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Title
The Archimedes Project.
Publisher
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte: Berlin, DE <http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/> <schoepfl@mpiwg-berlin.mpg.de>
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By
Wolfhard Weber, Ruhr-Universität Bochum Historisches Institut

Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin hat 2002/3 zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen eine Informationsplattform im Internet installiert, die helfen soll, auf weltweiter Ebene ein zentrales Problem unserer säkularen Denk- und Lebensweise zu diskutieren: wie lässt sich der kategoriale Umstieg erklären, der seit der Renaissance aus den gedanklichen und philosophischen Experimenten der Mechanik eine Konstruktionswissenschaft entstehen ließ, und wie müssen wir es heute verstehen, dass dieser für den Aufbau und die Gestaltung unserer säkularen Welt so elementare Zusammenhang mit dem Versiegen des Konzeptes der klassischen Naturwissenschaften und auch der Mechanik seine zentrale Stellung zugunsten moderner nachklassischer Vorstellungen hat aufgeben müssen - was die Phantasie vieler Menschen offenbar heute so sehr überfordert.
Die Diskussion darüber soll an hand von Modellen geführt werden; die relevanten Schriften seit der Antike werden dafür digital zu Verfügung gestellt, auch wenn es dem Rezensenten nicht gelang, einige digitalisierte Seiten im Bildformat auf seinen PC zu laden.
Der Aufwand der von der NSF (National Science Foundation, USA) und der DFG (Deutschen Forschungsgemeinschaft, D) bereitgestellten Mittel und derjenige bei den wissenschaftlichen Einrichtungen (Harvard University, Max-Planck Institut für Wissenschaftsgeschichte, Missouri University, Tufts University) ist beeindruckend und wird unter der URL vor allem auch technisch ausdifferenziert erläutert.
Aus technikhistorischer Sicht ist das Interesse für das erste und immer noch dominante Technisierungsphänomen rundherum erfreulich. Das säkulare Erfolgskonzept soll in drei Wissensdimensionen untersucht werden: a. theoretische Wissenskenntnisse, b. praktisches Wissen als Vorbedingung von Wissenschaft und Technik und c. universelles mechanisches Wissen in kulturellen Praktiken. Ziel soll es sein, die Strukturen dieser Wissensdimensionen und dann die Basis dieser Dimensionen in den Schriften herauszuarbeiten.
Die hier gezeigte philologische Schriftgläubigkeit unter Vernachlässigung bzw. Missachtung der sozialen und vor allem politischen Dimensionen im Umgang Kenntnissen und Hoffnungen wie sie nun einmal im Umgang mit Technik sich spiegeln, überrascht schon und wird nur dadurch gemildert, dass die Texte in sechs historische Perioden gegliedert werden. Hier findet der/die Suchende in der frühklassischen Mechanik des 16. bis 17. Jh. (25 Texte) die meisten Wiedergaben/Transkriptionen (der insgesamt 70 Texte), die er nach Stichworten befragen kann, um sogleich Fundort und Häufigkeit ermittelt zu erhalten. Aufstieg und Dominanz sowie das Ende der klassischen Mechanik sind noch nicht vertreten, die gegenwärtigen Selbstzweifel haben offenbar noch nicht für Textangebote ausgereicht.
Auf welche Weise mag der Nutzer von dieser Unternehmung profitieren?
Er kann, sofern er weitab von leistungsfähigen Bibliotheken wohnt und arbeitet, einen schnellen Zugriff auf zentrale Texte erhalten, die in den Originalseiten (kaum) sichtbar sind und dann transkribiert wurden (von wem, unter welchen Gesichtspunkten?). Was ihm entgeht, ist der Stand der augenblicklichen Diskussion unter den beteiligten Wissenschaftlern, den er sich mühsam über Konferenzberichte (oder die Forschungsberichte der beteiligten Institutionen - aber auch dann nur aus der Papierform) beschaffen muss. Hier sind Links zu den vielen beteiligten Wissenschaftlern, die sich dort 2003 haben eintragen lassen, sicherlich nützlich, notwendig, ja überfällig.
Was den Leser und Nutzer doch überrascht, ist der vermeintliche Stillstand der Forschungen: letzte Konferenz 2002/3, letzte Veränderung 2004 – soweit erkennbar. Auch über ihre eigenen Forschungen und Forschritte im Denken sollten die Archimedes-Autoren und -Initiatoren offener Rechenschaft ablegen.

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