Die Bürokratisierung des Seins, die Juridifizierung aller Lebenszusammenhänge und die Macht der Maßnahmen sind in den letzten Jahren, besonders durch die Corona-Pandemie, (wieder) zu gesellschaftlichen Themen geworden. Das Unbehagen an einer krisenhaften Gegenwart, in der politische Fragen als Probleme erscheinen, die technokratisch oder außerparlamentarisch gelöst werden müssen, hat sich ausgebreitet. Damit verbundene Gefühle der Ohnmacht des Einzelnen oder der Übermacht der Institutionen verweisen zurück auf ältere, kulturkritisch geformte Debatten.[1]
Damit sind aber auch Dimensionen staatlicher Herrschaft und die Macht des Regierens als Themen in die Geschichtswissenschaft zurückgekehrt, die sich zuvor stärker auf soziale Praktiken der Aushandlung und Kommunikation oder auf Formen von Transfers und Encounters fokussiert hatte.[2] So kommt Lorraine Dastons „kurze Geschichte“ der Regeln, zuerst 2022 auf Englisch erschienen, zur rechten Zeit.
[weiterlesen...]Rez. von Stefanie Middendorf, Historisches Institut, Friedrich-Schiller-Universität Jena