Welche Faktoren trugen zur Entwicklung der frühneuzeitlichen Verschlüsselungstechnik bei, wie vollzog sich die Institutionalisierung der Postspionage und welchen Stellenwert hatte die Literatur über Kryptographie in der Praxis? Anhand eines deutsch-französischen Blickwinkels in jahrhunderteübergreifender Perspektive hat sich diese Tagung mit Unterstützung der Deutsch-Französischen Hochschule diesen Forschungsdesideraten angenommen.1
In der ersten Sektion zu den Akteuren der Kryptographie stellte ROBERTO BERARDINELLI (Heidelberg/Paris) das Ver- und Entschlüsseln als dynamischen Prozess des stetigen Wettbewerbs und der Weiterentwicklung kryptographischer Praktiken dar und fragte danach, welche Faktoren für einen möglichst hohen Grad an dauerhafter Kommunikationssicherheit ausschlaggebend waren. Als Fallbeispiel diente die mantuanische Gesandtschaft in Frankreich, dessen Ziel die Erlangung der Protektion der Bourbonen-Dynastie war, angesichts der Bedrohung durch Habsburg, Venedig, Savoyen und Mailand. Die zentrale geopolitische Bedeutung des Herzogtums in Europa führte im Kontext des Dreißigjährigen Krieges zu jahrzehntelangen Konflikten um die Spanische Straße und die Erbfolge nach dem Aussterben der Gonzaga-Hauptlinie 1627. Mit begrenzten finanziellen Ressourcen konfrontiert, stützten sich die Bemühungen Mantuas, eine permanente Qualitätssicherung für kryptographische Praxis zu etablieren auf zwei Ebenen: Erstens die Etablierung von Lyon als Knotenpunkt der transalpinen Kommunikation für loyale Postagenten und italienische Händler sowie zweitens die Entsendung von Giustiniano Priandi (1584–1672), der fast fünf Jahrzehnte lang als niederrangiger Gesandter (résident) und Sekretär in einer Person agierte. Er entwarf nahezu jährlich neue Verschlüsselungs-Nomenklaturen, verlieh sie an temporäre Botschafter und chiffrierte sparsam – auf Schlüsselwörter begrenzt – aber beständig seine eigenen Briefe.
Auch MAXIM BOYKO (Paris) setzte sich mit Akteuren der zweiten Reihe auseinander, den oft unterschätzten Botschaftssekretären oder premiers commis von Richelieu und Mazarin, wie Denis Charpentier oder Jean de La Barde. Diese Vertrauenspersonen verwahrten nicht nur mit den Chiffriertabellen die Schlüssel der kryptographischen Korrespondenz (gardiens des chiffres), sondern verschlüsselten selbst, änderten Chiffriersysteme ab und erhielten sogar Aufträge zur Entschlüsselung abgefangener feindlicher Korrespondenz. Erst unter dem berühmt-berüchtigten Antoine Rossignol des Roches (1600–1680), Begründer des service du chiffre, begann ab 1627 allmählich eine Zentralisierung dieser Praktiken, die auch die Erfindung neuer Chiffren umfasste. In diese Zeit fällt die Entwicklung mathematisch-komplexerer Chiffriersysteme. Im Gegensatz zu den simpleren Zahlenchiffren der 1580er-Jahren, wie sie noch in Großbritannien üblich waren, verwendeten diese mehrere Kryptogramme für denselben Buchstaben oder nulles – bedeutungslose Zeichen – als zusätzlichen Entschlüsselungsschutz.
Die Relevanz einer Balance zwischen Sicherheit und Praktikabilität von Kryptographie veranschaulichte FLORIAN PFEIFFER (Heidelberg) mit Blick auf envoyés, agents und correspondants am Hofe Ludwig XIV. Diese übten niederrangige Diplomaten-, Informanten- und Spionagetätigkeiten aus, was meist mit mehreren Dienstherren, prekärer Finanzierung und hohem Zeitdruck einherging. So nutzte der Pfälzer résident und Mazarin-Informant Johann Friedrich Pawel von Rammingen (1608–1673) in Kriegszeiten 30 Jahre lang dieselbe nummerische Substitution einer Chiffriertabelle, die er kontinuierlich erweiterte. Er verzichtete auf die Verwendung von Latein als zusätzlicher Sprachbarriere, schickte wichtige Briefe aber mehrfach. Daniel de Martine (1649–1727), chargé d’affaires für Genua und Agent für Hessen-Kassel verschlüsselte 1711 nur ausnahmsweise einen Brief vollständig, weil dieser ein hochbrisantes Verhandlungsangebot mit Frankreich zur Kaiserwahl enthielt und beschränkte sich in Friedenszeiten zur Geheimhaltung auf unsichtbare Tinte.
Als weit spektakulärer, aber lediglich auf zwei posthumen Quellen basierend, entlarvte JÖRG ULBERT (Lorient) den Mythos von Antoine Rossignol als Stammvater einer Codebreaker-Dynastie, Begründer eines Geheimdienstbüros oder schwarzen Kabinetts und Erfinder eines jahrhundertelang unknackbaren Grand Chiffre. Lediglich der soziale Aufstieg des Notarsohnes aus Albi ist nachweisbar, der von der Patronage Richelieus, Mazarins und des Kriegsministers Louvois profitierte, um als conseiller du Roi mehrere Ämter anzuhäufen, die Tochter eines reichen Großbauerns zu heiraten und das Château de Juvisy prunkvoll auszubauen. Lassen sich ihm keine Chiffrier-Nomenklaturen zuordnen, so fallen mehrere Neuerungen des Kriegsministeriums in seine Tätigkeitszeit, die die Kryptographie einfacher, schneller und sicherer machten: Die Ersetzung von Zeichen und Symbolen durch Zahlen, die Einführung und Standardisierung von Entschlüsselungstabellen sowie die beträchtliche Erweiterung der Chiffriertabellen auf über 900 Wort-Substitutionen.
In der folgenden Sektion zur Kryptographie als Alltagspraxis stellte CAMILLE DESENCLOS (Amiens) die Gründe für das – sicherheitstechnisch fragliche – Teilen, Weiter- und Wiederverwenden und von Chiffriertabellen vor. So nutzte der kaiserliche Gesandte Jean de Saint-Mauris (1544–1548) in Frankreich für fünf verbündete Adressaten dieselbe Chiffre, die diese auch untereinander verwendeten. Angesichts des Zeitaufwandes zur Erstellung und Nutzung von Chiffren und der Gefahr fehlerhafter Verwechslung bei einer Vielzahl verschiedener Nomenklaturen, beschränkte sich die Verwendung derer meist auf wenige Adressaten. Beim französischen Gesandten am Pfälzer Hof Étienne de Saint Catherine in den 1610er-Jahren waren Verschlüsselungen der Briefkorrespondenz mit dem König und den Staatssekretären vorbehalten. Informantenbriefe blieben meist unchiffriert, wurden aber nach Erhalt wohl rasch zerstört, wogegen Königsbefehle aufbewahrt werden mussten. In Ermangelung einheitlicher Richtlinien wurden bei Personalwechseln die – heute selten erhaltenen – Chiffriertabellen teils beibehalten, teils geändert, wenn eine Übergabe der Unterlagen nicht erfolgt war.
DAMIEN FONTVIEILLE (Besançon) erörterte anhand des französischen Diplomaten Jean de Vulcob am Kaiserhof in den 1570er-Jahren welche Inhalte und in welchem Umfang chiffriert wurde. Das Drittel seiner Korrespondenz, das verschlüsselt ist, lässt sich trotz fehlendem Chiffrierschlüssel durch teilweise bereits erfolgte Entzifferung zwischen den Zeilen auswerten. Diese zeugt von den Übersetzungsschwierigkeiten, mit denen sich die Gehilfen der französischen Sekretäre beim Dechiffrieren teils konfrontiert sahen. Verschlüsselt worden, waren stets spezifische Informationen, wie geheime Truppenbewegungen, Heiratsprojekte oder Informanten-Namen, wobei persönliche Meinungen meist brisanter als Neuigkeiten waren.
Das Zusammenspiel von Kryptographie mit weiteren Praktiken der Verschleierung untersuchte NICOLAS SCHMITT (Heidelberg) mit Blick auf den spanischen Franziskaner Cristóbal de Rojas y Spinola, der in den 1660er-Jahren Verhandlungen zur Errichtung einer Überseekompanie im Alten Reich führte. Unter anderem am Widerstand der etablierten Seemächte gescheitert, wurde das Projekt in der Historiographie als von vornherein unrealistischer und utopischer Vorschlag eines sprunghaften und eigenständig handelnden Träumers ohne formellen Status abgetan.2 Jüngste Funde verschlüsselter Korrespondenz in Brüsseler und Wiener Archiven deuten allerdings auf eine weitere Dimension der Verhandlungen hin, die jenseits der öffentlich kommunizierten Wirtschaftsinteressen grundlegende politische Verhandlungen in Mainz und Regensburg verdeckt hätten. Diese könnten Teil der Habsburger Strategie gewesen sein, den französischen Einfluss im Reich durch die Errichtung eines rivalisierenden Bündnissystems zurückzudrängen, was das Misstrauen der französischen Diplomatie erklären würde.
Im Keynote-Vortrag stellten NADINE AKKERMAN und PETE LANGMAN (Leiden) die Verschlüsselungspraxis der Winterkönigin Elisabeth Stuart als Statussymbol und einzigartigen Fall von female agency dar. Basierend auf einer Häufigkeitsanalyse ist es Akkerman gelungen, über 800 chiffrierte Briefe aus der Entourage der Pfalzgräfin erstmals zu entschlüsseln, aus denen sich ein Panorama ihrer politischen Tätigkeiten ergibt. Durch die Art der Fehler in der Chiffrierung, lässt sich auf die Verwendung einer Chiffrierscheibe schließen. Die Ver- und Entschlüsselung wurde von Elisabeth Stuart persönlich vorgenommen, was sie zur wohl aktivsten Kryptographin der Frühen Neuzeit macht.3 Dies wusste sie auch zur Schau zu stellen: Sie ließ sich mit Ohrringen in Form von Chiffren-Symbolen portraitieren und demonstrierte ihre Macht durch das jahrelange Wartenlassen von Diplomaten auf eine Chiffre. Den Codeschlüssel ihres verstorbenen Ehemannes, übergab sie ihrem Sohn Karl Ludwig im niederländischen Exil – in Ermangelung der Schlüssel des Heidelberger Schlosses (dem Ort dieser Tagung) – zu seiner Volljährigkeit als Familienerbstück.
Die kulturelle Dimension war auch Thema der folgenden Sektion, in der CLÉMENT POUPARD (Turin/Paris) das „mentale Universum“ skizzierte, in dem sich populäres Wissen über Kryptographie wiederfand. Unterhaltungswerke, wie das Buch der Geheimnisse, die Relatio novissima ex parnasso de arte reminiscentiae von Johann Justus Winkelmann (1648) oder Daniel Schwenter‘s Deliciae physico-mathematicae (1636) beförderten die Vulgarisierung dieser Kenntnisse, indem sie auf klassische Handbücher der Kryptographie-Theorie rekurrierten, wie Cryptomenytices, das der Herzog zu Braunschweig und Lüneburg unter dem Pseudonym Gustavus Selenus 1624 veröffentlicht hatte. Zusammen mit Mnemonik (Erinnerungstechnik) und Steganographie (Verbergungstechnik) wurde Kryptographie (Verschlüsselungstechnik) als Rätsel, Trick oder Spiel präsentiert und grundlegende Techniken, wie mono- und polyalphabetische Verschlüsselung oder Symbol-Substitutionen erklärt. In dieselbe Zeitspanne fiel 1616 auch das erste deutsche Werk über das Schachspiel.
