Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven

Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven

Organizer
Esther Berner, HSU Hamburg, Sebastian Engelmann, PH Karlsruhe, Viktoria Gräbe, Universität Hildesheim, Clemens Bach, HSU Hamburg
Venue
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
ZIP
76133
Location
Karlsruhe
Country
Germany
From - Until
28.04.2022 - 29.04.2022
Deadline
31.10.2021
By
Sebastian Engelmann, Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven

Kriege sind Brüche im gesellschaftlichen Leben. Sie zeitigen zumeist gravierende Veränderungen in den Biografien und Lebensgewohnheiten der Menschen und wirken damit unweigerlich auch auf öffentliche und private pädagogische Verhältnisse zurück. Kriegen vorausgehende Konflikte werden in Formaten der Information und Kommunikation bearbeitet, in denen der Übergang zwischen Pädagogik und Propaganda oftmals ein fließender ist.

War and Peace – Historical-Pedagogical Perspectives

Wars are ruptures in social life. They usually bring about serious changes in people's
biographies and lifestyles and thus, inevitably, have an impact on public and private
pedagogical conditions. Conflicts preceding wars are dealt with in formats of information and
communication in which the transition between pedagogy and propaganda is often a fluid one.

Krieg und Frieden – Bildungshistorische Perspektiven

Kriege wirken diesbezüglich auch nicht „reinigend“, denn Kriege erzeugen immer auch Verlierer. Frieden hingegen bezeichnet regelmäßig einen Zustand, seltener einen abschließbaren Prozess, in dem die aktuelle Gesellschaftsformation mitsamt ihrer Werte tradiert und fortgeschrieben, zugleich aber auch gegen den drohenden Krieg verteidigt wird; mitunter stellt Frieden auch einfach neue oder alte Konflikte auf Dauer. So verstanden verlangen Krieg und Frieden nach Deutungen und bieten auch auf diese Weise Konfliktpotential sowohl innerhalb der beteiligten wie zwischen diesen und den nachfolgenden Generationen.

Pädagogik bereitete auf den Krieg vor und sollte ihn oft genug auch abwehren. Pädagogik wurde und wird zugleich als Vermittlerin von kriegerischen und friedfertigen Einstellungen verstanden, als Angriff auf und Abwehr von gegenläufigen Intentionen. Bildung und Erziehung für den Krieg, im Krieg, gegen den Krieg und nach dem Krieg lassen sich ebenso leicht benennen wie Bildung und Erziehung für den Frieden, zur Aufrechterhaltung des Friedens und auch zur Wiederherstellung des Friedens. Geht es um die Darstellung und Aufarbeitung, so kommt Bildungsinstitutionen, neben anderen Trägern von Erinnerungskultur, also eine nicht unerhebliche Bedeutung zu.

Ausgehend von diesen Überlegungen möchte die Tagung den bildungshistorischen Blick schärfen für (Inter-)Relationen zwischen „Pädagogik“, umfassend (Prozesse der) Erziehung, Bildung und Sozialisation, ihren Akteur:innen, Institutionen und Organisationen, inklusive der Erziehungswissenschaft, auf der einen Seite und Krieg und Frieden sowie deren Deutungen auf der anderen Seite.

Einschränkungen für Einreichungen von Proposals existieren weder bezüglich des zeitlichen noch des räumlich-geografischen Horizontes. Ziel ist es, neue Perspektiven hinsichtlich bislang wenig beachteter Bezüge und Diskurse zu eröffnen und neue Forschungen auf Grundlage innovativer Methoden und Theorien sowie bislang kaum berücksichtigter Quellen zu initiieren.

Vor diesem Hintergrund sind Beiträge besonders willkommen, die sich der Themenstellung unter Berücksichtigung der folgenden Schwerpunkte widmen:

1) Institutionen und Organisationen: Welche institutionellen Verflechtungen zwischen Militär und Pädagogik lassen sich bildungshistorisch herausarbeiten? Welche Rolle spielten unterschiedliche Institutionen, Organisationen und Bewegungen (Jugendbünde, Schule und andere Bildungseinrichtungen, militärische Organisationen, Frauenbewegung etc.) in Bezug auf die Vorbereitung und Propagierung von Krieg sowie die Friedenssicherung?

2) Krieg und Frieden in pädagogischen Diskursen: Wie wurden Krieg und Frieden als bedeutsame Themen in pädagogischen Diskursen diskutiert? Welche Einschätzungen und Positionen sind sichtbar und wie lassen sie sich vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen einordnen? Welche Diskussionen beeinflussen das pädagogische Denken und wie gestaltet sich das Verhältnis von Pädagogik und Militär aus?

3) Pädagogische Ästhetisierung von Krieg und Frieden: Wie wurden Krieg und Frieden in unterschiedlichen Medien aufgegriffen, ästhetisiert und verhandelt (bspw. Film, Belletristik, Schulbücher, Musik, Kunst)? Welche ästhetischen Strategien und Stilmittel fanden Verwendung etwa bei der Schaffung von pädagogisch wirksamen Vorbildern und Rollenmustern (Männlichkeit, Soldatentum, der Offizier als pädagogisches Vorbild u.ä.)?

4) Jugend und Friedenspolitik: Wie wurde Jugend im Rahmen (trans-)nationaler Friedensprojekte mobilisiert? Welche Spannungen entstanden dabei zwischen Partizipation und Instrumentalisierung einerseits, Friedenssicherung und nationaler Entwicklungspolitik andererseits?

5) Neuere methodische und theoretische Zugänge sowie noch nicht erschlossenes Quellenmaterial: Welche bislang unbeachteten Perspektiven auf den Themenkomplex – wie etwa körper- und geschlechterhistorische Konzepte, Intersektionalität oder transnationale Zugänge etc. – können fruchtbar gemacht werden? Welche bisher kaum oder noch nicht gesichteten Quellen, Dokumente und Medien – wie bspw. Tagebücher oder Briefwechsel – sowie wenig beforschte Zusammenhänge von Militär und Pädagogik lassen sich diskutieren?

Die Beiträge können zu einer oder mehrerer dieser fünf Kategorien eingereicht werden, sind aber nicht auf sie beschränkt.

Die Einreichung von Beiträgen durch Wissenschaftler:innen in Qualifikationsphasen ist explizit erwünscht. Wir prüfen derzeit die Möglichkeit der Reisekostenunterstützung von Wissenschaftler:innen in der Qualifikationsphase.

Die Einreichungsfrist für eine kurze Zusammenfassung des geplanten Projekts (max. 500 Wörter) mitsamt einer kurzen biografischen Information ist der 31.10.2021.

Bitte senden Sie Ihre Einreichungen als PDF an sebastian.engelmann@ph-karlsruhe.de und bernere@hsu-hh.de.

Wir streben eine Rückmeldung bis Ende November 2021 an.

Contact (announcement)

sebastian.engelmann@ph-karlsruhe.de