Münzen und Medaillen im semantischen Web. Auftaktworkshop zum Projekt „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland (NUMiD)“

Münzen und Medaillen im semantischen Web. Auftaktworkshop zum Projekt „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland (NUMiD)“

Organisatoren
Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
20.05.2017 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Alina Lutz, Stuttgart

Am 20. Mai 2017 fand im Bode-Museum (Berlin) ein Kolloquium zum Thema „Münzen und Medaillen im semantischen Web“ statt. Doppelter Anlass war der zehnte Geburtstag des Interaktiven Katalogs des Münzkabinetts Berlin (IKMK) sowie der offizielle Start des Verbundprojekts „Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland“ (NUMiD). Dabei wurde einerseits auf die bisherige Entwicklung des IKMK zurückgeblickt, zugleich richtete sich der Blick aber auch auf die Zukunft der Digitalisierung in der Numismatik. Der Workshop wurde durch drei einführende Vorträge eingeleitet, auf die Kurzvorstellungen am NUMiD-Verbundprojekt beteiligter universitärer Sammlungen sowie Vorträge zur Zukunft der Digitalisierung in der Numismatik folgten. Abgerundet wurde der Workshop durch eine Abendveranstaltung zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Interaktiven Katalogs und zur Einweihung seines neuen Designs.1

Einführende Sektion

BERNHARD WEISSER (Münzkabinett Berlin) stellte den Werdegang von IKMK vor. Das System hat sich über das zurückliegende Jahrzehnt hinweg zu einem bedeutenden numismatischen Werkzeug entwickelt: Die Normdaten, die IKMK zugrunde liegen, sind zur unverzichtbaren Grundlage einer Vielzahl von Projekten geworden und ermöglichen mittels Linked Open Data die Vernetzung mit internationalen Projekten wie nomisma.org und den damit verbundenen Portalen wie OCRE, CRRO oder Pella. Die Berliner Normdaten kommen nun auch dem NUMiD-Verbund zugute, dessen Digitalisierungskonzept auf dem Berliner System basiert.

Das vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte NUMiD-Verbundprojekt wurde sodann von dessen Sprecher JOHANNES WIENAND (Düsseldorf) vorgestellt. Die beteiligten universitären Sammlungen in Deutschland – derzeit insgesamt 28 Standorte – weisen ein hohes Potenzial für Forschung und Lehre auf, das mit Unterstützung des Berliner Kabinetts durch eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie freigesetzt werden soll. Damit ergibt sich erstmals die Perspektive, den begrenzten Mehrwert datentechnischer Insellösungen zu überwinden und die lokalen Bestände in die globale Forschungslandschaft einzubinden. Durch die Vernetzung wird einerseits eine gangbare Basis für die Forschung geschaffen, andererseits profitiert die Lehre, da eigens für den Verbund eLearning-Konzepte auf Basis des Berliner Systems entwickelt wurden (eNumis und eMuseum).

KARSTEN DAHMEN (Münzkabinett Berlin) stellte daraufhin die inhaltlichen und technischen Funktionsweisen des Berliner Systems vor (speziell mit Blick auf die Anforderung der Datennormierung). Durch die normierte Erfassung (mit nomisma.org als Hauptbezugsquelle der Normdaten) können die Objektbeschreibungen etwa mit internationalen Portalen verknüpft und mit Beständen aller kooperierenden Teilnehmer vernetzt werden. Auf dieser Grundlage lassen sich beispielsweise die geographische Streuung und die Entwicklung des Bestandes von Münzstätten anhand animierter Karten mit geringem Aufwand darstellen.

Kurzvorträge zu ausgewählten universitären Sammlungen

Im Anschluss an die drei einführenden Beiträge fanden Kurzvorträge einzelner universitärer Sammlungen aus dem NUMiD-Verbund statt. Sie zeigen die Vielfalt der vorhandenen Bestände, aber auch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre sowie die zahlreichen Herausforderungen, vor denen die universitäre Numismatik aktuell steht.

