B. Näf (Hg.): Antike und Altertumswissenschaft in der Zeit von Faschismu

Titel
Antike und Altertumswissenschaft in der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus.


Herausgeber
Näf, Beat
Erschienen
Mandelbachtal 2001: Cicero Verlag
Anzahl Seiten
641 S., 18 Abb.
Preis
pb. £ 41.00, geb. £ 64.0
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Frank-Rutger Hausmann, Hist. Kolleg München, Romanisches Seminar Universität Freiburg i. Br.;

Klaus Hildebrand hat jüngst in einem grundlegenden Aufsatz 1 die These vertreten, die zeitgeschichtlichen Erträge zur Lage der Universitäten im ,Dritten Reich‘ seien ansehnlich, würden aber von der Öffentlichkeit nicht wirklich wahrgenommen 2, und er hat diese Aussage mit einem dringenden Plädoyer für weitere Forschungen verbunden. Dieses hier konstatierte geringe Allgemeininteresse gilt in noch ausgeprägterem Maße für die Geschichte einzelner geisteswissenschaftlicher Disziplinen (unter Einschluß von Theologie und Rechtswissenschaft) im angesprochenen Zeitraum, da deren Verquickungen mit dem nationalsozialistischen Unrechtsregime eher deontologischer Natur und damit unspektakulär sind, so daß sie nicht zum Gegenstand hitziger öffentlicher Debatten werden.

Die Altertumswissenschaft, der der vorliegende eindrucksvolle Sammelband gewidmet ist, ist eine ,Dach-oder ,Brückenwissenschaft‘, deren Pfeiler, um im Bild zu bleiben, von Latinistik, Graezistik, Klassischer Archäologie und Alter Geschichte gebildet werden, deren Gewölbe von zahlreichen anderen Disziplinen wie Römischer Rechtsgeschichte, Philosophie, Medizin, Kunstgeschichte der Alten Welt, Orientwissenschaft, Volkskunde, römischer Rechtsgeschichte u.a. mehr gebildet wird. Obwohl es die ,Altertumswissenschaft‘ wegen ihrer verschwimmenden Grenzen eigentlich als selbständige Universitätsdisziplin (genauso wenig wie ,die‘ Theologie, ,die‘ Sprachwissenschaft, ,die‘ Neuphilologien usw.) nicht gibt, wenngleich gelegentlich, meist an kleineren Universitäten, sog. Universitätsinstitute für Altertumskunde errichtet wurden, ermöglicht eine gemeinsame Betrachtung aller altertumswissenschaftlichen Einzeldisziplinen den Nachweis analoger Entwicklungen. Sie geht jedoch gelegentlich zu Lasten einer vertieften Durchdringung, wie sie Monographien spezieller Fächer bieten. Sammelbände wie der vorliegende sind jedoch unabdingbar, um später einmal Gesamtdarstellungen einzelner (Teil?)Disziplinen verfassen zu können. Daß der Weg dahin noch weit ist, wird deutlich, wenn man z.B. die bahnbrechende Studie von Volker Losemann 3 mit den inzwischen dazugewonnenen Kenntnissen vergleicht, wobei es Einzeluntersuchungen 4 natürlich leichter haben als Gesamtabrisse. An dem grundlegenden Fazit des hier anzuzeigenden Bandes, daß das in der humanistischen Tradition verankerte Bildungsbürgertum in der NS-Zeit zwischen Kooperation und Kollision oszillierte, wird sich grundlegend zwar nichts ändern, aber die einzelnen Etappen können immer präziser beschrieben werden. Nicht nur die Erschließung neuer Archivmaterialien nach der Wiedervereinigung 5, sondern auch ein geschärftes Methodenbewußtsein haben der Fachgeschichtsschreibung endlich den ihr gebührenden Platz im Gesamtgefüge der historischen Hilfswissenschaften erkämpft 6. Fachgeschichte ist spätestens seit dem 42. Deutschen Historikertag in Frankfurt a.M. nicht länger eine Sache von Anfängern und Außenseitern.

