wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen

wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen

Veranstalter
FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur
PLZ
28201
Ort
Bremen
Land
Deutschland
Vom - Bis
25.01.2021 -
Deadline
01.03.2021
Von
Friederike von Westernhagen, Universität Bremen

FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur
Deadline: March 1, 2021, wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen, Themenheft FKW Nr. 70, Winter 2021/22. Unter dem Titel wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen beschäftigt sich das für Winter 2021/22 geplante Themenheft mit der aktuellen Wiederbelebung und Reartikulation eines geschichtsmächtigen Begriffs.

wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen

Unter dem Titel wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen beschäftigt sich das für Winter 2021/22 geplante Themenheft mit der aktuellen Wiederbelebung und Reartikulation eines geschichtsmächtigen Begriffs. Nachdem der Feminismus zugunsten eines scheinbar inklusiveren Verständnisses von antidiskriminierender und intersektionaler Diversity etwas in den Hintergrund geraten war, nachdem also im akademischen Kontext statt Frauenforschung Gender Studies in den Fokus rückten, erlebt er gegenwärtig eine – zunehmend netzaffine – politische und kulturelle Wiederentdeckung. Proteste, Genderdebatten, Parolen und Aufforderungen laufen wieder unter dem Terminus „Feminismus“, zirkulieren via Hashtag global und mutmaßlich horizontal (bspw. #Feminismus gekoppelt mit #Aufschrei, #EqualPayDay, #FeministForeignPolicy, #BlackFeminismMatters, #ChildNotBride, #WhiteWednesday, #MosqueMeToo, #NotHeidisGirl, #FeministFriday, #GenderEquality, #EqualityMatters, #IchWill, #AccelerateAcceptance, #CripQueer, #LGBT, #LGBTQ, #LGBTQIA+, #WomenRightsAreHumanRights, #Post-Cyberfeminismus...).

Unter dem Begriff des Feminismus werden globale Mahnrufe nach Inklusivität – wie derjenige der nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie: We should all be Feminists (2014) – laut, werden alte Klassikerinnen neu übersetzt, Lesegruppen und Kollektive gegründet und eine als ökofeministisch aufgefasste Emanzipation von der Natur manifestartig gefordert: „Wenn die Natur ungerecht ist, ändere die Natur“ (Xenofeministisches Manifest / A Politics for Alienation 2015, #XenoFeminism). Das klingt zunächst, als würden Theorien und Praktiken der 1970er Jahre wiederentdeckt oder auch wiederaufgelegt werden. Doch haben sich die Horizonte der Differenz- versus Gleichheitsdebatten spätestens nach der Einführung genderbezogener sowie queerer Semantiken um ein Vielfaches erweitert und ausgedehnt. In seinem TED-Vortrag „Why Gender Equality is Good for Everyone – Men Included“ ‚outet‘ sich 2015 der (inzwischen der sexuellen Belästigung beschuldigte) US-amerikanische Soziologe Michael Kimmel als weißer Mann der Mittelschicht, und macht aus der ehemaligen – bereits mehrfach problematisierten – „Frauenfrage“ eine Frage des ‚Entitlement‘.

Durch Beiträge wie diese entstehen neue Diskurserzeugungen und Auseinandersetzungen um Deutungshoheiten und Zugehörigkeiten. Wer ist befugt, was auszusprechen? Wer kann den Begriff Feminismus für sich reklamieren und Anspruch darauf erheben?

Ein aktuell zu beobachtendes Phänomen ist auch, dass Sprüche wie Ansprüche der historischen Frauenbewegungen eine neuartige, bisweilen gar glamouröse Konjunktur erfahren und gleichzeitig massentauglich werden. Symptomatisch dafür können Begriffskonstrukte wie „Gender Mainstreaming“ oder „Mainstream-Feminismus“ gelesen werden, bisweilen von konservativen oder gar neurechten Kräften diskreditierend genutzt. In den USA wurde 2017 Feminism als Merriam-Webster's Word of the Year gekürt. Neben der Diskurserzeugung im akademischen Bereich beobachten wir eine zunehmende Zirkulation des Begriffs via Hashtagging in der Popkultur (bspw. #HipHopFeminismus). Auch wird eine Aufwertung weiblicher Erfahrungen quasi ex ovo behauptet (bspw. #Brelfie, #PussyPower, #FrauenPower, #PussyHat, #Pink, #PussyHatKnitting). Adichies „We should all be feminists“ wird spätestens nach dem Dior-Catwalk 2016 als T-Shirt-Aufschrift getragen. Doch damit droht sich die (alte) Frage nach der Ausgrenzung von Frauen in die Weiblichkeitsverwertungsmaschinerie der New Economy aufzulösen. Wie also können popkulturelle Phänomene dazu beitragen, die Frauenbewegung in die kommende Generation zu vermitteln? Können sie es überhaupt? Welche Herausforderungen bilden die nicht zuletzt konsumkapitalistisch getragenen Verschlagwortungen einer nicht weiter (aus)differenzierten Bezugnahme auf Feminismus?

