„Luxus (lat.), strenggenommen jeder Aufwand, der über das gewöhnliche Bedürfnis hinausgeht“, vermerkte das Brockhaus Konversationslexikon Ende des 19. Jahrhunderts zum entsprechenden Stichwort. Gleichzeitig war man sich der Schwierigkeit einer solchen Definition bewusst. Mit dem Hinweis auf das „gewöhnliche Bedürfnis“ begab man sich von Vornherein auf dünnes Eis, musste man doch die Relativität und vor allem auch die Historizität einer derartigen Bestimmung anerkennen und so verwies man darauf, dass das, was für den einen Luxus sei, dies für den anderen nicht der Fall sein müsse. Außerdem berief man sich auf den „häufig“ anzutreffenden „Gang der Geschichte“, dass vormaliger Luxus allgemein würde. Die Regulierung von Luxus führe ohnehin nicht zum Erfolg, weder Luxusgesetze noch Luxussteuern erwiesen sich als geeignet, Luxus zu beschränken. Was man hingegen anerkannte, war, dass bestimmte „Standes- und Gewohnheitsbedürfnisse“ bestehen könnten, die über das akzeptable Maß von Luxus gruppenspezifisch entscheiden.
In den knappen Ausführungen des Lexikons der vorletzten Jahrhundertwende wird vieles angeschnitten, was für die Analyse von Luxuspraktiken und Luxusdiskursen in der Geschichte von Bedeutung ist. So wurde deutlich, dass Luxus eine Konsumpraxis war, die eben nicht selbstverständlich war, sondern der besonderen Legitimation bedurfte. Zweitens ging es darum, dass Luxus dazu diente, soziale Ordnungen zu festigen oder zu repräsentieren, wurde doch unterschiedlichen Personengruppen ein unterschiedliches Recht darauf eingeräumt, Luxus zu konsumieren. Die Unterschiede konnten dabei sowohl das Einkommen betreffen wie auch andere Qualitäten, so z.B. den Bildungsstand (man denke nur an die Kritik am Konsum von „Neureichen“ durch etablierte Wohlhabende mit dem entsprechenden Background). Drittens ist ersichtlich, dass Luxus immer auch ein Kampfbegriff war; er sollte beschränkt werden – was sich stets als schwierig erwies – und diente dazu, anderen ein bestimmtes Verhalten vorzuwerfen.
Luxusdiskurse sind so immer auch Ausschnitte gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen, in denen darüber verhandelt wurde, welche Praktiken als angemessen angesehen wurden – und welche eben nicht mehr. Es verwundert deshalb auch nicht, dass einige der Säulenheiligen sozialwissenschaftlicher Theoriebildung Luxus zu einem zentralen Thema gemacht haben (Sombart, Weber, Veblen). Diese Texte dienen bis heute dazu, Luxuspraktiken in gänzlich anderen Epochen zu deuten; ein Teil des Workshops wird sich auch der Frage widmen müssen, inwieweit das legitim ist oder aber dazu führt, gänzlich anders geartete Phänomene in ein allzu enges Begriffskorsett zu zwängen.
Genau um derartige Fragen geht es beim Workshop, der vom 13.-15.02.2020 in Hannover stattfinden wird. Ziel ist es, ExpertInnen unterschiedlicher Epochen und Räume miteinander ins Gespräch zu bringen und jeweils zu fragen, welche Rolle Luxus in den unterschiedlichen Kontexten gespielt hat. Wer war Träger des Luxusdiskurses? Welche Praktiken galten überhaupt als Luxus und was folgte aus dieser Zuordnung?
Anmeldung und weitere Informationen:
Dr. Elisabetta Lupi: elisabetta.lupi@hist.uni-hannover.de
Dr. Jonathan Voges: jonathan.voges@hist.uni-hannover.de