Cover
Titel
The Fasces. A History of Ancient Rome's Most Dangerous Political Symbol


Autor(en)
Brennan, T. Corey
Erschienen
Anzahl Seiten
291 S.
Preis
£ 26.49
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Noreen Stühmer, Institut für Geschichte, Technische Universität Dresden

Mit der hier zu besprechenden Monographie „The Fasces“ legt T. Corey Brennan eine Kulturgeschichte der titelgebenden römischen Herrschaftsinsignien vor, die einen Zeitraum von über zweieinhalb Jahrtausenden abdeckt. Im Vorwort schildert Brennan seine Motivation zum Verfassen des Buchs, indem er auf das zeitgenössische Aufgreifen der fasces-Symbolik durch amerikanische Extremisten verweist. Als prägnantes Beispiel dienen ihm entsprechende Logos, die Anhänger der White-Supremacy-Bewegung 2017 bei der Unite the Right Rally in Charlottesville, Virginia trugen und die ihn zur Abfassung von The Fasces veranlassten.

Doch was sind fasces eigentlich? Was Anthony J. Marshall für die Antike auf die lakonische Beschreibung „a portable kit for flogging and decapitation“1 herunterbricht, gehörte zu den essentiellen Herrschaftssymbolen römischer Amtsträger und bestand aus einem Rutenbündel, das eine Axt umschloss. Sechs Kapitel und damit etwa die Hälfte des Buchs entfallen auf Studien zu den fasces in der Antike von den Etruskern bis in byzantinische Zeit, während der übrige Teil vielfältigen Aspekten der Rezeption, Appropriation und Adaption des Symbols nach der Antike gewidmet ist.

Nach einer knappen Einführung (S. 1-7) geht Brennan im zweiten Kapitel (S. 8-25) auf die etruskischen Ursprünge der fasces und ihre Etablierung zunächst unter den römischen Königen und später in der Römischen Republik ein. Das dritte Kapitel (S. 26-49) thematisiert die variablen Kontexte, in denen Lictoren und fasces ikonographisch zur Geltung kamen. Die Liste umfasst in erster Linie Grabmonumente und Rituale.

Im folgenden Kapitel, das sich inhaltlich trennschärfer von den Erörterungen des zweiten Kapitels abheben dürfte, steht die Reglementierung oder, wie Brennan es in einem späteren Kapitel treffend formuliert, „the arithmetic of the fasces“ (S. 98) im Fokus. Der Autor argumentiert schlüssig, dass die Ausdifferenzierung der Reglementierung von Vergabe, Entzug, Multiplikation, Reduktion und Rotation der fasces als Herrschafts- und Autoritätssymbol auf ein feines Gespür für die Empfindlichkeit der Machtdynamiken und die Suggestionskraft der fasces hindeuteten. Ob einem Dictator die gleiche Anzahl von Lictoren wie einem oder zwei Consuln oder gar einem König zugesprochen wurde und in welchen Sphären ihm eine Begleitung durch Lictoren zustand, sei keinesfalls willkürlich, sondern bis ins Feinste ausdifferenziert gewesen.

Das anschließende Kapitel (S. 73-92) thematisiert die Grenzen des Einflussbereichs von Lictoren und fasces. Aktiver Widerstand durch das symbolische Zerbrechen der fasces, das gleichbedeutend mit der Absetzung des Amtsträgers war, oder die spottende Nachstellung römischer Triumphzüge durch Feinde mit erbeuteten fasces werden ebenso angesprochen wie Statusgruppen, die immun gegen das Eingreifen der Lictoren gewesen zu sein scheinen. Einerseits führt Brennan wenig überraschend die sakrosankten Volkstribune an. Wie er anhand des Fallbeispiels der Hortensia illustriert, markieren andererseits auch römische matronae eine Grenze der lictorischen Befugnisse. Der Versuch von Lictoren, Hortensia gewaltsam von einer Rednertribüne zu entfernen, von der aus sie sich gegen eine Frauen belastende Steuer einsetzte, stieß auf laute Proteste aus der römischen Zivilbevölkerung. An dieser, aber auch an anderer Stelle des Werkes kommen genderhistorische Aspekte zur Geltung.

Das sechste Kapitel (S. 93-108) legt den Fokus auf die primären und sekundären Träger der fasces. In Bezug auf die Magistrate, denen fasces zuerkannt wurden, ist neben Inhabern des Imperiums, der höchsten Amtsgewalt, wie Consuln, Praetoren und Dictatoren später auch von Vertreterinnen und Vertretern der Priesterkollegien die Rede. Hinsichtlich der Lictoren fragt das Kapitel in fünf Fallstudien auf Basis epigraphischen Quellenmaterials nach Karriereverläufen, Status, Organisationsformen, Lohn und sozialer Mobilität.

