„Tiere unserer Heimat“. Auswirkung der SED-Ideologie auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR

„Tiere unserer Heimat“. Auswirkung der SED-Ideologie auf gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnisse in der DDR

Veranstalter
Center for Metropolitan Studies, Technische Universität Berlin
Veranstaltungsort
Technische Universität Berlin
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.02.2015 -
Deadline
15.09.2014
Website
Von
Anett Laue

Jede Gesellschaft produziert ein bestimmtes Verhältnis der Menschen zueinander aber auch zu ihrer nichtmenschlichen Umwelt. Das SED-Regime suchte die Welt mithilfe des Marxismus-Leninismus neu zu ordnen. Auf der einen Seite propagierten die politischen Akteure einen Wandel im Umgang mit der Natur, der durch die konsequente Erforschung und Anwendung der „Gesetzmäßigkeiten der Natur“ herbeigeführt werden sollte. Auf der anderen Seite führten konkrete politische Entscheidungen zu einer Umgestaltung der Gesellschaft und damit im Umgang mit Tieren.

Zum Beispiel verursachte die Umwandlung der Eigentumsverhältnisse in der Landwirtschaft und deren zunehmende Industrialisierung einen tiefen Riss in der Mensch-Nutztier-Beziehung. Die „Entbürgerlichung“ der Gesellschaft bewirkte eine Unterdrückung und starke Reglementierung der vermeintlich „bourgoisen Heimtierhaltung“ – insbesondere in den Städten der Republik. Das wissenschaftlich-materialistische Weltbild begünstigte hingegen die Einrichtung von städtischen Tierparks als allen BürgerInnen zugängliche „Kultur- und Bildungsstätten“. Außerdem bot der SED-Staat der Bevölkerung mit den Zoos die Möglichkeit, Tiere ‚fremder Länder‘ zu bestaunen, was vor dem Hintergrund der fehlenden Reisefreiheit eine Kompensationsfunktion erfüllte.

Die Tierhaltung in der DDR bietet unzählige weitere Beispiele für die vielfältigen Einflüsse, die die SED-Ideologie auf gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen in einer durchherrschten Gesellschaft ausübte. Zugleich markieren Mensch-Tier-Beziehungen die Grenzen der SED-Diktatur, wenn sich etwa Sinnzuweisung und politische Strategien ändern, wie es bei der Neubewertung der zahlreich praktizierten „individuellen“ Klein- und Heimtierhaltung ab den 1970er Jahren der Fall war.

Die Konferenz fragt nach dem Zusammenhang zwischen dem Gesellschaftsentwurf der SED, seiner mehr oder weniger erfolgreichen Durchsetzung und dem dadurch bedingten Wandel im Umgang mit Tieren. Die Tagung verfolgt das Ziel, Mensch-Tier-Verhältnisse als Phänomene der sozialistischen Gesellschaft in eine Gesamtsicht der DDR einzubeziehen. Über den Umgang mit Tieren können Rückschlüsse über das kulturelle, gesellschaftliche und ökologische Selbstverständnis der DDR gezogen werden. Die Untersuchung von Mensch-Tier-Beziehungen kann somit zu einem Schlüssel für eine neuartige Gesellschaftsanalyse werden.

Die Konferenz nimmt die vielfältigen Beziehungen von Menschen und Tieren im Staatssozialismus in den Blick, um deren struktur-, wirtschafts- und sozial-historische Sachverhalte zu hinterfragen. Mögliche Themenfelder sind:

Tierschutz /Naturschutz/Artenschutz
Jagd
Heimat-Ideologie
Landwirtschaft und „industriemäßige Tierproduktion“
Tierparks und Zoologische Gärten
Heimtierhaltung
Staatszirkusse
Tiere in der Stadt (Tierheime, Stadtordnungen usw.)
sozialistische Philosophie und Ethik
Veterinärmedizin
literarische/künstlerische /rhetorische /mediale Repräsentation von Tieren

Abstracts (ca. 200 Wörter) senden Sie bitte bis zum 15. September 2014 an anett.laue@human-animal-studies.de. Reisekosten werden von uns übernommen. Wir freuen uns auf Ihre Konferenzbeiträge!

Programm

Kontakt

Anett Laue
Center for Metropolitan Studies
Technische Universität Berlin
Hardenbergstraße 16-18
anett.laue@human-animal-studies.de