen (Zur wahren Eintracht, Zur Wahrheit) als auch durch eine rege Herausgebertätigkeit (Wiener Musenalmanach, Wiener Realzeitung, Journal für Freymaurer) eingebunden. Überzeugter Anhänger des Josephinismus, der sich mit scharfer Satire für die Reformen Joseph II. engagierte, beendete er sein literarisches Schaffen, als der Kaiser in seinen letzten Regierungsjahren restaurativen Einflüssen nachgab. Den Ideen der Französischen Revolution gegenüber blieb er aber verschlossen – anders als viele seiner Freunde, die unter Franz II. als Wiener Jakobiner grausam verfolgt wurden.

Das Jahrbuch schließt mit einer Vorstellung der für den Franz-Stephan-Preis eingereichten Arbeiten (er wurde Ines Peper zugesprochen) und einem umfangreichen Rezensionenteil. Abstracts in englischer Sprache erschließen die Beiträge den nicht deutschsprachigen Lesern.

Textauszüge und Abstracts im Internet: http://www.winklerverlag.com/verlag/v0777x/index.html

Inhaltsverzeichnis

SCHWERPUNKTTHEMA: Aloys Blumauer und seine Zeit

Norbert Christian Wolf
Blumauers Autorpolitik

Werner Michler
Aloys Blumauer und Johann Baptist v. Alxinger. Zur Versepik des josephinischen Jahrzehnts

Wynfrid Kriegleder
Aloys Blumauers Travestirte Aeneis und die Theorie des komischen Epos

Gerhard Ammerer
Aloys Blumauers Gedicht „Das Lied von Belgrad. 1789“ und Antikriegsliteratur im Wiener Musenalmanach

Ernst Seibert
J.B. Alxinger, A. Blumauer und Caroline Pichler als Repräsentanten eines spätjosephinischen Interesses an der zeitgenössischen Kinderliteratur

Johannes Frimmel
„Sein notenreicher Katalog ist besser als seine Äneide.“ Aloys Blumauer als Buchhändler und Antiquar

Ilona Pavercsik
„Ihre gütige Verwendung zum Besten meiner Muse“: Blumauers Briefe an einen Kollekteur in Ungarn

Helmut Reinalter
Aloys Blumauer und die Wiener Jakobiner

Thomas Olechowski
Zur Zensur am Ende des 18. Jahrhunderts: Dichter als Zensoren

Franz M. Eybl
Informalität und Popularität: Kulturelle Markierungen des oberdeutschen Raums

Reinhart Siegert
Über Österreichs Aufklärung und Literatur. Zur „litterarischen Kleinheit“ Österreichs und des „Reichsbuchhandels“ zur Zeit Blumauers

KURZFASSUNGEN DER FÜR DEN FRANZ-STEPHAN-PREIS EINGEREICHTEN ARBEITEN

Ines Peper
Konversionen im Umkreis des Wiener Hofs um 1700

Michaela Baumgartner
Fulgura frango. Gewitterdichtung im 18. Jahrhundert

Gudrun Debriacher
Gereizte Seelen in erregten Körpern – Heinrich von Kleists Novelle Der Findling im Kontext des Brownianismus

LITERATURBERICHTE UND REZENSIONEN

Ritchie Robertson
Neue literatur- und kulturgeschichtliche Publikationen zur österreichischen Aufklärung

Petr Mata
Jeroen Duindam: Vienna and Versailles. The Courts of Europe's Dynastic Rivals, 1550-1780. Cambridge: Cambridge University Press 2003

Renate Zedinger
Harm Klueting, Wolfgang Schmale (Hg.): Das Reich und seine Territorialstaaten im 17. und 18. Jahrhundert. Aspekte des Mit-, Neben- und Gegeneinander. Münster: Lit 2004

Reinhard Stauber
T. C.W. Blanning: The culture of power and the power of culture. Old Regime Europe 1660-1789. Oxford: Oxford University Press 2002

Michael Wögerbauer
Ingeborg Jaklin: Das österreichische Schulbuch im 18. Jahrhundert aus dem Wiener Verlag Trattner und dem Schulbuchverlag. Wien: Praesens 2003

Katrin Keller
Sigrid Wadauer: Die Tour der Gesellen. Mobilität und Biographie im Handwerk vom 18 bis zum 20. Jahrhundert. Frankfurt am Main – New York: Campus 2005

Martin Scheutz
Michael Hochedlinger/Anton Tantner (Hg): „ ... der größte Teil der Untertanen lebt elend und mühselig“. Die Berichte des Hofkriegsrates zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Habsburgermonarchie 1770–1771. Innsbruck u. a.: Studienverlag 2005

Margret Friedrich
Ute Ströbele: Zwischen Kloster und Welt. Die Aufhebung südwestdeutscher Frauenklöster unter Kaiser Joseph II. Köln-Weimar-Wien: Böhlau 2005

Christoph Gnant
Christoph Ulmschneider: Eigentum und Naturrecht im Deutschland des beginnenden 19. Jahrhunderts. Berlin: Duncker & Humblot 2003