Neben Politik, Militär oder Wirtschaft waren mögliche Verwendungskontexte von Kryptographie auch der Schutz privater Geheimnisse, wie Liebesaffären oder Familienangelegenheiten. Letztere untersuchte ANNA SCHERER (Heidelberg/Paris) dank der Korrespondenz der Geschwister Maria Josepha, Mutter der letzten drei bourbonischen Könige, und Franz Xaver von Sachsen, Generalleutnant im Siebenjährigen Krieg. Die vereinzelt in ihren Briefen anzutreffenden Verschlüsselungen, z.B. allegorische Schlüsselbegriffe, dürften auf das Streben nach einer Geheimsprache im Kindesalter – unkontrollierbar für Eltern und Erzieher – zurückgehen. Für Maria Josepha, die sich 1747 durch ihr Einheiraten in die französische Königsfamilie von Heimat, Familie und Erbe trennen musste, sei diese Praxis, wie auch die Verwendung der deutschen Sprache, Teil ihrer Identitätsbewahrung und Zugehörigkeitsvergewisserung gewesen. Die erste Verschlüsselung – eine simple Verschiebung des Alphabets um 13 Buchstaben – löste Maria Josepha im Brief selbst auf und die verwendete Kästchenschrift wurde nur für einzelne Wörter genutzt. Dies kontrastiert mit der später genutzten Geheimtinte zur Abfassung ganzer Absätze über militärische Bewegungen oder der komplexeren nummerischen Substitution Franz Xavers mit zweistelligen Zahlen, die er mit seiner Geliebten verwendete.
Bei der abschließenden Sektion standen schließlich kryptographische Techniken im Vordergrund, wie die, von JESSIKA NOWAK (Wuppertal) vorgestellten besonders fortschrittlichen Ansätze der Mailändischen Gesandten im Frankreich des 15. Jahrhundert zur Erschwerung einer feindlichen Entschlüsselung.4 Sie kontrastieren mit den zeitgleich nördlich der Alpen verwendeten einfachen Schlüsselwort-Substitutionen und gehen maßgeblich auf Cicco Simonetta zurück, den Sekretär des Sforza-Herzoges, der 1474 das erste Werk über Entzifferungspraktiken veröffentlichte. Um Häufigkeitsanalysen zu widerstehen, wurden Sonder-Substitutionen für Vokale, Wortendungen, sowie kurze und häufige Wörter verwendet. Doppelkonsonanten wurden vermieden, bewusst Schreibfehler eingefügt und Wortenden- und Anfänge verschmolzen.
ADAM PERLAKOWSKI (Krakau) stellte die These einer spezifisch sächsischen Chiffrierschule unter Friedrich August II. in den Raum. Er identifizierte typische Praktiken, wie die Misch-Verwendung deutscher und französischer Begriffe, das Fälschen von Unterschrift, Datum und Ort – die stattdessen im Text versteckt wurden – sowie die Abwesenheit von Satzzeichen und die Bedeutungslosigkeit ausgewählter Briefzeilen. Ausschlaggebend für die sächsische Kanzlei war hierbei Jacob Heinrich Flemming (1667–1728). Perlakowski appellierte außerdem daran, häufiger in der Frühneuzeits-Forschung verschlüsselte Korrespondenz ohne Chiffrierschlüssel mit interdisziplinärer Hilfe der Mathematik und Informatik zu entziffern, statt zu ignorieren.5 Ansonsten würde die Chance verschenkt, das Potential solcher Archivquellen mit Blick auf das Verständnis von Chiffrierung als methodisch vielfältigem und transkulturellem Phänomen sowie integralen Bestandteil brieflicher Kommunikationspraktiken ernst zu nehmen.