KARL-LUDWIG ELVERS (Bochum) stellte den Bestand der Universität Bochum vor. Dieser besteht aus über 3.300 größtenteils antiken Münzen, darunter auch der Querenburger Münzschatz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein Großteil des Bestands stammt aus der Sammlung Welz, diese wurde nach einem Gutachten von Konrad Kraft von der Universität gekauft und durch einen Zettelkasten erfasst, der nun überarbeitet und digitalisiert werden soll.2

Daraufhin präsentierte ANDREAS MURGAN (Erlangen / Nürnberg) den Münzbestand und die numismatischen Forschungsprojekte der Antikensammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Der Bestand von etwa 30.000 Münzen setzt sich aus größtenteils griechischen und römischen Prägungen zusammen, die zu großen Teilen aus den Sammlungen Will und Zwicker stammen. Einige Sammlungen sind bereits in Katalogen erfasst. Ergänzend zur Grunddokumentation durch mk-edit wird an der FAU das Programm WissKI genutzt, das ebenfalls auf Linked Open Data basiert. WissKI wird hier speziell zur Verarbeitung von zusätzlichen Informationen über die Herstellungsprozesse der Münzen eingesetzt, die im Rahmen des eHeritage-Förderprogramms mittels 3D-Analysen erhoben werden. Zusätzlich ist die Funktion einer Ähnlichkeitssuche angedacht, mit der es beispielsweise möglich werden soll, schlecht erhaltene Münzen mit ähnlichen Stücken in guter Qualität abzugleichen und zu bestimmen.

KARIN MAURER (Freiburg) referierte anschließend über den 14.000 Stück umfassenden Sammlungsbestand der Universität Freiburg. Einen Großteil machen kaiserzeitliche und provinzialrömische Objekte aus. Aus diesem Bestand wurden von 2011 bis 2016 bereits 3.300 Datensätze für eine universitätsinterne Bilddatenbank erarbeitet; diese und alle übrigen Münzen der Sammlung sollen bis 2019 nun im mk-edit/IKMK-System digitalisiert werden. Die Sammlung profitiert auch von einer Förderung im Rahmen der Landesinitiative ‚Kleine Fächer‘.

STEFAN LEHMANN (Halle) stellte den Münzbestand des archäologischen Museums der Martin-Luther-Universität Halle vor. 1841 wurden etwa 5.000 Münzen der Sammlung von Johann Heinrich Schulze von der damaligen Universitätsbibliothek erworben. Diese Sammlung, mit der auch Winckelmann gearbeitet hat, wurde von einem Schüler Schulzes publiziert. Gegenwärtig findet wenig Beschäftigung mit der Münzsammlung statt, was sich durch das NUMiD-Projekt nun ändern soll.

Die akademische Münzsammlung der Universität Heidelberg, die von SUSANNE BÖRNER (Heidelberg) vorgestellt wurde, besteht aus etwa 5.000 Stücken, die größtenteils aus der Privatsammlung des ehemaligen Professors G. F. Creuzer stammen. Bereits vor 2016 wurde begonnen, die Sammlung zu digitalisieren, seit 2016 wird die Sammlung im mk-edit/IKMK-System bearbeitet – die ersten 100 Exemplare sind bereits erfasst und auf OCRE und Pella ausgespielt worden. An der Universität Heidelberg wurde mk-edit/IKMK auch bereits in der Lehre eingesetzt (eNumis und eMuseum), die Ergebnisse bereichern das Digitale Münzkabinett.3 Durch ein im Entstehen begriffenes E-Learning-Portal im Rahmen des Numismatischen Verbunds Baden-Württemberg soll in absehbarer Zeit zudem epochenübergreifend numismatisches Grundwissen vermittelt und die Münze als Quelle für die Universität und für die Schule gestärkt werden. Der Numismatische Verbund Baden-Württemberg wird durch landesweite Kooperationen zwischen Universitäten und Museen langfristig zwischen 400.000 und 500.000 Münzen erschließen.

