Sicherheit und Humanität in Russland und Deutschland in den Jahren des Ersten Weltkrieges

Sicherheit und Humanität in Russland und Deutschland in den Jahren des Ersten Weltkrieges

Veranstalter
Prof. Dr. Natalia Rostislavleva, RGGU; Prof. Dr. Arnd Bauerkämper, Freie Universität Berlin; Deutsches Historisches Institut Moskau
Veranstaltungsort
Russische Staatliche Universität für Geisteswissenschaften (RGGU)
Ort
Moskau
Land
Russian Federation
Vom - Bis
16.03.2017 - 17.03.2017
Deadline
15.10.2016
Website
Von
Arnd Bauerkämper

Am 16. und 17. März 2017 findet an der Russischen Staatlichen Universität für Geisteswissenschaften (RGGU) die Konferenz „Sicherheit und Humanität in Russland und Deutschland in den Jahren des Ersten Weltkriegs (1914-1917)“ statt. Veranstalter der Tagung sind das Deutsche Historische Institut Moskau, das Russisch-Deutsche Lehr- und Wissenschaftszentrum der RGGU und die Freie Universität Berlin.

In der Forschung zum Ersten Weltkrieg, der vor mehr als hundert Jahren ausbrach, ist der Umgang mit zivilen Angehörigen gegnerischer Staaten an der „Heimatfront“ bislang vergleichsweise unterbelichtet geblieben. Als „innere Feinde“ waren sie – ebenso wie die eigenen Untertanen „fremder“ Nationalität – in unterschiedlichem Maße Repressionen und Restriktionen ausgesetzt (von der polizeilichen Meldepflicht und Enteignungen bis zu Verschleppungen und Deportationen). Legitimiert wurden diese Maßnahmen in der Regel mit Gründen der „nationalen Sicherheit“ und „inneren Ordnung“. Dieser Politik widersetzten sich einzelne Aktivisten, politische Gruppen und zivilgesellschaftliche Initiativen in den jeweiligen Staaten ebenso wie internationale Organisationen (so etwa das Internationale Komitee vom Roten Kreuz). Sie bestanden auf einer humanen Behandlung der Feindstaatenangehörigen bzw. Angehörigen nationaler bzw. ethnischer Minderheiten. Auch in Deutschland und Russland war das Verhältnis zwischen humanitären Grundsätzen und Sicherheitsforderungen umstritten. In beiden Staaten gerieten die teilweise noch sehr jungen Einrichtungen der Zivilgesellschaft unter massiven politischen Druck. Presse und öffentliche Meinung bestimmten in hohem Maße die Art und Weise, wie der vermeintliche oder tatsächliche Interessenkonflikt zwischen Belangen der Sicherheit und humanitären Werten ausgehandelt wurde. Sie verbreiteten die tagespolitisch wirksamen Losungen, setzten die Begriffe und gaben den Rhythmus der Debatte vor. In einer zeitweise hysterischen Atmosphäre ergriffen die Regierungen „präventive“ Maßnahmen. Gegen „die Fremden“ im Land wurden Gesetze erlassen und dem Militär freie Hand für außerordentliche Eingriffe in frontnahen Gebieten zugestanden.

Folgende Probleme sollen im Rahmen der Konferenz vergleichend diskutiert werden:

- Die Lage russischer Staatsangehöriger in Deutschland und Deutscher bzw. Russland-Deutscher im Zarenreich in den Jahren des Ersten Weltkriegs
- Der Krieg als Katalysator für nationale Identitätsstiftung und nationalistische Inklusions- und Exklusionsstrategien
- Die Entwicklung von Feindbildern in Publizistik und Wissenschaft
- Religiöse und philosophische Diskurse über Humanität und Krieg
- Politische und gesetzliche Maßnahmen gegen Minderheiten in der Rechtspraxis
- Spezifika der beiderseitigen Internierungspolitik und der Einfluss des Reziprozitätsprinzips
- Beschleunigende und retardierende Faktoren bei der Entstehung karitativer, zivilgesellschaftlicher und demokratischer Einrichtungen
- Tätigkeitsbereiche und materielle Ressourcen humanitärer Organisationen
- Praktiken der Kriegsgefangenenfürsorge
- Die Ethik der „Opfer“-Diskurse jenseits von Nation und Staatsangehörigkeit
- Der Einfluss des Krieges auf den Wandel „nationaler“ Sicherheitskulturen und „universaler“ Wertvorstellungen

Für weitere Vorschläge ist das Organisationskomitee aufgeschlossen. Vorträge können in Deutsch und Russisch gehalten werden.
Eine Publikation der Beiträge ist geplant. Interessenten werden gebeten, einen Abstract ihres Vorschlages (max. 1.800 Zeichen) zusammen mit einem tabellarischen Lebenslauf bis zum 15. Oktober 2016 zu senden an

Prof. Dr. Natalia Rostislavleva, RGGU (ranw@mail.ru) und
Prof. Dr. Arnd Bauerkämper, Freie Universität Berlin (baue@zedat-fu-berlin.de).

Programm

Kontakt

Arnd Bauerkämper
Freie Universität Berlin
Koserstr. 20
14195 Berlin
baue@fu-berlin.zedat.de

Prof. Dr. Natalia Rostislavleva, RGGU (ranw@mail.ru)


Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch, Russisch
Sprache der Ankündigung