Schließlich präsentierte ARNE KLAWITTER (Tokyo) seine Entschlüsselung der Privatchiffre für die Korrespondenz zwischen Heinrich Friedrich Diez, dem preußischen Gesandten bei der Hohen Pforte im Kontext des Russisch-Österreichischen Türkenkrieges 1787–1792, und seinem Vertrauten Konrad Wilhelm Dohm. Zusätzlich zur heute bekannten Chiffrierung, in der Diez seine Berichte alle zwei Wochen an die Berliner Minister in schlechtem Französisch schrieb, hatte das Ministerium außergewöhnlicher Weise auf Bitten von Dohm auch eine zusätzliche Chiffre für dessen deutsche Korrespondenz mit Diez erstellt. Das Ausmaß der Verwendung dieser Chiffrierung lässt sich maßgeblich auf die Sicherheit der verwendeten Übermittlungswege über See oder Land zurückführen. Wenig hilfreich bei der Entschlüsselung waren die seltenen und fast unleserlichen Transkriptionen von Dohm. Durch die alphabetische Sortierung der rund 1.000 Begriffe umfassenden Substitutionsliste, konnten allerdings die Anfangsbuchstaben der Wörter ermittelt werden und der Archivfund zusätzlicher Entschlüsselungsnotizen von Dohm erleichterte die Zuordnung unbekannter Orts- und Personennamen.
Im abschließenden Kommentar fasste Camille Desenclos die Hauptlinien der aktuellen Forschungstendenzen zusammen: Die Bedeutung niederrangiger Akteure und Frauen sei durch den Grad ihrer Beherrschung der Kryptographie deutlich geworden. Auf Ebene der Institutionsgeschichte sei aber weiterhin Forschungsbedarf, wie der Fall Rossignol verdeutlicht. Insbesondere die Religionskriege gaben in Frankreich der Kryptographie einen neuen Anstoß, wobei die verschiedenen technischen Entwicklungsebenen in Europa je nach Territorium variierten. Auffallend ist die Gemeinsamkeit der punktuell-gezielten Verwendung von Chiffren je nach konkreten Inhalten als ressourcensparende Abwägungsentscheidung, wobei die Unmöglichkeit einer absoluten Sicherheit den Akteuren stets bewusst war. Der gegenseitige Einfluss von Theorie und Praxis der Kryptographie erweist sich als schwierig zu messen, helfen könnten hierbei Bibliotheksinventare. Das Phänomen der Kryptographie lasse sich außerdem nicht auf Spionagekontexte beschränken, wie es die Beiträge zu den kulturellen Funktionen, wie dem Unterhaltungswert, der Bedeutung als Statussymbol und dem Stärken familiärer Zugehörigkeitsnarrative belegen.
Konferenzübersicht:
Sektion 1: Akteure der Kryptologie / Session 1: Acteurs de la cryptographie
Moderation / Présidence de séance: Dejanirah Couto (Aubervilliers)
Roberto Berardinelli (Heidelberg/Paris): Von Gesandtschaftssekretären und Postagenten. Überlegungen zu Voraussetzungen und Bedingungen von Verschlüsselungspraktiken innerhalb des mantuanischen Gesandtschaftswesens in Frankreich zur Zeit Richelieus und Mazarins
Maxim Boyko (Paris): Petites mains des grands secrets : les secrétaires et commis sous Richelieu et Mazarin (1624–1661)
Florian Pfeiffer (Heidelberg): Kryptographie in der Kommunikationspraxis niederrangiger Gesandter in Paris zu Beginn und zum Ende des Zeitalters Ludwigs XIV.