KATHARINA MARTIN (Düsseldorf / Münster), die Koordinatorin des NUMiD-Projekts, stellte die Münzsammlungen der Universitäten in Düsseldorf (circa 8.000 Originale plus 15.000 Gipsabgüsse) und Münster (circa 5.000 Prägungen) vor. Beide Sammlungen arbeiten bereits mit dem mk-edit/IKMK-System – in Münster sind aktuell gut 500 Objekteinträge online,4 in Düsseldorf etwa 3005 –, und an beiden Standorten werden die Sammlungen intensiv in der Lehre eingesetzt. Sowohl in ihren historischen Hintergründen als auch in der Art ihrer Institutionalisierung unterscheiden sich die Sammlungen: In die Sammlung der Universität Münster sind Objekte aus der Sammlung Apostolo Zenos eingeflossen, die Peter Berghaus in Wien erworben hat; die Sammlung wird heute im Archäologischen Museum der Universität verwahrt und von der Forschungsstelle Antike Numismatik betreut, die auch den jährlich stattfindenden Tag der antiken Numismatik ausrichtet. Die Sammlung in Düsseldorf wurde erst in den frühen 1970er-Jahren unter Dietmar Kienast begründet, der von Beginn an auch an der digitalen Erfassung kleinasiatischer Prägungen und am Aufbau einer umfangreichen Gipsabgusssammlung gearbeitet hat.

JUTTA FISCHER (Rostock) betreut das akademische Münzkabinett der Universität Rostock. Dieses wurde von Professor Oluf Gerhard Tychsen gegründet und in mehreren Katalogen erfasst. Später wurde der Bestand mehrfach erweitert, jedoch durch unglückliche Umstände im Zweiten Weltkrieg auch wieder reduziert. Die Sammlung soll nun im Rahmen des NUMiD-Projekts auch über die Einbindung in die Lehre inventarisiert und erforscht werden.

Den insgesamt überschaubaren Bestand numismatischer Objekte an der Universität Stuttgart stellte JONAS SCHERR (Stuttgart) vor. Dieser Bestand setzt sich aus römischen Münzen der Kaiserzeit und Münzen aus dem Pontosgebiet zusammen. Die meisten Münzen wurden durch Einzel- und Gruppenkäufe vom ehemaligen Lehrstuhlinhaber Professor Olshausen erworben. Dabei wurden die pontischen Münzen innerhalb eines Forschungsprojekts bereits in einem Katalog erfasst und systematisiert. Die römischen Münzen werden bereits seit Jahren in der Lehre genutzt. In Proseminaren und Tutorien lernen Studierende, Originale in einem Münzprotokoll zu erfassen.

Die Sammlung antiker und nachantiker Münzen und Medaillen des archäologischen Instituts Tübingen wurde von STEFAN KRMNICEK (Tübingen) präsentiert. Mit einem Bestand von etwa 20.000 Exemplaren, in dem sich viele hochwertige griechische Stücke befinden, hat die Sammlung ein hohes Potential für Forschung und Lehre. Bereits 1972 ist eine numismatische Arbeitsstelle eingerichtet worden, die die Dokumentation der Bestände beispielsweise in SNG geleistet hat – eine wichtige Vorarbeit für die Digitalisierung. Numismatische Lehre wird mit bis zu acht Stunden je Semester, darunter regelmäßige Workshops für Studierende, intensiv betrieben. Weitere Projekte beziehen sich auf die Publikation der Sammlungsbestände, die Kooperation mit Naturwissenschaften und die Veranstaltung numismatischer Fachtagungen.

Eine Bestandsaufnahme zur Sammlung des Martin von Wagner-Museums in Würzburg durch MARC PHILIPP WAHL (Würzburg) schloss die Kurzvorträge ab. Im Zweiten Weltkrieg ist beinahe der gesamte Altbestand der Sammlung vernichtet worden. In der Nachkriegszeit wurden neue Stücke angekauft und durch Hans-Werner Ritter und Dieter Salzmann in den 1970er-Jahren aufgearbeitet. Im Jahr 2017 wurde der Bestand um die Sammlung Wellhöfer erweitert – eine Kunstsammlung mit hohem ästhetischem Reiz. Diese repräsentative Sammlung wurde durch eine universitätseigene Datenbank im Intranet erfasst, weitere 800 Objekte des Bestandes sind zwar bestimmt, aber noch nicht digital erfasst. Zusätzlich zur Digitalisierung im NUMiD-Verbund sollen Provenienzen erforscht, Bestände publiziert, Anschaffungen für die Lehre gemacht und die Social-Media-Präsenz erhöht werden.