Die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, die etwa die US-amerikanische Theoretikerin Nancy Fraser in ihrer bahnbrechenden Studie Halbierte Gerechtigkeit 2001 dringlich formulierte, scheint unter den Effekten pandemiebedingter Ungleichverteilung (u. a. in der Pflegearbeit, #care) erneut akut.

Vor diesem komplexen Hintergrund fragt das Heft nach den Herausforderungen eines global und dekolonial sowie antidiskriminierend getragenen Feminismus und seiner Dissonanzen – zwischen gelebten Körpern und öffentlichen Stimmen, zwischen genealogischer Bezugnahme und (neoliberalistischen) Verwertungsmaschinerien. Der Fokus liegt somit auf Anerkennungspolitiken wie auch auf Irritationsmomenten, deren öffentliche Bandbreite von Sexismus bis hin zu neuen Strategien von Sichtbarkeit und Sichtbarkeitsdrängen reicht.

Das Heft ist als Glossar konzipiert. Beleuchtet werden sollen jene seit den 2010er Jahren entfachten, sich nicht zuletzt im Zuge der #MeToo-Debatte (in der Folge #InclusionRider, #TimesUp) vielfach neuen, teilweise disparaten Konnotationen, Formen und Umformungen, Bildsprachen sowie Diskurserzeugungen, mit denen #Feminismus aktuell verbunden wird. Erwünscht sind für die Ausgabe wie ://sprechen wir #feminismus?// neue globale Herausforderungen bevorzugt mit Hashtag gekennzeichnete Beiträge, die sich den (neuen?) Signifikanten widmen, mit denen sich die Formen des Feminismus in den 2020er Jahren erweitern und bereichern lassen – Ambivalenzen und Missverständnisse inklusive. Eingeladen werden Beiträge (ca. 1–2 Seiten) zu #Begriffen wie den bereits erwähnten #BlackFeminismMatters, #MosqueMeToo, #GenderEquality, #equalitymatters, #IchWill, #accelerateacceptance, #LGBTQ, #WomenRightsAreHumanRights oder #Post-Cyberfeminismus..., begrüßt werden ebenso Begriffsbildungen und -kombinationen.

Die 70. Ausgabe wird zweisprachig sein, willkommen sind Beiträge in englischer oder deutscher Sprache. Die Texte werden in der Originalsprache abgedruckt. Bitte schicken Sie bis zum 1. März 2021 ein Abstract (ca. 200 Wörter) und einen kurzen CV an Elena Zanichelli und an Valeria Schulte-Fischedick (bitte senden an Anne Seiler: aseiler@msi.uni-bremen.de), die gerne auch weitere Fragen beantworten. Die Abgabefrist für die ausgewählten Beiträge ist der 15. Juni 2021. Die 70. Ausgabe wird im Winter 2021/22 erscheinen.

Elena Zanichelli und Valeria Schulte-Fischedick, die Gastherausgeberinnen

how :// do we speak #feminism?// new global challenges

Under the title how :// do we speak #feminism?// new global challenges , the special issue planned for winter 2021/22 focuses on the current revitalisation and rearticulation of a historically significant concept. After a period that saw feminism sidelined in favour of seemingly more inclusive concepts of anti-discriminatory and intersectional diversity and, in the academic context, a corresponding preference for gender studies over women’s studies, we are currently seeing a political and cultural, increasingly Internet-oriented rediscovery of feminism. Protests, gender debates, slogans and demands associated with the term “feminism” are circulating via hashtag globally and assumedly horizontally (e.g. #Feminism coupled with #Outcry, #EqualPayDay, #FeministForeignPolicy, #BlackFeminismMatters, #ChildNotBride, #WhiteWednesday, #MosqueMeToo, #NotHeidisGirl, #FeministFriday, #GenderEquality, #EqualityMatters, #IWant, #AccelerateAcceptance, #CripQueer, #LGBT, #LGBTQ, #LGBTQIA+, #WomenRightsAreHumanRights, #Post-Cyberfeminism...).

