Titel
Oswald Spengler. Eine politische Biographie


Autor(en)
Maaß, Sebastian
Erschienen
Anzahl Seiten
113 S.
Preis
€ 18,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Volker Weiß, Historisches Seminar der Universität Hamburg

Wer sich mit der mentalen Disposition der Deutschen auf dem Weg in zwei Weltkriege befassen will, muss Oswald Spengler lesen. Sein noch vor dem Ersten Weltkrieg entworfenes, aber erst gegen dessen Ende fertiggestelltes Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ sprach dem deutschen Bildungsbürgertum aus der Seele. Doch währte der Ruhm des 1936 gestorbenen Spengler nicht lange. In der Fachwelt stieß der Autodidakt schon zu Lebzeiten auf Skepsis. Nach 1933 pflegten die Nationalsozialisten ihren eigenen Ahnenkult. Spengler waren sie zu plebejisch gewesen, er hatte sich lieber an Mussolini gehalten.1 Nach 1945 kümmerten sich wenige Spezialisten um den Nachlass. 1968 legte Anton Koktanek eine Monographie vor und kommentierte die Neuauflage des „Untergangs“.2

Heute ist Spengler ausführlich erforscht, schon 1992 wagte eine Tagung eine vorsichtige Bilanz zum „Fall Spengler“.3 In jüngerer Zeit setzte sich der 2008 verstorbene Kulturhistoriker Heinz Dieter Kittsteiner mit Spengler auseinander. Unter anderem dort findet sich die „eigenartige Zwischenstellung“ Spenglers im historischen Kontext und in ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus ungeschönt dargestellt.4 Auch der Politologe Kurt Lenk warnte unermüdlich davor, Spenglers Rolle als „Nestor“ der deutschen „militanten mittelständischen Intelligenz“ zu unterschätzten.5 Es gibt also eine Reihe von guten Gründen, Spengler zu lesen. Nichts spricht dagegen für die Lektüre der „politischen Biographie“ Spenglers, die Sebastian Maaß bei Duncker & Humblot veröffentlicht hat. Bemerkenswert an dem Band ist allein sein renommierter Verlag. Dessen Entscheidung, Maaß ins Programm zu nehmen, ist weder aus wissenschaftlichen noch aus verlegerischen Gründen nachvollziehbar.

Die erwähnten Namen, die für eine seriöse Auseinandersetzung mit Spengler stehen, sucht man bei Maaß vergebens. Selbst die Arbeiten Manfred Schröters, der sich schon zu Spenglers Lebzeiten mit dessen Werk befasste, werden ignoriert.6 Über weitere Verehrer und Kritiker erfährt man kaum etwas und schon gar nichts Neues. Das liegt nicht nur am schmalen Umfang des Bändchens. Jürgen Naehers Einführung hat 1984 bewiesen, dass es möglich ist, sich Spenglers Schaffen auf knapp hundert Seiten angemessen zu nähern.7 Maaß dagegen scheitert in diesem Format ganz und gar.

Bereits die Bezeichnung: „politische Biographie“ trifft nicht zu. Selbst als Einführung kann das Buch kaum gelten, das sich selbst hauptsächlich auf andere Einführungen stützt. Vieles ist nichts als eine komprimierte Fassung der Arbeit Naehers und der Spengler-Monographie von Detlef Felken aus dem Jahr 1988.8 Die Ausführungen zum „Untergang des Abendlandes“ und anderen Schriften Spenglers („Preußentum und Sozialismus“, „Der Neubau des Reiches“, „Der Mensch und die Technik“ sowie „Jahre der Entscheidung“) umfassen jeweils wenige Seiten und gehen kaum über oberflächliche Inhaltsangaben hinaus. Historische Rahmungen bleiben dürftig, Spenglers Sozialismusbegriff wird zum Beispiel ohne jeden Hinweis auf die deutsche Kriegsökonomie oder verwandte Konzeptionen (Werner Sombart, Johann Plenge) dargestellt.