Der vorliegende Band enthält nicht nur 23 (von ursprünglich 28) durchgehend vorzüglich dokumentierte und durchdachte Beiträge von zwölf deutschen, drei italienischen, drei österreichischen, zwei Schweizer, einem britischen, einem nordamerikanischen und einem niederländischen Verfasser, die den Bereichen Geschichte der Kunst, des Sports, der Pädagogik und des Unterrichtwesens, der Soziologie, der Alten Geschichte unter Einschluß der Wirtschaftsgeschichte, der Philosophie, der Archäologie und der evangelischen Patristik entnommen sind, sie sind darüber hinaus durch die klare Einleitung des Herausgebers Näf, der alle Beiträge kurz präsentiert und einen Forschungsbericht mit Auswahlbibliographie anfügt, vorzüglich miteinander vernetzt 7. Eine exakte Würdigung im einzelnen verbietet sich aus Platzgründen, doch sollen im folgenden einige grundsätzliche Ergebnisse herausgearbeitet, einige bibliographische Ergänzungen, die durch den zeitlichen Abstand zwischen dem Kolloquium und der Publikation seiner Vorträge bedingt sind, nachgetragen und einige Desiderate für zukünftige Forschungen aufgezeigt werden, die sich zwingend aus dem vorliegenden Sammelband ergeben.

Zuvor sei jedoch sein Doppelaspekt in den Blick gerückt: Die Themenauswahl berührt die Funktion bzw. die Funktionalisierung von Antike und Altertumswissenschaft in der Zeit von Faschismus und Nationalsozialismus. Faschismus meint hier Italien, Nationalsozialismus Deutschland unter Einschluß der annektierten bzw. neu- oder wiederbegründeten Hochschulen mit den sie umgebenden Hochschullandschaften in Österreich, Prag, Posen und Straßburg. Leider wird die Vernetzung der faschistischen und der nationalsozialistischen Altertumswissenschaft nicht wirklich geleistet, doch das ist der einzige Schwachpunkt von Näfs verdienstvollem Band. Einige kurze Hinweise seien erlaubt. Da der Faschismus aufgrund seiner Mare-nostrum-Ideologie zunächst ausschließlich imperial-inkludierend und erst unter deutschem Druck (ab 1938) auch rassisch-exkludierend ausgerichtet war, war er insgesamt toleranter als der Nationalsozialismus. Antisemitismus war ihm ursprünglich wesensfremd, auch der Katholizismus wurde nicht als Feind betrachtet. Dies erklärt z.B., warum die im Faschismus unter Leitung Giovanni Gentiles von 1929–1937 entstandene ,Enciclopedia italiana‘ bis heute benutzt werden kann und wird. Wie unterschiedlich die jeweiligen Wissenschaftsauffassungen in Deutschland und Italien waren, kann man gut am Streit um die Errichtung des italienischen Kulturinstituts ,Studia Humanitatis‘ in Berlin 1942 und dem von ihm herausgegebenen ,Jahrbuch für geistige Überlieferung‘ sehen 8. Da Antonio La Penna eine Zeitschrift (Roma, S. 89–110) und ein Institut (Istituto di Studi Romani), Romke Visser (wie Anm. 8) das gleiche Institut und die Verteidigung eines christlichen Humanismus durch Minister Giuseppe Bottai untersucht, hätten sich Vergleiche mit den ähnlich orientierten Darlegungen von Ursula Wolf („Rezensionen in der Historischen Zeitschrift, im Gnomon und in der American Historical Review von 1930 bis 1943/44“, S. 419–438), Stefan Rebenich (wie Anm. 5) und Klaus Junker („Zur Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts in den Jahren von 1933 bis 1945“, S. 503–517) angeboten. Die Ausführungen von Gino Bandelli zum Rommythus in den nach 1920 ,heimgeholten‘ slowenisch-kroatischen Irredenta (S. 125–144) bzw. von Leandro Polverini zur Auffassung des Imperium in der altertumswissenschaftlichen italienischen