Beiträge zur Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung in der Numismatik

Auf die Kurzvorträge zu universitären Sammlungen aus dem NUMiD-Verbund folgten Vorträge zur Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung in der Numismatik. Anschaulich berichtete zunächst KLAUS VONDROVEC (Wien) am Beispiel der Geschichte der Digitalisierung am Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien von den Herausforderungen und Problemen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Da die reine Digitalisierung von Münzen noch keine Forschungsleistung sui generis darstellt, lenkte er den Fokus dann auf die Möglichkeiten der Strukturierung und Analyse der Daten. Die vielfältigen Anwendungsbereiche und die Effizienz der Datenbanken setzt allerdings eine genaue Erfassung von Münzen anhand zahlreicher Parameter voraus, wodurch sich bei großen Beständen Schwerpunktsetzungen nicht vermeiden lassen.

Das Portal museum-digital, das von STEFAN ROHDE-ENSLIN (Berlin) vorgestellt wurde, verfolgt das Ziel, Museen unterschiedlichster Couleur eine einheitliche, einfach zu handhabende und kostenlose Möglichkeit zu bieten, ihre Bestände zu digitalisieren. Mittlerweile haben etwa 600 Museen um die 600.000 Objekte digitalisiert – zu Zwecken der internen Dokumentation oder auch für die online-Präsentation. Gemeinsam mit den Objektinformationen können Bilder, Videos und Texte hochgeladen und gruppiert werden, weiterhin lassen sich die digitalisierten Objekte in die eigene Museumshomepage einbinden. Die Technologie von museum-digital ist so ausgelegt, dass sie den Voraussetzungen der verschiedenen Nutzer gerecht wird, um auch Laien (etwa Ehrenamtlichen) die Bedienung zu ermöglichen. Die Objekte einzelner Museen lassen sich miteinander vernetzen, so dass über das museum-digital-Portal eine Suche über Schlagworte möglich ist, und auch über die Google-Suche können Treffer erzielt werden.

PETER VAN ALFEN (American Numismatic Society, New York) stellte die bisherigen Ergebnisse und weitere Perspektiven von Online-Typenkatalogen in der Numismatik vor. Durch eine kooperative Digitalisierung unter Verwendung standardisierter Normdaten auf Basis des Nomisma-Konzepts ist es gelungen, Spezialportale wie OCRE, IGCH, CRRO und Pella zu etablieren und mit Daten aus unterschiedlichsten Münzsammlungen weltweit anzureichern. Aktuell sind Typenkataloge zur hellenistischen Münzprägung (speziell zur Münzprägung der Ptolemäer und Seleukiden) in Arbeit. Die typologische Basis in der Digitalisierung hat van Alfen anhand des Beispiels Pella veranschaulicht. Der Katalog orientiert sich am Grundlagenwerk von Martin Jessop Price, erweitert dieses aber auch durch Stücke, die noch nicht von Price erfasst wurden. Über die Vernetzung mit Linked Open Data werden international Münzbestände innerhalb des typologischen Rasters zusammengeführt, wobei die Verbindung zu den Stammkatalogen der jeweiligen Münzen bestehen bleibt. Der Pella-Katalog erfasst mittlerweile circa 19.000 Exemplare, von denen 11 Prozent aus deutschen Sammlungen verlinkt sind. Weitere Perspektiven ergeben sich aus der Möglichkeit, das IGCH-Portal mit den Aufzeichnungen von E.T. Newell anzureichern: So können Münzfunde mit den Prägestätten verbunden und durch Newells Aufzeichnungen kontextualisiert werden. Zusätzlich sind Stempelstudien und ein neues Projekt zur Digitalisierung von Medaillen geplant.

