Die DDR in der europäischen Öffentlichkeit 1949-2018

Die DDR in der europäischen Öffentlichkeit 1949-2018

Veranstalter
Pascal Fagot und Emmanuel Béhague Université de Strasbourg. EA 1341 "Mondes Germaniques et Nord-européens"
Veranstaltungsort
Strasbourg
Ort
Strasbourg
Land
France
Vom - Bis
03.10.2018 - 05.10.2018
Deadline
31.10.2017
Website
Von
EA 1341 Strasbourg

Die Europäische Union wird heute vielerorts in Frage gestellt und scheint sich in den nationalen Räumen aufzulösen, aus denen sie besteht. Neben institutionellen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Missständen und einer tiefgreifenden Diskreditierung des Politischen kann als wesentlicher Erklärungsgrund für diese Krise das Fehlen einer wirklichen europäischen Öffentlichkeit (C Kantner, Kein modernes Babel. Kommunikative Voraussetzung europäischer Öffentlichkeit, 2004) als Austragungsort transnationaler Debatten angeführt werden.

Ausgangspunkt der geplanten Tagung ist die Annahme, eine transnationale Debatte über die jüngste europäische Geschichte als gemeinsam erlebte Geschichte – und nicht im engen Sinne als Entwicklungsgeschichte der EU – könne zur Belebung einer noch zaghaften europäischen Öffentlichkeit beitragen. Unsere Tagung über „Die Deutsche Demokratische Republik in der europäischen Öffentlichkeit 1949-2018“ möchte die Thematik in dieser Perspektive angehen.

Seit 1990 wurde in allen Bereichen der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung eine Vielzahl von Arbeiten über die DDR veröffentlicht. Es kann jedoch festgestellt werden, dass die Beziehung dieses heute verschwundenen Staates zu seinem europäischen Umfeld meistens im Rahmen der ost-westlichen ideologischen Bipolarität, der deutsch-deutschen oder der bilateralen Beziehung zu anderen Staaten in Ost- oder Westeuropa reflektiert wurde. Dabei erweist sich die Geschichte der bilateralen Beziehungen selbstverständlich als äußerst vielfältig; Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, Polen oder auch die Tschechoslowakei haben eine jeweils spezifische Beziehung zur DDR gepflegt und divergierende Repräsentationen dieses Staates entwickelt, die sich nicht ausschließlich durch das Raster der ideologischen Gegenüberstellung deuten lassen. In unserer Tagung möchten wir anders verfahren und die DDR als Bestandteil eines europäischen Raums verstehen, der sich auf der Grundlage von zahlreichen Diskursen (politischer, historischer, wissenschaftlicher, künstlerischer, medialer Art) konstituiert.

Dabei wird eine doppelte Zielsetzung verfolgt:
- Einerseits soll es darum gehen, jüngere und ältere Darstellungen der DDR in den jeweiligen nationalen Perspektiven europäischer Staaten miteinander zu konfrontieren; durch diese Gegenüberstellung sollen diese Perspektiven ergänzt und über ihre je länderspezifisch bedingten Sichtweisen hinaus erweitert werden.
- Andererseits soll der Versuch unternommen werden, Ansätze einer Antwort zu der Frage zu skizzieren, inwieweit eine als offener Raum transnationaler Debatten verstandene europäische Öffentlichkeit besteht, in der Diskurse und Repräsentationen zirkulieren. In dieser Hinsicht wird die DDR nicht nur als passives Objekt nationaler oder transnationaler Diskurse betrachtet. Es soll auch ihr direkt oder indirekt geleisteter Anteil an den Debatten und Auseinandersetzungen in Europa bis 1990 in den Fokus genommen werden. Damit soll insbesondere die Frage untersucht werden, inwiefern eine gesamteuropäische Repräsentation der DDR konstituiert wurde, und gegebenenfalls deren Herkunft und Funktionsweise erörtert werden.

Wir definieren Öffentlichkeit als „diskursive Arena“ (Nancy Fraser ) und verstehen sie nicht als homogenes Ganzes, sondern als Gefüge verschiedener interagierender Segmente (Teilöffentlichkeiten) mit jeweils eigener Thematik und diskursiver Ordnung. Die Unterteilung der europäischen Öffentlichkeit in memorielle, historiographische, künstlerische, pädagogische und politische Segmente – diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – soll helfen, die Analyse und Diskussion zu gestalten; sie soll die Konfrontation der verschiedenen Darstellungen der DDR und ein besseres Verständnis der transnationalen Eigendynamik der untersuchten Segmente ermöglichen.

Folgende Themenkomplexe können behandelt werden:
- Der memorielle Diskurs über die DDR
- Die DDR in den Lehrplänen unterschiedlicher europäischer Staaten
- Diskurse und Debatte zum politischen Modell der DDR
- Die Integration der DDR im intellektuellen, kulturellen und künstlerischen europäischen Raum…
Die Liste ließe sich fortsetzen.

Unsere Tagung versteht sich als interdisziplinär und spricht alle europäischen Geisteswissenschaftler und –rinnen an, die sich für die DDR interessieren. Die Vorträge sollen 20 Minuten dauern, sie werden in deutscher, französischer und eventuell auch in englischer Sprache gehalten. Wir bitten jeden Vortragenden, ein schriftliches Resümee seines Textes in einer anderen Sprache als der des mündlichen Vortrags bereitzuhalten.

Die Tagung findet vom 3. bis zum 5. Oktober statt. Die Beitragsvorschläge (ca. eine Seite) sind bis zum 31. Oktober 2017 an Pascal Fagot und Emmanuel Béhague einzureichen.
pfagot@unistra.fr
behague@unistra.fr

Programm

Kontakt

pfagot@unistra.fr
behague@unistra.fr