Aufsätze
Kiran Klaus Patel
Kooperation und Konkurrenz. Die Entstehung der europäischen Wissenschafts- und Forschungspolitik seit 1945
Der Autor untersucht, wie die Europäische Union (EU) zur zentralen Akteurin der Wissenschafts- und Forschungspolitik auf europäischer Ebene werden konnte. Die Ausgangsthese hierfür lautet, dass es den Vorläuferorganisationen der heutigen EU bei ihrer Gründung in den 1950er Jahren keineswegs in die Wiege gelegt war, einmal eine derartige herausragende Rolle zu spielen. Die Europäischen Gemeinschaften waren vielmehr in diesem Bereich ein Spätankömmling auf einer Bühne, auf der sich bereits andere Internationale Organisationen tummelten – ganz abgesehen von den Akteuren auf lokaler, nationaler oder globaler Ebene. Vor diesem Hintergrund beschreibt der Beitrag die wesentlichen Entwicklungsschritte und analysiert Stationen sowie die Gründe für den Bedeutungsgewinn der EU auf diesem Politikfeld.
Kiran Klaus Patel
Cooperation and Competition. The Emergence of European Science and Research Policies Since 1945
The author investigates how the European Union (EU) was able to become the central actor in science and research policy at the European level. The initial thesis is that the predecessor organisations of the current EU were in no way predestined to achieve such a pre-eminent position when they were founded in the 1950s. Instead, the European Communities were late-comers in this area, in which other international organisations were already active – parallel to local, national and global actors. Against this background, the article describes the key steps of the EU’s rise to prominence and analyses stages and reasons for the EU’s increased importance in this policy field
Peter Lutz Kalmbach
Fliegende Standgerichte. Entstehung und Wirkung eines Instruments der nationalsozialistischen Militärjustiz
Fliegende Standgerichte – dieser Begriff steht für Tötungen, Abschreckung, aber auch Suggestion und damit für das terroristische Chaos in der Endphase des Dritten Reichs: Tausende Menschen sind durch diese Rache-Justiz der Nationalsozialisten bis in den Mai 1945 zu Tode gebracht worden. Der Autor begnügt sich nicht mit den Verweisen in der Fachliteratur auf SS-Kommandos oder die Standgerichtsverordnung des Reichsjustizministeriums vom Februar 1945. Um die Entstehung dieses Justiz-Instruments zu verstehen, ist es nötig einen längeren Zeitraum als 1944/45 in den Blick zu nehmen. Daher erläutert der Autor die Rahmenbedingungen zwischen 1933 und 1943, identifiziert zentrale Akteure und greift dabei auf Rechtsentwicklungen insbesondere des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurück.
Peter Lutz Kalmbach
The Flying Court Martial. Genesis and Effect of an Instrument of National Socialist Military Justice
The Flying Court Martial – this term stands for killings, deterrence, but also for suggestion and thereby represents the terrorist chaos of the final phase of the Third Reich. Thousands were killed by this retributive form of justice of the National Socialists into May 1945. The author doesn’t merely make do with indicating the relating research literature on SS Commandos or the Standgerichtsverordnung (Court Martial Ordinance) of the Reich Ministry of Justice of February 1945. In order to understand the genesis of this instrument of justice, it is necessary to study a longer period than just that of 1944/45. For this reason the author outlines the environment between 1933 and 1943, identifies central actors and refers to legal developments especially of the 19th and early 20th century.
Margit Szöllösi-Janze
Archäologie des Wettbewerbs. Konkurrenz in und zwischen Universitäten in (West-)Deutschland seit den 1980er Jahren
Die Durchsetzung des Wettbewerbsprinzips zwischen und innerhalb der deutschen Universitäten eignet sich als analytische Sonde, um dem radikalen Wandel des Hochschulsystems nachzuspüren. Angesichts der Probleme bei der Steuerung von Wissenschaft bei knappen Budgets und einem neuen, neoliberalen Wirtschafts-, Politik- und Denkstil bot sich seit den späten 1970er Jahren Konkurrenz als gesellschaftlich breit akzeptierter, Politik und Verwaltung entlastender Handlungsmodus an. Die Einführung kompetitiver Instrumente wie etwa des New Public Management installierte in den Universitäten ein marktförmiges, hierarchisches Governance-Regime. Die Entfesselung von Wettbewerb entpuppt sich als subtiler Steuerungsmechanismus, der dessen Stellschrauben verschleiert und die Universitäten für eine verstärkte Binnen- wie Außensteuerung öffnet.
Margit Szöllösi-Janze
The Archaeology of Competition. Competition Within and Between Universities in (West-) Germany Since the 1980s
The implementation of the principle of competition between and within German universities is suitable as an analytical probe in order to trace the radical change of the higher education system. In view of the problems in research governance given tight budgets and a new, neoliberal economic, political and thinking style since the late 1970s, competition became a broad socially acceptable modus operandi which was able to disencumber politics and administration. The introduction of competitive instruments such as New Public Management installed a market-like, hierarchical governance regime in the universities. The unleashing of competition reveals itself as a subtle control mechanism, which obscures its changeable parameters and opens universities up to increased inner and outer control.
Podium
Podium Zeitgeschichte: Mehr als eine Fußnote! Die Sowjetische Besatzungszone und die DDR in der deutschen und europäischen Geschichte
Die Erforschung der DDR-Geschichte ist notwendig, um gegenwärtige Problemlagen wie die in Ostdeutschland heute erkennbaren Spannungen besser zu verstehen, die zumindest teilweise in den Jahren zwischen 1945 und 1990 wurzeln. Zudem geht es um das nach wie vor aktuelle historiografische Problem, neue Fragen an die DDR als Teil der deutschen und europäischen Geschichte zu stellen. Die Autorinnen und Autoren des Podiums Zeitgeschichte thematisieren zunächst die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone (Jürgen John) und der frühen DDR (Elke Scherstjanoi). Petra Weber befasst sich dann mit der Gesellschaftsgeschichte der DDR im deutsch-deutschen Kontext, Frieder Günther stellt Überlegungen zur Behördenforschung im Ost-West-Vergleich an, und Florian Peters sucht nach dem historischen Ort der DDR in der Geschichte des östlichen Europa. Den Abschluss bilden Betrachtungen von Michael Schwartz zur Rolle der DDR in der Geschichte der zeithistorischen Transformationen seit den 1980er Jahren.
Contemporary History Podium: More than a Footnote! The Soviet Zone of Occupation and the GDR in German and European History
Researching the history of the German Democratic Republic (GDR) is necessary to better understand current issues such as the tensions presently perceptible in Eastern Germany, which are at least partially rooted in the years between 1945 and 1990. Additionally there is the still ongoing historiographical problem of which new questions need to be asked about the GDR as part of German and European history. The authors of the “Contemporary History Podium” first discuss the history of the Soviet Zone of Occupation (Jürgen John) and the early GDR (Elke Scherstjanoi). Petra Weber subsequently deals with the social history of the GDR in an intra-German context, Frieder Günther makes observations about research into government agencies in East-West comparison, and Florian Peters searches for the historic place of the GDR in the history of Eastern Europe. Finally Michael Schwartz considers the historical role of the GDR in transformations since the 1980s.
VfZ Online
Ergänzende Materialien zu zwei VfZ-Beiträgen der Januar-Ausgabe
Rezensionen Online
Abstracts
Autorinnen und Autoren
Hinweise