Nach 1945 sollte seitens der äußersten Rechten das Spenglersche Erbe wiederbelebt werden. Am bekanntesten ist Armin Mohlers Versuch, seiner Leserschaft Spengler und das Konstrukt einer „Konservativen Revolution“ als gangbare politische Alternative von rechts anzudienen.9 Von Mohler übernimmt Maaß die Behauptung, das „Weltbild der ewigen Wiederkehr“ (S. 10) sei das gemeinsame Kennzeichen aller „Konservativen Revolutionäre“, was Spengler als Verfechter eines zyklischen Weltbildes interessant macht. Die Gültigkeit der Mohlerschen These prüft Maaß indessen nicht, die umfangreiche Kritik an Mohlers Konstruktion lässt er links liegen. Stefan Breuer findet nur in einer Fußnote Erwähnung. Dafür stimmt Maaß Mohlers These zu „daß alle großen Religionen vor dem Christentum die Welt zyklisch begriffen hätten“ (S. 10). Ursprünglich hatte Mohler diese fragwürdige Anschauung aus einer Auseinandersetzung mit Otto Weininger und dem katholischen Theologen Romano Guardini extrahiert.10 Durch Maaß ohne diesen Kontext angeführt, lässt sich dieser „Befund“ allerdings auch als Affront gegen das Judentum lesen, dessen Geschichtsauffassung keineswegs zyklisch ist. Der deutliche Wille des Autors, im Geiste Mohlers die „Konservativen Revolutionäre“ Weimars von jeder Verantwortung für die Folgen der nationalistischen Korrumpierung der deutschen Geisteswelt freizusprechen, treibt im Buch absurde Blüten: Maaß führt die Emigration Thomas Manns 1933 als Beleg für die angebliche Unvereinbarkeit des Nationalsozialismus mit der „Konservativen Revolution“ an (S. 10). Tatsächlich hatte sich Mann schon 1922 mit seiner Rede „Von deutscher Republik“ von den völkisch-nationalistischen Kreisen emanzipiert und war entsprechend exkommuniziert worden. „Mann über Bord“, kommentierte die Zeitung „Gewissen“ des jungkonservativen Juni-Klubs, nachdem das Tischtuch zerschnitten war11 – elf Jahre vor dem Gang ins Exil, mit dem Maaß den Literaten wieder in die Rechte einzugemeinden denkt. So pflegt man Mythen. Maaß’ Schilderung des Ersten Weltkrieges ist dementsprechend als Verratsgeschichte angelegt. Mit der Behauptung, die Westmächte hätten einen „Weltanschauungskrieg“ gegen die deutsche Kultur forciert, übernimmt er ungebrochen die Positionen der zeitgenössischen deutschen Kriegspropaganda.

Maaß lässt jede Distanz zu seinem Gegenstand missen, wenn er von dem „intellektuellen Niveau“ (S. 8) der deutschen Rechten der 1920er-Jahre schwärmt. Über Moeller van den Bruck schreibt er, dieser hätte „den Versuch unternommen, die Parteien von Seiten der Weltanschauungen zu widerlegen“ (S. 55), ohne dabei Anführungszeichen zu setzen. Durch den fehlenden Hinweis auf den Brief Moellers an den Juni-Klub-Gründer Heinrich von Gleichen, dem die Sentenz entnommen wurde, macht er sich diese Propagandaphrase zu eigen.12 Unhinterfragt übernimmt Maaß Spenglers Behauptung einer „Proletarisierung des Staates“ (S. 91) durch den Nationalsozialismus. Von einem „Gespräch“ (S. 82) Spenglers 1933 in Bayreuth erfährt man erst am Ende der Passage, dass der Partner immerhin Adolf Hitler war. Der Inhalt der Unterredung wird widersprüchlich referiert. Mal hätten die Männer „keinen Gefallen aneinander gefunden“, dann wiederum habe Hitler doch „großen Wert“ auf Spenglers Werben für die deutsche Politik gelegt (S. 82 und S. 94). Spenglers Verhältnis zum Nationalsozialismus wurde, wie auch das anderer „Konservativer Revolutionäre“, längst differenzierter dargestellt. Kittsteiner beispielsweise hat es deutlich auf den Punkt gebracht: „Spengler fühlt sich in Dienst genommen, wo er nicht mag, und hätte gerne mögen wollen, wo er übergangen wurde.“13 Auch Gilbert Merlios Hinweis auf die antiliberale Zweideutigkeit der Kritik Spenglers am Nationalsozialismus hält Maaß nicht von einer Verklärung ab.14 Unklar bleibt überdies, wen er mit den ominösen „NS-Männern“ (S. 97) meint, die 1936 angeblich in Verdacht geraten seien, Spengler ermordet zu haben.

