Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

Organizer
Atreju Allahverdy, Thomas Moser
Venue
Technische Universität Wien
ZIP
1040
Location
Wien
Country
Austria
Takes place
In Attendance
From - Until
16.06.2023 - 17.06.2023
Deadline
12.02.2023
By
Atreju Allahverdy, Forschungsbereich Kunstgeschichte, Technische Universität Wien

Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

Die Tagung soll mit Beiträgen aus diversen fachlichen Perspektiven einen betont interdisziplinären Diskurs über bewegliche Architekturen und bewegte Architekturbetrachtung sowie deren vielgestaltige Mischformen als ein zusammenhängendes Spannungsfeld moderner Architekturwahrnehmung eröffnen.

Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

With contributions from multidisciplinary perspectives, the conference is intended to facilitate an emphatically interdisciplinary discourse on moving architecture and moving architectural observation as well as their multifaceted hybrid forms as a coherent field of tension in modern architectural perception.

Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

Bewegung und Mobilität erscheinen als geradezu kategoriale Gegenbegriffe zur statischen und meist auf stationäre Beständigkeit ausgelegten Verfasstheit von Architektur – doch nur auf den ersten Blick: Denn zum einen können Bauten durch ihre formale Gestaltung dynamisch und wie in Bewegung wirken. Noch signifikanter scheint jedoch, dass der Wahrnehmung von Architektur sowohl auf Seiten der Bauten selbst als auch vonseiten der Rezipient:innen auch realiter oftmals Mobilitätsaspekte eingepreist sind. Seit gut 5.000 Jahren werden in Europa beispielsweise Türen, Tore und andere Gebäudeteile wie Fenster, Rampen, Stege und Brücken bewegt, während die vermeintlich passive, gebaute Architektur zu Fuß, auf dem Pferd und aus Kutschen seit jeher auch in Bewegung erfahren und dadurch wiederum subjektiv in Bewegung versetzt und animiert wird. Eine regungslose, statische Architekturwahrnehmung bildet also vielmehr eine Ausnahme als den Regelfall. Dabei hat die technologische Transformation der modernen Lebenswirklichkeit unter zunächst thermodynamischen Vorzeichen, etwa durch Dampfmaschinen und Verbrennungsmotoren bis hin zum aktuellen Aufschwung der Elektromobilität, völlig neuartige Modi dynamischer Architekturwahrnehmung gezeitigt, die wir im Rahmen einer interdisziplinären Tagung untersuchen möchten. Der doppelte Fokus liegt dabei sowohl auf beweglichen Architekturen als auch auf bewegter Architekturbetrachtung sowie deren vielgestaltigen Mischformen, die als ein zusammenhängendes Spannungsfeld der modernen Architekturwahrnehmung gemeinsam in den Blick genommen werden. Der Architekturbegriff wird hierfür dezidiert weitgefasst und schließt insbesondere Bereiche des Designs mit ein, so werden beispielsweise bewegliche Möbel oder Fortbewegungsmittel und deren Innenausstattungen als mobile Architektur miteinbezogen.

Mit den neuen Geschwindigkeitserfahrungen in Eisenbahn, Tramway, Automobil und Flugzeug haben sich seit dem 19. Jahrhundert auch neue Wahrnehmungshorizonte von Architektur eröffnet, die unter anderem an urbane, periphere und ländliche Raumgefüge gekoppelt waren. Entscheidend ist dabei zudem eine betonte körperliche Passivität des betrachtenden Subjekts, das, bald nicht mehr als aktiver Flaneur, in Stadtbahnen, in Aufzügen und auf Rolltreppen mühelos und ohne Kraftanstrengung dennoch aus einer mobilen Perspektive betrachten konnte. Komplementär hierzu bewegen sich Türen, Tore oder Schranken heute – oftmals ausgelöst durch Bewegungsmelder oder digitale Steuerung – wie von Zauberhand und entfalten so eine eigene architektonische Agentialität. Der Handlungsimpetus liegt hier nicht mehr vordergründig bei den Betrachter:innen, die durch Zeichensysteme, Wegeführung und Geschwindigkeitsregulierungen in ihrer Architekturbetrachtung angeleitet und bisweilen gesteuert werden. So machen sich Architekturen oftmals durch Gleisführungen, Straßenverläufe und Start- und Landebahnen vorgegebene Blickachsen zunutze und kalkulieren hierfür neben Betrachter:innenstandpunkten auch die jeweiligen Reisegeschwindigkeiten mit ein.

Spezifisch modern sind diese Architekturwahrnehmungen nicht lediglich, weil durch den Zug und das Auto beschleunigte Fortbewegung zunehmend demokratisiert worden ist, sondern auch, weil die wechselseitige Abhängigkeit von Geschwindigkeit, Raum und Zeit spätestens seit der Relativitätstheorie ein genuin modernes Denkmodell bildet. Richtet man die Aufmerksamkeit diesem Denkmodell folgend auf die Frage nach dem Ort des eigentlichen Bewegungsimpetus, lassen sich verschiedene Wahrnehmungsvarianten phänomenologisch unterscheiden. Beschreibbar ist zum einen eine weitestgehend statische Betrachtung von Architektur(teilen) in Bewegung, der ihrerseits Wahrnehmungsvorgänge gegenüberstehen, bei denen sich Rezipient:innen selbst in Bewegung befinden und die hierbei statischen Bauten betrachtet werden. Für die Moderne besonders charakteristisch scheinen indes integrative Mischformen dieser beiden Konstellationen, bei denen die Betrachtung aus einer selbst mobilen Architektur heraus erfolgt – etwa aus einem fahrenden Zug, einem Auto oder von einer Rolltreppe aus. Schließlich würden sich dann Betrachtungen von statischer oder sich selbst in Bewegung befindender Architektur fallunterscheiden lassen, beispielsweise im Fall eines fahrenden Zugs, der aus einem fahrenden Auto beobachtet wird.

Willkommen sind Beiträge aus diversen fachlichen Perspektiven wie etwa der Design(geschichte), Technikgeschichte, Wissenschaftsgeschichte, Architektur- und Kunstgeschichte sowie (historischer) Urbanistik, um einen betont interdisziplinären Diskurs zu ermöglichen. Die Beiträge sollen im Anschluss an die Tagung als Sammelband publiziert werden.

Bei Interesse senden Sie bitte bis zum 12. Februar ein Abstract (max. eine Seite) für einen 20-minütigen Vortrag und ein knappes CV an atreju.allahverdy@tuwien.ac.at und thomas.moser@tuwien.ac.at.
Vorträge können auf Englisch oder Deutsch gehalten werden. Reise- und Übernachtungskosten können nach Maßgabe unserer Mittel bezuschusst werden, falls keine Fördermöglichkeiten durch Stipendien und wissenschaftliche Anstellungen bestehen.

Animated Architecture. Movement and Mobility in the Experience of Modern Architecture and Design

Movement and mobility appear as categorical counter-concepts to the static and stationary nature of architecture – but only at first glance. Indeed, on the one hand, buildings can be dynamic and seemingly in a state of flux by virtue of their formal design. On the other hand, and even more remarkably, the perception of architecture, both on the part of the built structures themselves as well as on the part of the recipients, often incorporates aspects of mobility. In Europe, for example, doors, gates, and other parts of buildings such as windows, ramps, and bridges have been moved for a good 5,000 years, while the supposedly passive, built architecture has been experienced in movement on foot, on horseback, and from carriages, thereby being animated and set in motion. A motionless, static perception of architecture thus poses an exception rather than the rule. The technological transformation of modern life has, under initially thermodynamic auspices, from steam and combustion engines to the current upswing in electromobility, engendered new modes of dynamic architectural perception, which we would like to examine in the course of an interdisciplinary conference. Its emphasis lies on both mobile architectures and on mobile architectural perception as well as all their manifold amalgamations, which are jointly considered as a coherent aspect of modern architectural experience. To this end, the term “architecture” is understood in a decidedly broad sense, encompassing in particular areas of design. For example, mobile furniture or means of transport and their interiors are included as locomotive architecture.

Given the new experiences of speed in trains, streetcars, automobiles, and airplanes, new horizons of architecture perception have unfolded since the 19th century, which were, in turn, linked to urban, peripheral, and rural spaces. Crucial in this regard is also an accentuated physical passivity of the viewing subject, who, soon no longer an active flaneur, could observe from a mobile viewpoint in elevators and on escalators effortlessly and at ease. In contrast, doors, gates, and barriers today often move as if by magic, triggered by motion detectors or digital control, thus exhibiting their own architectural agency. The incentive to act no longer rests exclusively with the viewer, who is guided and even controlled in his or her architectural perception by sign systems, wayfinding, and speed regulations. In this way, architectures often harness the visual axes determined by runways, track and road layouts, taking into account not only the viewer's point of view, but also the respective travel speeds.

These architectural perceptions are specifically modern not only because accelerated locomotion has been increasingly democratized by the train and the car, but also because the interdependence of speed, space, and time has formed a genuinely modern model of thought at least since the theory of relativity. If, following this model, attention is directed to the location of the actual impetus for movement, different variants of perception can be distinguished phenomenologically. For example, it is possible to describe a largely static observation of (parts of) architecture in motion, which is juxtaposed with perceptual processes in which the recipients themselves are in motion while observing static buildings. For modernism, however, integrative hybrid forms of these two constellations seem to be particularly characteristic. In such cases, the perception takes place from within architecture that is itself in motion – e.g., from a moving train, a car, or an escalator. Here, ultimately, perceptions of static architecture and architecture that is itself in motion can be distinguished, for example, when a moving train is observed from a moving car.

We welcome contributions from various disciplinary perspectives, such as design (history), history of technology, history of science, history of architecture and art, and (historical) urban studies. The contributions are planned for publication in an edited volume following the conference.

Please send an abstract (max. one page) for a 20-minute talk and a brief CV to atreju.allahverdy@tuiwen.ac.at and thomas.moser@tuwien.ac.at by February 12. Presentations can be given in English or German. In the absence of funding through grants, fellowships, and academic employment, travel and accommodation expenses may be subsidized as our funds allow.

Contact (announcement)

Atreju Allahverdy (atreju.allahverdy@tuwien.ac.at), Thomas Moser (thomas.moser@tuwien.ac.at)

https://kunstgeschichte.tuwien.ac.at/