Feminism is informing global exhortations promoting inclusivity, such as Nigerian author Chimamanda Ngozi Adichie’s We Should All Be Feminists (2014); old classics are being (re)translated, reading groups and collectives are being founded, and even an emancipation from nature conceived in eco-feminist terms is being demanded in manifesto-form: “If nature is unjust, change nature” (Xenofeminist Manifesto – A Politics of Alienation 2015 #XenoFeminism). It seems as if the theories and practices of the 1970s are being rediscovered and reloaded. However, at least since the introduction of gender-oriented and queer semantics, the horizons of difference-versus-equality debates have been greatly expanded. In his TED talk “Why Gender Equality is Good for Everyone – Men Included” in 2015, the American sociologist Michael Kimmel (in the meantime accused of sexual harassment) ‘outed’ himself as a white middle-class man, and made the – already multiply problematized – question of “women’s rights” into an ‘entitlement’ issue.

Such contributions are generating new discourses and debates around interpretive prerogatives and affiliations. Who is entitled to speak? Who is entitled to reclaim the term feminism for themselves? Currently the sayings and claims of historical women’s movements are experiencing a new boom, even accruing a kind of glamour, while also becoming suitable for cultural consumption. Terminological constructs such as “gender mainstreaming” or “mainstream feminism” can be seen as symptomatic of this development and are sometimes used by conservative and even neo-rightist elements. In the USA, feminism was chosen as the Merriam-Webster Word of the Year for 2017. Along with discourse production in the academic realm, we are also seeing an increasing circulation of the term via hashtagging in popular culture (e.g. #HipHopFeminism). In addition, a re-evaluation of women’s experience is being promoted quasi-ex ovo (e.g. #Brelfie, #PussyPower, #WomenPower, #PussyHat, #Pink, #PussyHatKnitting). At least since its appearance on a Dior catwalk in 2016, Adichie’s “We should all be feminists” has become a T-shirt slogan. But here the (old) question of women’s exclusion threatens to become dissipated by the New Economy’s valorisation of the feminine. How can pop-cultural phenomena contribute to informing the coming generation about the women’s movement? Do such phenomena even have the capacity to play such a role? What challenges are presented by the consumer-capitalist-informed keywording of an otherwise undifferentiated reference to feminism? The demand for social justice formulated, for example, by Nancy Fraser in her groundbreaking study Justice Interruptus (1997) now seems to be assuming a renewed urgency due to the effects of pandemic-influenced distributive inequality (for instance, in the care sector, #care).

Against this complex background, this special issue inquires into the challenges of a global and decolonial as well as anti-discriminatory feminism and its dissonances – between lived bodies and public voices, between genealogical reference and (neoliberal) valorisation machinery. The focus thus lies on both the politics of recognition and irritation, the public scope of which extends from sexism to new strategies of visibility and the compulsion to achieve visibility.

The issue is conceived as a glossary. The intent is to shed light on the many new, partly disparate connotations, formations and transformations, images and discursive elements which emerged in the 2010s and not least in the course of the #MeToo debate (and subsequently #InclusionRider, #TimesUp) and with which #Feminism is currently linked. We are inviting contributions to the issue how :// do we speak #feminism?// new global challenges which address the (new?) signifiers extending and enriching forms of feminism in the 2020s, – as well as the ambivalences and misunderstandings this process entails. We are seeking contributions (1-2 pages, preferably featuring a hashtag) that address #terms such as the aforementioned #BlackFeminismMatters, #MosqueMeToo, #GenderEquality, #EqualityMatters, #IWant, #AccelerateAcceptance, #LGBTQ, #WomenRightsAreHumanRights and #Post-Cyberfeminism. We also welcome new terms and unforeseen combinations.

The 70th issue will be bilingual: contributions can be written in German or English and will appear in the original language. Proposals for contributions are due 1 March 2021. Please send an abstract (approximately 200 words) and a short CV to the issue editors Elena Zanichelli and Valeria Schulte-Fischedick (to the attention of Anne Seiler: aseiler@msi.uni-bremen.de), who will be happy to answer any questions you may have. The submission deadline for selected contributions is 15 June 2021. The issue will be published in winter 2021/22.

Elena Zanichelli and Valeria Schulte-Fischedick, issue editors

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