Angesichts der Tatsache, dass es für den südwestdeutschen Raum zahlreiche Lokalstudien zur jüdischen Geschichte, aber noch keine Untersuchung gibt, die sich umfassend der jüdischen Siedlungsgeschichte in diesem Raum seit dem Ausgang des Mittelalters widmet, ist es an der Zeit, diese Lücke zu schließen.
Besonders eklatant zeigt sich diese Leerstelle in der kartographischen Darstellung. Noch immer bildet die Karte im Historischen Atlas von Baden-Württemberg zur Jüdischen Bevölkerung im Jahr 1825 die einzige kartographische Darstellung, auch wenn die regionale Forschung der letzten 50 Jahre Präzisierungen und Ergänzungen erbracht und ein genaueres Bild gezeichnet hat. Zudem verdecken heute die meisten Studien, die sich schwerpunktmäßig mit der nachemanzipatorischen jüdischen Lokalgeschichte befassen, das Siedlungsbild der Vormoderne. Doch dessen spezifische Asymmetrie bietet nicht zuletzt die Möglichkeit, die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Koexistenz von Christen und Juden produktiv zu vergleichen und nach dem Verhältnis von Migration, Mobilität und Verwurzelung zu fragen. Die Tagung will deshalb Impulse für eine neue bzw. vertiefte Beschäftigung mit der jüdischen Siedlungsgeschichte setzen und methodologischen Input wie inhaltliche Anregungen geben.
Unter dem Motto „Wissenschaft trifft Praxis“ wendet sich die Tagung explizit auch an Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Gedenkstätten, Museen und Archiven. Auch Studierende sind willkommen. Nach einführenden Überblicksdarstellungen, theoretischen Überlegungen und exemplarischen methodischen Studien soll ein abschließender Workshop die Möglichkeit bieten, noch weitgehend unbekannte Quellen zur schwäbischen Siedlungsgeschichte kennenzulernen und an ausgesuchten Archivalien Fragestellungen und Methoden zu erproben.
Wir bitten um Einreichung von Vorschlägen für Vorträge von 30 Minuten Länge, die sich methodisch mit jüdischer Siedlungsgeschichte oder inhaltlich mit der jüdischen Siedlungsgeschichte Schwabens befassen. Überlegungen und Erfahrungsberichte zu kartographischen Darstellungen sind ebenfalls willkommen.
Die Beiträge interessieren uns vor allem unter folgenden Aspekten:
- Phasen jüdischer Siedlungsgeschichte
- Kategorien für den Vergleich
- Auswirkungen der Siedlungsentwicklung auf die christlich-jüdische Koexistenz
Bitte schicken Sie Ihr Abstract von max. 2.500 Zeichen inklusive Leerzeichen sowie eine Kurzbiographie und Kontaktdaten bis zum 29. Februar an akjs@ifgl.uni-tuebingen.de. Eine Rückmeldung erhalten Sie bis Ende März.
Auch Gäste sind zu dieser Tagung herzlich willkommen. Das Programm wird voraussichtlich Anfang April auf den Seiten des Arbeitskreises (https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/geschichtswissenschaft/seminareinstitute/geschichtliche-landeskunde-und-historische-hilfswissenschaften/forschung/arbeitsgemeinschaften-und-arbeitskreise/ak-juedisches-schwaben-1/) und der Akademie (https://www.akademie-rs.de/) veröffentlicht.