Besonders hervorzuheben an allen sechs Kapiteln zu den antiken fasces ist die Vielfalt des herangezogenen Quellenmaterials, das alle relevanten Nachbardisziplinen der Alten Geschichte umfasst. Aber auch die weiteren Kapitel zeugen von Brennans quellenkritischer Akribie und Fachexpertise, die diesen ersten Teil des Werkes zu einer besonders anregenden Lektüre machen.

Die zweite Hälfte des Werkes befasst sich damit, wie fasces nach der Antike als Symbol aufgegriffen wurden, jedoch einen stetigen Bedeutungswandel durchliefen. Die Komponente des psychologischen Terrors, den antike fasces als Macht- und Autoritätssymbol auszulösen vermochten, rückte bereits in der Renaissance in den Hintergrund der Aufmerksamkeit, zu Gunsten einer Neuinterpretation, die aufgrund ihrer Wirkmächtigkeit über Jahrhunderte hinweg hier einmal genauer in den Blick genommen werden soll. Motor dieses Prozesses war die problematische Gleichsetzung der fasces mit einem Bündel von Stöcken, das das Leitmotiv einer Fabel Aesops bildet, in der ein Vater seinen Söhnen die Vorteile von Zusammenarbeit und Kooperation demonstriert. Zu diesem Zweck lässt er sie zunächst vergeblich versuchen, allein das Stockbündel zu zerbrechen. Die Stöcke anschließend jedoch im Einzelnen zu zerbrechen, gelingt mühelos. In Folge der Gleichsetzung der Fabel mit dem Instrument entwickelte sich Eintracht zu einer gängigen Interpretation der fasces.

Während das siebte, recht kurze Kapitel (S. 109-120) Umdeutungen wie diese in Mittelalter und Renaissance beschreibt, widmet sich das achte Kapitel (S. 121-135) einer Vielfalt an ikonographischen Experimenten mit fasces in der frühen Neuzeit, die sich zunehmend weiter vom römischen Verständnis der fasces lösen und distanzieren.

Die Kapitel neun (S. 136-155) und zehn (S. 156-177) nehmen als Fallstudien die voneinander unabhängige Entwicklung der fasces als signifikante staatliche Symbole in Frankreich einerseits und den USA andererseits ins Visier. Gerade in letzterem Fall findet die Interpretation der fasces als Symbol von Stärke durch Einheit, die sich aus Aesops Fabel ableitet, ihre Anwendung, was in Bezug auf die Geschichte des Amerikanischen Bürgerkriegs nicht überraschen dürfte. Die Omnipräsenz der fasces-Symbolik in den zentralen staatlichen Monumenten in Washington, D.C. macht Brennan anhand einer Vielzahl von Beispielen deutlich.

Der heute wohl bekanntesten Form der fasces-Symbolik widmet sich Brennans elftes Kapitel (S. 178-197). Benito Mussolini bemühte sich über den Rückgriff auf die fasces als Parteiemblem darum, eine Kontinuitätslinie zwischen dem Römischen Reich und dem modernen faschistischen Italien zu ziehen, indem er den autoritären Charakter der fasces erstmals wieder stärker betonte. Die vorläufig letzte Phase der Nutzung und Interpretation der fasces sieht Brennan mit dem Ende des europäischen Faschismus nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges eingeläutet (S. 198-217). Diese sei geprägt durch Maßnahmen der Tilgung von fasces, die mit Mussolini in Verbindung gebracht werden, und die Ablehnung neuer (unironischer) fasces-Darstellungen. Zwar führt Brennan mit einer Statue John Witherspoons des Bildhauers Alexander Stoddart das Beispiel eines Versuchs einer Reappropriation der fasces im Jahr 2001 an, er beschließt das Werk aber entschieden mit dem Statement: „My hope is that this book, which has surveyed the meaning and interpretation of the fasces across a period of almost 2,700 years, shows that we are now a full century past the point where one can argue that the primary associations of the symbol are benign.“ (S. 217)

Leserinnen und Leser sollten von dem hier rezensierten Werk keine zusammenhängende, um Vollständigkeit bemühte Kulturgeschichte des fasces-Symbols erwarten. Die Formulierung des Autors, es handele sich bei seiner Monographie um eine „impressionistic sketch“ (S. 7), erscheint weitaus zutreffender. Neben der eher schlaglichtartigen Präsentation der Rezeptionsgeschichte in der zweiten Hälfte des Werks verdient die gründliche und sich auf eine beindruckende Quellenvielfalt stützende Analyse der antiken fasces eine explizite Würdigung.

Anmerkung:
1 Anthony J. Marshall, Symbols and Showmanship in Roman Public Life. The Fasces, in: Phoenix 38 (1984), S. 120-141, hier S. 130.

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