Der Werdegang und die Funktionen des Web-Portals für thrakische Prägungen „Corpus Nummorum Thracorum“ (CNT) wurde von ULRIKE PETER (Berlin) präsentiert. Das Portal basiert auf der Digitalisierung von etwa 3.000 Münzen und 24.500 Gipsen, die auch auf ihre Stempelkopplungen hin untersucht werden. Externe Bestände lassen sich in die Datenbank importieren, sodass Sammlungen und Privatsammler mit einer Registrierung im Portal mitwirken können. Die Objekteinträge werden gruppiert und klassifiziert, indem sie mit Normdaten von Nomisma verknüpft sind. Sammlungsübergreifend kann somit eine tiefe Erschließung und Vernetzung der Stücke stattfinden. CNT soll nun im Zuge der laufenden Förderphase zu einem umfassenden Typencorpus ausgebaut werden.

Zum Abschluss des Workshops stellten Studierende der FH Potsdam ein Tool zur Datenvisualisierung vor, das sie in einem Lehrprojekt anhand der digitalisierten Bestände des Berliner Münzkabinetts entwickelt haben. Der spielerische Zugang, Ordnung in ein Chaos an Münzen anhand von Parametern zur Sortierung zu bringen, verleiht der Software einen besonderen ästhetischen Reiz. Mit seinem zeitgemäßen, attraktiven Design ist das Tool geeignet, Laien einen ersten spiel- und lehrreichen Zugang zu den Beständen des Interaktiven Katalogs zu ermöglichen.6

Abendveranstaltung

Die Abendveranstaltung zur Feier des zehnten Geburtstages des IKMK eröffnete der Direktor des Berliner Münzkabinetts Professor BERNHARD WEISSER. Er verdeutlichte die Möglichkeiten einer Digitalisierung von Münzen und dankte der Erivan und Helga Haub-Stiftung als ebenso beständigem wie bedeutendem Förderer des IKMK seit 2004. HERMANN PARZINGER, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erklärte anschließend die Digitalisierung zur zentralen Herausforderung und zu einer wichtigen Stütze für das kulturelle Gedächtnis. Während Bibliotheken und Archive die Digitalisierung stark vorantreiben, stehen Museen hier noch am Anfang. Eine Ausnahme stellt das Berliner Münzkabinett dar, dessen Digitalisierungskonzept nun auch in den universitären Bereich hinein ausstrahlt. Für die Erivan und Helga Haub-Stiftung erinnerte DARIA MEINUS-BECKER an die Anfänge des Interaktiven Katalogs und die Faszination des Kabinetttresors, die vor Jahren das Ehepaar Haub zur Förderung des Kabinetts inspiriert hat.

MICHAEL ALRAM, Direktor des Münzkabinetts des Kunsthistorischen Museums Wien und Vizepräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, charakterisierte den IKMK als Visitenkarte des Berliner Münzkabinetts. Einen hohen Stellenwert räumte Alram der Kooperation und der Standardisierung in der Digitalisierung ein. Allerdings mahnte er auch an, dass Digitalisierung per se keine wissenschaftliche Erkenntnis bedeute, erst das Formulieren und Beantworten von Forschungsfragen leiste dies. Stets habe die Wissenschaft die Verantwortung, auf Bedürfnisse der Gesellschaft zu reagieren und damit auch einen Nutzen darzustellen. Der IKMK kommt dieser gesellschaftlichen Verantwortung jedoch nach, was die hohen Zugriffszahlen auf den Katalog belegen. BERNHARD WEISSER formulierte daraufhin im Schlusswort eine kritische, zugleich aber auch optimistische Bestandsaufnahme der Numismatik: Die problematische Stellensituation im öffentlichen Dienst wird derzeit durch eine Umorientierung zugunsten kleiner Fächer und zahlreiche unterschiedliche Projekte abgemildert. In dieses Bild passen auch die aktuelle Entwicklung des Berliner Digitalisierungskonzeptes und das NUMiD-Verbundprojekt.

