NS-Verfolgte zwischen Befreiung und Verdrängung

NS-Verfolgte zwischen Befreiung und Verdrängung

Veranstalter
Fritz Bauer Institut, Frankfurt/M.
Veranstaltungsort
Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1
Gefördert durch
Alfred Landecker Foundation
PLZ
60323
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
20.11.2024 - 21.11.2024
Von
Katharina Stengel

Ein Workshop zu Holocaust-Überlebenden und politisch Verfolgten in West- und Ostdeutschland in der frühen Nachkriegszeit

NS-Verfolgte zwischen Befreiung und Verdrängung

Die unmittelbare Nachkriegszeit war für viele Verfolgte des Nationalsozialismus in Deutschland geprägt von hohen Zukunftserwartungen und großen Problemen. Ihre gesellschaftliche Position war ambivalent. Sie kämpften um materielle Unterstützung und rangen um Anerkennung in einer postnazistischen Gesellschaft, die ihnen mit Misstrauen, oft auch mit Feindseligkeit begegnete. Aber viele von ihnen erlangten auch, zumindest kurzzeitig, Stellungen entlassener Nationalsozialisten in Verwaltung, Politik und Kultur. Was sie erlebt hatten, trennte sie von der deutschen Mehrheitsgesellschaft und wurde von vielen nicht gerne gehört. Mit ihrer oft vehement vertretenen Forderung nach umfassender Entnazifizierung, nach Ahndung der NS-Verbrechen und Erinnerung an die Opfer trafen sie in beiden Teilen Deutschlands auf zunehmenden Widerstand. Weit davon entfernt, eine homogene Gruppe zu sein, waren die Verhältnisse untereinander oft von Ausschlüssen und Hierarchien geprägt, die weitreichende Folgen hatten.

Der Workshop untersucht die Lebenssituation unterschiedlicher Gruppen von NS-Verfolgten in den beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften: Welche Konsequenzen zogen sie aus ihren Verfolgungserfahrungen, wie organisierten sie sich und welche Forderungen stellten sie? Welche Erinnerungspraktiken und Deutungen der NS-Verbrechen entwickelten sie? Welche Möglichkeiten boten sich ihnen, welche Schwierigkeiten oder Repressalien erfuhren sie und inwieweit konnten oder wollten sie sich in die Nachkriegsgesellschaften integrieren? Wie prägten schließlich der Kalte Krieg und die ideologischen Verhärtungen, die mit ihm einhergingen, die Organisationen und die Lebenssituation von NS-Verfolgten?

Um Anmeldung bis 15. November wird gebeten: anmeldung@fritz-bauer-instiut.de

Programm

20.11.2024, 18.00
IG-Farben-Campus, Casino, R. 1.801

Vortrag Dr. Katharina Stengel (Fritz Bauer Institut): Zwischen Selbsthilfe, antifaschistischem Kampf und Kalten Krieg. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in der frühen Nachkriegszeit

21.11.2024
IG-Farben-Haus, Raum 1.1314 (Eisenhower-Saal)

9. 15 Uhr Begrüßung, Einführung

9.30 – 11.00 Panel 1

Dr. des. Alexander Walther (Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz): Zwischen Solidarität und Vernachlässigung. Jüdische Überlebende und die VVN in der SBZ und frühen DDR

Dr. Gerd Kühling (Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin): Ein jüdischer Überlebender in den Konflikten des Kalten Krieges. Hans Freund und die Verbände der NS-Verfolgten in Berlin

11.00 – 11.15 Kaffeepause

11.15 – 12.45: Panel 2

Corinna Bittner (a.r.t.e.s. Graduate School, Köln): „…einmal werden froh wir sagen, Heimat, du bist wieder mein“ – Erinnerungsbeziehungen zwischen Überlebenden der Emslandlager 1945–1955

Dr. Henning Fischer (Universität Leipzig): Im Nachkrieg aus der KPD in die Erinnerungspolitik. Martha und Harry Naujoks und die Verfolgungserfahrung von Moskau und Sachsenhausen

12.45 – 14.00 Mittagspause

14.00 – 15.30: Panel 3

Dr. Markus Wegewitz (Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora): „Ich war wieder in Dachau“ – Eine Intervention der Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau für die Errichtung einer Gedenkstätte als antifaschistische Gesellschaftspolitik

Dr. Veronika Duma (Goethe-Universität Frankfurt a.M.): Vergangenheitspolitik im Kalten Krieg. Am Beispiel der Zeitzeugin Rosa Jochmann

15.30 – 15.45 Kaffeepause

15.45 – 17.15 Panel 4

Dr. Maximilian Becker (Institut für Zeitgeschichte, München): „Frieden“ und „Antifaschismus“ – die FIAPP 1946 – 1951

Dr. Dominik Rigoll (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam): Die zweifach ausgegrenzte Linke. Zur politischen Segregation linker Nazigegner aus dem Staatsapparat und den Geschichtsbüchern der Bundesrepublik

17.15 – 18.00 Abschlussdiskussion

Kontakt

Dr. Katharina Stengel
k.stengel@fritz-bauer-institut.de

https://www.fritz-bauer-institut.de/veranstaltungen
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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