serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven. Eine Handreichung für die Benutzerinnen und Benutzer südwestdeutscher Archive

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Titel
Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven.
Herausgeber
Keitel, Christian; Keyler, Regina <serielle.quellen@web.de>
Veröffentlicht durch
Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen <http://www.uni-tuebingen.de/uni/gli/>
Enthalten in
Von
Günter Katzler, Institut für Österreichische Geschichtsforschung,, Universität Wien

Wer in einem Archiv arbeitet, kennt die Fragen der Benutzer und weiß, woran es ihnen am meisten mangelt. Sind grundlegende Barrieren, die der Erschließung der Quellen im Wege stehen, wie zum Beispiel das Lesen älterer Schriften, erst einmal gemeistert, stellt sich dem Benutzer immer noch die Frage, wo er welche Informationen findet. Familienforscher etwa durchforsten Berge von Akten auf der Suche nach einem Namen, den sie schneller und unkomplizierter in Kirchenmatrikel finden könnten. Doch auch Studenten sehen sich bei Archivbesuchen für Seminar- oder Diplomarbeiten oft mit einer Vielzahl von Archivalien konfrontiert und wissen weder um deren Entstehungszusammenhang noch Aussagewert. Die Verfasser der Beiträge sind großteils als Archivare tätig und kennen daher die Bedürfnisse der Archivbenutzer. Mit der vorliegenden Website liegt ein Versuch vor, die gewonnenen Erkenntnisse aus der Archivpraxis auch Archivneulingen zuteil werden zu lassen und erfahrenen Forschern eine gegliederte Handreichung zu seriellen Quellen zu geben. Eines sei gleich eingangs vorweggeschickt: Das Ergebnis kann als durchaus gelungen bezeichnet werden.

Unter dem Begriff „serielle Quellen“ werden in der Forschung verschiedenste Quellengattungen subsumiert, die sich vor allem durch zwei Merkmale beschreiben lassen: zum einen wurden sie fortlaufend geführt und weisen eine sich wiederholende Struktur der Einträge innerhalb der jeweiligen Quelle auf und zum anderen bilden sie Serien aus, d.h. von seriellen Quellen existieren oft ganze Reihen, die über mehrere Jahrhunderte geführt wurden. Diese serielle Quellen sind jedoch nur schwer zu systematisieren, zu verschiedenartig sind der Impetus ihrer Entstehung oder der Inhalt ihrer Einträge. Dem Forscher bereitet die komprimierte und oft stark gekürzte Form der Informationsaufzeichnung nicht unerhebliche Probleme bei der Auswertung. Die geschilderten Schwierigkeiten mögen auch der Grund dafür sein, warum es bislang noch keine umfassende Untersuchung gab, die Fragen der Systematisierung und Auswertungsmöglichkeiten serieller Quellen behandelte.
Die mit dieser Webseite vorgestellten Gattungen spiegeln die Vielfalt serieller Quellen wider. So werden etwa sowohl Buch- als auch Aktenserien vorgestellt. Zahlreiche Quellen entsprangen der grundherrschaftlichen Verwaltung, einige entstammten dem kirchlich-seelsorgerischen Bereich, Lehensbücher sind dem Gebiet des Lehenswesen zuzuordnen, Musterungslisten entstammen der militärischen Sphäre. Zum Großteil entstanden serielle Quellen jedoch im Zuge der Verwaltungs- und Rechnungsführung.

Auf der Homepage werden serielle Quellen von verschiedenen Autoren in insgesamt 19 Artikeln vorgestellt. Die Beiträge befassen sich mit Schriftgut, einzige Ausnahme einer nicht-schriftlichen Quellengattung bildet der Beitrag von Wilfried Schöntag zur Sphragistik, der durch seine singuläre Stellung ein wenig aus den Rahmen fällt. Die Beispiele stammen vorwiegend aus dem südwestdeutschen Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Der Aufbau der einzelnen Beiträge folgt einem Schema, das jedoch nicht sklavisch befolgt wird. Am Beginn steht jeweils eine – mehr oder weniger – kurz gehaltene „Definition der Quellengattung“, an diese schließt ein historischer Abriss, die formale Gliederung sowie Arten der Überlieferung an. Berücksichtigt werden auch die Möglichkeiten der Auswertung bzw. der Interpretation der Quellengattung, die Anregungen zur Forschung geben. Einigen Beiträgen sind längere Einleitungen mit grundlegenden Informationen beigefügt, die sich vor allem an historische Laien und Anfängern in Archiven richtet. So ist etwa dem Beitrag von Rolf Bidlingmaier über „Inventuren und Teilungen“ eine konzise Einführung in die Praxis der Erbschaftswesens in südwestdeutschen Territorien vorangestellt. Eine rechtshistorische Einführung zum Lehenswesen schickt auch Matthias Miller seinem Beitrag zu Lehensbücher und Lehensregister voraus. Jeder der 19 Beiträge wird mit einem Hinweis auf weiterführende Literatur sowie dem Fußnotenapparat abgeschlossen. Die Seite bietet neben den beschriebenen Artikeln noch ein Fachglossar und ein Verzeichnis mit korrespondierenden Quellenbezeichnungen. Vor allem letzteres soll dabei helfen, einen über den südwestdeutschen Raum reichenden Leserkreis zu erschließen.

Die Homepage ist nun schon seit einiger Zeit im Internet verfügbar, vor kurzem wurden die Beiträge nun auch in einem Sammelband publiziert 1. Eigentümlich mutet dabei an, dass der Publikation Abbildungen von Archivalien beigefügt wurden, bei der Homepage jedoch auf jegliche Bilder verzichtet wurde. Dabei würde sich das Medium Internet besonders für Abbildungen dieser Art eignen. Abgesehen davon, dass solcherart den Beschreibungen des Aufbaus serieller Quellen beispielhaftes Anschauungsmaterial beigefügt werden würde, ermöglicht das Internet die Wiedergabe von hochauflösenden Bildern, die um einiges größer sind, als dies bei gedruckten Publikationen der Fall sein könnte. Im Vergleich zur gedruckten Version wäre somit auch eine bessere Lesbarkeit der abgebildeten Archivalien gegeben.

Die technische Realisierung ist sehr schlicht zu nennen. Die Seite ist in zwei Frames geteilt, wobei der linke Frame das Menü und der rechte den Inhalt enthält. Wie bereits erwähnt fehlt jegliches Bildmaterial bei den Beiträgen, innerhalb der Artikel sind weiters keine inhaltlichen Hyperlinks gesetzt, die etwa von einzelnen Worten zum Glossar oder zu anderen Beiträgen führen würden. Aufbau und Inhalt der Seite gleicht dem der Publikation, dem Medium Internet wird dadurch kaum Rechnung getragen.

Bei der besprochenen Seite handelt es sich um eine konzis gestaltete Einführung zu seriellen Quellen. Die Beispiele wurden aus südwestdeutschen Archiven gewählt, die Quellenkunde kann aber durchaus auf einen weiteren Personenkreis hoffen. Der Einleitung zufolge richten sich die Beiträge vor allem an Archivneulinge, Struktur und Inhalt trägt dieser Zielgruppe Rechnung, doch ist die Webseite auch für erfahrene Archivbenutzer eine nützliche Lektüre, insbesondere die vorgestellten Auswertungsmöglichkeiten bieten Anregungen für weiterführende Forschung. Insgesamt ist den Autoren zu dieser Seite zu gratulieren.

Anmerkungen:

1 Keitel, Christian und Keyler, Regina (Hrsg.), serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven, Stuttgart 2005 (=Publikationen des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins).

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