Internationale Tagung „Briefe und Konflikte des Okzidents in der Spätantike und im Mittelalter“

Internationale Tagung „Briefe und Konflikte des Okzidents in der Spätantike und im Mittelalter“

Veranstalter
ANR-DFG-Projekt Epistola (Thomas Deswarte – Angers, Klaus Herbers – Erlangen); Arbeitsgruppe: Épistolaire politique (Bruno Dumézil – Paris)
Veranstaltungsort
Granada
Ort
Granada
Land
Spain
Vom - Bis
15.10.2015 - 17.10.2015
Deadline
31.01.2015
Website
Von
Katharina Götz

War der Brief in der Spätantike und während des Mittelalters eine Waffe? Seit mehreren Jahren erforschen verschiedene europäische Forschungsprogramme das Erbe und die Möglichkeiten der antiken Briefkunst, die sowohl dazu diente die Bindung zwischen entfernten Freunden aufrecht zu erhalten als auch Hass oder Streit zwischen Protagonisten, die sich nicht treffen konnten oder wollten.

Die Frage nach Konflikten bringt es mit sich, über die Funktion von Korrespondenzen im Zuge kriegerischer Handlungen nachzudenken. Häufig geschah es, dass ein Fürst den Kampf über Schreiben führte und die Bewegungen seiner Truppen, die in der Ferne kämpften, beobachtete. Diese Briefe – soweit sie überliefert sind – geben uns unmittelbar Einblick in die Feldzüge, die die Chronisten später zusammenfassten. Auch das diplomatische Spiel zu Kriegszeiten wurde in Form von Briefen ausgetragen, wovon beispielsweise Cassiodors Interesse für das Verfassen, schriftliche Festhalten und die Übermittlung in seinen Variae zeugt. Selbstverständlich konnte sich jedes Sendschreiben als heimtückisch, doppeldeutig oder trügerisch erweisen, zumindest wenn es umgeschrieben wurde, um Ereignisse im Nachhinein zu rechtfertigen. Schließlich konnte der Brief der Ort sein, wo vergangene oder aktuelle Konflikte festgehalten wurden, um sicherzustellen, dass die Geschehnisse im eignen Sinne verbreitet wurden. Selbst an der ‚Heimatfront‘ diente die Stimme des Briefes gleichermaßen zur Information und Desinformation.

Zugegebenermaßen sind nicht alle großen Konflikte des mittelalterlichen Abendlandes militärischer Natur. Wenn es um dogmatische Streitfragen, strittige Wahlen oder persönliche Differenzen ging, war es die Aufgabe des Briefes zu befehlen, zu überzeugen oder zu verteidigen. Da Briefe oft nicht nur an ihren eigentlichen Empfänger gesandt sondern weiter verbreitet wurden, waren sie ein Mittel die eigenen Ansichten zu veröffentlichen oder die Argumente des Gegners zu untergraben. Große Ereignisse der Kirchengeschichte, wie der Drei-Kapitel-Streit oder die gregorianische Reform, sind manchmal anhand einer Vielzahl von Schreiben nachvollziehbar, die respektvoll in Briefsammlungen erhalten wurden. Das muss nicht heißen, dass es keine andere Art der Dokumentation gab, aber sicher ist es so, dass gerade Briefe die wichtigsten Zeugnisse bestimmter Konflikte aus Sicht des mittelalterlichen Sammlers widerspiegeln. Aus diesem Grund sollte man sich auch für den Redakteur der Dossiers interessieren: Auf welcher Seite stand er? In wessen Namen sollte eine dauerhafte Erinnerung an einen Streit verbreitet und hinterlassen werden? So strebten zum Beispiel die Primatialsitze danach, eine möglichst große Öffentlichkeit bei Konflikten zu erreichen, von der sie dann im Gegenzug profitieren konnten. Ebenso ermöglichte die Verbreitung der oftmals scharf formulierten Dekretalen die Unterstützung der päpstlichen Autorität, auch wenn ihr tatsächlicher Effekt häufig gering oder gleich null war.

Sind die Botschaften, die Teil des Konflikts sind, in ihrem eigentlichen Wortlaut Träger bestimmter rhetorischer Elemente? Der Schmähbrief, ein Erbe der Antike, blieb im Mittelalter eine literarische Gattung mit relativ geringer Verbreitung. Erst gegen Ende der Epoche wurden Fehdebriefe zahlreicher bis sie schließlich Teil des alltäglichen Kriegsspiels wurden. Man forderte seinen Gegner heraus, indem man ihm den Kriegseintritt bekannt gab, oder, wenn es an militärischen und finanziellen Mittel fehlte, beschimpfte man ihn wenigstens , um auf diese Weise den geschworenen Hass aufrecht zu erhalten.

Die Tagung wird deshalb über Modalitäten des brieflichen Konflikts zu diskutieren, sei es ihr Einsatz, ihre Form, ihre Rhetorik oder ihre Nachhaltigkeit.

Die Tagung findet vom 15.-17. Oktober 2015 statt. Sie wird in Zusammenarbeit mit der Universität von Granada organisiert und ist eine gemeinsame Veranstaltung des Forschungsprogramms ANR-DFG Epistola und der Arbeitsgruppe „Der politische Brief/Épistolaire politique“. Im Fokus steht das lateinische Abendland im 4.-11. Jahrhundert, aber auch auf die letzten Jahrhunderte des Mittelalters sollen betrachtet werden, um Kontinuitäten oder Brüche herauszuarbeiten.

Die Vorträge sollen 30 Minuten dauern und können auf Französisch, Deutsch, Spanisch oder Englisch gehalten werden.

Vorschläge (Titel des Beitrages und ein kurzes Exposé von etwa zehn Zeilen) schicken Sie bitte bis 31. Januar 2015 an Bruno Dumézil (bdumezil@u-paris10.fr).

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