Forschungsliteratur (S. 145–163) hätte zu einem Vergleich mit Jürgen v. Ungern-Sternberg („Imperium Romanum vs. Europa. Gedanken zu einigen Vorträgen deutscher Althistoriker in den Jahren 1939 bis 1942“, S. 395–418) 9 eingeladen, doch auch Christoph Ulf („Ideologie als Grundlage für Abgrenzung und Spezifik der Antike bei Ed. Meyer, H. Berve, E. Kornemann, W. Jaeger und V. Ehrenberg“, S. 305–343) sowie Hans Kloft („Politische Geschichte versus Wirtschaftsgeschichte“, S. 379–394) hätten sich zu einer Parallelbetrachtung geeignet. Dabei wäre vermutlich deutlich geworden, daß sich namhafte deutsche wie italienische Wissenschaftler Hitler bzw. Mussolini vielfach aus Patriotismus anschlossen und ihre Forschungen entsprechend ausrichteten, daß Italiener dies aber gutgläubiger tun konnten und vermutlich nach 1945 kein besonderes Bedürfnis nach Aufarbeitung der Vergangenheit empfanden, weil ihr Land sich zwar der Eroberung fremder Territorien und der Unterdrückung fremder Völker, nicht jedoch der systematischen Vernichtung von eigenen Landsleuten wie unterworfenen Nachbarn schuldig gemacht hatte 10. Ein Vorwurf, als ,Vordenker der Vernichtung‘ gewirkt zu haben, konnte gegen sie kaum erhoben werden. Die wissenschaftliche Kontinuität war dementsprechend noch stärker als in Deutschland und Österreich, da es keine nennenswerte ,Entfaschisierung‘ gab.

Während William M. Calder III („Racism in Anglo-American Classics“, S. 165–179) gewohnt brillant und scharfsinnig auf völkisch-rassische Denkmuster in der anglo-amerikanischen Altertumswissenschaft hinweist 11, sind die Wissenschaftssysteme der mit Deutschland verbündeten Spanier, Portugiesen, Bulgaren, Slowaken, Ungarn usw. ausgelassen, und auch ihre Forschungen werden nicht erwähnt. Analoges gilt für kollaborierende Altertumswissenschaftler aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen usw. Natürlich können in einem Sammelband nicht alle Fragen abgehandelt werden, aber hier klafft noch eine große Informations- und Forschungslücke 12.

Beat Näf hat seinen Band in zehn Teile gegliedert (I: Forschungsgeschichte und Forschungsstand; II: Italien; III: Angloamerika; IV: Aspekte des Wissenschaftssystems; V: Architektur (NS-Repräsentationsbauten und Plastiken); VI: Sport; VII: Althistorischer Schulunterricht; VIII: Die deutsche Althistorie im ,Dritten Reich‘; IX: Klassische Philologie und politische Theorie; X: Von der Ur- und Frühgeschichte 13 zur Archäologie; XI: Protestantische Kirchengeschichte und Patristik). Dieses Panorama ist sehr breit gefächert und farbig, zumal die einzelnen Beiträge paradigmatischen Charakter haben und in ihnen spezifische Probleme abgehandelt und in grundlegende Fragestellungen verwandelt werden; vermissen wird man allenfalls einen Beitrag zum römischen Recht. Auch Provinzialrömisches kommt zu kurz. Die von Näf vorgenommene Feingliederung ist durchaus einleuchtend; die Einzelbeiträge sind ungeachtet ihrer fachspezifischen Zuordnung personen?, institutionen- oder themenbezogen, wobei Geschichten einzelner Seminare vermieden wurden 14. Die am häufigsten genannten Althistoriker sind Helmut Berve 15 und Joseph Vogt 16, und das nicht von ungefähr, sind sie doch die Leiter des altertumswissenschaftlichen ,Kriegseinsatzes‘ und Herausgeber der beiden Sammelbände „Das neue Bild der Antike“ bzw. „Rom und Karthago“. Doch die Personengeschichte ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Profilierung ganzer Disziplinen, wie Kloft im Vergleich von Beloch und