Die deutsche jüdische Literatur- und Kulturgeschichte ist von Sprachwechseln und Mehrsprachigkeit geprägt. Die neuere Forschung zu Theorie und Praxis von Mono- und Multilingualität bietet den Jüdischen Studien reichhaltige Möglichkeiten, diesem Aspekt verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Es gilt, etablierte Epochenbeschreibungen kritisch zu prüfen (etwa die mit einer Abwertung des Jiddischen einhergehende Hinwendung zum Hochdeutschen um 1800 und die Proklamation des Hebräischen als jüdischer Nationalsprache um 1900) und weniger gut erforschte Bereiche zu erschließen – sei es die Integration anderer Sprachen (vom Lateinischen über das Französische und Englische bis zum Arabischen), Praktiken der Selbstübersetzung oder die Medialität von verschiedenen Schriftsystemen. Neben Forschung zu unterschiedlichen Dialog- und Spannungsfeldern – etwa zwischen Deutsch, Hebräisch und Jiddisch – gibt es inzwischen vielversprechende Ansätze, Formen latenter Mehrsprachigkeit innerhalb vermeintlich einsprachiger Nationalliteraturen zu untersuchen und Übersetzungsprozesse sichtbar zu machen.
Der Workshop, der am 24. und 25. Oktober 2023 in Berlin stattfinden wird, bietet für die konzentrierte Diskussion der mit diesem Themenkomplex verbundenen Fragen ein Forum. Anhand einzelner Beispielfälle und neuerer Forschungsansätze wollen wir darüber ins Gespräch kommen, wie unter den Voraussetzungen der aktuellen Multilingualitätsforschung neu über jüdische Sprachkulturen nachgedacht werden kann. Die Grundlage unserer Diskussionen bilden einschlägige Primär- und Sekundärtexte, die von den Teilnehmer:innen vorgeschlagen und vorab zur Lektüre bereitgestellt werden.
Einladung zur Workshopteilnahme
Wir laden promovierte (oder kurz vor dem Abschluss der Dissertation stehende) Forscher:innen aus dem Feld der Jüdischen Studien hiermit herzlich ein, am geplanten Workshop teilzunehmen. Die Reisekosten können bei Bedarf übernommen werden.
Wir freuen uns auf Interessenbekundungen (mit Angabe von Forschungsinteressen, aktueller Anbindung und einem Text- oder Themenvorschlag für den Workshop) bis zum 14. Juli 2023 per E-Mail an die Ansprechperson der AG: Kathrin Wittler (kathrin.wittler@fu-berlin.de).
Einladung ins WAG Postdoc Netzwerk Jüdische Studien
Beim geplanten Workshop handelt es sich um ein Arbeitstreffen der AG Literarische Kulturen. Sie versammelt die literaturwissenschaftlich arbeitenden Mitglieder des WAG Postdoc Netzwerks für Jüdische Studien, das dem strategischen und fachlichen Austausch promovierter Forscher:innen vor Erlangung einer Professur oder einer vergleichbaren Position dient. Das Netzwerk richtet sich an Forscher:innen, die sich mit Blick auf unterschiedliche zeitliche und räumliche Kontexte mit der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums befassen.
Weitere Informationen zu den Arbeitsgemeinschaften des Netzwerks:
http://wag-leobaeck.de/arbeitsgemeinschaften-des-wag-postdoc-netzwerks/
Ein Beitritt zum Netzwerk ist auch unabhängig vom geplanten Workshop jederzeit möglich. Nähere Informationen:
http://wag-leobaeck.de/wag-postdoc-netzwerk/