: So macht Kommunismus Spaß!. Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret. Hamburg 2006 : Europäische Verlagsanstalt, ISBN 3-434-50600-4 677 S. € 29,80

: Lieber wütend als traurig. Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof. 2. Aufl. Weinheim 2005 : Beltz Verlag, ISBN 3-407-80955-7 328 S. € 14,90

: Ulrike Meinhof. Mythos und Wirklichkeit. Feature. Berlin 2003 : Audio Verlag, ISBN 3-89813-269-2 € 14,95

: Andreas Baader. Das Leben eines Staatsfeindes. München 2007 : Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24584-5 360 S. € 15,00

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Gisela Diewald-Kerkmann, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Universität Bielefeld

Weder die Menge an Literatur zum bundesrepublikanischen Terrorismus noch die Debatten um einzelne RAF-Mitglieder dürfen darüber hinwegtäuschen, dass zahlreiche Forschungsfragen nach wie vor unbeantwortet sind. Dies hängt mit dem schwierigen Quellenzugang zusammen, mit vielfältigen Geheimhaltungs-, Vertraulichkeits- und Datenschutzbestimmungen. Der Mangel an empirischem Material scheint weitreichenden Erklärungsversuchen des Terrorismus der 1970er-Jahre bislang nicht im Wege gestanden zu haben, wie zahlreiche – zumeist journalistisch orientierte – Publikationen dokumentieren. Auch die hier vorgestellten Arbeiten stammen in erster Linie von Journalistinnen und Journalisten.

So hat Bettina Röhl ein Buch über ihre Eltern geschrieben: über die Journalistin und spätere RAF-Mitbegründerin Ulrike Meinhof und den „konkret“-Verleger Klaus Rainer Röhl, die sich im Kontext der Kampagne „Kampf dem Atomtod“ 1958 kennenlernten und gemeinsam die Zeitschrift „konkret“ aufbauten. Röhl beginnt ihre Darstellung mit der Geburt der Kinder im Jahr 1962, springt zurück zur Gründung von „konkret“ im Jahr 1955 und zu „Kampf dem Atomtod“, um sich dann ausführlich mit der Chefredakteurin Meinhof im Jahre 1961 und mit ihrer Familie zu beschäftigen. Sie endet mit der „Morgendämmerung von 68“ und dem Hamburger Medienestablishment im Jahr 1967.

Vor allem geht es um die Familie Meinhof, um das Kind, die Schülerin, die Studentin, die Journalistin Meinhof, um ihre erste Liebe, ihre Politisierung, und es geht um Danzig, die Röhls, um den Studenten Röhl, die Gründung des „Studenten-Kuriers“, um „konkret“ und um Rudi Dutschke. Dass vieles bereits bekannt und etwa bei Mario Krebs oder Stefan Aust nachzulesen ist1, ergibt sich aus dem Gegenstand sowie der kaum noch überschaubaren Literatur zur Ikone der RAF.

Röhl hat ein Buch geschrieben, das weder ein Sachbuch noch eine historische Aufarbeitung der jungen Bundesrepublik darstellt. Wie Alice Schwarzer feststellt, ist es auch keine Biografie, kein Essay und kein Roman.2 Vielmehr ist es eine Materialsammlung auf über 670 Seiten, „relativ wahllos zusammengetragen“ (Schwarzer), respektive nach Auffassung der meisten Rezensenten eine „Familiengeschichte“3, ein „bundesdeutscher Familienroman“4 bzw. ein „Familiengesellschaftsroman“.5 Hierzu hat Röhl neben bisher unveröffentlichten Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Dokumenten ihrer Mutter und von Renate Riemeck (der Pflegemutter von Ulrike Meinhof) auch Interviews mit unterschiedlichen Zeitzeugen herangezogen. Insbesondere ihr Vater Klaus Rainer Röhl tritt als „Kronzeuge“ auf – nach Ansicht von Rudolf Walther „für ein seriöses Buch eher eine Hypothek“.6

Betrachtet man die Interviewpassagen mit den einzelnen Gesprächspartnern, fällt nicht nur die mangelnde Einordnung in den zeithistorischen Kontext auf, sondern vor allem die unkritische Übernahme von Meinungen. Die Notwendigkeit einer quellenkritischen Analyse von Zeitzeugenaussagen und methodische Probleme, überhaupt die Gefahr der Selektivität und Erinnerungsverzerrung von Personen, Geschehen und Abläufen scheinen für Röhl nicht zu existieren. Das führt dazu, dass sie zahlreiche Erzählungen, beispielsweise diejenigen des KPD- und späteren DKP-Funktionärs Kapluck über die „systematisch[e] [...] Unterwanderung des Westens“ (S. 81), unreflektiert übernimmt. „Staunend und begeistert“ hört sie zu, dass Kapluck mit seinen FDJ-Kadern nicht nur die „Ostermarschbewegung [...] komplett“ inszeniert, sondern auch die gesamte Studentenbewegung unterwandert (S. 83) und darüber hinaus den Sozialistischen Deutschen Studentenverband (SDS) „damals fast“ übernommen habe (S. 241).

