Datenbank-Infosystem (DBIS)

Cover
Titel
Datenbank-Infosystem (DBIS) Fachgebiet: Geschichte.
Herausgeber
Universitätsbibliothek Regensburg <Evelinde.Hutzler@bibliothek.uni-regensburg.de>
Veröffentlicht durch
Universitätsbibliothek Regensburg: DE <http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/index.html>
Enthalten in
Von
Kathrin Drechsel

1) Was ist DBIS?
Ein bekanntes und beliebtes Instrument zum Nachweis von elektronischen Zeitschriften ist die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB). Auf der technischen Grundlage dieser Datenbank und in ähnlichem Layout wurde vor etwa zwei Jahren ein analoges Instrument entwickelt, das bei der Suche und sachgemäßen Auswahl einer problemorientierten Datenbank Unterstützung bieten soll. Das "Datenbank -Infosystem (DBIS)" wurde von der Universitätsbibliothek Regensburg technisch entwickelt und realisiert. 1 Mittlerweile ist DBIS ein Produkt, das in ca. 40 Universitäts- und Spezialbibliotheken eingesetzt wird.

In DBIS sind mit Stand vom 05.01.2005 etwa 3900 Datenbanken nachgewiesen. Dabei erweist sich das Verständnis des Begriffes Datenbank bei näherem Hinsehen nicht immer als eindeutig. Schaut man sich z.B. die "Bibliographie zu den Kommunikationsverhältnissen um 1800" (http://www.uni-stuttgart.de/ndl1/biblpaul.htm) oder die "Bibliographie zur Kulturgeschichte des Kochens und der Kochbücher" an (http://www.mittelalterlich-kochen.de/BOOK/bibliografie.html#Bibel), so ist festzustellen, dass sie außer einer Suche über den Browser keinerlei Suchmöglichkeiten bieten, also reine bibliographische Listen sind. Zudem wurden von den Initiatoren des Produkts von Anfang an einige elektronische Ressourcen ausgeschlossen, die nicht nachgewiesen werden, z.B. einzelne elektronische Zeitschriften, elektronische bzw. multimediale Lehrwerke und Lehrmittel sowie elektronische Bücher mit wenigen Ausnahmen (Wörterbücher, Nachschlagewerke, Enzyklopädien). Verzeichnet und beschrieben werden sowohl Datenbanken, die kostenfrei im Internet angeboten werden, als auch solche, die von einer Bibliothek erworben bzw. lizenziert werden und vor Ort auf die eine oder andere Weise dem Nutzer zugänglich sind. Die Möglichkeit des Zugangs wird mit Symbolen, die sich am Ampelsystem der EZB orientieren, kenntlich gemacht, z.B. grün= freier Zugang, gelb= Zugang in einem Campusnetz, rot = nur in der Hochschulbibliothek zu nutzen.

2) Nutzung von DBIS
Wenn man DBIS aufgerufen hat, so muss man sich entscheiden, ob man im Bereich aller in DBIS nachgewiesenen Datenbanken recherchieren möchte, oder ob man sich den Standpunkt und die Möglichkeiten einer konkreten Bibliothek auswählt. Entscheidet man sich für den Bestand einer Bibliothek, dann bekommt man sowohl die von der Bibliothek lizenzierten Datenbanken als auch die örtliche Sicht und die örtliche Redaktion von DBIS.

DBIS bietet verschiedene Möglichkeiten, eine Datenbank zu finden, die zur Suche nach Literatur oder nach Fakten zu einem bestimmten Thema benötigt wird. Zum einen kann man in Listen von Datenbanken, die zuerst nach Fächern und dann entweder alphabetisch oder nach Datenbanktyp geordnet sind, stöbern (browsen). Alternativ gibt es eine alphabetische Liste aller Datenbanken.
Wenn man gezielt suchen möchte, bietet sich entweder die Schnellsuche oder die erweiterte Suche an. In der schnellen Suche werden automatisch folgende Datenfelder durchsucht:
- Titel (findet Wörter aus dem Titel der Datenbank)
- Weitere Titel
- Inhalt (= Beschreibung des Inhalts der Datenbank mit Stichpunkten oder Sätzen)
- Schlagwörter (= Beschreibung des Inhalts der Datenbank mit normierten Einzelwörtern)
Eine automatische Rechtstrunkierung ist voreingestellt. Es wird eine Trefferliste aus Kurztiteln erzeugt, in welcher die gesuchten Wörter nicht hervorgehoben sind. Teilweise sind sie in einzelnen Treffern nur dann ersichtlich, wenn man den Treffer aufruft und sich damit alle Datenfelder anzeigen lässt.

