Die Geschichte des „englischen Sportes“ in Schleswig-Holstein war stets ein Spiegelbild gesellschaftlicher, kultureller und politischer Entwicklungen. Von der Nachkriegszeit bis zur Jahrtausendwende spielte der Fußball in der nördlichsten Region Deutschlands nicht nur eine zentrale Rolle als Freizeit- und Wettkampfsport, sondern auch als Medium sozialer Integration, Identitätsstiftung und wirtschaftlicher Dynamiken. Nach der letztjährigen Tagung „Als der Ball ins Rollen kam. Die ersten 50 (und sieben weitere) Jahre des Fußballs in Schleswig-Holstein“ soll nun eine Fortsetzung die Zeit ab Gründung der Bundesrepublik bis ins WM-Jahr 2006 regionalgeschichtlich in den Blick nehmen, um Entwicklungen, Eigenarten sowie Verflechtungen von Sport, Gesellschaft und Kultur im Norden herausstellen zu können. Diese Konferenz wird am 15./16. September 2025 erneut im Uwe-Seeler-Fußballpark in Bad Malente stattfinden. Der Call richtet sich dafür dezidiert an Historikerinnen und Historiker sowie an Forschende angrenzender Fachgebiete wie z. B. Sportwissenschaft, Kulturwissenschaft, Soziologie, Politologie etc., aber auch an Personen, die sich in Ihrer Freizeit mit Fragen der Fußball- und Zeitgeschichte auseinandersetzen. Interdisziplinäre Ansätze sind ausdrücklich erwünscht.
Etwaige Themenfelder:
- Gesellschaft: Welche Rolle spielte Fußball für die soziale Integration von Geflüchteten, Migrantinnen und Migranten sowie anderen gesellschaftlichen Gruppen im Schleswig-Holstein? Wie reagierten diese auf die Probleme und Herausforderungen? Wie verhält sich das Phänomen der „wilden Ligen“ zum regulären Spielbetrieb? Gibt es hier regionale Besonderheiten?
- Identität: Wie prägte der Fußball lokale und regionale Identitäten? Welche Rolle nahmen hier die großen Profivereine aus den benachbarten Bundesländern ein? Welche Besonderheiten lassen sich im Betrachtungszeitraum für Schleswig-Holstein feststellen, beispielsweise im Verhältnis zum Rest der Bundesrepublik oder zum Nachbarn Dänemark? Wie reagierte der Fußball auf negative Effekte bzgl. gruppenbezogener Feindlichkeit?
- Wirtschaft: Welche Rolle spielten Mäzene im Landesfußball? Welche Herausforderungen mussten die Vereine im Zuge der Professionalisierung und Ligareform bewältigen?
- Institutionen und Vereine: Wie setzte sich die Entwicklung von Vereinen und Verbände in der Region nach 1945 fort? Welche Bedeutung hatte der Amateur- und später der Profisport? Wie verlief die Professionalisierung im schleswig-holsteinischen Fußball?
- Politik: Welche Rolle spielte der Fußball in politischen Diskursen, etwa in Bezug auf die deutsch-deutsche oder die deutsch-dänische Grenze? Wie wurden die Räume des Fußballs kommunal ausgehandelt?
- Kultur: Welche Fankulturen entwickelten sich in Schleswig-Holstein und wie unterschieden sie sich von anderen Regionen?
Selbstverständlich können auch gerne angemessene Vorschläge gemacht werden, die keines der genannten Felder berühren.
Bitte senden Sie bei Interesse ein Abstract (max. 200 Wörter) und einen kurzen Lebenslauf bis zum 31. Januar 2025 an smagnussen@email.uni-kiel.de oder potzuweit@histosem.uni-kiel.de. Eine anschließende Veröffentlichung der Beiträge ist im Übrigen in der neubegründeten Reihe „Raumorientierung. Studien zu Fußball und Region“ im transcript Verlag für das Jahr 2026 geplant.