Warten. Kulturhistorische Zugänge zwischen Mittelalter und Moderne

Warten. Kulturhistorische Zugänge zwischen Mittelalter und Moderne

Veranstalter
PD Dr. Christoph Mauntel (Osnabrück/München), Prof. Dr. Helmut Puff (Ann Arbor)
Veranstaltungsort
Historisches Kolleg, Kaulbachstraße 15
Gefördert durch
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
PLZ
80539
Ort
München
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
28.02.2024 - 29.02.2024
Deadline
12.02.2024
Von
Christoph Mauntel, Historisches Seminar - Mittelalterliche Geschichte, Universität Osnabrück

Die internationale Tagung nimmt das Phänomen des ‚Wartens‘ epochenübergreifend in den Blick und fragt sowohl nach spezifischen Kontexten des Wartens als auch nach sich wandelnden Wartekulturen in der longue durée vom Mittelalter zur Moderne.

Warten. Kulturhistorische Zugänge zwischen Mittelalter und Moderne

Warten scheint allgegenwärtig und ein höchst ambivalentes Phänomen zu sein: Zu Warten widerstrebt unseren oft eng getakteten Plänen und ist doch unausweichlich; gleichzeitig wird mußevolles Warten mitunter zu einem Sehnsuchtsort stilisiert, der dem ‚modernen‘ Menschen jedoch verschlossen scheint. Das Warten, so schrieb die Journalistin Friederike Gräff, sei „ein Zustand, den wir literarisch verklären und praktisch scheuen wie die Pest“. Das Nachdenken über Warten ist unausweichlich verbunden mit Konzeptionen der Zeitlichkeit: Die Schnelllebigkeit der Moderne scheint andere Muster des Wartens hervorzubringen, als der vormodernen Zeit zugeschrieben werden – so jedenfalls heißt es gelegentlich in der anthropologischen, soziologischen oder historischen Literatur. Das Diktum von Reinhardt Koselleck, dass die Moderne zu einer Säkularisierung und Beschleunigung der Zeit geführt und damit neue Sinn- und Deutungshorizonte möglich gemacht habe, ist hier nach wie vor wirkmächtig.

Die interdisziplinäre und epochenübergreifende Tagung möchte sich kritisch mit dieser These zur Historizität der Zeitlichkeit des Wartens auseinandersetzen und das Phänomen in einem breiten zeitlichen Zugriff im Spannungsfeld zwischen Vormoderne und Moderne ausloten.
Alle interessierten sind herzlich willkommen - es wird um Anmeldung bis zum 12. Februar 2024 gebeten.

Programm

MITTWOCH, 28.02.2024
Ab 12:30 Uhr Get together
13:00 Uhr Begrüßung
13:30 Uhr Helmut Puff (Ann Arbor): Die Geschichte des Wartens als methodische Herausforderung

Sektion 1: Warten auf die Mächtigen
Moderation: Guiseppe Cusa (Siegen)
14:20 Uhr Knut Görich (München): Warten auf den Kaiser in staufischer Zeit
15:10 Uhr Kaffeepause
15:40 Uhr Maximiliane Berger (Basel): Wartungsarbeit und Zeitsouveränität: Gesandte in der spätmittelalterlichen politischen Koordination
16:30 Uhr Norman Domeier (Prag): Der journalistische Scoop und das Abwarten-Müssen: Überlegungen zu Zeit, Faktizität und Medienberichterstattung am Beispiel des deutschen Überfalls auf Dänemark und Norwegen am 9. April 1940

18:00 Uhr Öffentlicher Abendvortrag: Barbara Stollberg-Rilinger (Berlin): Warten und Erwarten bei Hof. Verzögerung als institutionelle Praxis

DONNERSTAG, 29.02.2024
Sektion 2: Mobilität und Immobilität
Moderation: Guiseppe Cusa (Siegen)
09:00 Uhr Christoph Mauntel (Osnabrück/München): Venedig machte sie verdrossen, ungern waren sie noch da. Zeitmanagement und Wartezeiten auf spätmittelalterlichen Pilgerreisen nach Jerusalem
09:50 Uhr Lucas Wodzicki (Berlin): Politische Geduld und private Ungeduld: Das Warten des venezianischen Gesandten Giovanni Dario am Osmanenhof
10:40 Uhr Kaffeepause
11:10 Uhr Thomas Schader (Erfurt): Missionare in der Warteschleife. Zwischen modus exspectandi und horror vacui.
12:00 Uhr Robin Kellermann (Berlin): Zwischen Vorfreude und Kalamität: Zum bau- und rezeptionsgeschichtlichen Wandel des Wartens auf die Eisenbahn

13:00 Uhr Mittagspause

Sektion 3: Kommunikation und Zeiterfahrung
Moderation: Roland Wenzlhuemer (München)
14:30 Uhr Jan-Hendryk de Boer (Essen): Und heute wieder kein Brief. Warten als Technik humanistischer Gruppenbildung
15:20 Uhr Alexander Engel (München/Göttingen): Wartekalküle. Kaufmännisches Zeithandeln im Übergang zur Moderne
16:10 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr Felix Ringel (Durham): Warten auf den Kapitalismus: Von Enttäuschung, Hoffnung und Geduld in postindustriellen Städten
17:20 Uhr Fernando Esposito (Konstanz): Rastlose Revolutionäre. Die Ungeduld der Faschisten
18:10 Uhr Abschlussdiskussion

Kontakt

Christoph Mauntel (christoph.mauntel@mg.fak09.uni-muenchen.de)