Was heißt: Foucault historisieren? / Historicising Foucault: What does that mean?

Was heißt: Foucault historisieren? / Historicising Foucault: What does that mean?

Veranstalter
Foucaultblog
Veranstaltungsort
Kollegiengebäude der Universität Zürich, Rämistrasse 71, 8006 Zürich
Ort
Zürich
Land
Switzerland
Vom - Bis
19.03.2015 - 21.03.2015
Von
Foucaultblog

Michel Foucault gehört zu den Ikonen der heutigen Kultur- und Sozialwissenschaften. Es gibt fast keine kultur- oder sozialwissenschaftliche Disziplin, in der der französische Philosoph und Historiker nicht auf eine fruchtbare Art und Weise als Referenz gelesen, zitiert, diskutiert, widerlegt und weiter verwendet wird. Der im Jahre 1975 ausgesprochenen Einladung Foucaults, man möge sich seiner Werke und Konzepte wie aus einer “Werkzeugkiste” bedienen (“machen Sie damit, was Sie wollen”), wurde ausgiebig nachgegangen, so dass aus der Werkzeugkiste mittlerweile eine Standardausstattung vor allem kulturwissenschaftlichen Arbeitens geworden ist. In der Tat beinhaltet die “Werkzeugkiste” ein ausserordentlich schillerndes Inventar an Begriffen, Methoden, Modellen, Skizzen und Instrumenten, und sie erweist sich nicht zuletzt immer noch als Schatzkiste.

Doch heute, 30 Jahre nach Foucaults Tod, stellt sich für uns, die Gruppe der editors des foucaultblog, auch die Frage nach der Historisierung dieser Werkzeugkiste mit ihrem scheinbar unabhängig von ihrem Entstehungskontext verwendbaren Instrumenten: Wie kam es eigentlich zu dieser Werkzeugkiste, aus der wir uns bedienen? Was bedeutet es für uns, heute, dass sie im Zeitalter des Kalten Krieges entstanden ist, in Opposition zum “Hypermarxismus” der Neuen Linken, in einer gewissen Nachbarschaft zum Strukturalismus, im Kampf gegen das französische Gefängnis, möglicherweise geprägt vom Engagement für sowjetische Dissidenten, spanische Anarchisten, schiitische Revolutionäre oder polnische Arbeiter, zweifellos fasziniert von der amerikanischen counter culture und der japanischen Kultur des Zen, vielleicht sogar aber auch beeinflusst vom New Age…? Gehören alle diese “Kontexte”, “Hintergründe” und Genealogien zur Foucaultschen Werkzeugkiste? Es kann gar nicht anders sein: Foucaults Denken war immer und explizit auf seine Gegenwart und den politischen Kontext seiner Zeit bezogen. Erhalten aber dadurch nicht auch seine eigenen Begriffe und Analysemodelle eine unhintergehbare Historizität? Zweifellos, und wir sollten uns deshalb heute daran machen, die Genealogie der Foucaultschen Werkzeugkiste zu schreiben, um sie besser zu verstehen, um sie weiterhin benutzen zu können, aber auch, um sie zu aktualisieren, sie an die wissenschaftliche und politische Lage von heute anzupassen. Und vielleicht auch, um sie in Teilen zu verwerfen.

Programm

Workshop-Programm: "Was heißt: Foucault historisieren?" (19. bis 21. März 2015)

Ort / Location: Kollegiengebäude der Universität Zürich, Rämistrasse 71, 8006 Zürich

Donnerstag, 19. März 2015
Ort / Location: Hörsaal KOL-F-109

I. Eröffnungen / Introductions
Moderation: Philipp Sarasin
17.00-17.15 Begrüssung
17.15-18.00 Philipp Felsch: „Foucaults Lachen“
18.15-19.00 Stéphane Boutin (Zürich): „Die Dramatisierung der Macht. Zur Genealogie von Foucaults Begriff der Werkzeugkiste“
19.00 apéro riche

Freitag, 20. März 2015
Ort / Location: Senats-Saal E-13

II. Foucault und die Politik / Foucault and Politics
Moderation: Cécile Stehrenberger
10.15-11.00 Marcelo Hoffman (Indianapolis, Indiana): „Foucault and the Political Party”
11.15-12.00 Thanasis Lagios (Athens): „Foucauldian Genealogy and Maoism”
12.15-13.00 Jason Pribilsky (Walla Walla, Washington): „The Will to Enclose. Foucault’s Archive in the Cold War Era of Big Data”
13.00-14.00 Steh-Lunch

III. Machtkritik / Critique of Power
Moderation: Simon Ganahl
14.15-15.00 Colin Koopman (Eugene, Oregon): „Historicising the Critique of Power.
From Biopower to Infopower”
15.15-16.00 Mathias Schönher (Berlin/Vienna): „Der Bruch zwischen Foucault und Deleuze“
16.00-16.30 coffee-break

IV. Counter Cultures
Moderation: Onur Erdur
16.30-17.15 Todd Shepard (Baltimore, Maryland): „What Drew Foucault to Sodomy? Anal Sex in the Early 1970s”
17.30-18.15 Heather Dundas (Los Angeles, Calif.): „Michel Foucault’s Death Valley Trip”
19.15-23.00 Abendessen mit den ReferentInnen

Samstag, 21. März 2015
Ort / Location: Senats-Saal E-13

V. Foucault in Context
Moderation: Maurice Erb
09.30-10.15 Robert Feustel (Leipzig): „Eine andere Ordnung der Dinge? Foucault, Baudrillard und die Kybernetik“
10.30-11.15 Sebastian Huhnholz (München): „Foucault als typischer Ideenhistoriker seiner Generation?“
11.15-11.30 coffee-break
11.30-12.15 Corinne Kaszner (Berlin): „Historisieren und/oder überwinden? Foucault im Kontext Neuer Materialismen“
12.30-13.00 Schlussdiskussion
13.15 farewell

Kontakt

Foucaultblog

Universität Zürich Rämistrasse 64, 8001 Zürich

foucaultblog@fsw.uzh.ch

http://www.fsw.uzh.ch/foucaultblog
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung