Cover
Titel
pastperfect: Die Geschichte Europas zwischen 1492 und 1558.
Herausgeber
Schmale, Wolfgang
Veröffentlicht durch
Institut für Geschichte der Universität Wien, AT <http://www.univie.ac.at/Geschichte/>
Enthalten in
Von
Evelyn Gottschlich, Frühe Neuzeit, LMU München

Das Projekt pastperfect widmet sich thematisch der „Geschichte Europas zwischen 1492 und 1558“. Ins Leben gerufen wurde es von dem Geisteswissenschaftler Jakob Krameritsch und den Mediengestaltern Florian Schmeiser und Susanne Schuda unter der Leitung von Professor Wolfgang Schmale. 2004 erhielt es den Finalist Medida Prix zur Förderung des e-Learning-Bereichs. Die inhaltlichen Beiträge sind in Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichte an der Universität Wien und anderen Historikern erstellt worden.

Technische Voraussetzung: Flash 7

Aufbau und Gestaltung

Der Webauftritt bietet einen intuitiven Zugang zu über 400 Artikeln über einzelne historische Ereignisse, die etwa 15-20 Zeilen lang sind. Inhaltlich ansprechend und verständlich gestaltet, haben die Artikel einen enzyklopädischen Charakter ohne den Verweis auf weitere Quellen oder Literatur. Historiografisch werden vor allem Stichpunkte der politischen sowie der Kultur- und Sozialgeschichte wiedergegeben. In 18 Essays gehen verschiedene Autoren auf übergreifende Fragestellungen ein und stellen "die Charakteristika und Tendenzen eines Bereiches" vor.
Die Gestaltung der Webseite ist ansprechend. Die Navigation ist zwar gut betitelt, ihre Struktur auf den ersten Blick aber schwer zugänglich. Die Oberfläche des Portals zeigt im Zentrum eine Landkarte. Unterhalb der Karte wird der Artikel zum Stichwort angezeigt, auf der ersten Seite zum Beispiel "Behaims Globuskonstruktion, Nürnberg 1492". Der Benutzer hat nun fünf Navigationsbereiche zur Auswahl, um weitere Informationen zu erhalten, die ebenfalls wieder untereinander verknüpft sind: die Stichwörter zum Artikel, eine Leiste oberhalb des Artikels, ein Kompass rechts davon, diverse Punkte in der Karte sowie die Hauptnavigation links.
Über die Anzeige neben dem Artikel gelangt der Benutzer auf die Biografien, das Glossar und die Bildquellen zum Thema. Die Leiste oberhalb ermöglicht es ihm, in Gebieten wie Entdeckungen, Geist oder Wissenschaft weiter zu navigieren. Die chronologische Suche über den Kompass ist genauso möglich wie eine geografische über die Karte selbst, in der jeweils alle Orte der Ereignisse des angezeigten Jahres markiert und anwählbar sind.
Die Hauptnavigation am linken Rand bietet weitere themenbezogene Links zu Ereignissen und Kontexten sowie eine allgemeine Such-Funktion. Dort sind auch die Punkte Rezeption und Reflexion zu finden, die zur Rezeptionsgeschichte des Untersuchungszeitraums und zu theoretischen Hintergrundgedanken über das pastperfect Projekt führen.
Zur Nutzungsfreundlichkeit würde es allerdings beitragen, wenn zu Beginn die Struktur der Plattform erläutert werden würde. Auch dass die allgemeinen Literaturangaben neben dem Impressum in den Quadraten oberhalb der Karte "versteckt" sind, erleichtert nicht den Zugang zu den Informationen. Die weiße Schrift auf blauem Grund in den Texten zum Projekt und den Hintergründen wie auch im Pressebereich ist eher schlecht zu lesen.

Assoziativer Zugang zur Geschichte

Der explizite Anspruch von pastperfect ist es, die Welt des Internets und seiner Möglichkeiten mit den geschichtswissenschaftlichen Inhalten so zu verbinden, dass es dem Benutzer "Formen- und Perspektivenvielfalt statt Eindeutigkeit, Rhizome statt auf ein Ziel hin determinierte Pfade" bietet.
Diesen Ansatz verfolgt das Projekt konsequent. Es ist eine interessante Erfahrung, sich in diese "Geschichtsdatenbank" zu vertiefen. In ihrer Vernetzung spiegelt sie die Möglichkeiten des Mediums. Die Struktur der Seite fordert vom Benutzer das selbstständige Zusammensetzen von einzelnen Informationspäckchen, je nach Fragestellung und Interesse. Die vielschichtige Navigation zwingt den Benutzer wieder und wieder auszuwählen, ohne ihn zu einem Ziel zu führen. Diese bewusst gewählte Verknüpfung mehrerer Text- und Informationsebenen kann bei der gezielten Suche nach bestimmten Informationen aber auch frustrierend wirken.
Sehr spannend für Historiker ist der Versuch, einen assoziativen Zugang zur Geschichte praktisch umzusetzen. Die Möglichkeit eines weniger durch den Autor geprägten Zugangs als in der klassischen Werkform steht hier neben den Gefahren eines solchen Vorhabens, wie zum Beispiel der eines oberflächlichen und wenig quellenkritischen Konsums durch ungeschulte Benutzer.
Für einen ersten Zugang zu Themen der frühen Neuzeit oder auch zur Entdeckung historiografischer Darstellungen für Schüler und Studenten ist pastperfect sicher eine Bereicherung. Eine geeignete Informationsquelle für die wissenschaftliche Arbeit ist das Portal meines Erachtens (bisher) nicht, auch wegen der mangelnden Nachvollziehbarkeit der Informationen.

Redaktion
Veröffentlicht am
Redaktionell betreut durch