Schulbibliotheken mit historischen Buchbeständen sind im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert. Dabei enthalten sie vielerorts Kulturschätze ersten Ranges, die zugleich wertvolle Quellen zur Erforschung der Bildungs- und Wissensgeschichte darstellen. Dass historische Schulbibliotheken häufig aus dem Raster sowohl der öffentlichen als auch der wissenschaftlichen, schulischen und bibliothekarischen Wahrnehmung fallen, dürfte damit zusammenhängen, dass ihre Bestände oft unvollständig überliefert, zum Teil zerschlagen, veräußert, ausgelagert oder gänzlich zerstört, zum Teil in größere Bibliotheken integriert worden sind. Axel E. Walter zählt sie deshalb zu dem „wohl am schwierigsten zu definierenden und zugleich am schlechtesten zu rekonstruierenden Bibliothekstypus“. Der Bibliotheks- und Buchhistoriker Peter Vodosek würdigt dagegen ihre „Typenvielfalt, die von akademischen Bibliotheken über Bibliotheken des höheren Schulwesens (Lateinschulen) bis zum ,niederen‘ Schulwesen führt.“ Unbestreitbar ist ihre Kernfunktion in der Bücherversorgung für den Unterricht und zu dessen Vorbereitung.
Die Tagung möchte Vertreter:innen aus Bibliotheken, Schulen und Wissenschaft in einen Dialog bringen und Geschichte und Gegenwart historischer Schulbibliotheken in den Fokus rücken. Dabei hat sie die Vernetzung und die Verstetigung der Zusammenarbeit zum Ziel.
Da die Tagung gleichermaßen Geschichte und Gegenwart historischer Schulbibliotheken in den Blick nimmt, sind einerseits Beiträge zur Erforschung und Erschließung historischer Schulbibliotheken und ihrer Bestände, andererseits Präsentationen von Best Practice Beispielen erwünscht.
Die Beiträge zur Erforschung und Erschließung historischer Bestände sollten möglichst über Einzelstudien und Fallanalysen hinausgehen und Grundlagen für die Vergleichbarkeit histori-scher Schulbibliotheken schaffen. Erwünscht sind Vorträge zu zentralen Quellen (z.B. Schulprogramme, Kataloge, Benutzungsordnungen etc.), zum Bestandsaufbau und zu Schenkungen, zu den Fachbüchern (Lehrbücher, didaktische Literatur und wissenschaftliche Literatur für den Unterricht), sowie zur Nutzung und Typenvielfalt historischer Schulbibliotheken (z.B. Lehrer- und Schülerbibliotheken, Bibliotheken höherer und niederer Schulen). Beiträge zur Bedeutung von Beständen historischer Schulbibliotheken für die Erinnerungskultur von Schulen (Klaus Graf) sowie für die Dokumentation „wissenschaftlicher, theologischer und politisch-sozialer Diskussionen“ im städtischen bzw. regionalen Umfeld der Schule (Stefan Ehrenpreis) sind ebenfalls willkommen.
Die Beiträge bzw. Präsentationen aus der bibliothekarischen und schulischen Praxis sollen Beispiele für die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Bibliotheken (z.B. bei der Bestandserhal-tung, Erschließung und Vermittlung der Bestände) und für die Einbindung von Beständen historischer Schulbibliotheken in den Unterricht, in schulhistorische Arbeitsgemeinschaften oder in die Projektarbeit von Schulen versammeln.
Wir werden breiten Raum für den Austausch und für Diskussionen schaffen. Die Vortragsdauer beträgt 25-30 Minuten. Die Präsentationen der Best Practice Beispiele können auch kürzer sein. Vorschläge für Vorträge (ca. 300 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf (CV) erbitten wir bis zum 06.01.2025 an das Studienzentrum August Hermann Francke:
studienzentrum@francke-halle.de