Migrationsziel Stadt: Städtequadralog: Krakau, Prag, Nürnberg und Wien im Vergleich

Migrationsziel Stadt: Städtequadralog: Krakau, Prag, Nürnberg und Wien im Vergleich

Veranstalter
Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Österreichische Geschichtsforschung | Institut für Geschichte der Universität Wien, Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichte, Wien
Veranstaltungsort
Wien
PLZ
1010
Ort
Wien
Land
Austria
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
06.11.2024 - 08.11.2024
Von
Ulrike Rack, IHB, ÖAW

Migration bestimmte in Mittelalter und Neuzeit die Entwicklung der arbeitsteilig angelegten Städte entscheidend mit. Eine Konferenz an der ÖAW vergleicht unterschiedliche Aspekte der Mobilität und des Zuzugs der eng verflochtenen Städte Krakau, Prag, Nürnberg und Wien.

Migrationsziel Stadt: Städtequadralog: Krakau, Prag, Nürnberg und Wien im Vergleich

Migration bestimmte in Mittelalter und Neuzeit die Entwicklung der arbeitsteilig angelegten Städte entscheidend mit. Städte waren demographisch auf den Zuzug und Mobilität angewiesen, da sie in der Regel negative Geburtenbilanzen aufwiesen. Die Zuwanderung besaß aber auch institutionelle Züge wie etwa im Handwerk in Form der Gesellenwanderung. Nicht zuletzt hatte auch die „Chancenwanderung“ erhebliche Bedeutung, boten Städte als Wanderziele doch die Möglichkeit des (begrenzten) sozialen Aufstiegs, sei es im Erwerbsleben, sei es am Heiratsmarkt. Fern- und Nahmigration waren für die Städte wichtige wirtschaftliche und soziale Ressourcen, gerade auch was den Zuzug von Migrant:innen in den wichtigen städtischen Dienstleistungssektor anlangt. Die Haltung der städtischen Räte und der Stadtbewohner:innen zur Migration erscheint oft paradox: Migration als dauerhafte oder zeitweise Zuwanderung wurde einerseits gefördert, andererseits – etwa im Fall von Armut – nach Möglichkeit unterbunden. Für den Kultur- und Technologietransfer, für die Entwicklung von Konfessionen (etwa Migrantenkirchen), für Handel und den Austausch materieller Kultur erwies sich die Migration aber in vielfacher Hinsicht als Motor städtischen Handelns.

Basierend auf einer bestehenden Konferenzreihe sollen in der Wiener Tagung die Migrationsbewegungen der eng verflochtenen Städte Krakau, Prag, Nürnberg und Wien in den Blick genommen werden. Neben besonderen Migrantengruppen wie Künstlern, Buchdruckern, Handwerkern, konfessionellen oder „nationalen“ Gruppen („die“ Italiener, „die Griechen“) werden auch die Universitäten und ihre wandernden Studenten breiter behandelt.

Die Tagung findet im Rahmen einer Reihe statt, die unter dem Namen Städtetrialog von Archiven und Forschungseinrichtungen der Städte Krakau, Nürnberg und Prag ins Leben gerufen wurde (Tagungen 2014, 2017, 2021). Die Tagungen ermöglichen die Betrachtung historischer Entwicklungen vergleichend an mehreren Orten, bringen aber auch verschiedene Wissenschaftseinrichtungen miteinander in Kontakt. Mit der gegenwärtigen Tagung schließt sich der Wissenschaftsstandort Wien diesem Trialog an – der nun zu einem Quadralog der vergleichenden Städteforschung werden wird.

Programm

6. November 2024

9:00 Begrüßung und Einführung
Gabriel Zeilinger / Nürnberg, Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen: Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte. Die vormodernen Städte im Süden des nordalpinen Reichs

9:35–10:10 Zdeněk R. Nešpor / Prag, Fakultät für Humanistische Studien der Karls-Universität: Protestants on Catholic Land. Migration of Czech and Foreign Protestants to
Prague in the Long 19 th Century

10:10–10:45 Bartosz Ogórek / Warschau, Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften: Migration, Place and Space – Population movement in Krakow in the 19th century

10:45–11:15 KAFFEEPAUSE

(1) PHASEN DER MIGRATIONSGESCHICHTE VON KRAKAU, PRAG, WIEN UND NÜRNBERG

11:15–11:45 Hana Gutová Vobrátilková / Stadtarchiv Prag: Open Prague? Migration Waves of Burghers to the Prague Towns in the Early Modern Period

11:45–12:15 Jiří Pešek / Prag, Fakultät für Humanistische Studien der Karls-Universität: Prag und die Migration im 19. Jahrhundert

12:15–13:30 MITTAGSPAUSE

13:30 Wienmuseum: Führung durch die neue Dauerausstellung für die Referent:innen durch Direktor Matti Bunzl, Karlsplatz 8, 1040 Wien (in englischer Sprache)

15:00–15:30 KAFFEEPAUSE

(2.1) SPEZIELLE MIGRANTENGRUPPEN IN DEN STÄDTEN: KÜNSTLER, VERSCHIEDENE „NATIONES“ I:

15:30–16:00 Andreas Weigl / Wien: Phasen der Migration in Wien

16:00–16:30 Zdzisław Noga / Krakau, University of the National Education Commission: Die Richtungen der Immigration nach Krakau in der vorindustriellen Zeit