Gerade bei Äußerungen wie „Ohne unsere Arbeit wäre die Studentenbewegung von 68 nicht möglich gewesen“ wäre eine kritische Distanz, Kontrastierung mit anderen Quellengruppen und Berücksichtigung der umfangreichen Fachliteratur notwendig gewesen. Angesichts des Zusammenbruchs der DDR, der problematischen Rolle der SED und der Wirkungslosigkeit der DKP in der Bundesrepublik dürfen Selbststilisierung, Rechtfertigungs- und Inszenierungstendenzen nicht unterschätzt werden. Im Ergebnis führt der Unterwanderungsvorwurf dazu, dass wichtige Zusammenhänge ausgeklammert werden – beispielsweise die Tatsache, dass die beginnende Protestbewegung der 1960er-Jahre handfeste Ursachen und Gründe gehabt hat, wie Reinhard Mohr zu Recht feststellt: „Die krude deutsche Normalität etwa im Jahre 1959 bleibt weitgehend verborgen. Dabei würde die ‚Generation Golf’ [...] umgehend Exil auf Bali oder Bora Bora beantragen, hätte man die Möglichkeit, sie nur für eine Woche in die Ära Adenauer zurückzuversetzen.“7

Röhls unkritische Haltung gegenüber ihrem Material zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Dass eine quellenkritische Einordnung von Archivbeständen unabdingbar ist, erklärt sich schon aus der Einseitigkeit und Interessenbezogenheit der Akten und der Tendenz von Institutionen, die Bedeutung und Effizienz der eigenen Arbeit zu stilisieren. Das gilt auch für die Akte „konkret“ (S. 59ff.), in der die illegale West-KPD, die ihren Sitz in Ost-Berlin hatte, ihre mit Ulrike Meinhof und Klaus Rainer Röhl geführten Gespräche festhielt. Hierbei handelt es sich um „ein Überbleibsel des Zentralen Staatsarchivs der DDR“8 mit Protokollen und Partei-Einschätzungen, das Röhl als Beleg für die Finanzierung der Zeitschrift „konkret“ aus dem Osten heranzieht. Allerdings sind diese Fakten seit Längerem bekannt. Klaus Rainer Röhl selbst hat in seinem Buch „Fünf Finger sind keine Faust“ (1974, erweiterte Fassung 1998) ausführlich und unter Nennung von Namen hierüber berichtet.

Insgesamt drängt sich beim Lesen des Buches „So macht Kommunismus Spaß!“ und der hierzu erschienenen Rezensionen die Frage auf, in welchem Maße sich Zuschreibungen und (Vor-)Verurteilungen – wenn auch mit anderen Vorzeichen – wiederholen. Ähnlich wie die RAF-Mitbegründerin Meinhof als „expansiv fanatische Persönlichkeit“, realitätsfremd, pathologisch und schwer gestört beschrieben wurde, finden sich für ihre Tochter Etikettierungen wie „‚antikommunistische Zwangsvorstellungen“ oder „tragische Idealisierungen“. Röhls Veröffentlichung sei ein eitles, „recht witzloses Remake des 1974 erschienenen Meisterwerks ‚Fünf Finger sind keine Faust’“9, lauter „Krümel, einer so belanglos wie der andere“.10 Der „Neuigkeitswert des Buches“ liege bestenfalls in Nuancen.11

Erklären sich die Kritikpunkte allein aus dem Buch? Spiegelt sich hierin eine Sippenhaftung wider, oder müssen diese Reaktionen vor dem Hintergrund einer langen Vorgeschichte bewertet werden? Erinnert sei in diesem Kontext daran, dass Röhls Manuskript unter dem ursprünglichen Titel „Sag mir, wo du stehst“ bereits von zwei renommierten Verlagen abgelehnt wurde.12 Kritisch angemerkt wurden Röhls „Verletzung der journalistischen Sorgfalts- und Aufklärungspflichten“13 sowie ihre „Beschaffungsmethoden“ – so bei der Fotoserie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ), die Joschka Fischer als „Straßenkämpfer“ zeigte. Für diese Bilder, die im Januar 2001 im „Stern“ und in der „Bild“-Zeitung veröffentlicht wurden, hatte Röhl eine Million Mark verlangt.14 Problematisch war daran besonders die Tatsache, dass Lutz Kleinhans, der Fotograf und Urheber dieser Aufnahmen, von all dem nichts wusste, woraufhin die FAZ konstatierte, dass Röhl jedes journalistische Ansehen verloren habe. Als Motiv wurde von ihrem unerbittlichen Kampf gegen die Alt-Achtundsechziger-Szene berichtet, der ihre Mutter entstamme. Meinhof habe ihre Familie – ihren Mann Klaus Rainer Röhl sowie die beiden Töchter Bettina und Regine – einst abgelegt wie einen alten Mantel, als sie in den Terrorismus ging. Das im Jahr 2006 erschienene Buch muss auch im Kontext dieser Auseinandersetzungen gelesen werden.

Während Röhl einzelne Facetten im Leben ihrer Eltern beleuchtet (schwerpunktmäßig die Zeit von 1958 bis 1968), zeichnet der Journalist Alois Prinz in seinem Buch „Lieber wütend als traurig“ chronologisch Meinhofs Lebensgeschichte nach. Die Spanne reicht von ihrer Geburt im Jahr 1934, ihrer Kindheit und Erziehung im nationalsozialistischen Regime sowie der Politisierung in der jungen Bundesrepublik Deutschland über ihren Werdegang als Journalistin, ihre Begegnung mit Gudrun Ensslin und Andreas Baader im Jahr 1968 und ihren Weg in die Illegalität im Jahr 1970 bis zu ihrem Suizid in Stammheim am 9. Mai 1976.

Prinz hat ein Jugendbuch (ab 14 Jahren) geschrieben, das 2004 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde und 2005 auch als Taschenbuch bei Suhrkamp erschienen ist. Da die RAF, der Terrorismus und die politischen Kämpfe der 1970er-Jahre für heutige Jugendliche fremde Welten sind, ist ein solcher Versuch zu begrüßen. Für seine Biografie hat Prinz zahlreiche Quellen gesammelt und – partiell leider recht unkritisch – verwertet, schwer zugängliches und bisher unveröffentlichtes Material herangezogen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen interviewt. Hervorzuheben ist die Bibliographie zu unterschiedlichen Aspekten des Themas, zu Erinnerungen und Lebensläufen, Dokumentensammlungen und literarischen Zeugnissen.

Prinz’ Hauptanliegen ist ein Verstehen-Wollen, „wie aus einem mehr oder weniger normalen Mädchen später eine gesuchte Terroristin werden konnte, die Banken überfiel und es vertretbar fand, ‚Bullenschweine’ abzuknallen“ (S. 18). Immer wieder kreist das Buch um die Frage, was geschehen muss, damit aus einer gläubigen Christin und engagierten Pazifistin eine „Top-Terroristin“ wird: Wie kann Engagement für Frieden und Gerechtigkeit in Gewalt und Feindseligkeit umschlagen? Dass Meinhof für die einen die „Terroristin und Staatsfeindin“ und für die anderen eine Ikone der RAF ist, die „den latenten Faschismus der Gesellschaft provozieren, ans Licht bringen, zur Entlarvung seiner selbst zwingen“ wollte (S. 191), klammert Prinz nicht aus. Die Frage, warum Meinhof ihre christliche Weltanschauung aufgab und den Weg in die Illegalität wählte, bleibt letztendlich aber unbeantwortet.

Die Regisseurin und Journalistin Regina Leßner hat zu Meinhofs 25. Todestag ein vom Rundfunk Berlin-Brandenburg produziertes Radio-Feature „Mythos und Wirklichkeit“ erstellt, das eine schwierige Annäherung widerspiegelt. Leßner schreibt selbst, dass sie ganz naiv herangegangen sei und „einfach mal einen ruhigen Blick zurück werfen“, eben keinen x-ten Aufguss liefern wollte.15 Mit dieser Intention hat sie fast ein halbes Jahr lang Dokumente, Bilder und Original-Ton-Materialien in Archiven gesichtet sowie Interviews mit Angehörigen, Bekannten und Freunden Meinhofs geführt. Sie sprach mit der Tochter Bettina Röhl, der Schwester Wienke Zitzlaff, mit Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung, dem „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust, dem Liedermacher Wolf Biermann und dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki.

