Das Ehepaar Ludwig war wohl der bekannteste Kunde des Staatlichen Kunsthandels der DDR und trug ab 1977 eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Plastiken und Grafiken von Künstlern und Künstlerinnen in der DDR zusammen – mit einem besonderen Schwerpunkt auf der sogenannten Leipziger Schule um Künstlerinnen und Künstler wie Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Gudrun Brüne, Sighard Gille, Annette Peuker-Krisper, Dagmar Ranft-Schinke, Angela Hampel und Arno Rink. Diese Werke wurden der Öffentlichkeit in Westdeutschland und dem westlichen Ausland in Ausstellungen präsentiert und hatten ab 1983 mit dem Ludwig-Institut für Kunst der DDR in Oberhausen auch eine institutionelle Heimat. Eng verbunden waren die Erwerbungen von DDR-Kunst mit der Dauerleihgabe westlicher zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung Ludwig an die Nationalgalerie in Ost-Berlin in den Jahren 1977 bis 1991. Das Museum der bildenden Künste Leipzig beherbergt heute den größten Teil der von den Ludwigs zusammengetragenen Gemälde und Plastiken aus der DDR – 2009 als Konvolut aus der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen überreicht.
Wir möchten mit dem Workshop zum einen dazu einladen, die Ludwig-Sammlung von DDR-Kunst zu befragen. Welche Rolle spielte sie bei der Kanonbildung und was für ein Verhältnis hatten die Ludwigs zur non-konformen Kunst in der DDR? Wie liefen die Erwerbungen beim Staatlichen Kunsthandel der DDR, privaten Galerien in Westdeutschland und bei den Künstlerinnen und Künstlern ab? Welche anderen institutionellen und privaten Akteurinnen und Akteure gab es und wie beeinflussten sie sich gegenseitig?
Neben Beiträgen zum Aufbau der Sammlung und ihrer Bedeutung möchten wir zum anderen zur Beschäftigung mit der Präsentation und Rezeption von Kunst aus der DDR in Westdeutschland anregen. Welche Rolle spielte das Ludwig-Institut für Kunst der DDR in Oberhausen bei der Popularisierung dieser Werke und ihrer Künstlerinnen und Künstler im Westen? Welche Bedeutung hatten andere Ausstellungsaktivitäten in der Bundesrepublik in Hinblick auf DDR-Kunst in den 1970er- und 1980er-Jahren? Wie haben die breite Öffentlichkeit, das Fachpublikum, die Presse und andere Kunstschaffende auf die Werke reagiert? Wie stand die Politik zu solchen Ausstellungen einerseits und zur Etablierung einer Institution wie der in Oberhausen andererseits?
Ein weiterer möglicher Fragenkomplex ist mit der Leihgabe von westlicher zeitgenössischer Kunst an die Nationalgalerie in Ostberlin verbunden. Welche Rolle spielten die in diesem Zusammenhang entstandenen Netzwerke? Welche Bedeutung hatte diese Leihgabe und deren Präsentation auf der Museumsinsel und in Wanderausstellungen in der DDR und in Osteuropa?
Der Workshop soll die Möglichkeit bieten, aktuelle Forschungen zu diesem Fragenkomplex in kurzen Präsentationen vorzustellen und miteinander zu diskutieren. Dabei kann es sich explizit auch um Werkstattberichte, die offene Fragen und Probleme in laufenden Forschungsprojekten thematisieren, handeln. Daneben soll es zudem die Möglichkeit geben, Forschungsvorhaben in einem Speeddating-Format knapp vorzustellen und sich in die diskursiven Formate des Workshops einzubringen.
Wir laden Forschende, insbesondere auch Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, ein, bis zum 12. Januar 2025 ein Abstract mit Titel (maximal 500 Wörter) und eine biografische Skizze (nicht mehr als 150 Wörter) an die folgende E-Mail-Adresse zu senden: redzinski@ludwigstiftung.de. Eine Rückmeldung zu den eingereichten Abstracts erfolgt Anfang Februar 2025.