„Methode und Material. Philosophisches Arbeiten zwischen Systematik und Geschichte“

„Methode und Material. Philosophisches Arbeiten zwischen Systematik und Geschichte“

Veranstalter
Das Netzwerk Philosophiegeschichte (Julia Gruevska (FSU Jena), Nicholas Coomann (FSU Jena), Max Beck (FSU Jena), Kevin Liggeri (TU Darmstadt))
Veranstaltungsort
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Rosensäle, kleiner Sitzungssaal Fürstengraben 27
PLZ
07743
Ort
Jena
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.07.2021 - 24.07.2021
Von
Kevin Liggieri, Geschichte, TU Darmstadt

Der Workshop will über mögliche Vor- und Nachteile philosophischen Forschens zwischen Geschichte und systematischen Fragen diskutieren und methodische Zugänge aber auch Probleme reflektieren. Am ersten Abend wird es ein Podiumsgespräch geben und am zweiten Tag einen gemeinsamen Workshop. Um Anmeldung interessierter Hörer:innen wird gebeten.

„Methode und Material. Philosophisches Arbeiten zwischen Systematik und Geschichte“

In der heutigen akademischen Philosophie dominiert die Auffassung, dass zwischen „historischer“ und „systematischer“ Forschung zu unterscheiden ist. Mit „historisch“ ist dabei gemeinhin die Rekonstruktion vergangener philosophischer Positionen gemeint, während „systematisch“ einen Bezug auf aktuelle Debatten und Argumentationszusammenhänge bezeichnet, der auf eine Auseinandersetzung mit historischen Kontexten der Philosophiegeschichte verzichtet.

Auch wenn diese Unterscheidung ohne Frage heuristischen Wert besitzt, so erweist sie sich unter theoretischen Gesichtspunkten dennoch als problematisch und für den Begriff von Philosophie selbst folgenreich. Auf welcher theoretischen Grundlage ist das Verhältnis von Historie und Systematik überhaupt als kontradiktorisch zu bestimmen? Da jegliches Denken auf die Gegenstände seiner Gegenwart bezogen ist und notwendig aus zeitbedingten Kontexten, Diskursen und Horizonten hervorgeht, lässt sich immerhin bezweifeln, dass es sich aus diesen verlustfrei herauslösen lässt. Ist damit historisches Arbeiten im Sinne eines Ausleuchtens von Prämissen, Katalysatoren, Dynamiken und Interferenzen der philosophischen Wissensproduktion für ein angemessenes Verständnis von philosophischen Konzepten aber nicht vielmehr notwendig und konstitutiv? Oder kann sich systematisches Forschen nur um den Preis einer radikalen Enthistorisierung vollziehen?

Geht man davon aus, dass die Geschichte zur Philosophie gehört und historische Herangehensweisen systematische Methoden nicht nur komplettieren, sondern deren Kerngehalte mitbestimmen, dann bleibt dennoch unklar, was jeweils unter „Geschichte“ bzw. „Philosophie“ verstanden werden soll. Wie kann ein vermittelndes, historisch fundiertes Philosophieren – auch unter Rückgriff auf Archivquellen und Materialien – aussehen?

Bei der Beschäftigung mit dieser Frage können drei zentrale Ebenen unterschieden werden: Erstens lässt sich allgemein das Verhältnis von Philosophiegeschichte und an systematischen Fragen orientierter Philosophie thematisieren, das etwa als logisch getrennt, dialektisch vermittelt oder integrativ begriffen werden kann. Zweitens lässt sich nach dem konkreten Zugang philosophiehistorischen Arbeitens fragen, das beispielsweise ideengeschichtlich, begriffsgeschichtlich oder diskursanalytisch verfahren kann. Drittens lässt sich nach dem Mehrwert einer historischen Perspektive für philosophisches Denken fragen, d.h. inwiefern diese für ein adäquates Verständnis philosophischer Ideen, Begriffe und Argumente relevant ist.

Dieser Problemkonstellation möchte sich der Workshop „Methode und Material. Philosophisches Arbeiten zwischen Systematik und Geschichte“ widmen. Ziel des Workshops ist es, über mögliche Vor- und Nachteile philosophischen Forschens zwischen Geschichte und systematischen Fragen zu diskutieren und methodische Zugänge aber auch Probleme zu reflektieren.

Programm

Freitag, 23. Juli 2021: Podiumsgespräch

18:15 Uhr Begrüßung und einführende Worte (Max Beck & Julia Gruevska)

18:30 Uhr Podiumsgespräch (Christina Brandt, Christoph Demmerling, Gerald Hartung/Moderation: Nicholas Coomann & Kevin Liggieri)

Samstag, 24. Juli 2021

9:00 Uhr (Chair: Julia Gruevska)
Daniel Minkin (Marburg): Streit ohne Geschichte. Historische Blindheit der Analytischen Philosophie am Beispiel einer aktuellen Debatte

9:45 Uhr
Tobias Gutmann (Chemnitz): Die Geschichte der Moralphilosophie als Argument für eine pragmatistische Konzeption der Ethik

10:30 Uhr Pause

11:00 Uhr (Chair: Max Beck)
Thomas Hainscho (Klagenfurt): Modelle in der Frühen Neuzeit. Die Entwicklung einer ahistorischen Erklärung für die historische homme-machine-These

11:45 Uhr
Lea Watzinger (Passau): Transparenz und Öffentlichkeit

12:30 Uhr Lunch

13:30 Uhr (Chair: Nicholas Coomann)
Sebastian Tränkle (Berlin): Zeitkern und Existenzialurteil. Zum Verhältnis von Historischem und Systematischem in kritischer Gesellschaftstheorie

14:15 Uhr
Emanuel Seitz (Bad Kreuznach): Gedanken gebrauchen heißt Denken üben. Die Gefahren einer rein hermeneutischen Vernunft

15:00 Uhr Pause

15:30 Uhr (Chair: Kevin Liggieri)
Samuel Pedziwiatr (München): Die Werkzeuge der Sprache. Philologisch-Philosophisches Arbeiten mit Wittgensteins Nachlass

16:15 Uhr
Lorina Buhr (Göttingen): Begriffliche Diagrammatik. Eine systematisch-historische Heuristik zur Untersuchung politisch-theoretischer und philosophischer Begriffe

17:00 Uhr Abschluss

Kontakt

netzwerk-philosophiehistorie@uni-jena.de

https://www.philosophie.uni-jena.de/aktuelles/methode+und+material_+philosophisches+arbeiten+zwischen+systematik+und+geschichte