Die virtuelle Ausstellung "'Frauen wählet!' 85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich" entstand als gemeinsames Abschlussprojekt 2003/2004 im Rahmen des Grundausbildungslehrgangs für den Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsdienst der Österreichischen Nationalbibliothek in Kooperation mit Ariadne, einer Serviceeinrichtung der Österreichischen Nationalbibliothek, die sich des frauenspezifischen Bestandes der Bibliothek besonders annimmt (http://www.onb.ac.at/ariadne/).
Das Webangebot richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern ist für alle Interessierten gut verständlich. Entsprechend der Logik von Webseiten erscheint auf der Eröffnungsseite eine kurze Einführung in das Thema sowie eine Übersicht über die auf den folgenden Seiten aufbereiteten Materialien und deren Herkunft. Am Ende der Seite sind die Projektverantwortlichen genannt.
Erst auf der nachfolgenden Webseite wird den virtuellen Besucher/innen mit Hilfe der Linksnavigation (hierzu mehr unter Technische Realisierung) die Struktur der Ausstellung deutlich, die wie folgt gegliedert ist:
I. Der Kampf um das Frauenwahlrecht - 1848 bis 1918
- Frauen auf den Barrikaden
- Frauen organisieren sich
- Frauen wird das Wahlrecht verwehrt
- "Heraus mit dem Frauenwahlrecht!"
II. Die Frau als Wählerin und Politikerin - 1918 bis 1919
- Endlich, das Frauenwahlrecht
- Frauen wählet!
- Von Parteien umworben
- Wahltag 16. Februar 1919
- Frauen im Parlament
III. Der Blick in die Welt
- Internationales
Inhaltlich werden im ersten Teil zum Kampf um das Frauenwahlrecht die Entwicklungen in Österreich von der Revolution 1848 bis zur Erlangung des Frauenwahlrechts 1919 in einer klaren und allgemein verständlichen Sprache dargestellt.
Im zweiten Teil wird die Frau als Wählerin und Politikerin thematisiert. Vorgestellt wird im Wesentlichen die Entwicklung um 1918/1919, als klar war, dass Frauen in Zukunft ein Wahlrecht haben würden. Dabei geht es einmal darum, dass Frauen überhaupt zum Wählen motiviert werden mussten und wie die einzelnen Parteien um die Stimmen der Frauen warben. Schließlich wird der Wahltag selber beschrieben sowie die engagierten Politikerinnen, die mit der Wahl 1919 ins österreichische Parlament einzogen.
Im dritten Teil geht es um den Blick in die Welt und bietet mit dem Unterpunkt Internationales eine Liste mit den Daten, zu denen in anderen Ländern das vollständige und gleichwertige Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde.
Etwas unübersichtlich für die virtuellen Besucher/innen sind die Ergänzungen zu den einzelnen Unterkapiteln, deren Links sich - ausschließlich - am unteren rechten Ende der jeweiligen inhaltlichen Texte finden. So gibt es im ersten Teil unter "Frauen auf den Barrikaden" einen Link auf eine "Bildergalerie", die eine Darstellung von Erdarbeiterinnen enthält, die von Staatsbeamten angegriffen werden, ein Portrait von Karoline von Perin-Gradenstein sowie eine Flugschrift zur "Gleichstellung aller Rechte der Männer mit den Frauen". Ein weiterer Link führt zu einer Tabelle mit einem Überblick über die Wahlrechtsentwicklung in Österreich (1848-1919). Am Ende der Unterkapitel "Frauen organisieren sich", "1900 bis 1907 – Frauen wird das Wahlrecht verwehrt" und "1908 bis 1918 – ‚Heraus mit dem Frauenwahlrecht!'" finden sich weitere Links, jeweils zu den Seiten "Bürgerliche Frauen" und "Sozialdemokratinnen".
Der zweite Teil "Die Frau als Wählerin und Politikerin – 1918 bis 1919" ist gleichermaßen strukturiert und enthält am Ende des Unterkapitels "Endlich, das Frauenwahlrecht" zwei Links auf das Staatsgesetzblatt vom 15.11.1918 sowie das Staatsgesetzblatt vom 20.12.1918, beides vom Original eingescannte Dokumente. Am Ende des Unterkapitels "Frauen wählet!" wird ein Link auf Wahlinformationen angeboten. Auf dieser Seite können die eingescannten Wahlinformationsbroschüren zum Vergrößern angeklickt werden, so dass sie lesbar sind. Am Ende des Unterkapitels "Von Parteien umworben" gibt es Links auf die Sozialdemokratische Partei, die Christlichsoziale Partei, die Bürgerlich-Demokratische Partei sowie weitere Parteien. Dahinter verbergen sich die Wahlplakate, Flug- und Handzettel der Parteien, jeweils mit Erklärung und zum Vergrößern. Am Ende des Unterkapitels "Wahltag 16. Februar 1919" findet sich ein Link auf "Im Wahllokal" mit einem Foto von einem Wahllokal und dem Foto eines Stimmzettels. Ein zweiter Link führt auf "Nach der Wahl" mit einem zusammengeschnittenen Pressespiegel. Von dem Unterkapitel "Frauen im Parlament" gibt es Links auf die Politikerinnen Anna Boschek, Emmy Freundlich, Adelheid Popp, Gabriele Proft, Therese Schlesinger, Amalie Seidel, Maria Tusch, Hildegard Burjan. Jede Frau wird mit Foto und einem kurzen Lebenslauf vorgestellt.