Übergeht Maaß die Forschungslage zu Spengler eingangs noch mit dem Hinweis, diese sei mittlerweile „unüberschaubar“ (S. 13) geworden, proklamiert er gegen Ende das Gegenteil mit der Behauptung, Spengler werde „totgeschwiegen“ (S. 103). Die ohnehin nur lückenhaft angeführte Sekundärliteratur ist äußerst einseitig ausgewählt. Die wenigen dort ausgewerteten seriösen Quellen werden von Maaß kaum genutzt. Die überwiegende Präsenz der Produkte einschlägiger Kleinverlage lässt die Arbeit zu einem Selbstgespräch der äußersten Rechten werden. Entsprechender Antiliberalismus sowie das abschließende Lamento über die „68er-Kulturrevolution“ und „Einrichtung eines Staatswesens, indem [sic!!] Ideologie oftmals höher gewichtet wird als der gesunde Menschenverstand eines politischen Realismus“ (S. 102f.), bestätigen einen Verdacht, der sich schon bei Lektüre der ersten Seiten einstellt: Bei Maaß’ Spengler-Biographie handelt es sich nicht um wissenschaftliche Literatur. Vielmehr konnte sich der Rezensent des Eindrucks nicht erwehren, dass es Anliegen des Autors ist, den von Spengler beschworenen Kampf zwischen „Geld“ und „Blut“ selbst zu führen, statt ihn darzustellen. Insgesamt präsentiert Maaß eine unreflektierte Spengler-Apologetik, vermengt mit vielfachen Hinweisen auf eigene Publikationen, die anstelle der Fachliteratur herangezogen werden.

Wäre Maaß’ Büchlein bei einem einschlägigen Verlagshaus der äußersten Rechten erschienen, so wäre es keiner weiteren Beachtung wert. Von diesen Kreisen ist seit jeher ein distanzloses Verhältnis zu den Ideen Spenglers bekannt, ihre Anhänger gaben sich auch 2011 an Spenglers Grab in München zum 75. Todestag ihr Stelldichein.15 In genau diesem Milieu ist Maaß als Autor bereits eingeführt. Beim Kieler Regin-Verlag legte er seit 2009 eine in schneller Folge produzierte Reihe über Theoretiker der „Konservativen Revolution“ vor: Edgar Julius Jung (2009), Moeller van den Bruck (2010), Othmar Spann (2010) und Wilhelm Stapel/Carl Schmitt (2011).16 Hinzu kam jüngst eine Sammlung von Aufsätzen Spenglers, aus deren Einleitung er nun ausgiebig zitiert.16

Für die Vorworte seiner Werke konnte er prominente Köpfe der Neuen Rechten gewinnen: Den Band über E. J. Jung leitete Karlheinz Weißmann ein, für Moeller van den Bruck griff Alain de Benoist zur Feder. 2011 entstanden zwei Gesprächsbände mit Günter Maschke und dem Herausgeber der „Staatsbriefe“, Hans-Dietrich Sander. In direkter Nachbarschaft der Schriften des rumänischen Faschistenführers Codreanu, des italienischen Neofaschisten Claudio Mutti oder der französischen Hitler-Verehrerin Savitri Devi und andere war Regin dafür ein angemessener Publikationsort.17 Das gilt auch für den Telesma-Verlag des Esoterikers und „Junge Freiheit“-Kolumnisten Baal Müller. Hier publizierte Maaß 2012 eine Monographie zu Friedrich Georg Jünger, die Harald Seubert, Präsident des Studienzentrums Weikersheim, einleitete.

Bemerkenswert ist vor dem Hintergrund dieser Vernetzung allenfalls, dass Maaß’ Publikationen selbst in den eigenen Reihen wiederholt durchgefallen sind. Bereits die ähnlich schwache Monographie zu Moeller van den Bruck stieß auf wenig Gegenliebe, über das Spengler-Buch urteilte die „Junge Freiheit“ nun verärgert, es sei „eine Sparversion“ mit „sachlichen Fehlern“.18 Mittlerweile ist es offiziell, dass der Autor auch wissenschaftlichen Ansprüchen nicht gerecht wird: Wie Maaß gegenüber der rechtsextremen „National-Zeitung“ erklärte, hat die Universität Chemnitz 2012 seine Dissertation zur „Geschichte der konservativen Intelligenz 1945 bis heute“ aufgrund ihres affirmativen Charakters abgelehnt.19