In der erweiterten Suche ist ein Suchfeld in Kombination mit verschiedenen Voreinstellungen nutzbar. Im Suchfeld werden Titel und Inhalt (Beschreibung) der Datenbank abgesucht, nicht jedoch Schlagwörter. In diversen Feldern lassen sich Voreinstellungen vornehmen um eine Auswahl zu treffen:
- Fachgebiete entsprechend der Regensburger Verbundklassifikation
- Länder
- Art der Nutzungsmöglichkeit (hängt von der ausgewählten Bibliothek ab)
- Formaler Typ
- Datenbanktyp
Eine Einschränkung der Suchergebnisse ist in der erweiterten Suche durch das Einbeziehen von mehreren Suchfeldern oder die Eingabe von weiteren Suchbegriffen möglich.

3) Datenbanktypen
Eine große Bedeutung kommt den Datenbanktypen zu, dienen sie doch der Gruppenbildung. Es wird unterteilt in: Adress- und Firmenverzeichnis; Allgemeines Auskunftsmittel; Aufsatzdatenbank; Bestandsverzeichnis; Biographische Datenbank; Buchhandelsverzeichnis; Dissertationsverzeichnis; Fachbibliographie; National-, Regionalbibliographie; Portal; Volltext -, Faktendatenbank; Wörterbuch, Enzyklopädie, Nachschlagewerk; Zeitung sowie Zeitungs- , Zeitschriftenbibliographie. Allerdings wird dem Nutzer keine Hilfestellung bei der Erklärung der einzelnen Datenbanktypen gegeben, zudem ist die Verwendung der Begriffe nicht einheitlich und wirft so die eine oder andere Frage auf: Was sind "Allgemeine Auskunftsmittel"? Wodurch unterscheiden Sie sich beispielsweise von "Wörterbüchern, Enzyklopädien und Nachschlagewerken"? Was meint hier "Fachbibliographie" und was meint "Aufsatzdatenbank"? Was versteht man unter "Portal"?
Da jede Datenbank jeweils nur einem Datenbanktyp zuzuordnen ist, sollte die Definition des Datenbanktyps eindeutig sein und eine korrekte Einordnung der Datenbank ermöglichen, damit der Nutzer sich orientieren kann. Wenn er im Fach Geschichte unter den Volltext- und Faktendatenbanken beispielsweise die "Kluwer-Verlagsdatenbank" (http://www.dimdi.de/de/db/recherche.htm) oder das "Project MUSE" (http://muse.jhu.edu/) findet, dann weiß er als Eingeweihter mit Erfahrung sicher, dass er dort nach Aufsätzen suchen kann und an dieser Stelle eventuell auch an die Volltexte der Aufsätze kommt. Mit gleicher Berechtigung könnten beide Titel also ebenso unter den Aufsatzdatenbanken zu finden sein, das "Project MUSE" ist dort aufgeführt, allerdings mit den kostenfreien Scholarly Journals Online. Oder aber die Datenbank "Historical Newspapers" mit den Ausgaben von mehreren amerikanischen Zeitungen, die als Volltextdatenbank eingeordnet ist, jedoch nicht als Zeitung, wie der Tung Wah Newspaper Index (eine bibliographische Datenbank zur Tung Wah Times für den Zeitraum 1898-1936) der als Zeitung eingeordnet ist, allerdings keinen Zugriff auf einzelne Zeitungsartikel ermöglicht. (angegebener Link ist unvollständig und funktionierte nicht am 03.01.05, ebenso am 05.01.05) Strittig ist bei einigen Datenbanken die Einordnung in den Bereich Fachbibliographie, wenn es sich um Bestandsverzeichnisse handelt (z.B. "Personal- und Gelegenheitsschriften zur Kulturgeschichte Thüringens": http://weias.ub.uni-weimar.de:8080/DB=2.1/LNG=DU/, "OPAC der Bibliothek des Deutschen Bundestages": http://opac.bibliothek.bundestag.de/ , "Katalog der Sammlung Wagenseil auf CD-ROM"). Eine "Internet -CD für Lehrer", auf der Internetlinks zu verschiedenen Fächern gesammelt sind, als Fachbibliographie zu bezeichnen ist in diesem Kontext eher zweifelhaft, zudem ist kein Erscheinungsjahr der CD-ROM angegeben.

