Numismatische Bilddatenbank Eichstätt

Cover
Titel
Numismatische Bilddatenbank Eichstätt.
Herausgeber
Malitz, Jürgen
Veröffentlicht durch
Lehrstuhl für Alte Geschichte - Geschichts- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt <http://www.gnomon.ku-eichstaett.de>
Enthalten in
Von
Tatiana Tchekmareva

Die Arbeit mit antiken Münzen bedeutet ein mühsames und zeitintensives Recherchieren, dabei ist man häufig nicht nur auf die entsprechenden Corpora, sondern auch auf eine Auswahl der Auktions- und Museumskataloge angewiesen. Eine deutliche Erleichterung der Münzbestimmung hat nun der Lehrstuhl für Alte Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt - Ingolstadt unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Malitz mit der "Numismatischen Bilddatenbank Eichstätt" (NBE) herbeigeführt. Diese virtuelle Sammlung bietet durch die Kooperation mit einigen Auktionshäusern eine große Auswahl und übertrifft damit die realen Universitätssammlungen und auch die meisten Museen und Münzkabinetten.

Der Ausgangspunkt für die "Numismatische Bilddatenbank Eichstätt" bildete die Münzsammlung am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Katholischen Universität Eichstätt - Ingolstadt. Diese Sammlung wurde ergänzt durch die Sammlung des Seminars für Klassische Philologie der Universität Erlangen sowie die Sammlung des Seminars für Klassische Archäologie der Universität Regensburg. Die historisch bedeutendsten Münzen der NBE stammen nicht aus Universitätssammlungen. Die Auktionshäuser Gorny & Mosch (München), Leu Numismatics (Zürich), Münzen & Medaillen (Basel) sowie Numismatik Lanz (München) haben die Erlaubnis gegeben, Münzen aus ihren Beständen in die "Numismatische Bilddatenbank Eichstätt" aufzunehmen.
Die virtuelle Münzdatenbank bietet erhebliche Vorteile gegenüber den gedruckten Standardcorpora und Katalogen. Die Inhalte können jederzeit und an jedem Ort abgerufen werden. Wegen ihrer großen Auswahl ersetzt die NBE bei einer Recherche eine Menge an Fachliteratur, die man sonst hätte durchblättern müssen, und hat damit auch eine zeitsparende Wirkung. Das Material lässt sich an die jeweilige Fragestellung angepasst zusammenstellen, denn die Recherche nach Münzen in der Datenbank ist nach vielen unterschiedlichen Kriterien möglich.
Neben Thesaurus mit einer systematischen Schlagwortliste gibt es unter Indizes eine Reihe weiterer alphabetisch oder chronologisch geordneten Listen, die eine Vorauswahl der Ergebnisse nach Personen und Prägestätten, Datierungen, Nominalen, Durchmesser oder Gewicht sowie nach den Katalognummern der gängigen Corpora erlauben. Zwei weitere Listen - Katalogtext und Legendenliste - ergänzen die Suchoptionen. Die Listen können in vier verschiedenen Formaten - Standartliste, Kurzliste mit Bildern, Systematik, Kleinbildliste - ausgegeben werden und lassen sich bei Bedarf sortieren. In der Standartliste werden neben den Abbildungen Personen und Prägestätten, Katalogbeschreibung, Legenden, Datierung, Nominal und Referenzen angezeigt. Die Kurzliste mit Bildern ermöglicht einen schnelleren Überblick über die Suchergebnisse. Die Systematikliste zeigt die Objektnummern der Ergebnisse an, und die Kleinbildliste zeigt die Abbildungen an; durch einen Klick auf die Objektnummer bzw. die Abbildung wird die jeweilige Münze in der Standartliste mit allen verfügbaren Angaben angezeigt. Durch die Recherche mit einer Suchmaske kann nach eingegebenen Merkmalen eine weitere Eingrenzung der bereits gefundenen Dokumente vorgenommen werden.
Es klingt, als würde man sich in der Datenbank leicht "verlaufen" können, aber die Navigationskette über den Ergebnissen zeigt immer den Weg zurück. Viele Begriffe sind innerhalb der Beschreibungen und Legenden in der Standartliste verlinkt, so kann man ein Wort anklicken, und es erscheint eine Liste mit Münzen, in deren Beschreibung oder Legende das gesuchte Wort vorkommt. Die Datenbank kann dadurch nach ganz ausgefallenen Merkmalen präzise durchsucht werden. Die Anzahl der Objekte auf einer Seite lässt sich vom Benutzer bestimmen, ebenso die Form der Kleinbildliste. Außerdem ist es auch möglich, innerhalb der Ergebnisliste zu springen oder mit den Pfeilen neben jeden Ergebnis vor und zurück zu blättern.

Die Bilder von Münzen werden in hochauflösenden Photographien im JPEG-Format angeboten und stehen interessierten Benutzern für nichtkommerzielle Zwecke zur freien Verfügung, soweit die Herkunft der Bilder aus der NBE ausgewiesen wird. Das Copyright für alle Photos liegt beim Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt - Ingolstadt. Etwas störend wirkt der farbige Hintergrund bei manchen Abbildungen; die Objekte auf einem farblosen bzw. weißen Hintergrund lassen sich am besten erkennen. Es wird vermutlich daran liegen, dass die Münzen bereits auf einem farbigen Hintergrund photographiert wurden. Manche Photographien sind ziemlich dunkel geraten und lassen sich im Detail kaum erkennen. Die meisten Abbildungen bieten aber auch in der Vergrößerung eine zufriedenstellende Qualität.
Die Vielfalt angebotener Suchoptionen lässt kaum Wünsche offen und erweitert dabei die Verwendbarkeit der NBE: man kann die Datenbank gezielt nach einer bestimmten Münze durchsuchen, sich einen Überblick über die kaiserzeitlichen Provinzialprägungen verschaffen, eine Liste mit Münzen zusammenstellen, auf denen ein Lorbeerzweig, eine Diana oder ein Szepter dargestellt ist, oder einfach alle Legenden aussuchen, in denen "Roma" vorkommt. So ist die NBE für ganz unterschiedliche Zwecke einsetzbar. Diese Vielfalt an Verwendbarkeiten ist natürlich erst den multimedialen Möglichkeiten zu verdanken und zeigt, wie sinnvoll sie eingesetzt werden können.

Die Gestaltung dieses Webangebots ist sehr übersichtlich und benutzerfreundlich. Dem Design der Seiten wurde scheinbar weniger Beachtung geschenkt als dem Inhalt. Dies ist aber nicht weiter problematisch, denn die Funktionsfähigkeit und die Übersichtlichkeit des gesamten Angebots werden dadurch nicht beeinträchtigt, die Inhalte sind gut erkennbar, und die Gliederungen nachvollziehbar.
Offensichtlich stand die Benutzerfreundlichkeit der Bilddatenbank im Vordergrund: Man benötigt keine besonderen Computerkenntnisse, um sie zu bedienen. Die Funktionsweise ist gut erschließbar, man kann sich einfach gleich auf die Recherche konzentrieren. Sollte man dennoch Schwierigkeiten haben, bietet ein Kapitel mit Online-Hilfe ausführliche Erläuterungen und Erklärungen aller Schaltflächen und sämtlicher Suchoptionen. Die Abfrage der Datenbank funktioniert trotz zahlreicher Bilder schnell und einwandfrei. Die technische Realisierung ist professionell und der Zielsetzung völlig angemessen.

Die Numismatische Bilddatenbank Eichstätt ist ein sehr nützliches und willkommenes Werkzeug für Numismatiker, Altertumswissenschaftler und Sammler. Sie ist gerade vorbildlich für eine sinnvolle Anwendung von Neuen Medien im wissenschaftlichen Alltag. Es bleibt zu wünschen, dass auch andere Sammlungen diesem Beispiel folgen und Bilddatenbanken zu Verfügung stellen, die zwar keineswegs die realen Sammlungen und die Fachliteratur ersetzen, aber doch eine erhebliche Erleichterung in der Auswahl des Materials bieten.

Redaktion
Veröffentlicht am
Redaktionell betreut durch