Bei Duncker & Humblot, keinem publizistischen Leichtgewicht des ultrarechten Lunatic Fringe, haben dagegen die Warnmechanismen versagt. Einerseits bietet der Verlag zwar als Verwalter des Erbes von Carl Schmitt traditionell Autoren eine Plattform, die weit rechts des bürgerlichen Konservatismus stehen. In seinem Programm findet sich ebenso der revisionistische Historiker Stefan Scheil, Autor der „Jungen Freiheit“, wie auch Frank-Lothar Kroll, Festredner des „Instituts für Staatspolitik“ und mit Harald Seubert Betreuer der Dissertation von Sebastian Maaß. Doch hält das Haus andererseits ein breites Angebot etwa in Philosophie und Rechtswissenschaften. Mit der Übernahme von Maaß ins Programm untergräbt der Verlag unnötig seinen wissenschaftlichen Anspruch und seine Seriosität. Hier wird ein Autor der extremen Rechten mit wissenschaftlichen Weihen versehen, die fachlich nicht zu rechtfertigen sind. Hajo Funke schrieb einmal, in Anschluss an den „Aufstand der Anständigen“ bedürfe es im Umgang mit der extremen Rechten vor allem eines „Anstands der Zuständigen“.20 Mit der Publikation des Spengler-Buchs von Sebastian Maaß hat Duncker & Humblot diesen deutlich missen lassen.

Anmerkungen:
1 Vgl. Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung. Erster Teil: Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München 1933, S. 134f.
2 Anton Mirko Koktanek, Oswald Spengler in seiner Zeit, München 1968; Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte. Nachwort von Anton Mirko Koktanek, München 1972.
3 Alexander Demandt / John Farrenkopf (Hrsg.), Der Fall Spengler. Eine kritische Bilanz, Köln 1994.
4 Heinz Dieter Kittsteiner, Oswald Spengler zwischen „Untergang des Abendlandes“ und „Preußischem Sozialismus“, in: Wolfgang Hardtwig / Erhard Schütz (Hrsg.), Geschichten für Leser. Populäre Geschichtsschreibung in Deutschland im 20. Jahrhundert, Stuttgart 2005, S. 309–330.
5 Kurt Lenk / Günter Meuter / Henrique Ricardo Otten, Vordenker der Neuen Rechten, Frankfurt am Main 1997, S. 45. Vgl. Kurt Lenk, Deutscher Konservatismus, Frankfurt am Main 1989.
6 Manfred Schröter, Der Streit um Spengler. Kritik seiner Kritiker, München 1922; ders., Metaphysik des Untergangs. Eine kulturkritische Studie über Oswald Spengler, München 1949.
7 Jürgen Naeher, Oswald Spengler (rowohlts monographien 330), Reinbek bei Hamburg 1984.
8 Detlef Felken, Oswald Spengler. Konservativer Denker zwischen Kaiserreich und Diktatur, München 1988.
9 Armin Mohler, Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch, Graz, 5. Aufl. 1999.
10 Mohler, Die Konservative Revolution, S. 78ff. Dort ist fast wortgleich zu lesen: „Guardini geht davon aus, daß alle großen Religionen vor dem Christentum den Kreislauf zum Inhalt haben.“ Ebenda, S. 80.
11 Werner Otto, „Mann über Bord“, in: Das Gewissen, 4. Jg./1935 v. 23.10.1922.
12 Vgl. den Brief Moeller van den Brucks an Heinrich von Gleichen, der der dritten Auflage von „Das Dritte Reich“ (Hamburg 1933) vorangestellt ist: „Lieber Gleichen“. Darin heißt es wörtlich: „Es bleibt nur übrig, die Parteien von der Seite der Weltanschauung her zu zertrümmern.“
13 Kittsteiner, Oswald Spengler, S. 229.
14 Gilbert Merlio: „Urgefühl Angst“. Nachwort, in: Oswald Spengler, Ich beneide jeden, der lebt. Die Aufzeichnungen „Eis heauton“ aus dem Nachlaß, Düsseldorf, S. 89–123.
15 Vgl. Volker Weiß, Immer noch aktuell: Spengler-Verehrung in der deutschen Rechten, in: Der Rechte Rand Nr. 131, Juli/August 2011, S. 20–21.
16 Zyklen und Cäsaren. Mosaiksteine einer Philosophie des Schicksals. Reden und Schriften Oswald Spenglers. Mit einem Vorwort von Martin Falck, hrsg. von Sebastian Maaß, Kiel 2013.
17 Vgl. <http://www.regin-verlag.de/7.0.0.1.0.0.phtml> (18.09.2013). Zum Profil des Regin-Verlags vgl. auch die Dokumentation des NDR: <http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/verlag101.html> (18.09.2013).
18 „Frisch gepresst“, in: Junge Freiheit 16/2013.
19 „Freiheit der Wissenschaft? Woran die Promotion des Historikers Sebastian Maaß scheiterte“, in: National-Zeitung Nr. 29/2013.
20 Hajo Funke, Paranoia und Politik. Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, Berlin 2002, S. 282.