Berve zeigt, der die Wirtschaftsgeschichte zu Lasten der politischen Geschichte zurückdrängt, oder Ulf, der nachweist, daß allein Victor Ehrenberg aufgrund seiner humanistischen Weltanschauung nicht der Gefahr der Instrumentalisierung erlag. Nicht überraschend ist dann auch, wenn Wolfram Kinzig in seiner fast monographischen Studie „Evangelische Patristiker und Christliche Archäologie im ,Dritten Reich‘“ (S. 535–630) am Beispiel von Hans Lietzmann, Hans von Soden und Hermann Wolfgang Beyer demonstriert, daß selbst liberale Protestanten ganz unterschiedlich auf den Nationalsozialismus reagierten. Ihr Verhalten reichte von aktiver Opposition (von Soden) über distanziert-kritische Hinterzimmerdiplomatie (Lietzmann) bis hin zu aktiver Unterstützung (Beyer). Die methodischen Fragen, die Kinzig (S. 600) stellt, sind für andere Fächer weitgehend beantwortet, indem man die Sozialisation ihrer Vertreter im Hinblick auf Feld und Habitus (im Bourdieuschen Sinne) untersucht hat. Carsten Klingemann leistet mit „Eine vergleichende Betrachtung der NS-Wissenschaftspolitik gegenüber Altertums- und Sozialwissenschaften“ (S. 181–202) bereits eingangs einen auch methodisch wichtigen Beitrag, da er zwei ganz verschiedene Fächer aneinander mißt, die den Nazis zunächst suspekt waren, aber nach der Gleichschaltung durchaus nützlich wurden, indem sie rassische, agonale oder sozialdarwinistische Aspekte ins Zentrum rückten.

Alles in allem betrachtet kann der vorliegende Band als grundlegend bezeichnet werden. Allerdings verdeutlicht er auch die Vorläufigkeit der Erforschung der Geschichte der Altertumswissenschaften zwischen 1933 und 1945, und das hier Gesagte gilt mutatis mutandis für die meisten anderen Geisteswissenschaften. Wenn Stefan Rebenich die Rolle der Berliner Akademie der Wissenschaften von 1933 bis 1945 darstellt, dann fordert er unausgesprochen auch die Darstellung der Geschichte der anderen Akademien 17 und zugleich der sie und ihre Forschung tragenden Forschungsförderungsorganisationen ein; wenn Ingomar Weiler den Sport- und Stefan Bittner den althistorischen Unterricht untersuchen, dann müssen analoge Recherchen zum Latein?, Griechisch- und Biologieunterricht 18 angestellt werden; wenn Ursula Wolf die altertumswissenschaftlichen Rezensionen in der HZ, dem „Gnomon“ und der „American Historical Review“ vergleicht, dann stehen Analysen für andere ausländische bzw. für deutsche Zeitschriften wie „Neue Jahrbücher für Antike und deutsche Bildung“ (NJADB), „Philologische Wochenschrift“, „Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Romanistische Abt.“ u.a. an; wenn Markus Vinzent ein Porträt der als ,Halbarierin‘ vertriebenen Helene Homeyer zeichnet, dann müssen solche auch für die übrigen von ihm (S. 441f.) benannten Emigranten erstellt werden; wenn Reinhold Bichler die Peripetien des nationalsozialistischen Alexanderbildes verfolgt oder Markus Schmitz die in der NS-Zeit von Gadamer 19, Heidegger und Werner Jaeger vorgelegten Platondeutungen gegen den Strich liest und aus ihren Ausführungen ein antirationalistisches totalitäres Erziehungsideal herausliest, dann muß auch die Rezeption der anderen bedeutenden Männer der Antike ähnlich ideologiekritisch hinterfragt werden usw. Es gibt also noch genügend zu tun. Dennoch wünschte man sich für manche andere Disziplin ähnlich gehaltvolle Fallstudien und Bestandsaufnahmen, für die vielleicht erst jetzt, über ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende, endlich der Weg frei ist.

Anmerkungen:
1 Klaus Hildebrand, „Universitäten im ,Dritten Reich‘“, in: Armin Kohnle, Frank Engehausen (Hg.), Zwischen Wissenschaft und Politik. Studien zur deutschen Universitätsgeschichte. Festschrift für Eike Wolgast zum 65. Geburtstag, Stuttgart: Franz Steiner 2001, S. 194–202.
2 Arbeiten, die neue Sachverhalte klären, kommen nicht ohne detailgesättigte Untersuchungen und infolgedessen einen breiten Fußnotenapparat aus. Leider haben sie deshalb meist nur eine geringe Resonanz und geraten in den Schatten von spektakulären Globaluntersuchungen und Schnellschüssen à la Daniel Goldhagen (Hitlers willige Vollstrecker) oder Norman G. Finkelstein (Holocaust-Industrie), die zwar auch Wahrheiten artikulieren, deren globale Thesen jedoch mit großer Vorsicht aufgenommen werden müssen.
3 Volker Losemann, Nationalsozialismus und Antike. Studien zur Entwicklung des Faches Alte Geschichte 1933–1945, Hamburg: Hoffmann und Campe 1977 (Historische Perspektiven 7). Vgl. im vorliegenden Band seine „Bemerkungen zur Forschungsgeschichte“, S. 71–87, in denen er zeigt, wie schwer es war und ist, eine breite Fachöffentlichkeit von der Notwendigkeit einer gründlichen und vorurteilslosen Aufarbeitung der Fachvergangenheit zu überzeugen, und insbesondere den positiven Anteil seines Lehrers Karl Christ herausstellt.
4 Vgl. vor allem Cornelia Wegeler, „... wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“. Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus. Das Göttinger Institut für Altertumskunde 1921–1962, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 1996.
5 Vgl. im vorliegenden Band gewohnt sachkundig und umfassend Stefan Rebenich, „Zwischen Anpassung und Widerstand? Die Berliner Akademie der Wissenschaften von 1933 bis 1945“, S. 203–244, der die Archivalien der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg auswertet, die sich als eine kaum hoch genug zu schätzende Fundgrube erweisen.- Ich möchte in diesem Zusammenhang Verlagsarchive als ergiebige Quelle benennen, z.B. das jetzt im Deutschen Literaturarchiv Marbach deponierte Archiv des Verlags Vittorio Klostermann in Frankfurt a.M., das u.a. den umfangreichen Briefwechsel von Franz Altheim mit dem Verleger enthält, in dem es um Altheims Bücher „Epochen der römischen Geschichte“ (1934), „Die Soldatenkaiser“ (1939) und, zusammen mit Erika Trautmann, „Vom Ursprung der Runen“ (1939) geht. Auch die Planung von „Niedergang der Alten Welt. Eine Untersuchung der Ursachen“, ein Buch, das erst nach dem Krieg herauskam, wird angesprochen. Der Faszikel enthält interessante Dokumente vom ,Ahnenerbe e.V.‘ der SS, vom Verlag S. Fischer unter der Verwaltung von Peter Suhrkamp u.ä. mehr.
6 Hans-Jürgen Goertz (Hg.), Geschichte. Ein Grundkurs, Reinbek b. Hamburg 1998 (rowohlts enzyklopädie), ein Buch, das sonst zuverlässig und umfassend über das Fach informiert, enthält noch kein Kapitel zur Wissenschafts- oder Fachgeschichte.
7 Vgl. auch Näfs Bericht zum Kolloquium auf der Internetseite des Deutschen Literaturarchivs Marbach (http://dla-marbach.de/einricht/hssa/magg/magg.html#addenda).
8 Vgl. im vorliegenden Band Romke Visser, „Da Atene a Roma, da Roma a Berlino. L’Istituto di Studi Romani, il culto fascista della romanità e la ,difesa dell’umanesimo‘ di Giuseppe Bottai (1936–1943)“, S. 111–123, der die einschlägige deutsche Literatur nicht kennt und für die NS-Zeit fälschlich von der Humboldt-Universität in Berlin spricht. Zu konsultieren sind Andrea Hoffend, Zwischen Kultur-Achse und Kulturkampf. Die Beziehungen zwischen ,Drittem Reich‘ und faschistischem Italien in den Bereichen Medien, Kunst, Wissenschaft und Rassenfragen, Frankfurt a.M.: Peter Lang 1998; Frank-Rutger Hausmann, „Zwischen Kulturachse und Kulturkampf“, in: Italienische Studien 20, 1999, S. 40–48; ders., ,Vom Strudel der Ereignisse verschlungen‘. Deutsche Romanistik im ,Dritten Reich‘, Frankfurt a.M.: V. Klostermann 2000 (Analecta romanica 61), S. 455–457 (mit Hinweisen auf Heideggers von Rosenberg zunächst verbotenen Aufsatz „Platons Lehre von der Wahrheit“, eine Deutung des Höhlengleichnisses, unter erstmaliger Auswertung von München, IfZ MA 205).
9 Zu weiteren Reisen von Altertumswissenschaftlern ins Ausland vgl. Frank-Rutger Hausmann, »Auch im Krieg schweigen die Musen nicht«. Die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2001 (MPIG, 169), ad Indicem (Helmut Berve, Kurt Bittel, Rudolf Egger, Hans-Georg Gadamer, Camillo Praschniker, Wolfgang Schadewaldt, Alexander Graf Schenk von Stauffenberg, Johannes Stroux).
10 Vgl. den Sammelband von Jens Petersen, Wolfgang Schieder (Hg.), Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat – Wirtschaft – Kultur, Köln: SH-Verlag 1998 (Italien in der Moderne 2), darin vor allem Claudio Natoli, „Antifaschismus und Resistenza in der Geschichte“, S. 307–327.
11 Der Leser hätte vielleicht einen Hinweis auf Martin Bernal, Black Athena. The Afroasiatic Roots of Classical Civilzation, New Brunswick NJ: Rutgers University Press 1987–96, erwartet.
12 In der jetzt erschienenen 2. Aufl. meines Buches »Deutsche Geisteswissenschaft« im Zweiten Weltkrieg. Die »Aktion Ritterbusch« (1940–1945), Dresden-München: DUP 2002 (Schriften zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 1), das im Vergleich zur 1. Aufl. 1998 um ca. 120 S. vermehrt wurde, sind für alle ,Einsatzteile‘ die Einladungen vom REM an als kollaborationswillig und -fähig betrachtete Ausländer berücksichtigt, soweit sie sich aus Berlin, BA R 4901, ergeben. Für die Tagung des altertumswissenschaftlichen Kriegseinsatzes am 2.–3. April 1941 in Berlin wurden laut BA R 4901/2752–A29, Bl. 1–26, 34 Ausländer eingeladen, und zwar zehn Italiener (Giorgio Pasquali, Giacomo Devoto, Conte Ranuccio Bianchi-Bandinelli, Gino Funaioli, Giulio Gianelli, Paolino Minganazzini, Augusto Rostagni, Ettore Bignone, Achille Vogliano, Luigi Castiglioni), zwei Schweden (Martin P. Nilsson, Einar Löfstedt), zwei Norweger (H.P. L’Orange, Sam Eitrem), ein Däne (Carsten Hoeg), ein Finne (Johannes Sundwall), sechs Niederländer (G.A.S. Snyder, A.G. Roos, Hendrik Wagenvoort, Frederik Muller, A.W. Byvanck, de Wit), ein Belgier (Joseph Bidez), drei Schweizer (Peter von der Mühl, Arnold von Salis, Fritz Wehrli), vier Spanier (S. Martínez, A. García y Bellido, Antonio Magariños, Antonio Tovar), ein Ungar (Andreas Alföldi), zwei Bulgaren (Ministerpräsident Bogdan Filow, Gavril I. Kazarow), ein Jugoslawe (Mihovil Abrami_), ein Rumäne (Th. Sauciuc-S_veanu) und ein Türke (Arif Müfid Mansel). Zur großen Enttäuschung der Veranstalter kam jedoch kein einziger von ihnen, was an Paß- und Transportschwierigkeiten lag und nicht unbedingt auf Ablehnung des Nationalsozialismus zurückzuführen ist.
13 Vgl. dazu jetzt Heiko Steuer (Hg.), Eine hervorragend nationale Wissenschaft. Deutsche Prähistoriker zwischen 1900 und 1995, Berlin-New York 2001 (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 29). Der Hg. liefert in der einleitenden „Begründung und Zielsetzung“ einen prägnanten Forschungsbericht. Kurz vor dem Erscheinen steht Achim Leube, Morten Hegewisch (Hg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945, Heidelberg: Synchron Publishers 2002 (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 2), in dem u.a. wichtige Ergebnisse zu den unterschiedlichen Berührungen zwischen Römern und Germanen in der Völkerwanderungszeit aufbereitet werden.
14 Leider ungedruckt ist die Diplomarbeit zur Erlangung des MA-Grades der Phil. Fakultät Wien von Martina Pesditschek, Die Professoren der Alten Geschichte an der Universität Wien, Wien 1996, in der für den vorliegenden Zeitraum Rudolf Egger, Josef Keil, Artur Betz und Fritz Schachermeyr behandelt werden. Kurz und informativ ist Hans-Paul Höpfner, Die Universität Bonn im Dritten Reich. Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft, Bonn: Bouvier 1999 (S. 429f. zu Richard Delbrück und Ernst Langlotz bzw. dem Versuch, im September 1940 in Bonn ein Extraordinariat für provinzialrömische Archäologie zu errichten).
15 Dazu jetzt der brillante Aufsatz von Stefan Rebenich, „Alte Geschichte in Demokratie und Diktatur: Der Fall Helmut Berve“, in: Chiron 31, 2001, S. 457–496 (mit dem wichtigen Hinweis, stets die Fachgeschichte vor 1933 und nach 1945 mit zu betrachten).
16 Vgl. jetzt Eckhard Wirbelauer, „Zur Situation der Alten Geschichte im Jahre 1943. Materialien aus dem Freiburger Universitätsarchiv I“, in: Freiburger Universitätsblätter 149, 2000, S. 107–127. Die Fortsetzung wird voraussichtlich in Heft 4, 2001, erscheinen.
17 Vgl. z.B. Udo Wennemuth, Wissenschaftsorganisation und Wissenschaftsförderung in Baden. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften 1909–1949, Heidelberg: Winter 1994 (Supplemente zu den Sitzungsberichten der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse 8). In diese Akademie wurden für die Altertumswissenschaften in der NS-Zeit Rudolf Herbig (S. 520), Hildebert Hommel (S. 516f.), Fritz Schachermeyr (S. 5125f.) und Hans Schaefer (S. 537f.) gewählt.
18 Ein unabweisbares Desiderat ist eine Monographie zu Werk und Einfluß von Hans Friedrich Karl Günther, die die Ansätze von Elvira Weisenburger, „Hans Friedrich Karl Günther, Professor für Rassenkunde“, in: Michael Kißener, Joachim Scholtyseck (Hg.), Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz: UVK-Universitätsverlag 1007 (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 2), S. 161–199, vertieft.
19 Zu Gadamers Rolle im ,Dritten Reich‘ vgl. jetzt das 1. Heft von „Internationale Zeitschrift für Philosophie“ (IZPh) 2001, das auf die von Richard Wolin im Mai 2000 in „The New Republic“ losgetretene Polemik antwortet.

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