Jörg Ulbert (Lorient): Antoine Rossignol et le Grand chiffre – Archéologie d’un mythe
Sektion 2: Chiffrieren als alltägliche Praxis / Session 2: Pratiquer le chiffre au quotidien
Moderation / Présidence de séance: Sven Externbrink (Heidelberg)
Camille Desenclos (Amiens) : Quand le chiffre devient une connaissance partagée : tables et correspondances multiples en contexte franco-impérial (années 1530–années 1620)
Damien Fontvieille (Besançon): Du bon usage du chiffre par les ambassadeurs. L’exemple de la correspondance chiffrée de Jean de Vulcob, ambassadeur dans le Saint-Empire (1570–1576)
Nicolas Schmitt (Heidelberg): Außer Täuschung nichts dahinter? Die Verhandlungen zur Errichtung von Überseekompanien im Reich der 1660er-Jahre
Keynote:
Nadine Akkerman / Pete Langman (Leiden): The Cryptological Practices of Elizabeth Stuart (1596–1662), Electress Palatine of the Rhine and sometime Queen of Bohemia
Sektion 3: Kryptologie als kulturelles Phänomen / Session 3: La cryptologie, un phénomène culturel
Moderation / Présidence de séance: Benedek Láng (Budapest)
Clément Poupard (Turin/Paris): Cryptography for Fun. Enciphering in 17th Century German Books of Secrets & Fictions
Anna Scherer (Heidelberg): Zwischen Repräsentation, Information und Plaisir. Chiffrierung und Geheimtinte in den Korrespondenzen von Maria Josepha von Sachsen und Franz Xaver von Sachsen (1746–1767)
Sektion 4: Kryptographische Techniken / Session 4: Techniques cryptographiques
Moderation / Présidence de séance: Beáta Megyesi (Stockholm)
Jessika Nowak (Wuppertal): Verschleierte Indiskretion – Einem Mailänder Gesandten im Frankreich und Burgund des 15. Jahrhunderts beim Chiffrieren über die Schulter geschaut
Adam Perłakowski (Krakau): Jacob Heinrich Flemming (1667–1728) und das sächsische „Chiffriermodell“ in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts? Eine wissenschaftliche Annäherung
Arne Klawitter (Tokyo): Der diplomatische Briefwechsel zwischen Heinrich Friedrich Diez und Christian Konrad Wilhelm Dohm und seine Dechiffrierung
Anmerkungen:
1 Eveline Szarka, Kryptographie in Theorie und Praxis im deutsch-französischen Kontext (1300-1800), in: H-Soz-Kult, 07.03.2023, http://www.hsozkult.de/event/id/event-134524 (17.10.2024).
2 Als weiterer wichtiger informeller Akteur der frühneuzeitlichen Kryptographie ist die graue Eminenz von Richelieu zu erwähnen, der Kapuzinermönch und Berater Pater Joseph, dem eine Chiffre von 1629 aus der DECRYPT-Datenbank zuzuordnen ist, die „ein frühes Beispiel eines zweiteiligen Codes“ darstellen könnte. Satoshi Tomokiyo, D'Avaux-"Chrysogono" Cipher (ca.1629–1633), in: French Ciphers during the Reign of Louis XIII, 2022, https://cryptiana.web.fc2.com/code/louisxiii.htm (17.10.2024).
3 Nadine Akkerman (Hrsg.), The correspondence of Elizabeth Stuart Queen of Bohemia 1603–1642, 2 Bde., Oxford 2011/2015; Dies., Invisible agents. Women and espionage in seventeenth-century Britain, Oxford 2020; Dies. / Pete Langman, Spycraft. Tricks and tools of the dangerous trade from Elizabeth I to the Restoration, London 2024.
4 Hingewiesen sei auf die wiederkehrenden Wuppertaler Geheimschriftenzoom-Tage, vgl. zul. Jessika Nowak, Geheimschriftenzoom, 2024, https://www.geschichte.uni-wuppertal.de/fileadmin/geschichte/Veranstaltungen/Tagungen_Workshops/2024/Geheimschriftenzoom_18.10.2024_.pdf (17.10.2024).
5 Vgl. den Forschungsverbund HistoCrypt: Arno Wacker, Histocrypt, 2024, https://histocrypt.org/ (17.10.2024).