Kommentare

Von Scheil, Stefan20.12.2013

Volker Weiß polemisiert in seiner Besprechung gegen den Verlag Duncker & Humblot und stellt Mutmaßungen über die dort publizierenden Historiker an. So attestiert er dem Verlag, er habe es mit der Veröffentlichung von Maaß' Spengler-Biographie "deutlich" an "Anstand" fehlen lassen. Er meint darüber hinaus, dort seien "traditionell" Autoren zu finden, "die weit rechts des bürgerlichen Konservatismus stehen". In diesem Zusammenhang nennt er Frank-Lothar Kroll sowie den "revisionistischen Historiker Stefan Scheil".

Nun ist "Revisionismus" ein schillernder Begriff. Falls damit gemeint wäre, daß ich in meinen Veröffentlichungen eine von der Mehrheitsmeinung substantiell abweichende Position zur Vor- und Frühgeschichte des Zweiten Weltkriegs vertrete, so wäre das zutreffend. In den letzten fünfzehn Jahren habe ich diese Position entwickelt und umfangreich in den vor allem bei Duncker & Humblot erschienenen Bänden dargelegt und begründet.

Volker Weiß verortet diese Forschungsmeinung nun offenbar "weit rechts des bürgerlichen Konservatismus". Er reiht sich damit in eine unselige Tradition ein, Tatsachenfeststellungen und selbst wissenschaftliche Meinungsäußerungen nicht nach ihrem Wahrheitsgehalt zu beurteilen, sondern darüber zu spekulieren, welchem politischen Lager sie eventuell dienen könnten, oder welcher politische Hintergrund vielleicht vorliegen könnte. Das hat den wissenschaftlichen Diskurs über die Zeitgeschichte, etwa die Geschichte der internationalen Beziehungen zwischen 1933 und 1941, in den letzten Jahrzehnten erheblich beschädigt. Zu diesem Zweck wäre es gut, wenn die Fachdebatte zum Thema ohne Mutmaßungen über politische Positionen auskommen würde, wie Volker Weiß sie leider in seiner Besprechung angestellt hat.


Von Kroll, Frank-Lothar14.02.2014

Die Besprechung von Herrn Volker Weiß enthält meine Person betreffende Aussagen, die nicht stimmen.

1. Entgegen der im Text getroffenen Aussage bin ich niemals als "Festredner" beim "Institut für Staatspolitik" aufgetreten. Der mit dieser Bezeichnung wohl gemeinte Vortrag "Konservatismus in Deutschland nach 1945 – Probleme und Perspektiven" wurde als wissenschaftliches Referat zu einem meiner Hauptforschungsgebiete zuvor und danach auch bei anderen Einrichtungen präsentiert. Der Inhalt des Textes ist im Druck einsehbar in: Hans Zehetmaier, Philipp W. Hildmann (Hrsg.): Zukunft braucht Konservative. Herder, Freiburg/Basel/Wien 2009, S. 12–38.

2. Sodann bezeichnet Herr Weiß mich als einen Autor, der "weit rechts des bürgerlichen Konservatismus" stehe. Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied der CDU und habe niemals in Wort und Schrift "rechte" Positionen jenseits des in dieser Partei gängigen und in unserer Gesellschaft geläufigen Konsenses vertreten. Keine einzige meiner wissenschaftlichen Publikationen bietet Anlass zu einer derartigen Kennzeichnung.


Von H-Soz-Kult, Redaktion11.02.2014

Am 18.12.2013 teilte der Verlag Duncker & Humblot auf seiner Webseite mit, dass er den Band »Oswald Spengler. Eine politische Biographie« des Autors Sebastian Maaß wieder aus dem Programm nimmt und sich „ausdrücklich gegen eine Vereinnahmung für die politische bzw. ideologische Agenda des Autors“ verwahrt. Weitere Informationen unter: https://www.duncker-humblot.de/index.php/profile/news/read/id/116.


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