Auch vom dritten Teil "Der Blick in die Welt" gibt es Links am Ende des Textes. Hier wird auf England, Frankreich, Schweiz und Finnland verwiesen. In England wird die Suffragettenbewegung und ihre wichtigsten Protagonistinnen relativ ausführlich vorgestellt. Auch in Frankreich wird der Weg und die Hauptpersonen beschrieben, die erreichten, dass 1944 erste allgemeine Wahlen stattfanden, zu denen auch Frauen zugelassen waren. Die Geschichte des Wahlrechts in der Schweiz, wo es das allgemeine Frauenwahlrecht erst seit 1971 gibt, und in Finnland, wo Frauen schon seit 1906 wählen dürfen, wird ebenfalls jeweils mit Texten, Bildern und Berichten über die aktiven Frauen beschrieben.
Bedauerlich ist, dass diese Informationen nur von den jeweiligen Unterkapiteln aus zu finden sind. Oft sind die verlinkten Seiten recht kurz, so dass der Inhalt noch in die eigentlichen Seiten hätten eingebaut werden können. Dadurch wären die interessanten Inhalte leichter (wieder) zu finden.
Technische Realisierung
Bei der technischen Realisierung der virtuellen Ausstellung "'Frauen wählet!' 85 Jahre allgemeines Frauenwahlrecht in Österreich" ist zu berücksichtigen, dass es sich um ein Abschlussprojekt im Rahmen eines Grundausbildungslehrganges handelt. Es standen daher sicher die Inhalte im Vordergrund und nicht die grafische und programmiertechnische Perfektion.
Positiv zu bewerten ist, dass die einzelnen Seiten nicht zu lang sind und jede Seite jeweils mit mindestens einem Bild bebildert ist, so dass Interesse geweckt wird und die Seiten angenehm zu lesen sind. Gut gemacht ist auch die Integration von eingescannten Originaldokumenten, die in der Regel soweit vergrößert werden können, dass die Texte lesbar sind.
Irritierend für die virtuellen Besucher/innen ist die unübersichtliche Navigation/Menüführung. Insgesamt gibt es drei Menüführungen auf den Seiten: Die erste findet sich unter der gleichbleibenden Kopfzeile mit den Buttons von links nach rechts: "Zurück", "Home", "Weiter in der Ausstellung", eine zweite vertikale Navigation am linken Rand sowie eine dritte erweiterte Menüführung jeweils am rechten unteren Ende der Unterkapitel.
Aufgrund der vertikalen Navigation am linken Rand ist die horizontale Navigation am oberen Rand eigentlich überflüssig. Nur auf der Startseite, die noch keine Links-Navigation enthält, machen diese Buttons Sinn. Die vertikale Navigation am linken Rand ist auf den ersten Blick sehr übersichtlich, indem sie einen Überblick über die Struktur der virtuellen Ausstellung gibt. Die Unterkapitel der drei Kapitelüberschriften sind von Anfang an und jederzeit zu sehen und können angeklickt werden.
Etwas unzusammenhängend ist der Link am Ende der Links-Navigation "Letzte Seite", hinter dem sich ein Rückmeldeformular verbirgt. Leider wird auf dieser Seite keine Email-Adresse angegeben, an die die virtuellen Besucher/innen alternativ mit ihrem eigenen Email-Programm schreiben könnten. Derartige Formulare finden sich - leider - auf vielen Websites. Sie stellen eine gewisse Entmündigung der Online-User dar und verhindern gleichzeitig, dass die User die Antwort mit ihrem eigenen Mailprogramm schreiben können, wodurch sie eine klare Übersicht darüber hätten, was sie wem, wann und worüber geschrieben haben.
Die Links am Ende jedes Unterkapitels verweisen auf mit dem Thema der Seite zusammenhängende Themen bzw. Dokumente (wie oben beschrieben). Die verlinkten Seiten sind nur von den Seitenenden zu erreichen, was etwas unübersichtlich ist.
Zusammenfassung
Inhaltlich wird die Entwicklung des Frauenwahlrechts in Österreich anschaulich und umfangreich dargestellt, ohne dass die Website ermüden würde. Die Struktur der Seiten (Navigation/Menüführung) könnte übersichtlicher sein, so dass die Besucher/innen leichter an alle angebotenen Informationen gelangen können. Eine Lösung für das Problem wäre z.B. in die vertikale Navigation eine dritte Ebene einzubauen oder ein Index, über den die einzelnen Kapitel, Unterkapitel und weiterführenden Links zu den Dokumenten aufgerufen werden könnten.