Fazit

Das ehrgeizige Ansinnen der Organisatoren, ein Jubiläum zu feiern und gleichzeitig nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern Zukunftsperspektiven eines ganzen Wissenschaftszweigs darzustellen, konnte überzeugend erfüllt werden. Die Ziele und der Nutzen kooperativer Digitalisierung in der Numismatik wurden deutlich, zugleich wurde das Potential der universitären Münzsammlungen in Deutschland aufgezeigt. Dabei fehlte es weder an kritischer Reflexion der Entwicklungen noch an vielversprechenden Perspektiven. Allenfalls der konkrete Anwendungsbezug in der Forschung hätte sich deutlicher herausarbeiten lassen. Die Numismatik hat auf den Berliner Workshop jedenfalls überzeugende Konzepte präsentiert, wie Forschung und Lehre dialogisch voneinander profitieren können.

Konferenzübersicht:

Einführende Sektion

Bernhard Weisser (Münzkabinett Berlin): Begrüßung und Einführung
Johannes Wienand (Düsseldorf): NUMiD
Karsten Dahmen (Münzkabinett Berlin): Zum Kern des Netzwerks: Normdaten und LoD für NUMiD

Kurzvorträge zu ausgewählten universitären Sammlungen

Karl-Ludwig Elvers, Bochum
Martin Boss / Andreas Murgan, Erlangen/Nürnberg
Karin Maurer, Freiburg
Stefan Lehmann, Halle
Susanne Börner, Heidelberg
Katharina Martin, Düsseldorf/Münster
Jutta Fischer, Rostock
Jonas Scherr, Stuttgart
Stefan Krmnicek, Tübingen
Jochen Griesbach / Marc Philipp Wahl, Würzburg

Beiträge zur Gegenwart und Zukunft der Digitalisierung in der Numismatik

Klaus Vondrovec (Münzkabinett Wien): Das Münzkabinett Wien
Frank von Hagel / Stefan Rohde-Enslin (Staatl. Museen zu Berlin): Museum-digital
Peter van Alfen (ANS, New York): Assembling Numismatic Data Online: Concepts, Collections, and Collaboration
Ulrike Peter (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften): Corpus Nummorum Thracorum
Marian Dörk & Studierende (Potsdam): Projekt Visualize Cultural Collection

Abendveranstaltung: Zehn Jahre Interaktiver Katalog des Münzkabinetts. Rückblicke und Perspektiven.

Michael Alram (Direktor des Münzkabinetts Wien und Präsident des Internationalen Numismatischen Rates)
Erivan & Helga Haub-Stiftung
Hermann Parzinger (Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz)
Bernhard Weisser (Münzkabinett Berlin).

Anmerkungen:
1 Münzkabinett Stattliche Museen zu Berlin, Interaktiver Katalog des Münzkabinetts, URL: ikmk.smb.museum (20.09.2017).
2 Eine Sonderausstellung in Bochum behandelt kürzlich die Geschichte dieser Sammlung: SAMMELN – VERSTEHEN. 50 Jahre Antiken in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum. Die Sammlung Dr. Karl Welz, vom 17.12.2015–27.08.2017, URL: https://www.ruhr-uni-bochum.de/kusa/sonderausstellung/archiv-sonderausstellung.php?mod=so (20.09.2017).
3 Digitales Münzkabinett der Universität Heidelberg, URL: http://pecunia.zaw.uni-heidelberg.de/ikmk/ (20.09.2017).
4 Archäologisches Museum der Universität Münster, Der Interaktive Katalog der Münzsammlung, URL: http://archaeologie.uni-muenster.de/ikmk-ms/ (20.09.2017).
5http://muenzkabinett.hhu.de (20.09.2017).
6 Siehe COINS. A journey through a rich cultural collection, URL: https://uclab.fh-potsdam.de/coins/ (24.09.2017).


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts