Bei REALonline handelt es sich um den digitalen Bildserver des bekannten Instituts für Realienkunde mit Sitz in Krems. Ziel ist, das vorhandene Bildmaterial des Instituts zur Alltagsgeschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit in einer Datenbank allgemein zugänglich zu machen. Die wichtigste Quellengrundlage bilden Gemälde, ergänzt beispielsweise um Glasfenster mit Darstellungen zum Themenbereich. Und der Begriff Alltag ist breit gefasst. Dass bei den Bildern angesichts der Entstehungszeit religiöse Motive überwiegen, muss und kann in Kauf genommen werden.
Grundsätzlich sind die Bilder mit ausführlichen Beschreibungen formaler und ikonographischer Inhalte verbunden, untergliedert in a) Kunstwerk mit Art des Bildes, Maler bzw. Künstler und Region b) Dokumentation von Entstehungszeit und Ort sowie c) Anmerkungen z.B. zur Größe des Bildes oder zu bisherigen Abdrucken. Diesem schließen sich je nach dargestelltem Motiv mehr oder weniger ausführliche Detaillisten an. So werden die dargestellten Personen beschrieben sowie möglichst namentlich gekennzeichnet und auch die jeweils getragenen Kleidungsstücke werden präzise genannt. Dazu kommen diejenigen Objekte, die der jeweiligen Person zugeordnet werden, wie beispielsweise Werkzeuge oder Tischmesser. Aber z. B. finden auch Bottiche Erwähnung. Bei mehreren Personen auf einem Bild werden entsprechend viele derartiger Listen angehängt. Die Handlungszusammenhänge des Bildes werden erklärt, und die weiteren Details folgen gleichfalls aufgelistet. Verschiedenen Personen sind weiterhin Attribute zugeordnet, die auf eine mögliche Funktion der Betroffenen verweisen. Ergänzt werden die Beschreibungen mit Tieren, Pflanzen und Gebäuden. Zudem ist bei jedem Bild die Nummer des Bildarchivs angegeben, was mögliche Bestellungen bzw. ein schnelles Wiederauffinden erleichtert.
Zum Auffinden der Bilder oder von Details sind neben der Suche mittels Begriffen mehrere Möglichkeiten in Form von 12 Katalogen vorgesehen, die eine die Suche erleichternde Vorauswahl bieten. Die Suche erfolgt in diesen Fällen mittels Bildnummer, Standort des Bildes, Bildthema, Künstler, Historische Orte (auf den Darstellungen identifizierte Städte, Dörfer und Burgen), Orte (Räumlichkeiten im weiteren Sinne, neben Zimmern sind hier auch Berghänge oder Gewässer etc. eingestellt), Handlungen (Darstellung auf Bildszenen), Personennamen (identifizierte Personen), Standesbezeichnungen, Gestik, Kleidung (verknüpft mit Kleidungslexikon) und schließlich materielle Objekte. Wie für die Kleidung liegen bisher nur für Künstler und Personen Zusatzinformationen vor, freilich sollen weitere Verknüpfungen im Zuge des geplanten Ausbaus des Angebots erstellt werden. Somit ist auch die auf der Startseite angezeigte Linksammlung noch in Vorbereitung.
Manche der Details, insbesondere kleinere Objekte sind naturgemäß gelegentlich schlecht zu erkennen. Grenzen setzt zudem die teilweise symbolische Verwendung von Objekten durch den jeweiligen Künstler, die eben nicht immer auf eine getreue Abbildung zielten. Eine zusätzliche Erfassung von archäologischen Nachweisen zum Alltag in Spätmittelalter und früher Neuzeit würde das Angebot noch weiter abrunden, aber dies ist nur ein Wunsch des Rezensenten.
Die Absicht, das Bildmaterial des Instituts derart zu präsentieren, muss als ausgesprochen gelungen bezeichnet werden. Der aufwendig gestaltete Bildserver erhöht die Informationsmöglichkeiten über bildliche Darstellungen von Alltagsszenen mit ihrem teilweise großen Detailreichtum gerade für Historiker, zumal die Grenze zwischen allgemeiner Geschichte und Kunstgeschichte noch immer relativ hoch ist. Auch ist die Datenbank selbst für Laien relativ leicht handhabbar, denn die Benutzungshinweise beschreiben die möglichen Vorgehensweisen anschaulich.