Lebensborn: Nationalsozialistische Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeutschung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten

Lebensborn: Nationalsozialistische Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeutschung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten

Veranstalter
Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung
PLZ
8010
Ort
Graz
Land
Austria
Vom - Bis
19.01.2022 -
Von
Barbara Stelzl-Marx, Lukas Schretter

Lebensborn: Nationalsozialistische Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeutschung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten, Workshop, 19. Jänner 2022

Lebensborn: Nationalsozialistische Geburtenpolitik, Entbindungsheime und die „Eindeutschung“ von Kindern aus den besetzten Gebieten

Die nationalsozialistische Bevölkerungs- und Rassenpolitik beschränkte sich nicht nur auf die Tötung „unwerten“ Lebens, sondern umfasste auch die Förderung „erbgesunden“ Nachwuchses. Zentral hierbei war der im Jahr 1935 von Reichsführer SS Heinrich Himmler gegründete Lebensborn e.V.. Um die Geburtenziffer „arischer“ Kinder zu erhöhen, unterhielt der Verein zwischen 1936 und 1945 mehr als 20 Entbindungsheime, in denen Schätzungen zu Folge circa 20.000 Kinder zur Welt kamen.

Die Lebensborn-Entbindungsheime ermöglichten Frauen, ohne das Wissen des sozialen Umfeldes und unter medizinischer Aufsicht zu entbinden, wenn sie eine uneheliche Schwangerschaft geheim halten wollten. Auch Kinder verheirateter Paare kamen in den Entbindungsheimen zur Welt. Viele der in den Heimen geborenen Kinder erfuhren erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter von den Umständen ihrer Geburt. Manche begleitete jahrezehntelang das Gefühl, „irgendetwas stimmt nicht“ (Heidenreich, 2004). Bei den nachfolgenden Generationen stößt dieser Aspekt der Familiengeschichten oft auf großes Interesse.

Der Lebensborn e.V. war ab 1942 an der „Eindeutschung“ von Kindern aus Polen beteiligt. Auch aus Jugoslawien, Rumänien und der Tschechoslowakei wurden Kinder auf Grund ihres „arischen“ Erscheinungsbildes aus ihrer vertrauten Umgebung in deutsches Reichsgebiet verschleppt. Jenen Kindern, die den „rassenbiologischen“, gesundheitlichen und psychologischen Kriterien entsprachen, wurden deutsche Namen gegeben. Sie wurden schließlich in deutsche Pflege- und Adoptivfamilien vermittelt.

Die Geschichte des Lebensborn als Instrument nationalsozialistischer Bevölkerungs- und Rassenpolitik sowie einzelner Entbindungs- und Kinderheime ist bereits aufgearbeitet. Auch liegen für die „Eindeutschung“ von polnischen Kindern eingehende Forschungsergebnisse vor. Der Workshop richtet sich an Nachwuchsforscher:innen und Wissenschafter:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen, die aktuell zu Lebensborn forschen und sich mit bislang wenig beachteten Aspekten des Themas auseinandersetzen.

Organisatorisches:
Der Workshop wird vom Projektteam zur Aufarbeitung der Geschichte des „Lebensborn-Heimes Wienerwald, 1938-1945“ am Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, Graz – Wien – Raabs organisiert. Er findet am 19. Jänner 2022 virtuell statt.

Zeitlicher Ablauf:
Bitte reichen Sie Ihr Exposé, bestehend aus einem Abstract mit Titel (500 Wörter) und einem kurzen akademischen CV, bis zum 15. November 2021 per Email an bik-graz@bik.ac.at ein. Die Benachrichtigung über die Annahme erfolgt bis zum 30. November 2021.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Lebensborn-Heim Wienerwald, 1938–1945“ finden Sie auf der Website des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung, Graz – Wien – Raabs. www.bik.ac.at

Das Forschungsprojekt und der Workshop werden vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank, dem Land Niederösterreich und dem Österreichischen Zukunftsfonds gefördert. Das Projekt wird am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung, Graz – Wien – Raabs in Kooperation mit der Karl-Franzens-Universität Graz und der Stadt Graz durchgeführt.

Quelle: Gisela Heidenreich, Das endlose Jahr. Die langsame Entdeckung der eigenen Biografie – ein Lebensborn-Schicksal. Frankfurt am Main 2004, S. 84.

Kontakt

bik-graz@bik.ac.at

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