Wenn man bedenkt, dass allein im Fach Geschichte fast 420 Datenbanken verzeichnet sind, manche von ihnen allerdings doppelt und mit unterschiedlicher Beschreibung oder unterschiedlichen Schlagwörtern, die Zahl aber stetig wächst, wird deutlich, dass es insbesondere für Einsteiger notwendig ist, eine gute und zuverlässige Orientierung zu bekommen. Nun wendet sich DBIS jedoch nicht ausdrücklich und nicht ausschließlich an Einsteiger, jedenfalls wird dies nicht ersichtlich. Wollte man die Zielgruppe derer, die ihr Studium gerade erst begonnen haben bzw. selten recherchieren gut bedienen, müsste die Klassifizierung durch Datenbanktypen als wichtiges Orientierungsmittel unbedingt optimiert werden. Das Freiburger Fachportal Geschichte zeigt, dass es möglich ist, für Einsteiger eine gute Basis zu schaffen: http://www.ub.uni-freiburg.de/portale/gesch/20/S50/index.html.

4) Recherchebeispiele
Ein versierter Nutzer mit einiger Erfahrung im Recherchieren wird vermutlich eher die Suchmöglichkeiten nach bestimmten Datenbanken nutzen. Einige Beispielrecherchen zeigen, dass auch dort die Resultate nicht unkritisch zu sehen sind.
Die aufgeführten Beispiele und Recherchen beziehen sich alle auf den DBIS-Gesamtbestand. Dort wurde im Bereich Schnellsuche folgendes recherchiert:

- Suche: "Bibliographie Kunstgeschichte", erzielt 8 Treffer, jedoch die "Bibliography of the history of art" wurde nicht gefunden, sie ist allerdings beim Fach Geschichte gelistet.

- Suche: "Bibliographie Geschichte Kunst", erzielt 15 (!) Treffer, darunter 3 Treffer mit dem Titel "Bibliography of the history of art"

- Suche: "Personenname Woerterbuch", erzielt einen Treffer: "Musik in Geschichte und Gegenwart: Register zum Sachteil"

- Suche: "Personenname", erzielt 8 Treffer, darunter neben dem aus der vorangegangenen Suche:
2 Titel, die bibliothekarische Normdaten für Schlagwort- und Namensansetzungen enthalten, diese Datenbanken sind als Wörterbuch/Enzyklopädie/Nachschlagewerk eingestuft (!); "Feministisch Theologischer Online-Schlagwortkatalog", der als Fachbibliographie (!) eingestuft ist

- Suche: "Name Woerterbuch", erzielt 9 Treffer, darunter:
"Allgemeines Künstlerlexikon - Internationale Künstlerdatenbank"; "Contemporary Literary Criticism Select"; "Duden geographische Namen"; "Geographische Namendatenbank Österreich"; "Das große Lexikon der Vor- und Familiennamen"; findet aber nicht den "Duden Familiennamen"

- Suche: "Geschichte Polen", findet:
"Europäisches Kulturerbe bewahren - Drucke aus dem 16. - 18. Jahrhundert"; "Heinrich Heine, Werke"; "Literaturdokumentation zur Geschichte Ostmitteleuropas".
Findet nicht: "Po mieczu i po kadzeli", eine CD-ROM, die für demographische, soziologische und genealogische Studien verwendbare polnische Datenbanken enthält und im Fach Geschichte eingeordnet ist.

Suche: "Buch deutsch 17 Jahrhundert" mit dem Ziel, deutsche Bücher des 17. Jahrhunderts zu suchen, findet:
"Giacomo Casanova: Geschichte meines Lebens" - in der Inhaltsbeschreibung wurden die Lebensdaten 1725 - 1798 angegeben und es wird automatisch rechts trunkiert; "Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts: VD 17"

Der Titel "Bibliography: Japan" wird in der Schnellsuche nicht gefunden mit der Eingabe "Bibliographie Japan".

5) Anzeige der Treffer, Beschreibung der Datenbanken
In den Titellisten der einzelnen Fächer oder Rubriken und in den Trefferlisten fällt auf, dass man sich unter vielen Titeln auf den ersten Blick nichts vorstellen kann, da nur die Kurztitel genannt sind oder es fremdsprachige Titel sind (Inion, Cosmas II, AFP Doc sur CD-ROM, Sueca antiqua et hodierna u.a.).
Bei näherer Betrachtung der kostenfreien Internetquellen vermisst man oftmals die Nennung des Urhebers der Datenbank, ist dieser doch ein wichtiges Kriterium zur Bewertung der Qualität der Daten. 2 Bei manchen Datenbanken sind diese Informationen gar nur mit Mühe auszumachen ("Bibliographie zum deutschen Adel 1200 bis 1999" http://home.foni.net/~adelsforschung1/bibindex.htm; "Bibliographie zur Kulturgeschichte des Kochens und der Kochbücher" u.a.). Manche der verzeichneten Datenbanken sind auf private Initiative oder aus persönlichem Interesse entstanden und durchaus eine Bereicherung für die Wissenschaft (z.B. "wiedervereinigung.de" http://www.wiedervereinigung.de/; "Zeitschriftenfreihandmagazin = Inhaltsverzeichnisse geschichtswissenschaftlicher Zeitschriften" http://www.phil.uni-erlangen.de/~p1ges/zfhm/zfhm.html u.a.), anderen gegenüber wird sich der Fachnutzer etwas kritischer verhalten.

6) Fazit
DBIS ist ein Instrument zur Erschließung von Datenbanken, das dem Nutzer ein sehr umfangreiches Angebot unterbreitet und auf eine vorhandene und vertraute Funktionalität (EZB) setzt. Wenn es sich jedoch zum Referenzwerk für Datenbanken entwickeln möchte, dann sind noch einige Wünsche offen, darunter:
- die Optimierung der Klassifizierung von Datenbanken,
- die Erläuterung von verwendeten Begrifflichkeiten in den Nutzungshinweisen zu DBIS,
- die Verbesserung der Beschreibung der Datenbanken (Optimierung der Kriterien zur Beschreibung, z.B. hinsichtlich Herausgeber, Sprache der Datenbank u. a. sowie die konsequente Einhaltung der Kriterien),
- die Beseitigung von Titeldubletten, die in der Arbeit mit DBIS-Gesamt auffallen,
- die Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung (z.B. Suche: Monographie - 200 Treffer; Suche: Monografie - 5 Treffer),
- das Austesten der Datenbank durch diverse Rechercheanfragen, um durch eine verbesserte Indexierung Recall (beschreibt die Vollständigkeit eines Suchergebnisses) und Precision (beschreibt die Genauigkeit eines Suchergebnisses) zu verbessern.
Insgesamt ist dem Produkt anzumerken, dass es noch keine Endredaktion gibt.

Um die Akzeptanz bei einzelnen Nutzergruppen zu erhöhen, ist es eventuell hilfreich, eine didaktische Empfehlung zur Eignung von Datenbanken für bestimmte Nutzer auszusprechen, z.B. in der Richtung: empfohlen für Einsteiger, mittleres Niveau oder Fortgeschrittene. Technisch möglich und funktionell sinnvoll wäre auch eine verbesserte Vorstrukturierung von Suchanfragen, um ein gewisses Ranking der Treffer zu erzeugen, damit ersichtlich ist, welche Datenbanken zur Problemstellung unbedingt zu konsultieren wären und welche erst nachrangig.

In einem Aufsatz, der sich mit der Usability von Metasuchoberflächen befasst, kommt der Autor zu folgender Erkenntnis:
"Usability und Vermeidung von Informationsmüll beginnen bei der Hinführung zu den verschiedenen Datenbanken. Es ist klar, dass eine zielgenaue, intelligente und einfache Auswahl der "richtigen" Datenbanken die Relevanz der erhaltenen Treffer [in der Datenbank selbst] eher erhöht." 3

Anmerkungen:
1 vgl. dazu Hutzler, Evelinde: Das Datenbank-Infosystem - eine Dienstleistung kooperierender Bibliotheken, In: Bibliotheksforum Bayern (BFB) - München, 31. Jg. (2003), H.3, S.253-260
2 Vgl. hierzu: Bargheer, Margo: Qualitätskriterien und Evaluierungswege für wissenschaftliche Internetressourcen: Ein Report für die bibliothekarische und dokumentarische Praxis, s. insbes. S. 42 ff. [Online-Dokument] URL:
http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/aw/2003/bargheer/v10.pdf (Zugriff am 03.01.2005)
3 Heinisch, Christian: Zur Usability von anbieterunabhängigen Metasuchoberflächen für die Fachinformationsrecherche im Invisible Web - Aufgabenstellung und Realisierung. - in: ABI-Technik 21, H.4/2001 S. 313

Stand: 05.01.2005

Redaktion
Veröffentlicht am
Redaktionell betreut durch
Klassifikation
Weitere Informationen
Sprache