Kurorte in der Region: Gesellschaftliche Praxis, kulturelle Repräsentationen und Gesundheitskonzepte vom 18. bis 21. Jahrhundert

Kurorte in der Region: Gesellschaftliche Praxis, kulturelle Repräsentationen und Gesundheitskonzepte vom 18. bis 21. Jahrhundert

Veranstalter
Schaumburger Landschaft in Kooperation mit dem LWL-Institut für Westfälische Regionalgeschichte, dem Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover und dem Niedersächsischen Landesarchiv Abteilung Bückeburg
Veranstaltungsort
Wandelhalle Bad Nenndorf, Poststr. 2,
PLZ
31542
Ort
Bad Nenndorf
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.09.2022 - 23.09.2022
Deadline
15.09.2022
Von
PD Dr. Lu Seegers; Lu Seegers, Arbeitsbereich Deutsche Geschichte, Universität Hamburg

Kurorte in der Region

Kurorte in der Region: Gesellschaftliche Praxis, kulturelle Repräsentationen und Gesundheitskonzepte vom 18. bis 21. Jahrhundert

Kurorte und Bäder standen lange Zeit kaum im Fokus der vergleichenden Stadtgeschichte oder der Politik- und Gesellschaftsgeschichte. Zwar wird das Thema mittlerweile interdisziplinär erschlossen, doch standen dabei vor allem kunsthistorische und (garten-)architektonische Aspekte, balneologische und medizingeschichtliche Entwicklungen im Mittelpunkt. Sozialhistorische Untersuchungen bezogen sich zumeist auf das adlig-hochbürgerliche Kurpublikum sowie auf mondäne Kurorte und -bäder. Zugleich wurden in den letzten Jahren die weitreichenden Potentiale der Beschäftigung mit Kurorten deutlich: So waren und sind Kurorte stets auch Orte der (gesundheits-)politischen Auseinandersetzung. Zudem stellen sie Marker einer wechselvollen Tourismusgeschichte dar und sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in ihren jeweiligen Regionen. Zugleich stehen Kurorte, die ja auch selbst zumeist Kleinstädte sind, in zumeist ländlichem Umfeld im Spannungsfeld von Kooperation und Konkurrenz.
Ziel der Tagung ist es, (gesundheits-)politische, wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte in einer Langzeitperspektive auf neuartige Weise zusammenzubinden. Inwieweit korrespondierten Konzepte von Gesundheitsprävention und Rehabilitation mit Vorstellungen von Staatlichkeit respektive Politik einerseits und Individualität andererseits? Wie veränderten neue Gesundheitskonzepte die Kurorte wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell? Welche Rolle spielten Kurorte bei der materiellen und mentalen Bewältigung von massiven gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen nach den beiden Weltkriegen? Wer waren die Beschäftigten hinter den Kulissen, wie wurden nach 1945 neue Bevölkerungsgruppen im Sinne der Wirtschaftlichkeit und der Risikominimierung für das Kurwesen rekrutiert und gewonnen? Ein weiteres bislang vernachlässigtes Themenfeld ist die kulturelle und mediale Repräsentation von Kurorten. Neben die Darstellung von Kurorten in der Prosa traten im 20. Jahrhundert filmische Bearbeitungen. Welche literarischen und filmischen Narrative wurden mit den Kurorten in den verschiedenen politischen Systemen Deutschlands verknüpft? Schließlich werden kultur- und wirtschaftsräumliche Aspekte in den Blick genommen. Wie strahlten die Kurorte auf das kleinstädtisch-dörfliche Umfeld aus, welche Wechselbeziehungen gab es zwischen Region und Kurort und wie veränderten sich diese bis in die Gegenwart? Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob und wie das „Hinterland" von den Kurorten profitieren konnte bzw. inwieweit sich Kurorte durch neue touristische Trends und gesundheitspolitische Weichenstellungen neu erfinden konnten oder mussten. Vergleichend zu Deutschland werden Beispiele aus West- und Osteuropa herangezogen.

Programm

Donnerstag, 22. September 2022

10 Uhr: BEGRÜSSUNG

Grußwort: Mike Schmidt
Bürgermeister der Samtgemeinde Nenndorf

Grußwort: Sigmund Graf Adelmann
Präsident der Schaumburger Landschaft

10.15 Uhr: EINFÜHRUNG

PD Dr. Lu Seegers (Schaumburger Landschaft/Universität Hamburg)
Dr. Matthias Frese/Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)

10.45 Uhr: SEKTION 1:
GESUNDHEITSVORSTELLUNGEN IM HISTORISCHEN LÄNGSSCHNITT (18.-21. JAHRHUNDERT)
Moderation: Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)

Indikationen für Kuren vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert
PD Dr. Heiko Stoff (Medizinische Hochschule Hannover)

Gesundheitskonzepte vom Nationalsozialismus bis in die 1970er Jahre
PD Dr. Winfried Süß (Zentrum für Zeithistorische Forschung, Potsdam)

Gesundheitskonzepte und Wellness seit den 1970er Jahren
Dr. Anna Michaelis (Universität Duisburg-Essen)

Diskussion

12.45 Uhr: MITTAGSIMBISS

13.45 Uhr: SEKTION 2:
REPRÄSENTATIONEN DER GESELLSCHAFT IN KURORTEN
Moderation: Prof. Dr. Cornelia Rauh (Leibniz Universität Hannover)

Von Graf Albrecht Wolfgang bis Fürst Adolf: Das Haus Schaumburg-Lippe auf der Kur und als Kurortbetreiber
Dr. Stefan Brüdermann (NLA Bückeburg)

Exklusive Kur? – ein Mythos: Bauern und Bürger als Kurgäste in Ostwestfalen
Dr. Fred Kaspar (Telgte)

Prominenz und Glamour in Bad Eilsen
PD Dr. Lu Seegers (Schaumburger Landschaft/Universität Hamburg)

Diskussion

15.45 Uhr: KAFFEEPAUSE

16.15 Uhr: SEKTION 3:
DER KURORT ALS HINTERBÜHNE: INKLUSIONEN UND EXKLUSIONEN
Moderation: Dr. Matthias Frese (LWL-Institut für Regionalgeschichte, Münster)

Kriegsversehrte und Kriegsopfer als Kurort-Patienten
Prof. Dr. Britta-Marie Schenk (Universität Luzern)

Arbeitsmigration in norddeutsche Kurorte seit den 1960er Jahren
Dr. David Templin (Universität Osnabrück)

Kontinuitäten und Brüche: Beschäftigte im Kurbetrieb am Beispiel Bad Pyrmont
Melanie Mehring (Schlossmuseum Pyrmont)

Kinderkuren – zwischen wirtschaftlicher Risikoabsicherung und menschlichem Leid
Dr. Jens Gründler (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)

Diskussion

18.45 Uhr: ABENDESSEN

20 Uhr: ÖFFENTLICHER ABENDVORTRAG:
RECHTE MYTHEN UND DEUTUNGSKÄMPFE UM DAS WINCKLERBAD IN BAD NENNDORF
Frank Werner (ZEITGeschichte, Hamburg)

Freitag, 23. September 2022

9.00 Uhr: SEKTION 4:
DAS KURWESEN IN LITERATUR UND FILM
Moderation: PD Dr. Lu Seegers (Schaumburger Landschaft/Universität Hamburg)

Kurorte und Bäder als literarische Stoffe seit dem 18. Jahrhundert
Prof. Dr. Astrid Köhler (Queen Mary University London)

Kurorte in Spielfilmen der NS-Zeit
Dr. Stefanie Mathilde Frank (Universität zu Köln)

Der „Kurschatten" als Motiv in Spiel- und Fernsehfilmen der Bundesrepublik und der DDR
Dr. Christoph Classen (Zentrum für Zeithistorische Forschungen, Potsdam)

Diskussion

11 Uhr: KAFFEEPAUSE

11.15 Uhr: SEKTION 5:
DIE REGIONALE UND INTERKOMMUNALE BEDEUTUNG VON KURORTEN
Moderation: Dr. Stefan Brüdermann (NLA Bückeburg)

„Ich lebe jetzt in dem berühmten Kurort Baden-Baden": Städtische Segregation in Kur- und Badeorten seit dem 19. Jahrhundert
Dr. Eva-Maria Gajek (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Kuren und Tourismus. Kurorte und Bäder im 20. Jahrhundert
Dr. Matthias Frese (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)

Bädergründung und Strukturwandel in der ostbayerisch-österreichischen Grenzregion im 20. Jahrhundert
Prof. Dr. Martin Knoll (Universität Salzburg)

Diskussion

13.15 Uhr: MITTAGESSEN

14.15 Uhr: SEKTION 6: EUROPÄISCHE PERSPEKTIVEN
Moderation: Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte)

Kurorte und Bäder in Westeuropa und Skandinavien
Prof. Dr. Wiebke Kolbe (Universität Lund)

Vom Privileg der Eliten zum Anrecht der Massen?
Der Kurort als contested space im späten Zarenreich und in der Sowjetunion
Dr. Benedikt Tondera (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

15.30 Uhr: SCHLUSSDISKUSSION

16.00 Uhr: ABREISE

Kontakt

Anmeldungen bei:
Schaumburger Landschaft
Sabine Meyer
Schlossplatz 5
31675 Bückeburg
Tel. 05722/956613
Email: meyer@schaumburgerlandschaft.de

http://www.schaumburgerlandschaft.de
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