Der Wald in der Frühen Neuzeit zwischen Erfahrung und Erfindung. Ein transdisziplinärer Workshop

Der Wald in der Frühen Neuzeit zwischen Erfahrung und Erfindung. Ein transdisziplinärer Workshop

Veranstalter
Daniela Bohde, Anna Christina Schütz, Rostislav Tumanov
Veranstaltungsort
Universität Stuttgart
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.11.2019 - 16.11.2019
Deadline
31.03.2019
Website
Von
Daniela Bohde, Anna Christina Schütz, Rostislav Tumanov

Um 1500 avanciert der Wald zu einem Bildmotiv: Heilige ziehen sich in ihn zurück, er ist Ort für das heimliche Stelldichein oder der Raum, in dem Abenteuer bestanden werden. Bäume und Wälder dienen jedoch nicht nur als Kulisse, sondern werden schließlich selbst zu einem Hauptmotiv. Diese Entwicklung wurde in der Forschung zur Landschaftsmalerei zwar gesehen, doch ist bisher kaum beleuchtet worden, in welchem Verhältnis solche Waldbilder zur zeitgenössischen Walderfahrung stehen. Die ältere Kunstgeschichte sah in Waldarstellungen den Ausdruck emphatischen Naturerlebens und neigte zur nationalistischen Aufladung – wie aber kann heute das Verhältnis von Imagination und Empirie bestimmt werden? Dies zu untersuchen, erscheint uns umso notwendiger, als der Wald in der Frühen Neuzeit ein zentraler Ressourcenlieferant war: Er spendete nicht nur Holz und diente als Viehweide, sondern beherbergte auch Kokereien, Glashütten und andere frühindustrielle Anlagen.
Nach traditioneller Vorstellung schließen sich ein funktionales und ein ästhetisches Verhältnis zum Naturraum aus: Landschaftsmalerei sei erst möglich geworden, als man die Natur nicht mehr primär unter Nutzungsaspekten sah. Dieser fragwürdig gewordenen Prämisse werden wir nicht folgen, sondern danach fragen, wie sich Landschaftsnutzung und Landschaftsdarstellung zueinander verhalten. Damit möchten wir einen neuen Blick auf die historischen Voraussetzungen von Landschaftskunst werfen. Gerade die Auseinandersetzung mit der Nutzung des Waldes soll uns helfen zu verstehen, wie sich Bildkünstler, Literaten, aber auch Gartenkünstler den Wald ästhetisch aneigneten und in ihren jeweiligen Medien zur Darstellung brachten.

Das Ziel des Workshops ist daher, die Spannung zwischen der Darstellung, Wahrnehmung und Nutzung des Waldes in der Frühen Neuzeit aus einer dezidiert transdisziplinären Perspektive auszuloten. Neben einem kunst- und medienhistorischen Blickwinkel interessieren uns vor allem sozial- und umwelthistorische Ansätze und damit der produktive Austausch zwischen Kunsthistoriker_innen, Historiker_innen, Literaturwissenschaftler_innen und historisch orientierten Botaniker_innen oder Forstwissenschaftler_innen.

Deshalb freuen wir uns über Beiträge, die sich beispielsweise mit folgenden Problemfeldern befassen: In welchem Verhältnis steht die agrarische und frühindustrielle Waldnutzung zu ihrer Fiktionalisierung? Spielen territoriale Fragen eine Rolle, wird etwa Landbesitz porträtiert? Können wir nachvollziehen, wie dabei Raum gedacht wird und ob dieses Denken in Bezug zur zeitgenössischen Chorographie und Kartographie steht? Lässt sich erkennen, ob in den Darstellungen geographisches und botanisches Wissen vermittelt, integriert oder aber ignoriert wird? Beschwören die Bilder und Texte einen vergangenen, mythischen Wald, stehen etwa humanistische Vorstellungen von Germanien und dem herkynischen Wald Pate oder das Konzept der Âventiure? Handelt es sich bei den Darstellungen um künstlerische Entwürfe nicht existenter Landschaften oder thematisieren sie die zeitgenössische Erschließung oder gar Schädigung des Waldes?

Vorschläge für einen halbstündigen Vortrag sollten nicht mehr als eine Seite umfassen und durch einen kurzen Lebenslauf sowie ggf. eine knappe Skizze des Forschu_gsrahmens ergänzt werden. Besonders Nachwuchswissenschaftler*innen sind ausdrücklich eingeladen, sich zu bewerben.

Bitte senden Sie Ihren Vorschlag bis zum 31.03.2019 an rostislav.tumanov@ikg.uni-stuttgart.de.

Der Workshop wird dankenswerterweise von der Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert.

Programm

Kontakt

Rostislav Tumanov

Universität Stuttgart, Institut für Kunstgeschichte
Keplerstraße 17, 70174 Stuttgart

rostislav.tumanov@ikg.uni-stuttgart.de