Herausgekommen ist ein kritisches und differenziertes Porträt, das allerdings fast alles offen lässt. Da Leßner weder alte Klischees reproduzieren noch neue Mythen über die RAF-Mitbegründerin schaffen will, verzichtet sie auf eindeutige Bewertungen oder Kommentare. Vielmehr lässt sie Zeitzeugen zu Wort kommen und kontrastiert rückblickende Interviewpassagen mit Originalaussagen der früheren Journalistin. Der Hörer wird „nicht geführt, sondern einem Wechselfeuer von Wahrnehmungen ausgesetzt“.16 Dass dies aufschlussreich sein kann, dokumentieren allein schon das Interview mit Reich-Ranicki (3. Sequenz: „Amis raus ...“) sowie die Darstellungen in der 5. und 6. Sequenz („2. Juni 1967“ und „Es hat intensive Diskussionen gegeben...“).

Der Dokumentarfilmer Klaus Stern und der Theologe Jörg Herrmann haben mit ihrem Buch „Andreas Baader. Das Leben eines Staatsfeindes“ eine erste Biografie über den RAF- Mitbegründer vorgelegt – fast 30 Jahre nach Baaders Suizid in Stammheim. Die Veröffentlichung gliedert sich in zwei Hauptteile, wobei Stern folgende Stationen nachzeichnet: Kindheit, Jugend, Zeit in München und Berlin, Frankfurter Kaufhausbrand am 2./3. April 1968 und Prozess vor dem Landgericht Frankfurt, Zeit nach dem Urteil, Festnahme in Berlin am 4. April 1970, Flucht und Leben in der Illegalität bis zur erneuten Festnahme am 1. Juni 1972. Herrmann setzt sich mit der Haftzeit des „Staatsfeindes“ auseinander, mit Hungerstreiks der RAF-Gefangenen, dem „Info-System“, mit einer Anwältin und einem ehrgeizigen Richter sowie mit Kronzeugen. Er endet bei der „letzten Machtprobe“, der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer, der „bleiernen Zeit“ und „Suicid-Action“ am 18. Oktober 1977.

Um Baaders Leben zu rekonstruieren, haben Stern und Herrmann viel Material gesammelt, bisher unveröffentlichte Briefe ausgewertet und Interviews geführt. Beispielsweise sprachen sie mit der früheren Lebensgefährtin Ello Michel und der gemeinsamen Tochter Suse, mit den Strafverteidigern Armin Golzem und Kurt Groenewold, mit dem damaligen Vorsitzenden Richter des Oberlandesgerichts Stuttgart, Theo Prinzing, und dem Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Horst Herold. Eine wichtige Grundlage des Buches scheint der von Stern im Jahr 2002 für die ARD produzierte Dokumentarfilm „Andreas Baader – Der Staatsfeind“ gewesen zu sein, für den Stern den Deutschen Fernsehpreis 2003 erhalten hat. Vor diesem Hintergrund erklärt sich vielleicht der von mehreren Rezensenten zu Recht kritisierte Stil des Buches – „zu locker, etwas zu flott journalistisch aufbereitet“17 – respektive der Vorwurf, es sei insgesamt zu filmisch, mit schnellen Schnitten und in einer Mischung aus Großaufnahmen und Totalen.18 Darüber hinaus bedienen etliche Sätze eher Medienbilder und Klischees. Ein Beispiel: „Andreas Baader, so wird man sagen können, hatte den Buback-Mord von langer Hand vorbereitet. [...] Die Ausführenden waren durch die Folterkampagne mobilisiert worden, also, wenn man so will, durch Baaders PR-Strategie. Er hatte es geschafft, seinen Krieg gegen den Staat aus seinem Stammheimer ‚Führerbunker’ heraus auf verschiedenen Ebenen fortzusetzen.“ (S. 262)

Eine Dekonstruktion der oft widersprüchlich erscheinenden Facetten von Baaders Persönlichkeit wäre aufschlussreich gewesen – angefangen vom verwöhnten Muttersöhnchen, Narziss mit maßgeschneiderten Hosen oder Wirrkopf mit Showtalent zur Selbstinszenierung bis zum autoritären Anführer der Baader-Meinhof-Gruppe (S. 21f.) Doch kommen Stern und Herrmann – so die Ansicht mehrerer Rezensenten – „über das Anekdotische selten hinaus“.19 Sie schöpfen die Möglichkeiten ihrer breiten Quellenbasis nicht aus. So werden wichtige Aussagen der Interviewpartner weder in zeithistorische Kontexte eingeordnet noch genutzt, um Widersprüchlichkeiten, Ambivalenzen oder Brüche in Baaders Lebensgeschichte zu hinterfragen. Beispielsweise rekurrieren der frühere BKA-Präsident Horst Herold und der „Terroristenfahnder“ Alfred Klaus auf Baaders theoretisches Wirken innerhalb der RAF, das nach ihrer Meinung zu niedrig eingeschätzt werde. Keineswegs sei er der Dummkopf gewesen, als der er oft dargestellt werde (S. 172).

Gerade eine Kontrastierung der vielfältigen Interviewpassagen mit medialen Zuschreibungen wäre sinnvoll gewesen, um Entwicklungsprozesse oder „Durchgangsstadien“20 in Baaders Lebensgeschichte nachzeichnen zu können – hier vor allem für die Phase von 1967 bis 1977. Vielleicht hätte ein solcher Zugang die Möglichkeit geboten, der Frage: „Wer war dieser Mann?“ (Klappentext) näherzukommen. Um aber der Komplexität der Person und des Gegenstandes gerecht zu werden, müssen weitere Quellenbestände erschlossen werden, beispielsweise von staatlichen Institutionen.

Anmerkungen:
1 Vgl. Krebs, Mario, Ulrike Meinhof. Ein Leben im Widerspruch, Reinbek bei Hamburg 1988; Stefan Aust, Der Baader Meinhof Komplex, Hamburg 1985 (u.ö.).
2 Schwarzer, Alice, Das Ende eines Mythos, in: Emma, Juli/August 2006, S. 58.
3 Picaper, Jean-Paul, Spaß muss nicht immer lustig sein!, in: Die Politische Meinung 51 (2006) H. 10, S. 51-54, hier S. 54; online unter URL: <http://www.kas.de/db_files/dokumente/die_politische_meinung/7_dokument_dok_pdf_9159_1.pdf>.
4 Minkmar, Nils, Couscous für die Terroristen, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19.3.2006.
5 Mohr, Reinhard, Meine Familie und die Weltrevolution, in: Welt, 6.5.2006.
6 Walther, Rudolf, Radikal verengtes Weltbild, in: ZEIT, 12.4.2006.
7 Mohr (Anm. 5).
8 Ebd.
9 Winkler, Willi, Die Rolle einer Familie in der Weltrevolution, in: Süddeutsche Zeitung, 10.4.2006.
10 Chotjewitz, Peter O., Propagandapanorama, in: konkret 5/2006, S. 12f.
11 Gallus, Alexander, Links vorbei am Lustprinzip, in: Frankfurter Rundschau, 17.5.2006.
12 Vgl. Winkler (Anm. 9).
13 Vgl. Felix Kurz u.a., Gefährliche Erinnerungen, in: SPIEGEL, 15.1.2001, S. 70-76.
14 Vgl. z.B.: „Für diese Bilder wurde eine Million Mark verlangt – Die Fotoserie der F.A.Z.“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.1.2001.
15 Zit. nach: Krug, Hans-Jürgen, Schwierige Annäherung. Ein schwieriges Thema – ein mutiges Feature. Ulrike Meinhof, der Mythos und die Medien, in: CUT 6/2001, online unter URL: <http://www.cut.biz/heft.php?abo_id=1122&show_jahr=2001&show_ausgabe=6&show_rubrik=Funk&show_id=756&show_id=756>.
16 Ebd.
17 Sträter, Winfried, Guerillaführer von hohen Graden, in: Deutschlandradio Kultur. Radiofeuilleton: Buchkritik, 4.1.2007; online unter URL: <http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/579375/>.
18 Schröder, Christian, Der coolste Desperado, in: Tagesspiegel, 5.2.2007.
19 Balke, Ralf, Gefangene der eigenen Geschichte, in: Handelsblatt, 2.2.2007; ähnlich:
Henkel, Peter, Fiesling mit Charisma, in: Frankfurter Rundschau, 7.2.2007; Oy, Gottfried, Enzyklopädie des Terrors, in: Süddeutsche Zeitung, 15.1.2007.
20 Kraushaar, Wolfgang, Der eitle Bombenleger, in: Welt am Sonntag, 18.2.2007.

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