Intersektionen von Lebensalter und Geschlecht im Pietismus

Intersektionen von Lebensalter und Geschlecht im Pietismus

Organizer
Arbeitskreis Gender & Pietismus
Venue
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
ZIP
Wolfenbüttel
Location
38304
Country
Germany
From - Until
04.05.2023 - 06.05.2023
Deadline
31.03.2022
By
Xenia von Tippelskirch, Humboldt-Universität Berlin

Intersektionen von Lebensalter und Geschlecht im Pietismus

Workshop des Arbeitskreises Gender & Pietismus an der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 4.-6. Mai 2023

CFP: Intersections of Age and Gender in Pietism

Workshop of the Working group Gender & Pietism
Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel 4-6 May 2023

Intersektionen von Lebensalter und Geschlecht im Pietismus

Neben geschlechtlicher und religiöser Zugehörigkeit spielten in der Frühen Neuzeit weitere soziale Kategorien eine tragende Rolle für die Differenzierung gesellschaftlicher Gruppen und die Ausgestaltung konkreter Lebensentwürfe: Eine dieser Kategorien ist das Alter. Auf das Alter einzelner Pietistinnen und Pietisten hat die Forschung bereits hingewiesen und dabei zuweilen auch geschlechterspezifische Zuschreibungen erwähnt: So wurde etwa unterstrichen, dass bei unstandesgemäßen Eheschließungen die Ehepartner auch unterschiedlichen Alters waren, dass gelegentlich generationelle Unterschiede eine Rolle spielten, Witwen besondere agency zukam, Herrnhuter Schwesternchöre altersgemischte Einrichtungen der Brüdergemeine waren oder auch dass Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Eine systematisch vergleichende Erkundung der Verschränkungen von Geschlecht und Alter im Kontext des Pietismus steht hingegen noch aus. Der Arbeitskreis Gender & Pietismus ruft daher dazu auf, im Rahmen eines Workshops die Wechselbeziehungen bzw. Intersektionen von Alter und Geschlecht in den Blick zu nehmen. Dabei soll das Augenmerk nicht nur auf das hohe Alter gerichtet werden, sondern sämtliche Lebensphasen sollen zum Untersuchungsgegenstand gemacht werden. Anknüpfungspunkte können die von den Sozialwissenschaften postulierte Unterscheidung zwischen biologischem und sozialem Alter ebenso wie das historische Modell der Lebenstreppe sein: In diesem Sinne soll es weniger um demographische Bestandsaufnahmen als vielmehr um kulturhistorische Rekonstruktionen von sozial konstruierten Lebensabschnitten und Altersvorstellungen gehen.
Den methodischen Vorschlägen einer Intersektionsanalyse folgend soll verschiedenen Fragen nachgegangen werden: In welchen Konstellationen wurde Alter in der pietistischen Reformbewegung zum Argument, und wann spielte es zusammen mit der Kategorie Geschlecht eine herausgehobene Rolle? In welchen Konfigurationen wurden Altershierarchien suspendiert? Für welche Handlungszusammenhänge war das Alter in Verbindung mit weiteren Differenzkategorien relevant? Auch wenn das Hauptaugenmerk auf Interdependenzen und Überkreuzungen von Alter und Geschlecht liegen soll, müssen selbstverständlich auch weitere Differenzierungen wie Status oder sozialer Stand Berücksichtigung finden. Besondere Aufmerksamkeit verdient u.a. die Verknüpfung von (auch körperlicher) dis/ability und religiösem Virtuosentum oder auch Alter im Kontext globaler Mission.

Wir laden ausdrücklich alle historischen Fächer zur Beteiligung ein: Beiträge aus Literatur-, Kunst- und Musikwissenschaften sind ebenso wie Untersuchungen aus dem Feld der Geschichte und Kirchengeschichte willkommen. Von Interesse sind Fälle, in denen das Lebensalter in den aus pietistischen Kontexten stammenden Quellen explizit thematisiert wird und die zeitgenössische Bedeutung erschlossen werden kann. Denkbar sind Fallstudien und theoretisch interessierte Untersuchungen.

Folgende thematische Zugänge bieten sich an:
- Lebensalter von der Jugend bis zum verwitweten Stand
- ungleiche eheliche Verbindungen
- Dynamiken der altersspezifischen Gruppenbildung
- Krankheit, Gesundheit, dis/ability
- Konversion und Mission: Alter u. lokale Zugehörigkeit, Alter im globalen Kontext der Mission
- Führungspositionen und Tätigkeitsfelder: Gerontokratie vs. spirituelle Begabung jüngerer Pietist*innen
- altersspezifische Frömmigkeitsformen und spirituelles Virtuosentum
- bildliche Repräsentationen und ihre (zeitgenössischen) Interpretationen

Wir bitten um die Einsendung eines kurzen Lebenslaufs mit einem aussagekräftigen Exposé (ca. 2500 Zeichen) bis zum 31. März 2022 an Ulrike Gleixner gleixner@hab.de und Xenia von Tippelskirch xenia.vontippelskirch@hu-berlin.de. Vorbehaltlich der Bewilligung der beantragten Mittel können Fahrt- und Übernachtungskosten erstattet werden. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.

