Luxus – nur Protz und Prunk? Zur Globalgeschichte des Luxus von der Antike bis zur Gegenwart

Luxus – nur Protz und Prunk? Zur Globalgeschichte des Luxus von der Antike bis zur Gegenwart

Veranstalter
Dr. Elisabetta Lupi / Dr. Jonathan Voges, Historisches Seminar, Leibniz Universität Hannover
Veranstaltungsort
Hannover
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
13.02.2020 - 15.02.2020
Deadline
10.02.2020
Von
Dr. Elisabetta Lupi/Dr. Jonathan Voges

„Luxus (lat.), strenggenommen jeder Aufwand, der über das gewöhnliche Bedürfnis hinausgeht“, vermerkte das Brockhaus Konversationslexikon Ende des 19. Jahrhunderts zum entsprechenden Stichwort. Gleichzeitig war man sich der Schwierigkeit einer solchen Definition bewusst. Mit dem Hinweis auf das „gewöhnliche Bedürfnis“ begab man sich von Vornherein auf dünnes Eis, musste man doch die Relativität und vor allem auch die Historizität einer derartigen Bestimmung anerkennen und so verwies man darauf, dass das, was für den einen Luxus sei, dies für den anderen nicht der Fall sein müsse. Außerdem berief man sich auf den „häufig“ anzutreffenden „Gang der Geschichte“, dass vormaliger Luxus allgemein würde. Die Regulierung von Luxus führe ohnehin nicht zum Erfolg, weder Luxusgesetze noch Luxussteuern erwiesen sich als geeignet, Luxus zu beschränken. Was man hingegen anerkannte, war, dass bestimmte „Standes- und Gewohnheitsbedürfnisse“ bestehen könnten, die über das akzeptable Maß von Luxus gruppenspezifisch entscheiden.

In den knappen Ausführungen des Lexikons der vorletzten Jahrhundertwende wird vieles angeschnitten, was für die Analyse von Luxuspraktiken und Luxusdiskursen in der Geschichte von Bedeutung ist. So wurde deutlich, dass Luxus eine Konsumpraxis war, die eben nicht selbstverständlich war, sondern der besonderen Legitimation bedurfte. Zweitens ging es darum, dass Luxus dazu diente, soziale Ordnungen zu festigen oder zu repräsentieren, wurde doch unterschiedlichen Personengruppen ein unterschiedliches Recht darauf eingeräumt, Luxus zu konsumieren. Die Unterschiede konnten dabei sowohl das Einkommen betreffen wie auch andere Qualitäten, so z.B. den Bildungsstand (man denke nur an die Kritik am Konsum von „Neureichen“ durch etablierte Wohlhabende mit dem entsprechenden Background). Drittens ist ersichtlich, dass Luxus immer auch ein Kampfbegriff war; er sollte beschränkt werden – was sich stets als schwierig erwies – und diente dazu, anderen ein bestimmtes Verhalten vorzuwerfen.

Luxusdiskurse sind so immer auch Ausschnitte gesellschaftlicher Selbstbeschreibungen, in denen darüber verhandelt wurde, welche Praktiken als angemessen angesehen wurden – und welche eben nicht mehr. Es verwundert deshalb auch nicht, dass einige der Säulenheiligen sozialwissenschaftlicher Theoriebildung Luxus zu einem zentralen Thema gemacht haben (Sombart, Weber, Veblen). Diese Texte dienen bis heute dazu, Luxuspraktiken in gänzlich anderen Epochen zu deuten; ein Teil des Workshops wird sich auch der Frage widmen müssen, inwieweit das legitim ist oder aber dazu führt, gänzlich anders geartete Phänomene in ein allzu enges Begriffskorsett zu zwängen.

Genau um derartige Fragen geht es beim Workshop, der vom 13.-15.02.2020 in Hannover stattfinden wird. Ziel ist es, ExpertInnen unterschiedlicher Epochen und Räume miteinander ins Gespräch zu bringen und jeweils zu fragen, welche Rolle Luxus in den unterschiedlichen Kontexten gespielt hat. Wer war Träger des Luxusdiskurses? Welche Praktiken galten überhaupt als Luxus und was folgte aus dieser Zuordnung?

Anmeldung und weitere Informationen:
Dr. Elisabetta Lupi: elisabetta.lupi@hist.uni-hannover.de
Dr. Jonathan Voges: jonathan.voges@hist.uni-hannover.de

Programm

13.02.2020
17:00 Führung Wilhelm Busch Museum
18:00 Grußworte Gisela Vetter-Liebenow
Einführung Beate Wagner-Hasel
Kim Siebenhüner, Zur Globalisierung des Geschmacks
20:00 Abendessen

14.02.2020
09:00 Elisabetta Lupi – Jonathan Voges, Begrüßung und Einführung
09:30 Sektion: Alte Geschichte
(Moderation: Elisabetta Lupi)
Jan Meister, Luxuskritik und antike Demokratie
10:15 Kaffeepause
10:30 Anabelle Thurn, Luxuria als Argument der Diffamierung im antiken Rom
11:15 Berit Hildebrandt, Vulgäre Imitatoren oder Trendsetter? Antike und moderne Diskurse um den Luxus der Freigelassenen
12:00 Gunnar Seelentag, Kommentar
12:30 Mittagsessen
13:30 Sektion: Mittelalter und Frühe Neuzeit
(Moderation: Michael Rothmann)
Thomas Ertl, Bürgerlicher Luxus im späten Mittelalter
14:15 Wolfgang Wüst, Luxus macht erfinderisch – Ökonomische Zwänge und Repräsentationsverpflichtung unter Mindermächtigen im Alten Reich. Fallstudien zu Süddeutschland
15:00 Michaela Hohkamp, Kommentar
15:30 Kaffeepause
16:00 Sektion: Luxus-Global
(Moderation: Hinnerk Onken)
Yavuz Köse, Luxus im Osmanischen Reich des langen 19. Jahrhunderts
16:45 Benedikt Tondera, Luxus nach Plan? Der sowjetische Tourismus als Beispiel gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse über das "gute Leben" im Staatssozialismus
17:30 Brigitte Reinwald, Kommentar
19:00 Abendessen

15.02.2020
09:00 Sektion: Zeitgeschichte
(Moderation: Jonathan Voges)
Eva Maria Gajek, Der ewige Widersacher der Gleichheit: Luxus und Visualität
09:45 Gerrit Hollatz, Vom Luxus des Hochadels im 20. Jahrhundert
10:30 Lu Seegers, Kommentar
11:00 Kaffeepause
11:30 Abschlussdiskussion
Beate Wagner-Hasel, Abschlusskommentar
12:15 Elisabetta Lupi – Jonathan Voges, Schlusswort
12:30 Mittagsessen

Kontakt

Jonathan Voges

LUH Historisches Seminar, Im Moore 21
30167 Hannover
+49 511 762 4428

jonathan.voges@hist.uni-hannover.de

https://www.hist.uni-hannover.de/jonathan_voges.html
Redaktion
Veröffentlicht am
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung