Fachdatenbank Buchwissenschaft

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Titel
Fachdatenbank Buchwissenschaft.
Herausgeber
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Göttingen, DE <http://www.sub.uni-goettingen.de/>; Buchwissenschaft, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Nürnberg, DE <http://www.buchwiss.uni-erlangen.de/>
Veröffentlicht durch
Enthalten in
Von
Wolfgang Runschke, Forschungsbibliothek Gotha

Die Fachdatenbank Buchwissenschaft entstand aus einer Kooperation der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und dem Fachbereich Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Als weitere Partner werden die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, der K. G. Saur Verlag und das „St. Galler Zentrum für das Buch“ sowie Horst Meyer, Herausgeber der Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte genannt. Das Projekt wurde aus Mitteln der DFG gefördert.

Hinter der vermeintlichen Datenbank verbirgt sich eine Metasuche, in deren Sucheinstieg drei buchwissenschaftlich bedeutsame Nachweisinstrumente vereinigt werden, die sich gegenseitig ergänzen: Erstens der Katalog der seit 2006 in St. Gallen befindlichen Bestände des ehemaligen Deutschen Bucharchivs München, die über den OPAC der Bibliotheca Vadiana erschlossen sind, zweitens die in einer Datenbank aufbereiteten Einträge der Wolfenbütteler Bibliographie zur Geschichte des Buchwesens (WBB) und drittens die digitalisierte Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte, bearbeitet von Horst Meyer, Bad Iburg 1982-2004 (BBB). Mit diesen Datenquellen wird die deutschsprachige Fachliteratur zur Buch- und Bibliotheksgeschichte von 1840 bis heute erschlossen.

Wie sich das Angebot in der Praxis bewährt, zeigt eine versuchsweise Suche über alle Felder nach „Schedel“. Die Suchergebnisse werden nach Herkunft sortiert ausgegeben. Während einer Sitzung können sie ausgedruckt und für Literaturverwaltungsprogramme entsprechend aufbereitet auch heruntergeladen werden. Bei den 20 Treffern zur Suchanfrage „Schedel“ findet sich in der Datenbank der WBB eine Dublette des Aufsatzes von Albert Gümbel, „Die Verträge über die Illustrirung und den Druck der Schedel'schen Weltchronik“, ausgelöst durch ein überflüssiges Ausrufezeichen in einem der Datensätze. „Schmutzige“ Titelaufnahmen in der Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte (BBB) scheinen bedingt durch die Digitalisierung ohne Korrekturgang. Dort gibt es 20 Treffer, von denen allein fünf fehlerhaft sind: So heißt es „Fussel, Stephan“ [statt Füssel], „Jahrbuch dür fränkische Landesforschung“, „aus bisher unbelannten Dichtungen“, „Die Produktion der Schxedelschen Weltchronik“, und bei „Milde,' Wolfgang“ hat sich ein Apostroph eingeschlichen. Das erscheint nicht weiter schlimm, da die Fehler hier leicht erkennbar sind, kann jedoch für fremdsprachige Nutzer problematisch werden. Bedenklicher wird es dann, wenn aufgrund einer fehlerhaften Titelaufnahme ein wichtiges Werk gar nicht erst gefunden wird. Ein bisheriges Manko, die unstrukturierte Ausgabe der Ergebnisse aus diesem Datenbestand scheint mittlerweile behoben.

Ein anderes Problem ergibt sich bei den Treffern des „St. Galler Zentrums für das Buch“: Die auf den ersten Blick komfortabel erscheinende Verlinkung von den einzelnen Titeln zur Freitextsuche des KVK ist nicht sonderlich befriedigend, da nur die neun deutschen Verbundkataloge voreingestellt sind. Hier wäre es sinnvoller gewesen, wenn der Nutzer selbst die abzufragenden Datenbanken und Kataloge im KVK auswählen könnte. Außerdem wird bei unselbständigen Werken nicht nach der Zeitschrift bzw. dem Sammelband gesucht, was aufgrund der geringen Tiefenerschließung in den Verbundkatalogen naturgemäß wenig Erfolgschancen birgt. Hier hat man sich offensichtlich sehr auf ein baldiges "catalogue enrichment" verlassen.

Der Eindruck, den das Angebot hinterlässt, ist zwiespältig. Einerseits stellt die gemeinsame Abfragemöglichkeit der drei Datenquellen ein komfortables Arbeitsinstrument bereit, da diese Suche an einem einzigen Einstiegspunkt ein breites und komfortabel aufbereitetes Angebot bibliographischer Findmittel bietet. Die sehr geringe Zahl an Dubletten in den Suchergebnissen zeigt, dass sich die Bestände gut ergänzen. Vor allem sind hier zahlreiche unselbständige Schriften im Internet recherchierbar geworden. Andererseits erweist sich der Nutzen insbesondere des Kernstücks des Angebots, die digitalisierte „Bibliographie der Buch- und Bibliotheksgeschichte (BBB)“, als teilweise nur bedingt nutzbar. Um sicher alle relevanten Werke bei einer Recherche zu erschließen, sollte bzw. muss letztlich doch zur gedruckten Ausgabe gegriffen werden. Zwar zeigt das Suchergebnis der „Schxedelschen Weltchronik“, dass möglicherweise auch unscharfe Treffer erkannt werden. Eine Bewertung der Suchergebnisse ist aber nur schwer möglich. Jedenfalls würde eine redaktionelle Überarbeitung der Daten deren Wert um ein Vielfaches erhöhen. Ob und wie unscharfe Suchanfragen einbezogen werden, ist an keiner Stelle für den Nutzer ersichtlich, eine kleine Dokumentation und Hilfe über die Erschließungstiefe wie auch Suchtechniken wäre hilfreich. Die vorhandene Hilfe beschränkt sich auf die Auflistung einfacher Anfragetypen wie Boolsche Operatoren, Trunkierung durch den Nutzer, Phrasensuche und die nicht vorhandene Nutzung von Stoppwörtern.

Insgesamt erweckt die Internetseite den Eindruck eines Angebotes, das nicht konsequent durchdacht wurde. Durch die genannten Schwachstellen wird das darin liegende Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft. Würden sie behoben, wäre dieses nützliche Arbeitsinstrument allen interessierten Wissenschaftlern und Studierenden uneingeschränkt für ihre Bookmarkliste zu empfehlen.