Das 31. Kolloquium zur Polizeigeschichte findet vom 30. Juni bis 2. Juli 2022 an der Universität Wien statt. Veranstaltet wird die Tagung durch das Institut für Historische Sozialforschung, die Arbeiterkammer Wien und das Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien.
Das Tagungsthema „Polizei, Arbeit und Kontrolle“ hat mehrere Bedeutungsebenen: Einerseits steht polizeiliches Handeln als Ausübung der Berufstätigkeit im Fokus. Darunter sind sämtliche Dimensionen des Themenfeldes „Polizei als Arbeit“ zu verstehen. Das Spektrum möglicher Themenstellungen reicht hier von soziologischen Untersuchungen der Institution Polizei und ihrer Gliederungen, über Rekrutierungsmuster und Auswahlkriterien, Ausbildung, Korpsgeist, Selbstverständnis, Berufsrecht und sonstigen rechtlichen Rahmenbedingungen bis hin zu Fragen des Dienstalltags oder Strategien und Techniken polizeilichen (einschließlich kolonialpolizeilichen) Arbeitens. Nicht zuletzt von Interesse sind mediale und (pop)kulturelle Rezeptionsweisen polizeilicher Tätigkeit. Polizei als Arbeit umfasst außerdem das vielfältige Beziehungsgeflecht zwischen Polizei und Dienstgeber, einschließlich Formen kollektiver Interessensdurchsetzung durch Personalvertretungen und Polizeigewerkschaften mit ihren vielfältigen Implikationen. Hier wird auch der titelgebende Kontrollaspekt schlagend: Wie stellt sich der reale Einfluss des Dienstgebers – und damit letztlich der politischen Ebene – auf die Praxis der Polizeiarbeit dar? Welcher Kontrolle – bis hin zur Disziplinarpraxis – ist das System Polizei in verschiedensten Zeiten und Kontexten unterworfen?
Die zweite Dimension des Tagungsschwerpunktes nimmt „Polizei und Arbeitende“ in den Blick. Gefragt wird dabei auf einer Metaebene nach der sozialen Funktion der Polizei in unterschiedlichen Perioden, Regionen und Regimen (einschließlich Besatzungs- und Kolonialmächten) wie auch nach unterschiedlichsten Interaktionsmustern zwischen Polizei und Arbeitenden, sei es am Rande offen ausgetragener Konflikte oder im Alltag von Individuen und Gruppen. Auch hier interessieren beidseitige Wahrnehmungen, Inszenierungen und Deutungen sowie der entsprechende Rechtsrahmen. Von besonderem Interesse sind Beiträge, die sich mit der Rolle der Polizei bei der Durchsetzung von Arbeitsregimen befassen, also auch mit der Kontrolle von Arbeitenden durch die Exekutive. Als Instanz der „Kontrolle“ ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Staatlichkeit zu verstehen, sondern etwa auch private-policing-AkteurInnen. Besonders begrüßt werden darüber hinaus Beiträge, die sich dem Verhältnis von Polizei und politischen Bewegungen, vornehmlich der Arbeiterbewegung, widmen.
Die skizzierten Problemstellungen sind bewusst weit gehalten, um Annäherungen in unterschiedlichsten fachlichen, räumlichen und zeitlichen Kontexten zu erlauben. Neben den Themensektionen ist wie immer auch eine offene Sektion vorgesehen.
Bitte senden Sie Ihr Proposal in einer Länge von maximal 3.000 Zeichen (einschl. Leerzeichen) in deutscher oder englischer Sprache zuzüglich kurzem narrativem CV und gegebenenfalls einem Verzeichnis Ihrer Publikationen aus den vergangenen fünf Jahren bis spätestens 15. März 2022 an polizeigeschichte@ihsf.at.
Für ReferentInnen werden Reise- und Übernachtungskosten übernommen. Mit der Teilnahme geht die Selbstverpflichtung einher, bis zum 30. November 2022 einen wissenschaftlichen Beitrag zum Thema des Referates in der Länge von rund 50.000 Zeichen (einschl. Leerzeichen) für die Tagungspublikation zu übermitteln. Sollte die Durchführung einer Präsenzveranstaltung pandemiebedingt nicht möglich sein, wird die Veranstaltung digital stattfinden.