Bilddatenbank der Bayerischen Staatsbibliothek

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Titel
Bilddatenbank der Bayerischen Staatsbibliothek.
Herausgeber
Bayerische Staatsbibliothek München Abteilung Karten und Bilder: München, DE <bildarchiv@bsb-muenchen.de>
Veröffentlicht durch
Bayerische Staatsbibliothek München, DE <http://www.bsb-muenchen.de>
Enthalten in
Von
Sonja Meldau, selbständige Historikerin in Braunschweig, Promovendin an der Universität Göttingen

Bilddatenbanken im World Wide Web erleichtern Bildrecherchen von Historikerinnen und Historikern erheblich. Die Bilddatenbank der Abteilung Karten und Bilder der Bayerischen Staatsbibliothek ermöglicht Recherchen in einem Bestand von 66.000 digitalisierten und katalogisierten Bildern, die den Zeitraum von der Weimarer Republik bis zur Nachkriegszeit umfassen. Ein großer Anteil der Bilder stammt von dem NS-Pressefotografen Heinrich Hoffmann. Das im Dritten Reich instrumentalisierte Medium Fotografie sollte sowohl die angebliche politische und ideologische Geschlossenheit des Regimes als auch das NS-Konstrukt „Volksgemeinschaft“ visualisieren. Entsprechend der Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit versorgte ein begrenzter Kreis parteitreuer Fotografen die gleichgeschalteten Presseorgane mit Bildmaterial.1
Im sogenannten Hoffmann-Archiv der Bilddatenbank können u.a. die Bilder des Fotografen und Unternehmers Heinrich Hoffmann, Mitglied der DAP/NSDAP seit 1920, über erweiterte Suchfunktionen recherchiert werden. Ab 1923 avancierte Hoffmann zum Hitler-Fotografen, der „mit der Kamera in der Hand bald ausschließlich im Dienste der NSDAP agierte“2. Mit seinen Aufnahmen prägte er maßgeblich das Bild von Adolf Hitler während des Nationalsozialismus. Die Motive fanden weite Verbreitung in zahlreichen Bildbänden, NS-Illustrierten und -Zeitschriften.

Der Aufbau einer Datenbank orientiert sich im Allgemeinen an den Bedürfnissen des Nutzerkreises. Dieser wird ebenso wenig explizit genannt wie die Ziele der Bilddatenbank. Vermutlich richtet sich die ebenfalls auf Englisch recherchierbare Datenbank an interessierte Nutzer, die Bildmaterial zum Thema Nationalsozialismus und Pressefotografie sondieren. Darüber hinaus bietet sie sowohl Bildungsinstitutionen als auch der breiten Öffentlichkeit Zugang zu dem Bildmaterial. Von der Startseite der Bayerischen Staatsbibliothek gelangt der Nutzer auf dem Umweg über den Link „Digitale Bibliothek“ zu der Bilddatenbank. Von der Startseite der Bilddatenbank hingegen werden die Benutzer direkt durch einen Button zur Recherchemaske geleitet. Die in einem neuen Fenster erscheinende Maske ähnelt im Aufbau einer Bibliotheks-Recherche, bei der die Bildsuche über die Eingabe von maximal zwei Begriffen erfolgt. Entweder können die Nutzer frei oder speziell nach Künstler, Sigel, Ort, Körperschaft, Ereignis, Name, Beschreibung, Technik, enthaltene Personen und Bild ermitteln. Dabei ermöglicht die Suchmaske eine Einschränkung oder Erweiterung über eine und/oder-Kombination. Bei einer gezielten Suche ist es angebracht, die Hinweise zur Recherche auf der Startseite der Bilddatenbank zu beachten, wo deren Spezifika erklärt werden, insbesondere zu den verwendeten Siglen und Abkürzungen. Insgesamt ist die Benutzerführung der Web-Site selbsterklärend und sinnvoll. Ihre Funktionalität wird durch das neutral gehaltene, klare Design unterstützt. Für eventuelle Fragen, Anregungen oder eine Bildbestellung sind die Kontaktdaten der Bayerischen Staatsbibliothek Abteilung Karten und Bilder direkt auf den Rechercheseiten angebeben.

Die Suchergebnisse kann der Nutzer seinen Bedürfnissen entsprechend entweder unsortiert oder nach Kategorien wie Autor, Datenbank, Erscheinungsjahr, Titel und Verleger anzeigen lassen. Die Treffer werden als Katalogisat mit einer Verknüpfung zu niedrig aufgelösten jpg-Bildern angezeigt. Diese sind mit Beschreibungen zu abgebildeten Personen, Aufnahmeorten und mit stichwortartiger Bildbeschreibung aufgeführt. Klickt der Anwender auf das rechts auf dem Bildschirm angezeigte html-Symbol, so erscheint das Foto vergrößert in einem neuen Fenster. Für eine gezielte Bildbestellung folgt man dem Link „Online-Auskunft“ in der oberen Task-Leiste der Web-Site. Ein neues Fenster mit einer vorbereiteten E-Mail an die Betreuer der Bilddatenbank öffnet sich, in dem die Nutzer die gewünschten Bilder unter Eingabe der Archivnummer per E-Mail anfordern können, wobei die entstehenden Kosten auf der Web-Site nicht aufgeführt werden. Die bestellten Fotografien werden den Nutzern in Originalgröße per E-Mail oder gespeichert auf CD-ROM zugestellt.

Das Design und die Nutzbarkeit der Bilddatenbank sind gelungen. Die Web-Site bietet einen pragmatischen, einfach zu bedienenden Zugang zu dem akribisch katalogisierten Bildbestand des Hoffmann-Archivs. Damit stellt sie gleichsam ein breites Spektrum der nationalsozialistischen Pressefotografie und des nationalsozialistischen Alltags der Führungselite, der „Volksgemeinschaft“ und auch der aus der Gesellschaft ausgegrenzten Bevölkerung dar. Das durch Digitalisierung und Katalogisierung aufbereitete Material ermöglicht eine komfortable Nutzung der Fotografien für ein breites Publikum. Wünschenswert wäre zusätzlich die Einrichtung einer automatischen Bildbestellfunktion, die den Nutzer durch den Bestellvorgang leitet.

Inhaltlich mangelt es der Web-Site an einer übergeordneten historischen Kontextualisierung der aufgenommenen Bestände. Sinnvoll wäre, die Bedeutung der nationalsozialistischen Pressefotografie sowohl der im Hoffmann-Archiv aufgenommenen Fotografen als auch von Heinrich Hoffmann als Person, als Unternehmer und als Hitlers fotografierenden Begleiter in einem kurzen einleitenden Text auf der Startseite zu integrieren. Eine kritische Kommentierung der Rolle der Fotografie während des Nationalsozialismus darf in einem öffentlichen Medium wie dem Internet nicht fehlen.

Anmerkungen:
1 Bedürftig, Friedemann, Art. „Presse“, in: Ders., Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg. Das Lexikon, München 2002, S. 387-388.
2 Herz, Rudolf, Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führer-Mythos, München 1994. S. 36.

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