16:30–17:00 Michael Diefenbacher / Nürnberg
Migration nach Nürnberg im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit

17:00–17:30 KAFFEEPAUSE

17:30–18:00 Radka Heisslerová / Nationalgalerie Prag: Prager Künstler im Ausland versus ausländische Künstler in Prag

18:00–18:30 Mirosław Płonka / Krakau, University of the National Education Commission: Die Migration der Künstler nach Krakau vom 16. bis 18. Jahrhundert

18:30–19:00 Mateusz Wyżga / Krakau, University of the National Education Commission: Migrations to the city of Krakow (14th –19th centuries). The long duration of
local citizenship

7. November 2024

_(2.2) SPEZIELLE MIGRANTENGRUPPEN IN DEN STÄDTEN:
KÜNSTLER, VERSCHIEDENE „NATIONES“ II_

9:00–9:30 Werner Wilhelm Schnabel / Nürnberg, FAU/Gesellschaft für Familienforschung in Franken: Reichsstadt und Exulantenadel. Protestantische Glaubensflüchtlinge im Nürnberg des 17. Jahrhunderts

9:30–10:00 Martha Keil / St. Pölten, Institut für jüdische Geschichte Österreichs: Jüdische Migranten in der Stadt

10:00–10:30 Evelyn Reitz / Museen der Stadt Nürnberg
Migration von Objekten der (reichs)städtischen Repräsentation: Diplomatische Geschenke und Herrschaftsinsignien zwischen Nürnberg, Wien und Prag

10:30–11:00 KAFFEEPAUSE

(3) HANDWERK UND MIGRATION AM BEISPIEL DER BUCHDRUCKER UND ANDERER GEWERBSZWEIGE

11:00–11:30 Olga Fejtová / Stadtarchiv Prag: Prager Drucker in der Frühen Neuzeit und die Frage der Migration

11:30–12:00 Christoph Reske / Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: Migration von Buchdruckern in Wien der Frühen Neuzeit

12:00–13:30 MITTAGSPAUSE

13:30–14:00 Paul Schweitzer-Martin / Ludwig-Maximilians-Universität München: Auf dem Weg nach Norden? Migration von Papiermachern im deutschen Südwesten

14:00–14:30 Magdalena Komorowska / Jagiellonen Universität Krakau: Migration von Druckern und typografischen Mustern in Polen-Litauen

14:30–15:00 KAFFEEPAUSE

15:00–15:30 Ivana Ebelová / Prag, Philosophische Fakultät der Karls-Universität: In- und ausländische Migration der Bauhandwerker in der Frühen Neuzeit

15:30–16:00 Jiří Smrž / Stadtarchiv Prag: Journeymen on the move. Sources of journeymen’s travels in documents of Prague guilds

16:00–16:30 Martin Scheutz / Wien: Handwerksmigration in der Residenzstadt Wien

8. November 2024

(4) HANDEL UND MIGRATION

9:00–9:30 Marie Buňatová / Prag, Historisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften:
Eingewanderte Kaufleute im rudolfinischen Prag und ihre Handelskontakte zu den Metropolen Nürnberg, Wien und Krakau

9:30–10:00 Peter Rauscher / Universität Wien: Nationes allhier in grosser Anzahl: Die Wiener Kaufmannschaft in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts zwischen Multikulti und Provinzialität

10:00–10:30 KAFFEEPAUSE

10:30–11:00 Christof Jeggle / Nürnberg/Wien: Geschäftliche Möglichkeiten nutzen. Italienische Kaufleute im frühneuzeitlichen Nürnberg

11:00–11:30 Jacek Zinkiewicz / Krakau, Historisches Museum: Migrant merchants in early modern Krakow

11:30–13:30 MITTAGSPAUSE

(5) UNIVERSITÄTEN ALS MIGRATIONSZIELE

13:30–14:00 Ulrike Denk / Archiv der Universität Wien:
Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Peregrinatio studentica an die Universität Wien unter besonderer Berücksichtigung armer Studenten

14:00–14:30 Paulus Ebner / Archiv der Technischen Universität Wien: Studentische Zuwanderung nach Wien. Die Technische Hochschule in Wien und ihre Hörer 1872 bis 1918

14:30–15:00 KAFFEEPAUSE

15:00–15:30 Marek Brčák ‒ Marek Ďurčanský / Prag, Institut für Geschichte der Karls-Universität und Archiv der Karls-Universität: Die Prager Universitäten als Ziel der akademischen Wanderung (Peregrinatio) in der Frühen Neuzeit

15:30–16:00 Marek Ďurčanský ‒ Marek Brčák / Prag, Institut für Geschichte der Karls-Universität und Archiv der Karls-Universität: Zielsetzung der Studenten – Titel und Erfahrung. Prager Universitäten und mitteleuropäische Studenten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

16:00–16:30 KAFFEEPAUSE

16:30–17:00 Thorsten Schlauwitz / München, Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften: quasi centrum Europae? Nürnberg als Ziel europäischer Gelehrter im späten Mittelalter

17:00–17:30 Maciej Zdanek / Jagiellonen Universität Krakau: Deutsche Studenten und Gelehrte an der Krakauer Universität in der frühen Neuzeit. Aus der Geschichte der Bildungs- und Wissenschaftsmigrationen

17:30–18:00 Resümee
Ferdinand Opll / Perchtoldsdorf

https://www.oeaw.ac.at/ihb/detail/event/migrationsziel-stadt