Auswahlbibliographie/ Selected Bibliography:
Ruth Albrecht, Ulrike Gleixner, Corinna Kirschstein, Eva Kormann, Pia Schmid (Hg.), Pietismus und Adel. Genderhistorische Analysen, Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen, 2018.
Matthias Bähr und Florian Kühnel (Hg.): Verschränkte Ungleichheit. Praktiken der Intersektionalität in der Frühen Neuzeit (Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Band 56), Berlin: Duncker & Humblot, 2018.
Lynn Botelho, Old Women in Early Modern Europe. Age as an Analytical Category, New York: Routledge, 2013.
Tobias Delfs: Die Dänisch-Englisch-Hallische Indienmission des späten 18. Jahrhunderts. Alltag, Lebenswelt und Devianz, Stuttgart: Steiner Verlag, 2020.
Josef Ehmer, Das Alter in Geschichte und Geschichtswissenschaft, in: Ursula M. Staudinger, Heinz Häfner (Hg.), Was ist Alter(n)? Neue Antworten auf eine scheinbar einfache Frage, Berlin: Springer-Verlag 2008, 149-172.
Juliette Rennes, Âge biologique versus âge social: une distinction problématique, in: Genèses, 2019/4 n° 117, 109-128.
Daniel Schäfer, Old Age and Disease in Early Modern Medicine, London: Pickering & Chatto, 2011.
Pia Schmid (Hg.), Gender im Pietismus. Netzwerke und Geschlechterkonstruktionen, in Zusammenarbeit mit Ruth Albrecht, Ulrike Gleixner, Eva Kormann, Katja Lißmann u. Christian Soboth, (Hallesche Forschungen 40), Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen, 2015.
Pat Thane, Das Alter: eine Kulturgeschichte, Darmstadt: Wiss. Buchges., 2005.

Intersections of Age and Gender in Pietism

In addition to gender and religious affiliation, other social categories played a key role in the differentiation of social groups and the shaping of individual life projects in the early modern period: one of these categories is age. Research has already highlighted the age of individual Pietists, sometimes also mentioning gender-specific attributes. For example, it has been emphasised that the spouses in mésalliances were also of different ages, that generational differences occasionally played a role, that widows were accorded special agency, that sisters' choirs in Herrnhut were mixed-age institutions of the Moravian community, or that Pietist groups paid special attention to children. There has not yet been a systematic comparative exploration of the intertwining of gender and age in the context of Pietism. The working group Gender & Pietism calls for contributions to examine the interrelations or intersections of age and gender. The focus should not only be on old age, but all phases of life should be examined. Starting points might be the distinction between biological and social age postulated by the social sciences as well as the historical model of the staircase of life stages. Accordingly, the focus should be less on demographics and more on the analysis of socially constructed stages of life and notions about age.
Following the methodological suggestions of an intersectional approach, this workshop will explore various questions: when did age become an argument in the Pietist reform movement, and when did it play a prominent role together with the category of gender? When were age hierarchies suspended? How was age relevant in connection to other categories of difference? Even if the main focus is on interdependencies and intersections of age and gender, other social categories such as status or social rank must of course also be taken into account. Special attention should be paid to the link between dis/ability, religious virtuosity, and age in the context of global missions.
We expressly invite researchers from all historical disciplines to participate: Contributions from literature, art, and music studies are welcome, as are studies from the fields of history and church history. We are especially interested in cases in which age is explicitly addressed in sources originating from Pietist contexts and in which the contemporary significance can be explored. Case studies and theoretically attentive investigations are welcome.

The following thematic fields are possible:
- life from youth to widowhood and/or old age
- unequal marital unions
- dynamics of age-specific group formation
- illness, health, dis/ability
- conversion and mission: age and local affiliation, age in the global context of mission
- Leadership positions and fields of activity: Gerontocracy vs. spiritual giftedness of younger pietists
- age-specific forms of piety and spiritual virtuosity
- iconographic representations and their (contemporary) interpretations

Please send a short curriculum vitae with a meaningful synopsis (approx. 2500 characters) to Ulrike Gleixner gleixner@hab.de and Xenia von Tippelskirch xenia.vontippelskirch@hu-berlin.de by 31 March 2022. Subject to the approval of the requested funds, travel and accommodation costs may be reimbursed. Conference languages are German and English.

Auswahlbibliographie/ Selected Bibliography:
Ruth Albrecht, Ulrike Gleixner, Corinna Kirschstein, Eva Kormann, Pia Schmid (Hg.), Pietismus und Adel. Genderhistorische Analysen, Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen, 2018.
Matthias Bähr und Florian Kühnel (Hg.): Verschränkte Ungleichheit. Praktiken der Intersektionalität in der Frühen Neuzeit (Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Band 56), Berlin: Duncker & Humblot, 2018.
Lynn Botelho, Old Women in Early Modern Europe. Age as an Analytical Category, New York: Routledge, 2013.
Tobias Delfs: Die Dänisch-Englisch-Hallische Indienmission des späten 18. Jahrhunderts. Alltag, Lebenswelt und Devianz, Stuttgart: Steiner Verlag, 2020.
Josef Ehmer, Das Alter in Geschichte und Geschichtswissenschaft, in: Ursula M. Staudinger, Heinz Häfner (Hg.), Was ist Alter(n)? Neue Antworten auf eine scheinbar einfache Frage, Berlin: Springer-Verlag 2008, 149-172.
Juliette Rennes, Âge biologique versus âge social: une distinction problématique, in: Genèses, 2019/4 n° 117, 109-128.
Daniel Schäfer, Old Age and Disease in Early Modern Medicine, London: Pickering & Chatto, 2011.
Pia Schmid (Hg.), Gender im Pietismus. Netzwerke und Geschlechterkonstruktionen, in Zusammenarbeit mit Ruth Albrecht, Ulrike Gleixner, Eva Kormann, Katja Lißmann u. Christian Soboth, (Hallesche Forschungen 40), Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen, 2015.
Pat Thane, Das Alter: eine Kulturgeschichte, Darmstadt: Wiss. Buchges., 2005.

Contact (announcement)

Ulrike Gleixner, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel: gleixner@hab.de
Xenia von Tippelskirch, Humboldt-Universität zu Berlin: xenia.vontippelskirch@hu-berlin.de

https://izp.uni-halle.de/gender_pietismus/